1 SPIELZEIT 06/07 Materialien zu NUR NOCH ... - Theater Ulm
1 SPIELZEIT 06/07 Materialien zu NUR NOCH ... - Theater Ulm
1 SPIELZEIT 06/07 Materialien zu NUR NOCH ... - Theater Ulm
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Theater</strong> <strong>Ulm</strong> <strong>NUR</strong> <strong>NOCH</strong> HEUTE <strong>Materialien</strong><br />
SCHNEE IM APRIL. 2002<br />
Als Glenn mit seiner Frau Amy seinen Geburtstag feiert, steht unerwartet ein Mann<br />
vor der Tür, der behauptet, sein Halbbruder <strong>zu</strong> sein. Nach anfänglichem Zögern<br />
glaubt Glenn Scott seine Geschichte und lädt ihn ein, da <strong>zu</strong> bleiben, während Amy<br />
dem Eindringling mit unverhohlener Ablehnung begegnet. Scott drängt sich in das<br />
Leben des Paares und verursacht schwerwiegende Krisen zwischen den beiden, bis<br />
Amy seine Behauptungen gründlich hinterfragt. Während Scott am Schluss<br />
verschwindet, finden Amy und Glenn vorsichtig wieder <strong>zu</strong>einander. Neben die kleine<br />
Wohnung des Paares setzt Harbeke eine Nachbarwohnung, in der eine junge Frau<br />
ohne Worte ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgeht – für die gesamte Dauer<br />
des Stücks, vorwiegend liest sie Zeitung, trinkt Pepsi und schaut sich Ausschnitte<br />
aus Videofilmen an.<br />
Wieder eine Familiengeschichte, die allerdings gar nichts Tschechowsches mehr an<br />
sich hat. Die bedrohliche Atmosphäre, die die Einnistung von Scott ins Leben seines<br />
vermeintlichen Halbbruders hervorruft, erinnert an Pinter. Auch durch das stumme<br />
Spiel der Nachbarin wird die Erwartung des Lesers in Richtung große Entladung<br />
gelenkt, aber die Auseinanderset<strong>zu</strong>ng bleibt gedeckelt, es kommt nicht <strong>zu</strong>r<br />
Explosion.<br />
DER HIMMEL IST WEISS. 2002<br />
Erzählt wird die Geschichte von Maria, ihrem Mann Paul, ihrem früheren Freund Jan<br />
und ihrem Geliebten Eb. In dreizehn Szenen, die achronologisch hin und her<br />
springen, aber in ihrer Struktur sehr ähnlich sind, verfolgt man Marias Leben,<br />
eigentlich ihre Daseinsform in unterschiedlichen Beziehungen: Mit 23 ist sie mit dem<br />
unangepassten, flippigen Jan <strong>zu</strong>sammen, mit dem sie eine wilde, romantische aber<br />
absolut unausgewogene Beziehung führt. Später lernt sie Paul kennen, mit 37 führen<br />
sie eine stabile Ehe, haben eine Tochter, ihre Beziehung ist zärtlich aber nicht<br />
unbedingt spannend. Sie treffen sich in jeder Mittagspause im Park. Maria ist<br />
verantwortliche Beraterin in einer Agentur. Mit 51 hat sie eine Affäre mit dem<br />
Kapitän Eb, die <strong>zu</strong>nächst sehr erfüllend und verheißungsvoll ist, aber von seiner<br />
Seite beendet wird, und zwar in einem langen Prozess. Am Ende bleibt sie mit Paul<br />
<strong>zu</strong>sammen.<br />
Alle Szenen des Stücks spielen in einem Park. Maria trifft mit ihren Männern stets in<br />
höchst ähnlicher Weise <strong>zu</strong>sammen. Der repetetive, monotone Charakter, den das<br />
Stück hierdurch bekommt, erhöht zwar die Aufmerksamkeit für die<br />
unterschiedlichen Haltungen der Protagonistin in ihren verschiedenen<br />
Lebensphasen, verlangt dem Leser aber auch einige Kraftreserven ab. Sprachlich ist<br />
DER HIMMEL IST WEISS sehr reduziert, oft folgen Repliken, die ausschließlich aus<br />
einem Wort bestehen, aufeinander („Nein“ – „Doch“ – „Nein“).<br />
6