1 SPIELZEIT 06/07 Materialien zu NUR NOCH ... - Theater Ulm
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<strong>Theater</strong> <strong>Ulm</strong> <strong>NUR</strong> <strong>NOCH</strong> HEUTE <strong>Materialien</strong><br />
Denys Arcand<br />
DER UNTERGANG DES AMERIKANISCHEN IMPERIUMS<br />
I. Eingangsszene<br />
Diane interviewt Dominique<br />
DIANE<br />
Interview mit Dominique Santano von Diane<br />
Leonard für Literatur und Medien... Sie sind<br />
Leiterin der historischen Fakultät der<br />
Universität und sie haben gerade im<br />
Universitätsverlag ein Buch veröffentlicht<br />
mit dem Titel "Variationen der Idee vom<br />
Glück". Worum geht es in diesem Buch<br />
DOMINIQUE<br />
Ja. In Variationen entwickele ich die<br />
Hypothese, dass sich die Idee vom<br />
persönlichen Glück immer dann literarisch<br />
bedeutsam wird, wenn die<br />
Ausstrahlungskraft einer Nation oder einer<br />
Zivilisation kleiner wird.<br />
DIANE<br />
Und was ist Ihrer Ansicht nach persönliches Glück<br />
DOMINIQUE<br />
Das ist die Idee, dass man in seinem Alltagsleben für das was man getan hat, stets<br />
sofort belohnt wird, und dass der Umfang dieser Belohnungen eigentlich den<br />
normativen Parameter für das Gelebte bildet.<br />
DIANE<br />
Könnten Sie das unseren Hörern mit einem Beispiel veranschaulichen<br />
DOMINIQUE<br />
Ja. Zum Beispiel die Institution der Ehe. In den stabilen Gesellschaften hat die Ehe<br />
die Funktion des wirtschaftlichen oder politischen Ausgleichs oder die einer<br />
Produktionsgemeinschaft.<br />
DIANE<br />
Und das bedeutet<br />
DOMINIQUE<br />
Das bedeutet, dass eine gute Ehe überhaupt nichts mit dem persönlichen Glück der<br />
beiden verheirateten Individuen <strong>zu</strong> tun hat. Die Frage stellt sich vielleicht nicht<br />
einmal. In einer unterentwickelten Gesellschaft sind ja auch erst einmal das<br />
Wohlergehen der Gesellschaft und Ihre Zukunft wichtiger als augenblickliche<br />
persönliche Zufriedenheit. In der römischen Literatur <strong>zu</strong>m Beispiel ist von der<br />
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