Magisterarbeit - Karate-Budo-Torgelow
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das tiefe Verständnis der Kampfkunst eingeweiht und meistens zu seinen Nachfolgern<br />
ernannt. Zu Zeiten der Geheimhaltung der Kampfkunst waren Uchi-deshi fast<br />
ausschließlich Verwandte. Sonst wurden nur Schüler Uchi-deshi, wenn sie einen reinen<br />
Charakter hatten, mit Hingabe trainierten, ohne Widerworte alles Annahmen,<br />
was der Meister sagte, sich selbst dabei aufgaben und mit größter Härte und Demut<br />
an sich arbeiteten. Daran kann man erkennen, dass bestimmte Prinzipien im Lehr-<br />
und Lernprozess befolgt wurden.<br />
2.5) Didaktische Prinzipien<br />
Um die Geheimhaltung der Kampfkunst zu wahren musste der Lehrer sicher sein,<br />
dass die Schüler absolut vertrauenswürdig waren. Konnte er sich bei einem sicher<br />
sein, nahm er ihn auf. Dieser unterwarf sich einer absoluten Hierarchie und musste<br />
dem Lehrer und den fortgeschrittenen Schülern gehorsam sein. In den asiatischen<br />
Ländern stellte das keine Schwierigkeit dar, denn die Gesellschaft war absolut hierarchisch<br />
aufgebaut. Japan war hierbei ein Extrem, denn das Kämpfen oblag der<br />
Samurai-Klasse und dem Adel. Sie lebten nach dem Kodex des „Bushido“, dem<br />
„Weg des Kriegers“. Wer diesem Weg folgte wurde schon in der Kindheit zu absolutem<br />
Gehorsam dem Lehrer und Herren gegenüber erzogen. Samurai bedeutet nicht<br />
nur Krieger, sondern auch Dienender. So wurde alles hingenommen, nichts hinterfragt<br />
und kein Schüler bildete sich eine eigene Meinung, bis er nicht selbst Meisterschaft<br />
in den Künsten erlangt hatte. Diese absolute Hingabe, das Fehlen von Erklärungen<br />
und das Hinnehmen auch unverständlicher Inhalte sind bei Menschen der<br />
westlichen Welt fast völlig ausgeschlossen. Hier gilt jemand, der sich nicht erklärt<br />
und sein Handeln und Lehren nicht erläutert, als inkompetent und nicht fähig zu unterrichten.<br />
Es könnte das Fehlen didaktischer Kompetenz diagnostiziert werden. Das<br />
ist sicherlich entwicklungsbedingt und der wissenschaftlichen Betrachtungsweise und<br />
Analyse zur Erkenntnis der Dinge und Zusammenhänge der Welt zuzuordnen. Diese<br />
Unterschiede machen das Verstehen des ursprünglichen <strong>Karate</strong>, sowohl im klassischen<br />
Training als auch im Verständnis, des oben erläuterten Hintergrundes für Menschen<br />
der westlichen, analytischen und rationell erklärenden Zivilisation beinahe unmöglich.<br />
Doch Einblicke in die Geschichte der Kampfkunst und die Betrachtung didaktischer<br />
Prinzipien können das Verständnis erhöhen. Die didaktischen Prinzipien<br />
und die didaktischen Methodiken erleichtern das Training in Hinsicht auf den Lern-<br />
und Lehrprozess. Sie wurden aus den philosophisch traditionellen Verhaltensregeln<br />
erarbeitet und weiterentwickelt. Dabei ist ein Punkt die Bezeichnung: „<strong>Karate</strong>-do“. Do<br />
beschreibt den Weg, der lebenslang verfolgt wird und mit einem Schritt beginnt. Dieser<br />
eine Schritt und die Länge des Weges, bis zum Lebensende, bedeuten das Üben<br />
von Klein zu Groß und das stetige Wiederholen der Grundlagen. Das ist ein wichtiges<br />
didaktisches Prinzip. Der Weg wird in drei Hauptetappen gegliedert. Diese sind<br />
traditionell überliefert und stellen drei didaktische Prinzipien und insgesamt eine didaktische<br />
Methode dar. Die traditionellen Wegetappen werden „Shu – Ha – Ri“ genannt<br />
(vgl.: W. Lind 1995, S.101; A. Pflüger 1995, S.20; Schlatt 1999, S.165). „Shu“<br />
wird mit „befolgen“ oder „einhalten“ übersetzt und heißt die Einhaltung aller Regeln<br />
und deren duldsame Befolgung ohne Eigenwillen. Hier steht das Erlernen von Techniken<br />
und Bewegungsabläufe im Vordergrund, ohne Verfälschung und genau so, wie<br />
es der Lehrer unterrichtet. Shu ist die erste Wegetappe und wird als Basis der nächsten<br />
Etappen betrachtet. „Ha bedeutet die Ketten der Tradition zu brechen, seine eigene<br />
Entwicklung zu suchen“ (A. Pflüger 1995, S.20). „Ha“ wird mit „zerreißen“ oder<br />
„zerbrechen“ übersetzt. Dies ist die zweite Wegetappe und wird als „Befreiung aus<br />
der Formgefangenheit“ (W. Lind 1995, S.101) oder als die „Auseinandersetzung mit<br />
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