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Magisterarbeit - Karate-Budo-Torgelow

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Sato stellte exklusive Handelsbeziehungen zu Korea her<br />

und erhielt die Unterstützung Chinas. Dadurch erlangte er<br />

eine Vormachtstellung. In dieser Zeit schickte der<br />

chinesische Kaiser ausgewählte Experten aus dem<br />

Staatswesen, der Wissenschaft, Religion, Kunst und<br />

Militärstrategie nach Okinawa. Diese Gruppe wurde „36<br />

Familien“ genannt (vgl. W. Lind 1997). Darunter waren<br />

einige Spezialisten der chinesischen Kampfkunst „Quan-fa“,<br />

was die Bezeichnung für Shaolin-Kung-Fu ist (die Abbildung zeigt zwei Meister des<br />

Quan-fa beim Training). Gleichzeitig wurden okinawanische Abgesandte nach China<br />

geschickt, um direkt vor Ort zu lernen und das neue Wissen zurück nach Okinawa zu<br />

bringen. Dieser Austausch hielt auch in der Zeit der japanischen Besatzung an. In<br />

der Regierungszeit des Königs Sho Hashi (1422-1439) wurde der Besitz von Waffen<br />

auf ganz Okinawa verboten, um eine Bedrohung des Throns zu bannen. Ein Nebeneffekt<br />

des Verbots war die Entwicklung der waffenlosen Kampfkünste. Außerdem<br />

wurden intensive Handelsbeziehungen zu den umliegenden Ländern aufgenommen.<br />

Es entstanden Kontakte zu Arabern, Malaien, Indonesiern und Thailändern. Diese<br />

Kontakte übten Einfluss auf das einheimische Selbstverteidigungssystem, das Ti oder<br />

Te genannt wurde (vgl. W. Lind 1997, S.23-30). Es gibt verschiedene Ansätze<br />

über die Entstehung des <strong>Karate</strong>. Ein Ansatz beschreibt die Bauern als Initiatoren, ein<br />

anderer beschreibt die Adelsklasse als Begründer dieser Kampfkunst. Aber: „Keine<br />

unserer vielen Recherchen kann zum Beispiel die vielzitierte Theorie bestätigen,<br />

dass das okinawanische <strong>Karate</strong> von Bauern begründet und organisiert gegen die<br />

Satsuma – Samurai verwendet wurde. Vielmehr möchten wir die Existenz der alten<br />

okinawanischen Selbstverteidigung (Te) an der Tradition der Shizoku – Klasse (Adel)<br />

festmachen“ (W. Lind 1997, S.14). Einige der ersten aufgezeichneten Grundlagen<br />

dieser Theorie findet man in der Regierungszeit des Königs Sho Shin (1477-1526).<br />

Die Hauptstadt Okinawas war zu diesem Zeitpunkt Shuri. Der König veranlasste,<br />

dass alle Adligen (Shizoku) fast wie in Gefangenschaft in der Hauptstadt leben mussten.<br />

Gleichzeitig wurde das Verbot erneuert, das das Waffentragen untersagte. Die<br />

Shizoku – Klasse hatte keine eigenständige Macht. Danach und nach Selbstbestimmung<br />

trachteten sie. In dieser Zeit entwickelten sie das Selbstverteidigungssystem<br />

ohne Waffen weiter, dessen Ursprungsbezeichnung, wie oben beschrieben, Ti oder<br />

Te war. Das Schriftzeichen wird auf Okinawa Ti gesprochen, während es japanisch<br />

Te ausgesprochen wird. Aber er entwaffnete nicht nur den Adel, sondern auch die<br />

Landbevölkerung, die Heimin-Klasse. Diese entwickelte ein Kampfsystem, wobei sie<br />

Werkzeuge als Waffen einsetzten. Heute ist die Bezeichnung dieses Systems Ryukyu-Kobujutsu.<br />

Die Selbstverteidigung mit bloßen Händen und das Bauernverteidigungssystem<br />

mit Werkzeugen wurden im Geheimen trainiert, um Strafen zu entgehen.<br />

Aus diesem Grund ist nicht sehr viel über Technik und Training dieser Zeit bekannt.<br />

Die Geheimhaltung zog sich über das 16. bis zum 17. Jahrhundert hinweg.<br />

1609 wurde Okinawa von den brutalen Samurai (Krieger / Dienender) des japanischen<br />

Satsuma – Clans erobert. Der Satsuma-Clan hatte den Krieg in Japan gegen<br />

den Tokugawa-Clan verloren. Dieser erlaubte den Satsuma ihre Ehre wieder herzustellen<br />

indem sie Okinawa eroberten. Dort regierten sie mit brutaler Gewalt. Sie verboten<br />

erneut das Tragen von Waffen. Der herrschende König Sho Nei wurde gefangen<br />

genommen und nach Japan gebracht. Da die Okinawaner nur im allergeringsten<br />

Maße mit den Satsuma zusammenarbeiteten wurden sie hart sanktioniert, schikaniert<br />

und gequält. Die Ausübung der Selbstverteidigungssysteme war unter Todesstrafe<br />

verboten. Wenn zum Beispiel ein Mann mit Knöcheln gesichtet wurde, die<br />

Spuren von Abhärtungsübungen aufwiesen, richtete man ihn hin. Aus diesen Grün-<br />

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