Magisterarbeit - Karate-Budo-Torgelow
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ning, wie biomechanische Prinzipien (newtonsche Gesetze, Schwerkraft,…), Physik,<br />
Methodik und Didaktik. Deshalb nutzt Sensei J. Kohl Trainingsmittel, denn sie dienen<br />
dazu: „Informationen visuell besser wahrzunehmen, damit sie vom Gehirn nochmals<br />
verarbeitet werden. Das stärkt die Technik bis zur Automatisierung“, sagte Sensei<br />
Kohl. Trainingsmittel sind der Gürtel, Menschen selbst, Hände, Pratzen, Röntgenfolien,<br />
Zeitungspapier, Bretter für Bruchtests u.a. Genauso wichtig, wie der Einsatz bestimmter<br />
Trainingsmittel zum Erlernen der Techniken, ist die Methode jemandem eine<br />
Technik beizubringen. J. Kohl stellt hier die Frage heraus: „Was passiert bei dem<br />
Schüler, wenn ich etwas vorzeige? Es findet eine Bildprojektion statt, wobei der<br />
Schüler, durch Kopieren der Bewegungen des Lehrers, etwas lernt.“ Sensei J. Kohl<br />
zeigt deshalb zuerst die Bewegung und zerpflückt sie dann in Einzelelemente. Diese<br />
Teilmethode wird genutzt, um alle Einzelelemente Stück für Stück zusammenzusetzen.<br />
Ist das Thema das Erlernen einer Armtechnik, dann wird die Technik nur mit<br />
den Armen, im Stand ausgeführt. Es folgt die Bewegung und das Zusammensetzen<br />
der Armtechnik mit der Bewegung, nach den Merkmalen der spezifischen Technik.<br />
Dabei sind zum Beispiel der korrekte Hüfteinsatz, die Rumpfbewegung, der Bein-<br />
und Armeinsatz sowie die korrekte Muskelarbeit zu beachtende Elemente. Korrekturen<br />
nimmt er durch Erklärungen, Beschreibungen und Demonstrationen vor, was<br />
Sensei J. Kohl als visuelle und akustische Hinweise bzw. Informationen bezeichnet.<br />
Außerdem gibt er taktile Hinweise, wie zum Beispiel durch Vordrücken der Hüfte, zur<br />
Seite drücken des Beines oder durch Hindrehen der Füße eines Schülers in die korrekte<br />
Position. Das Grundprinzip dabei ist, dass der Lehrer nicht mittrainieren darf,<br />
weil er die Verantwortung für die Gesundheit der Schüler hat und den Trainingsprozess<br />
ständig beeinflussen muss. Den Sollwert einer Technik setzt er durch Beachtung<br />
der körperlichen Gegebenheiten der Schüler, Hilfsmittel, Videoanalysen und<br />
Übungen vor dem Spiegel mit dem Istwert in Verbindung.<br />
Auch Abhärtungsübungen sind Bestandteil des Trainings. Sie dienen einerseits der<br />
Konditionierung des Körpers, zur Erlangung psychischer Stabilität und andererseits<br />
dem Entwickeln einer korrekten Technik. Konditionierung bedeutet Kräftigung der<br />
Muskulatur und Entwicklung einer karatespezifischen Ausdauer, die es ermöglicht<br />
Widerstände über einen längeren Zeitraum entgegenzuwirken, ohne schnell müde zu<br />
werden. Psychische Stabilität bedeutet unter Stresssituationen konzentriert zu bleiben.<br />
Im Kumite zum Beispiel muss man, auch wenn man einen Schlag abbekommt,<br />
weiterkämpfen, ohne seine Deckung fallen zu lassen. Das kann man nur, wenn man<br />
trotz des Schmerzes keine psychische Lücke bzw. kein psychisches Loch zulässt.<br />
Sobald man ein psychisches Loch öffnet, kann der Gegner eindringen und eine entscheidende<br />
Technik anbringen, denn gleichzeitig öffnet man ein physisches Loch.<br />
Das kann beispielsweise eine Öffnung in der Deckung sein. Es heißt also einen<br />
Schmerz psychisch auszuhalten, um ein psychisches und somit ein physisches Loch<br />
zu vermeiden.<br />
Eine korrekte Technik kann nur mit dem korrekten Einsatz der Muskulatur ausgeführt<br />
werden. Das Verhältnis von An- und Entspannung ist dabei von grundlegender Bedeutung.<br />
Das kann am Makiwara unter richtiger Anleitung trainiert werden. Das Resultat<br />
des Makiwara-Trainings ist einerseits die Entwicklung einer korrekten Technik<br />
und andererseits das Abhärten bestimmter Körperteile, mit denen an das Makiwara<br />
geschlagen wird. Sensei J. Kohl sieht das Abhärten nicht als Hauptinhalt des Makiwara-Trainings,<br />
sondern die Entwicklung der korrekten Technik.<br />
Abhärtungsübung ist ein weitläufiger Begriff, der das Wissen voraussetzt, wofür die<br />
spezifischen Übungen genutzt werden. Dabei spielt die Grenzsetzung innerhalb der<br />
Übung eine besonders wichtige Rolle zum Erhalt der Gesundheit. Das Geschichtswissen<br />
Sensei J. Kohls ist sehr umfangreich, besonders im Bereich der Entwicklung<br />
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