Magisterarbeit - Karate-Budo-Torgelow
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5. Prinzip der Qualität: Hier stellen sich verschiedene Bedeutungen des Begriffes<br />
Qualität in Bezug auf Shotokan-<strong>Karate</strong> dar. Zum einen bedeutet es die optimale Ausführung<br />
von Techniken mit dem sportlichen Ziel einen Punkt im Wettkampf zu landen<br />
oder mit dem realistischen Ziel Selbstverteidigungssituationen sicher zu bewältigen.<br />
Das bedeutet die Ausführung einer qualitativ hochwertigen Technik unter „Qualitätsdruck“<br />
(vgl. Roth (Hrsg.) 1996, S.98). Zum anderen beschreibt Qualität das Merkmal<br />
der Ausbildung von Athleten und Trainern und somit des Trainingsprozesses und der<br />
damit verbundenen Trainingsvorbereitungen. Es müssen Qualitätsmerkmale für das<br />
sportlich, wettkampfbetriebene und das klassisch betriebene <strong>Karate</strong> festgestellt werden.<br />
Wettkampftechniken wurden aus den spezifischen klassischen Techniken entwickelt.<br />
Beide Kategorienklassen folgen den gleichen biomechanischen und motorischen<br />
Prinzipien, unterscheiden sich aber in ihrer Umsetzung und Anwendung.<br />
6. Prinzip der Quantität: Dieses Prinzip beschreibt auf einer Ebene die Entwicklung<br />
des Sport- und Wettkampfkarate zum Massensport, wobei der Verlust von korrekter<br />
Form und Qualität der Technik hingenommen wird. Das stellten auch R. Masella und<br />
J. Waterstradt im Interview deutlich heraus. Der DKV deklariert für das Jahr 2004 ca.<br />
110000 Mitglieder. Da das Bestreben des Sport- und Wettkampfkarate die Teilnahme<br />
an den olympischen Spielen ist, müssen viele Menschen hinter der Organisation stehen.<br />
Deshalb wird ein Qualitätsverlust in Kauf genommen und das klassische Technikprinzip<br />
rationalisiert, umstrukturiert und ökonomisiert (vgl. Jakhel 2002). Die Qualität<br />
des kämpferischen Inhalts der Kata weicht einer Angleichung der Kata an Ausführungsmöglichkeiten<br />
der Athleten, dem Ästhetikprinzip und wechselt zum Prinzip der<br />
Quantität. Die Fähigkeit viele Shotokan-<strong>Karate</strong>-Techniken variabel einsetzen zu können<br />
weicht der Entwicklung von 2-3 Spezialtechniken unter standardisierten Bedingungen.<br />
Das sind vor allem die Bedingungen des Wettkampfes. Der Wettkampf wird<br />
auf wenige Techniken reduziert, wodurch es eine Reduktion von Situationen gibt.<br />
Außerdem werden die Spezialtechniken standardmäßig unter Wettkampfanalysen<br />
trainiert. Die Qualität der Fähigkeit der Anwendung von Techniken unter realen Bedingungen<br />
weicht der Quantität von Technikausführungen im Wettkampf. Die Wettkampftechniken<br />
sind qualitativ hochwertig, jedoch nur unter den Merkmalen der<br />
Techniken für den Wettkampf. Die Ausdifferenzierung innerhalb des Systems des<br />
Shotokan-<strong>Karate</strong> wird an diesem Prinzip gut verdeutlicht.<br />
7. Prinzip der Versportlichung: Aus den oben beschriebenen Kategorien und Prinzipien<br />
kann das Prinzip der Versportlichung im Trainingssystem des Shotokan-<br />
<strong>Karate</strong> abgeleitet werden. Sport bedeutet so viel wie Zeitvertreib und Belustigung. Da<br />
der Leistungssport eine wichtige Komponente ist, vor allem um <strong>Karate</strong> olympisch zu<br />
machen, muss er trainiert werden. Doch von den 110000 Mitgliedern im DKV betreibt<br />
der geringste Prozentsatz Leistungssport. Die breite Masse der im DKV organisierten<br />
Mitglieder übt <strong>Karate</strong> als Freizeit- und Breitensport, wovon viele selbstverständlich<br />
auch das klassisches <strong>Karate</strong>-Do trainieren. Aber die Methoden richten sich nach den<br />
wenigen Leistungssportlern. In den Aussagen der Trainer des DKV und aus der gesichteten<br />
wissenschaftlichen Literatur verschiedener Sportkaratetrainer wird deutlich<br />
herausgestellt, dass sie sich in ihren Trainingsvorbereitungen und praktischen Umsetzungen<br />
an den Richtlinien der Bundestrainer orientieren. Die Bundestrainer üben<br />
nach den sportlichen Aspekten und Analysen, besonders im Bereich der Techniken<br />
im Kumite und der Ästhetik der Kata. Die klassischen Prinzipien werden wegrationalisiert,<br />
wie bereits festgestellt wurde. Hinzu kommen die Wettkampfrichtlinien nach<br />
den Prinzipien des DSB und anderen sportlichen Einrichtungen, um „salonfähig“ für<br />
die olympischen Spiele zu werden. Es entstehen neue sportliche Regeln, die als<br />
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