Geschäftsbericht 2003_2004_31_07.qxd - Bundesverband der ...
Geschäftsbericht 2003_2004_31_07.qxd - Bundesverband der ...
Geschäftsbericht 2003_2004_31_07.qxd - Bundesverband der ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
NATIONAL<br />
sichtigung dieser Umstände sorgt we<strong>der</strong> die ausdrücklich im<br />
Koalitionsvertrag verankerte Zusage <strong>der</strong> Regierung, die seewärtigen<br />
Zufahrten zügig zu optimieren und die Seehafenhinterlandanbindungen<br />
gezielt auszubauen, noch die im<br />
Jahr 2012 im Wasserstraßenbereich erfolgte Verstetigung<br />
<strong>der</strong> Investitionslinie des Vorjahres auf vergleichsweise hohem<br />
Niveau beim Binnenschifffahrtsgewerbe für Zufriedenheit.<br />
Die Zwischenbilanz kann aus Sicht des Binnenschifffahrtsgewerbes<br />
deshalb trotz positiv hervorzuheben<strong>der</strong><br />
Aspekte wie z.B. <strong>der</strong> Fortführung <strong>der</strong> Arbeit des Forums Binnenschifffahrt<br />
und Logistik nicht überzeugen.<br />
Infrastrukturpolitik<br />
Reform <strong>der</strong> WSV / Neues Wasserstraßenkonzept<br />
Welchen Ausbauzustand <strong>der</strong> Flüsse und Kanäle benötigen<br />
die Häfen, das Schifffahrtsgewerbe und <strong>der</strong>en Kunden Diese<br />
Frage hat den BDB und die weiteren branchennahen Organisationen<br />
intensiv beschäftigt, nachdem das Bundesverkehrsministerium<br />
im Januar 2011 im Zusammenhang mit einer<br />
Reform <strong>der</strong> Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in einem<br />
Bericht seine Vorstellungen eines „Mo<strong>der</strong>nisierungskonzepts<br />
für die Bundeswasserstraßen“ vorgestellt hat. Für<br />
die Ressourcensteuerung soll zukünftig nicht mehr nur das<br />
Kriterium <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit herangezogen<br />
werden, son<strong>der</strong>n zudem Netzkriterien, welche<br />
die Verkehrsbedeutung von Transportrelationen abbilden.<br />
Diese neue Bewertungsmethode würde bei <strong>der</strong> Verkehrswegeplanung<br />
erstmals zu einer Ungleichbehandlung <strong>der</strong> Verkehrsträger<br />
führen.<br />
Verkehrsaufkommen soll<br />
über Investitionen entscheiden<br />
Nach den Vorstellungen des Bundesverkehrsministeriums<br />
sollen Flüsse und Kanäle zukünftig maßgeblich auf Grundlage<br />
<strong>der</strong> transportierten Menge in folgende Klassen eingeteilt<br />
werden: Vorrangnetz (wenigstens 10 Mio. Tonnen Güter pro<br />
Jahr), Hauptnetz (wenigstens 5 Mio. Tonnen Güter), Ergänzungs-<br />
und Nebennetz (3 bzw. 1 Mio. Tonnen Güter). Wasserstraßen<br />
mit einem jährlichen Verkehrsaufkommen von weniger<br />
als 1 Mio. Tonne sollen schließlich das Rand-, Wassertourismus-<br />
bzw. Restwasserstraßennetz bilden. Ein zügiger<br />
Ausbau in „hoher Intensität“ soll nur noch im Vorrangnetz<br />
stattfinden. Selbst im Hauptwasserstraßennetz soll ein Ausbau<br />
nur noch mit geringerer Intensität als bisher erfolgen.<br />
Stattdessen ist eine „Optimierung“ vorgesehen, worunter<br />
das Ministerium Maßnahmen versteht, die die Verhältnisse<br />
für die Schifffahrt verbessern. Beispielhaft werden im<br />
2. WSV-Bericht Brückenanhebungen, die Anpassung von<br />
Kurvenradien, Sohlbaggerungen sowie die Errichtung von<br />
wasserbaulichen Anlagen zur Verbesserung <strong>der</strong> nautischen<br />
Verhältnisse genannt. Zu diesem Hauptnetz zählen auf<br />
Grundlage <strong>der</strong> vorgenannten Gütermengenklassifizierung<br />
etwa <strong>der</strong> Elbe-Seitenkanal, Teile des westdeutschen Kanalsystems,<br />
des Neckars und <strong>der</strong> Main-Donau-Kanal. Im Übrigen<br />
sollen nur noch Unterhaltungsmaßnahmen, in Teilen<br />
aber sogar Renaturierungen, im Vor<strong>der</strong>grund stehen. Unterhaltung<br />
und Betrieb sollen an Wasserstraßen mit großer<br />
Verkehrsbedeutung intensiviert werden, wodurch hier zukünftig<br />
eine höhere Personalausstattung erfor<strong>der</strong>lich wäre.<br />
Im Neben- und Randnetz soll stattdessen nur noch das Mindestpersonal<br />
für die Aufgabenerledigung vorgehalten werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse werden<br />
dort deutlich längere Rüstzeiten in Kauf genommen.<br />
Damit reduziert das Konzept den Flussausbau auf die heute<br />
schon gut frequentierten Wasserstraßen wie den Rhein, das<br />
westdeutsche Kanalsystem, den Main, die Mosel o<strong>der</strong> die<br />
Donau.<br />
Expertenanhörung im Deutschen Bundestag<br />
Der BDB hat sich aktiv und erfolgreich in die Debatte eingebracht.<br />
In einer Expertenanhörung vor dem Verkehrsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages hat <strong>der</strong> BDB im Juni 2011<br />
seine Position dargelegt: Es ist nach Ansicht des Verbandes<br />
richtig, dass Investitionen in die Infrastruktur sämtlicher<br />
Verkehrsträger dort getätigt werden sollten, wo <strong>der</strong> verkehrliche<br />
Bedarf am Höchsten, <strong>der</strong> volkswirtschaftliche Nutzen<br />
am Größten, und aufgrund jahrelanger Unterfinanzierung<br />
die Erhaltungsnotwendigkeit am Dringendsten ist. Den Abgeordneten<br />
konnte vermittelt werden, dass dieser Ansatz jedoch<br />
nicht neu ist, son<strong>der</strong>n bei den Wasserstraßen <strong>der</strong> Investitionspolitik<br />
<strong>der</strong> vergangenen Jahre entspricht: 80 % <strong>der</strong><br />
Investitionen gingen nicht in den Ausbau, son<strong>der</strong>n in den Erhalt<br />
<strong>der</strong> Wasserstraßen. Kernproblem ist daher weniger die<br />
Prioritätenbildung, son<strong>der</strong>n die eklatante Unterfinanzierung,<br />
die sich nun auf einen jährlichen Fehlbetrag über 500<br />
Mio. Euro aufgebaut hat.<br />
Verkehrsausschuss for<strong>der</strong>t Überarbeitung des Konzepts<br />
Der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages hat<br />
dem sog. Mo<strong>der</strong>nisierungskonzept in seiner ursprünglichen<br />
Ausgestaltung Anfang Juli 2011 eine klare Absage erteilt. In<br />
einem Entschließungsantrag zum weiteren Vorgehen des<br />
BMVBS bei <strong>der</strong> Neustrukturierung des Wasserstraßennetzes<br />
for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Bundestag das Ministerium auf, nicht nur die<br />
Gütermenge (Tonnage), son<strong>der</strong>n zusätzlich u.a. die Verkehrs-,<br />
Erschließungs- und Zugangsfunktionen <strong>der</strong> Flüsse<br />
und Kanäle und die Wertschöpfung <strong>der</strong> Transporte zu berücksichtigen.<br />
Darüber hinaus wurde das BMVBS aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
die Netzkategorisierung <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen um<br />
eine eingehende Begründung zu ergänzen, aktuelles Datenmaterial<br />
zugrunde zu legen und die Anzahl <strong>der</strong> vorgeschlagenen<br />
Kategorien zu verringern.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
15