Geschäftsbericht 2003_2004_31_07.qxd - Bundesverband der ...
Geschäftsbericht 2003_2004_31_07.qxd - Bundesverband der ...
Geschäftsbericht 2003_2004_31_07.qxd - Bundesverband der ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
NATIONAL<br />
Binnenschifffahrtsrecht<br />
Gesetz zur Reform des Seehandelsrechts<br />
Im Mai 2011 legte das Bundesministerium <strong>der</strong> Justiz einen<br />
Referentenentwurf zur Reform des Seehandelsrechts vor,<br />
<strong>der</strong> auch zahlreiche Vorschläge zur Än<strong>der</strong>ung des Zivil- und<br />
Verfahrensrechts <strong>der</strong> Binnenschifffahrt enthielt. In einer gemeinsamen<br />
Stellungnahme des Instituts für Transport- und<br />
Verkehrsrecht <strong>der</strong> Universität Mannheim, des VBW und des<br />
BDB sowie in einer Anhörung in Berlin konnten die Verbände<br />
deutlich machen, dass eine Abschaffung des Verklarungsverfahrens,<br />
das in <strong>der</strong> Seeschifffahrt praktischen Problemen<br />
begegnet, in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt häufig, nämlich in rund<br />
<strong>der</strong> Hälfte aller Havarieprozesse und aus Sicht <strong>der</strong> Prozessökonomie<br />
äußerst erfolgreich angewandt wird. Grundsätzlich<br />
begrüßt, aber mit einigen Anmerkungen zu versehen<br />
waren die Vorschläge zur Havarie grosse, bei denen<br />
Deutschland nicht ohne Not einen nationalen Son<strong>der</strong>weg<br />
gehen sollte. Sehr zu begrüßen ist hingegen die Neuordnung<br />
und klare Regelung <strong>der</strong> Charterverhältnisse in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt,<br />
die wie<strong>der</strong>um Vorbildcharakter für eine komplexe<br />
und international noch nicht geregelte Materie sein<br />
könnte. Wie im Bereich <strong>der</strong> Fahrgastschifffahrt geschil<strong>der</strong>t,<br />
lehnten die deutschen Verbände mit Unterstützung des gemeinsamen<br />
internationalen Dachverbands <strong>der</strong> Versicherer<br />
und des Gewerbes IVR eine einseitige nationale Verschärfung<br />
<strong>der</strong> Haftungsregeln ab, die deutsche Unternehmer beson<strong>der</strong>s<br />
belasten würde, ohne dass die Haftungssummen<br />
bisher erreicht worden wären.<br />
Internationales Haftungsrecht<br />
Im internationalen Binnenschifffahrtsrecht stand 2011 im<br />
Zeichen <strong>der</strong> rechtspolitischen Diskussion über neue Haftungs-<br />
und Entschädigungsregeln durch eine Revision des<br />
Straßburger Übereinkommens über die Beschränkung <strong>der</strong><br />
Haftung in <strong>der</strong> Binnenschifffahrt (CLNI). Im April 2012 zeichnete<br />
sich folgen<strong>der</strong> Verhandlungsstand über die Haftungssummen<br />
des 25 Jahre alten Übereinkommens ab: Beim<br />
Transport von Gütern, die nicht Gefahrgut sind, werden Haftungssummen<br />
von 400 bzw. 1.400 Rechnungseinheiten diskutiert.<br />
Beim Gefahrguttransport soll dieser Betrag noch einmal<br />
verdoppelt werden, mindestens aber 10 Mio. Son<strong>der</strong>ziehungsrechte<br />
betragen. Bei <strong>der</strong> Personenbeför<strong>der</strong>ung bleibt<br />
nur noch eine Grenze von 100.000 Rechnungseinheiten pro<br />
zugelassener Fahrgastzahl, mindestens aber 2 Mio. Rechnungseinheiten<br />
für die Haftung bei Tod o<strong>der</strong> Verletzung,<br />
während die absolute Obergrenze gestrichen werden soll.<br />
Damit sind weiterreichende Vorschläge beim Gefahrguttransport,<br />
die nicht mehr versicherbar gewesen wären, vom<br />
Tisch. Bei <strong>der</strong> Personenbeför<strong>der</strong>ung wird es für eine Rückversicherung<br />
auf dem deutschen Markt mindestens sehr erschwert,<br />
wenn nicht gar unmöglich gemacht. Konkrete Prämiensteigerungen<br />
dürfen die Versicherer allerdings aus kartellrechtlichen<br />
Gründen nicht vortragen. Eine weitere Beratung<br />
wird im Frühjahr 2012 und eine diplomatische Konferenz<br />
zum CLNI im Herbst 2013 erwartet.<br />
Bürokratieabbau<br />
Seit Anfang 2012 ist die in den letzten dreißig Jahren über 80<br />
Mal geän<strong>der</strong>ten Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung vereinfacht<br />
worden. Durch die generelle Zulassung von größeren<br />
Abmessungen auf deutschen Wasserstraßen konnten zahlreiche<br />
Einzel- und Jahresgenehmigungen für das Befahren<br />
<strong>der</strong> Flüsse und Kanäle entfallen. Das Bundesverkehrsministerium,<br />
das mit <strong>der</strong> Anerkennung ausländischer Schifferdienstbücher<br />
und Patenten in Verzug war, erließ zudem eine<br />
Personalverordnung für den Rhein, mit dem Deutschland<br />
wie<strong>der</strong> den Rechtstand <strong>der</strong> Nachbarstaaten erreicht. Nur<br />
noch in wenigen Fällen muss damit neben <strong>der</strong> für je<strong>der</strong>mann<br />
geltenden Streckenkenntnis bei ausländischen Patenten<br />
noch eine geson<strong>der</strong>te Anerkennung erfolgen. Bei den<br />
ebenfalls anerkannten Schifferdienstbüchern empfiehlt sich<br />
allerdings weiterhin das Führen eines deutschen Dienstbuches,<br />
da lei<strong>der</strong> noch nicht geregelt ist, welche Behörde welche<br />
Eintragungen zu den Fahrzeiten vornehmen darf.<br />
Än<strong>der</strong>ungen bei Abfalltransporten<br />
Eine große Chance für den im Koalitionsvertrag angekündigten<br />
Abbau von Bürokratie kann <strong>der</strong> Gesetzgeber noch ergreifen:<br />
Nach <strong>der</strong> Verabschiedung des neuen Kreislaufwirtschaftgesetzes,<br />
das zum 1. Juni 2012 in Kraft tritt, können die<br />
Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Verkehrsträger in einer neuen Verordnung,<br />
die an die Stelle <strong>der</strong> heutigen Transportgenehmigungsverordnung<br />
tritt, gemäß ihren Beson<strong>der</strong>heiten behandelt<br />
werden. Auf die beson<strong>der</strong>e Zuverlässigkeit des Verkehrs<br />
mit Binnenschiffen, bei denen gefährliche Abfälle stets von<br />
mehreren Personen bewacht und nicht wild entsorgt werden<br />
können, hat <strong>der</strong> BDB im Gesetzgebungsverfahren für<br />
das neue Abfallrecht mehrfach hingewiesen. Die Nie<strong>der</strong>lande<br />
zeigen auf Vorschlag <strong>der</strong> dortigen Verbände, welche Erleichterungen<br />
möglich sind. Seit dem 20. Februar 2012 entfallen<br />
<strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> Kreditwürdigkeit und – beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig – <strong>der</strong> Fachkunde für Transporteure. Die Registrierung<br />
als Abfalltransporteur gilt bei den Nachbarn demnächst<br />
unbefristet.<br />
Geschäftsbericht des BDB 2011/2012<br />
25