Treffpunkt.Bau 3/2015
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Fahrerloser Dauerlaufprüfstand<br />
HAMM<br />
Im Zusammenhang mit einer Werkserweiterung hat Hamm, der<br />
Walzenhersteller aus Tirschenreuth, seine Prüfkapazitäten verdoppelt.<br />
Um eine gleichbleibende Produktqualität gewährleisten zu<br />
können, muss jede Walze rund 50 Einzeltests bestehen, bevor sie<br />
das Prüfsiegel erhält.<br />
Auf dem Freigelände des Werks wurde daher, in Zusammenarbeit<br />
mit der Hochschule Osnabrück, eine Dauertestanlage installiert.<br />
Dort werden künftig neu entwickelte Produkte und Prototypen getestet.<br />
Eine Besonderheit ist dabei, dass das Konzept vollkommen<br />
autonom arbeitet und die Maschinen nicht mehr von Bedienern begleitet<br />
werden müssen.<br />
Die wesentlichen Vorteile dieses automatisierten Testablaufs sind<br />
dem Unternehmen zufolge eine freie Definition von Lastzyklen<br />
ohne Berücksichtigung von Fahrerbelangen. Außerdem eine gute<br />
Reproduzierbarkeit von Versuchsreihen mit Zeitraffereffekt und ein<br />
hoher Prüflingsdurchsatz durch einen nahezu unterbrechungsfreien<br />
Prüfvorgang. Da die Prüfeinrichtung Tag und Nacht in Betrieb ist,<br />
können Testresultate schneller wieder in den Entwicklungsprozess<br />
eingebracht werden.<br />
Automatisierte Steuerung<br />
Durch einen Zusatzcontroller kann die Steuerung nahezu alle Aufgaben<br />
des Bedieners, wie z.B. die Einstellung der Fahrgeschwindigkeit<br />
oder die Einschaltung der dynamischen Verdichtung, übernehmen.<br />
Zur Umsetzung der automatisierten Maschinensteuerung sind zusätzliche<br />
Komponenten für die Positionserfassung, die Ansteuerung<br />
der Maschinenfunktionen sowie die Funkkommunikation mit dem<br />
Leitstand erforderlich. Um auch bei langsamer Fahrgeschwindigkeit<br />
bzw. im Stand Informationen über die Position und Ausrichtung der<br />
Maschinen zu bekommen, wird ein satellitengestütztes System mit<br />
zwei Empfängern eingesetzt. Bei Walzen mit Orbitrol-Lenkung wird<br />
das Lenkrad zusätzlich durch einen Gleichstrom-Getriebemotor ersetzt.<br />
Als Kommunikationsschnittstelle zum Bedienstand dient ein<br />
CAN-Funk-Gateway mit Funkstreckenüberwachung. Von diesem<br />
aus lassen sich der Prüfzyklus starten und stoppen, sowie die Walze<br />
in den Servicebereich einfahren. Weitere Sicherheitsvorkehrungen,<br />
die die Maschine zum Anhalten zwingen, sind eine Ausfüllüberwachung<br />
und Positionsfehlererkennung für den<br />
GNSS.<br />
HAMM<br />
Die Steilstrecke zur Überprüfung<br />
der Steigfähigkeit.<br />
Das Vibrationsbecken kann mit<br />
verschiedenen Amplituden und<br />
Frequenzen betrieben werden.<br />
Die Buckelpiste fordert das 3-Punkt-Knickgelenk.<br />
Aus der Luftperspektive erkennt<br />
man gut die Einzelstationen der<br />
Teststrecke.<br />
Die Teststrecke<br />
Bei der Organisation des Testgeländes mussten unterschiedliche<br />
Anforderungen an die Maschinen bedacht werden.<br />
Heraus kam eine s-förmige Teststrecke, deren Teilabschnitte<br />
einzelne Funktionen der Straßenwalze auf den Prüfstand stellen.<br />
Ein Zusatzsteuergerät auf der Maschine übernimmt die Rolle des<br />
Bedieners und betätigt die Fahr- und Arbeitsfunktionen. Um das<br />
3-Punkt-Knickgelenk und die Rahmenverwindung zu kontrollieren,<br />
wurde zunächst eine Buckelpiste errichtet. Danach werden in<br />
einer Kurvenfahrt Lenkgeometrie und Rahmenfestigkeit geprüft.<br />
Das anschließende Vibrationsbecken testet die Dauerfestigkeit von<br />
Rahmen und Anbauteilen. Zum Schluss des Parcours wurde eine<br />
Steilstrecke geschaffen, um die Steigfähigkeit der Maschinen auf<br />
die Probe zu stellen und die Belastung auf dem Antriebsstrang zu<br />
untersuchen.<br />
Darüber hinaus sind alle Zugänge zur Strecke in eine Not-Aus-Kette<br />
eingebunden, sodass ein Zutritt automatisch zu einer Abschaltung<br />
des Dieselmotors führt.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Nachdem die <strong>Bau</strong>maßnahmen erfolgreich abgeschlossen werden<br />
konnten, wurden die ersten Tests der Hard- und Softwarearchitektur<br />
durchgeführt. Die anschließende Inbetriebnahme demonstrierte<br />
erfolgreich die Funktionsfähigkeit des Prüfstands und ermöglichte<br />
erste Probeläufe mit Walzenzügen über die Sommermonate (Bild 3).<br />
Da ein mobiles System zur schnellen Umrüstung auf andere Walzen<br />
geschaffen worden ist, können nach Abschluss dieser Erprobungsphase<br />
weitere Produktserien der Hamm AG folgen.<br />
03.<strong>2015</strong> . TREFFPUNKT BAU<br />
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