Schallschutz im Schienenverkehr
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Lärmmessung und -berechnung<br />
Unser Ohr spricht ebenso wie ein Mikrofon auf den Schalldruck<br />
an, den die Schallwelle auf das Trommelfell oder die<br />
Membran ausübt. Die physikalische Maßeinheit für Druck ist<br />
„Pascal“ (abgekürzt Pa). Das Ohr n<strong>im</strong>mt den Schall erst ab<br />
einerbest<strong>im</strong>mtenStärkewahr. In derTechnik hatman sichauf<br />
einen Wert von 2x10 -5 Pa für diese Gehörschwelle geeinigt.<br />
Weit verbreitet ist es, den Schalldruck logarithmisch auf<br />
diesen Referenzwert zu beziehen. Gängige Maßeinheit für<br />
diesen als Schalldruckpegel bezeichneten Wert ist „Dezibel“<br />
(abgekürzt dB). Da Schall vom Ohr nicht entsprechend der in<br />
ihm steckenden Energie empfunden wird, wird erbereits in<br />
den Messinstrumenten entsprechend dem menschlichen<br />
Empfinden bewertet. Dies wird dadurch kenntlich gemacht,<br />
dass man (A) hinter die Maßeinheit setzt, z.B. 45 dB(A).<br />
Die Hauptursachen des <strong>Schienenverkehr</strong>slärms sind:<br />
– Abrollgeräusche der Räder auf den Gleisen, v.a. durch<br />
aufgeriffelte, unebene Räder [2]<br />
– Antriebsgeräusche von Motoren und Lüftern<br />
– aerodynamische Geräusche amStromabnehmer ab<br />
ca. 200 km/h (be<strong>im</strong> Hochgeschwindigkeitsverkehr)<br />
– Rangier- und Verladegeräusche an Bahnhöfen<br />
Die Deutsche Bahn und die Bundesregierung haben inden<br />
letzten Jahren deutliche Anstrengungen unternommen, den<br />
Bahnlärm zu mindern. Dabei haben sie sich auf den Bau von<br />
<strong>Schallschutz</strong>wänden, den Ersatz der uralten Grauguss-<br />
Bremsklötze durch LL-Sohlen bei alten Güterwagen sowie<br />
den Einbau von <strong>Schallschutz</strong>fenstern konzentriert.<br />
Lärmsanierungsprogramm unzureichend<br />
Gemäß des 1999 begonnenen Lärmsanierungsprogramms<br />
des Bundes für Schienenwege sind ca. 3400 km zu sanieren<br />
[3], das entspricht rund 10%des gesamten Schienennetzes.<br />
Bisher wurden 600 km saniert [4], vor allem mit <strong>Schallschutz</strong>wänden<br />
und -fenstern. Die Kosten hierfür werden auf<br />
2MilliardenEurogeschätzt.Die Dauerfür diekompletteLärmsanierungwürde<br />
40 bis 20 Jahre betragen, wenn –wie bisher<br />
–50oder 100 Millionen Euro jährlich vom Bund dafür bereitgestellt<br />
und auch tatsächlich entsprechend genutzt würden<br />
[5]. Dieser Zeitraum istangesichts deraktuellenBelastung viel<br />
zu lang, die Kosten sehr hoch und die Lärmreduzierung bei<br />
steigendem Zugaufkommen oftmals nicht ausreichend. Wie<br />
die aktuellen Lärmkarten deutlich machen, besteht aufgrund<br />
der Verkehrszunahme und zuknapp bemessener Lärmsanierung<br />
in manchen der erst vor wenigen Jahren sanierten<br />
Streckenabschnitte [6] bereits erneuter Handlungsbedarf.<br />
Im November 2007 hat das Bundesverkehrsministerium ein<br />
Pilot- und Innovationsprogramm zur Reduzierung des Lärms<br />
durch Güterverkehr auf der Schiene verkündet. 40Millionen<br />
Euro sollen über vier Jahre zur Verfügung stehen, davon<br />
10 Millionen <strong>im</strong>Jahr 2008. Das Pilotprojekt „Leiser Rhein“, in<br />
dem umgerüstete leise Wagen eingesetzt werden sollen, das<br />
Innovationsprogramm für leise K-und LL-Sohlen sowie die<br />
Entwicklung eines emissionsabhängigen Trassenpreises sind<br />
Bestandteile [7]. Doch erst Mitte 2008 wurde das Programm<br />
konkretisiert, was angesichts des enormen Handlungsdrucks<br />
eine unverantwortliche Verzögerung darstellt und aus Sicht<br />
von DNR und VCD scharf zu kritisieren ist.<br />
Da die lauten Güterzüge vorwiegend nachts verkehren und<br />
aufgrund eines stetig steigenden Bahngüterverkehrs [8]<br />
<strong>im</strong>mer weiter zunehmen, besteht dringender Handlungsbedarf.<br />
2007 stieg der Schienengüterverkehr um7,1 %an, für<br />
2008 wird ein Wachstum von 5,8 %und für 2009 von 2,9 %<br />
prognostiziert. [9] Die Tatsache, dass alte Güterzüge bis zu<br />
vier Mal solaut sind wie moderne Personenzüge, zeigt das<br />
Ausmaß jahrzehntelanger Versäumnisse. Die Umweltverträglichkeit<br />
der Bahn ist erst dann gegeben, wenn alle Züge<br />
ausreichend leise verkehren. Eine aus Umwelt- und Kl<strong>im</strong>agründen<br />
notwendige und politisch gewollte Verlagerung<br />
transportierter Güter vom LKW auf die Schiene ist nur mit<br />
leisen Güterzügen zu verantworten.<br />
Mitden in diesemAbschnittaufgeführtenMaßnahmenwurde<br />
seitdem begonnen. Von 1999 bis 2013 wurden nach Angaben<br />
der DB 1.300 von insgesamt 3.700 km Strecke saniert,<br />
indem 500 km<strong>Schallschutz</strong>wände errichtet und 51.000 <strong>Schallschutz</strong>fenster<br />
eingebaut wurden. (Zu diesen als saniert bezeichneten<br />
Strecken gehört auch das Rheintal). Gleichzeitig<br />
wurde auch die Information der Öffentlichkeit zum Beispiel<br />
durch das „Neue Lärmschutzportal“ verbessert. Dort dokumentiert<br />
und kommentiert die DB aus ihrer Sicht ihre Fortschritte<br />
bei der Lärmsanierung [11].<br />
Dieser Quelle sind die zuvor genannten Zahlen entnommen.<br />
Verursacht durch dieWirtschaftskrise gabesbei derEntwicklung<br />
des Bahngüterverkehrs gegenüber den Prognosen<br />
einenEinbruch,der aber biszum Jahre2012wiederausgeglichen<br />
wurde. Die Umrüstung alter Güterwagen auf neue<br />
Bremsklötzeliefsehrzögerlich an,dadie behördliche Genehmigung<br />
bis zum Jahre 2014 auf sich warten ließ.<br />
Das Versprechen der DB und der Bundesregierung, bis zum<br />
Jahre 2020 den Bahnlärm zu halbieren (was auch <strong>im</strong>mer das<br />
konkret heißen soll), ist vom Ansatz her völlig ungenügend;<br />
außerdem wurdebereits Ende vergangenen Jahres klar,dass<br />
der Termin nicht einzuhalten ist. Halbierung des Lärms ist<br />
deshalb ungenügend, weil wir uns zurzeit auf einem sehr<br />
hohen Niveau befinden und wir uns nach einer Halbierung<br />
<strong>im</strong>mer noch <strong>im</strong> stark gesundheitsgefährdenden Bereich befinden.<br />
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