FLUG REVUE 05/2015
- Germanwings-Absturz: Erste Erkenntnisse der Unfallermittler - Italiens Eurofighter: Einsatz über dem Mittelmeer - A380neo: Emirates drängt auf Entscheidung
- Germanwings-Absturz: Erste Erkenntnisse der Unfallermittler
- Italiens Eurofighter: Einsatz über dem Mittelmeer
- A380neo: Emirates drängt auf Entscheidung
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VIP-Interview<br />
Dipl.-Ing. Heiko Lütjens (52) ist Geschäftsführer der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH<br />
sowie Managing Director & CTO Flight Control/Actuation Systems, Landing Gear Systems, Hydraulics<br />
der Liebherr-Aerospace & Transportation SAS.<br />
Herr Lütjens, Sie vertreten ein Unternehmen,<br />
das sehr gut am Markt<br />
positioniert ist, aber auch weiter<br />
expandieren will. Wie sehen Sie die<br />
Zukunft von Liebherr-Aerospace?<br />
Airbus und Boeing wie auch unsere anderen<br />
Kunden prognostizieren, dass sich<br />
die Zahl der fliegenden Flugzeuge in den<br />
nächsten 20 Jahren auf bis zu 36 000<br />
verdoppeln wird. Bedenkt man, dass<br />
dann etwa die Hälfte der derzeitig sich<br />
im Einsatz befindenden 18 000 Flugzeuge<br />
ersetzt werden muss, kommt eine<br />
Menge Arbeit auf uns zu. Wir haben<br />
deshalb viel investiert, um Arbeitsplätze<br />
zu sichern und auch für die kommenden<br />
Jahre gerüstet zu sein. Insgesamt werden<br />
bis 2020 rund 200 Millionen Euro<br />
in unsere Standorte in Lindenberg und<br />
Friedrichshafen fließen.<br />
Dennoch handelt es sich bei all<br />
diesen Luftfahrzeugen nicht um<br />
neue Modelle ...,<br />
... aber genau das ist das Spannende an<br />
den Vorhersagen, denn alle künftigen<br />
Flugzeuge sind bereits auf dem Markt.<br />
Vielleicht kommen noch ein paar Weiterentwicklungen<br />
hinzu, aber grundsätzlich<br />
neue Flugzeuge wird es erst einmal<br />
nicht geben. Wir kennen also jetzt schon<br />
die Produkte, die wir fertigen müssen.<br />
Sind Sie schon auf die steigenden<br />
Auslieferungszahlen vorbereitet,<br />
beispielsweise bei der A350?<br />
Genau genommen sind wir bereits mitten<br />
im Serienhochlauf. Beispiels weise<br />
haben wir Schmiedeteile, die man nicht<br />
so einfach aus dem Regal kaufen kann.<br />
Da haben wir einen Vorlauf von rund<br />
zwölf Monaten, bei einigen anderen Teilen<br />
sogar noch mehr. Wenn also Airbus<br />
in absehbarer Zeit zehn Flugzeuge täglich<br />
ausliefern will, dann sind wir jetzt<br />
schon darauf vorbereitet.<br />
„Qualität und<br />
marktfähige<br />
Preise“<br />
Das betrifft auch die Logistik?<br />
Selbstverständlich. Die Serienbauunterlagen<br />
stehen fest, die gesamte Planung<br />
steht wie auch die Zulieferungen.<br />
Die Qualifikationen, beispielsweise für<br />
das Bugfahrwerk, sind ebenso abgeschlossen.<br />
Für die Montage haben<br />
wir das Personal ausgebildet und erst<br />
kürzlich eine neue Halle in Betrieb<br />
genommen.<br />
Müssen Sie für den „Ramp-up“<br />
noch Personal einstellen?<br />
Die Mitarbeiter/innen für die Fahrwerksproduktion<br />
der A350 haben wir<br />
Foto: Liebherr-Aerospace<br />
bereits vor drei Jahren eingestellt. Wir<br />
benötigten qualifiziertes Personal bereits<br />
für die Vorserienphase. In dieser entstehen<br />
die ersten Geräte für die Qualifikation<br />
und die Erprobungsflugzeuge.<br />
Gab es eigentlich im Zuge der<br />
Entwicklung Änderungswünsche,<br />
oder lagen die Berechnungen und<br />
Simulationen schon nahe am angestrebten<br />
Ziel?<br />
Wenn wir noch einmal auf das Fahrwerk<br />
der A350 zurückkommen, dann hat<br />
alles sehr gut gepasst – Spezifikation,<br />
Auslegung, Produktion und Qualifikation<br />
bis hin zum Produkt, das erst kürzlich<br />
in den Dienst gestellt wurde.<br />
Die gute Zusammenarbeit mit unseren<br />
Auftraggebern ist einer unserer Grundwerte,<br />
denn nur so können sehr gute<br />
Resultate erzielt werden.<br />
Sie liefern aber nicht nur Anteile<br />
für die A350, sondern auch<br />
für zahlreiche andere Programme.<br />
Wie ist dort die Situation?<br />
Generell betrachtet, gehen wir in der<br />
Luftfahrt weiterhin von einer stabilen<br />
Lage auf hohem Niveau aus. Blickt man<br />
jedoch auf das tägliche Geschäft der<br />
Ausrüstungsindustrie, wird schnell klar,<br />
dass der Markt zum größten Teil belegt<br />
ist und grundsätzlich keine unendlichen<br />
Verträge an Zulieferer vergeben werden.<br />
Wenn die Laufzeiten dem Ende entgegengehen,<br />
müssen wir uns sowohl technisch<br />
als auch bezüglich der Preise neu<br />
bewähren, und das ist angesichts der<br />
starken Konkurrenz nicht einfach.<br />
Schließlich gibt es auch Wettbewerb<br />
beim Kundendienst, in den inzwischen<br />
die Flugzeughersteller selbst stark einsteigen.<br />
Hier zählen nur Qualität und<br />
marktfähige Preise.<br />
Die Fragen stellte Matthias Gründer<br />
FR<br />
Mehr im<br />
Internet:<br />
Unter www.liebherr.com findet man jede Menge Infos über die Liebherr-Gruppe, über die Produkte und Aktivitäten<br />
des Bereichs Aerospace sowie interessante Materialien im Download-Bereich.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 15