FLUG REVUE 05/2015
- Germanwings-Absturz: Erste Erkenntnisse der Unfallermittler - Italiens Eurofighter: Einsatz über dem Mittelmeer - A380neo: Emirates drängt auf Entscheidung
- Germanwings-Absturz: Erste Erkenntnisse der Unfallermittler
- Italiens Eurofighter: Einsatz über dem Mittelmeer
- A380neo: Emirates drängt auf Entscheidung
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<strong>05</strong> <strong>2015</strong><br />
Deutschland € 5,30 www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
H160<br />
NEUER HIGHTECH-<br />
HELIKOPTER<br />
Das Luft- und<br />
Raumfahrt-Magazin<br />
ITALIENS<br />
DLR-FORSCHUNG<br />
Leise fliegen im<br />
Labortest<br />
TYPHOON<br />
DREHKREUZ DELHI<br />
Indiens Vorzeige-<br />
Airport<br />
Eurofighter-<br />
Einsatz über dem<br />
Mittelmeer<br />
SCHWARZE KUNST<br />
Augsburg baut<br />
A350-Schalen<br />
KOMMT DIE A380NEO?<br />
Emirates drängt auf<br />
schnelle Entscheidung<br />
DAWN ERREICHT CERES<br />
NASA checkt Kleinplaneten<br />
Österreich € 6,00, Schweiz sfr 10<br />
Benelux € 6,20, Italien € 6,90<br />
Slowakei € 8,40
Mai<br />
Kurs<br />
Albtraum über<br />
Frankreich<br />
Fluggeräte im Heft<br />
52 Aérospatiale SA 330 Puma<br />
52 AgustaWestland AW159<br />
Wildcat/AW101 Merlin<br />
42 AgustaWestland AW139/<br />
AW609<br />
62 Airbus A350<br />
24 Airbus A380<br />
42 Airbus Helicopters H160<br />
52 Boeing Chinook<br />
8 Bombardier CS300<br />
9 Dassault Neuron<br />
16 Eurofighter Typhoon<br />
10 Kaman SH-2G(I)<br />
42 Sikorsky S-92<br />
88 Solar Impulse 2<br />
82 Sud-Est Caravelle<br />
Fotos: Germanwings, Holland-Moritz<br />
Deutschland unter Schock: Das<br />
Entsetzen über den bisher folgenschwersten<br />
Verlust eines<br />
Verkehrsjets des Lufthansa-Konzerns steigerte<br />
sich noch, als sich herausstellte, dass wahrscheinlich<br />
der Copilot sich alleine im Cockpit eingeschlossen<br />
und den Autopiloten auf Sinkflug gestellt<br />
hat, um die Maschine zerschellen zu lassen.<br />
Auch wenn Lufthansa-Konzernchef Carsten<br />
Spohr von einer unfassbaren Aktion sprach, von<br />
einem „tragischen Einzelfall“, den niemand vorhersehen<br />
konnte, kamen doch sofort Fragen auf,<br />
die vor allem zwei Bereiche betreffen: Sind die<br />
Auswahlverfahren und Überprüfungen der Piloten<br />
ausreichend, und müssen nicht ständig zwei<br />
Personen im Cockpit sein?<br />
Bezüglich der Auswahl wies Spohr zu Recht<br />
darauf hin, dass die Lufthansa mit dem DLR-Test<br />
auch stark auf die psychologische Eignung achtet.<br />
Da sich Menschen im Laufe der Jahre verändern<br />
können, ist es notwendig, diesen bislang vernachlässigten<br />
Aspekt verstärkt auch in die jährlichen<br />
fliegerärztlichen Untersuchungen einzubeziehen.<br />
Die Vorschrift, dass ständig zwei Besatzungsmitglieder<br />
im Cockpit sein müssen, war bei einem<br />
Teil der Airlines schon üblich, und wurde im<br />
Angesicht der Katastrophe überstürzt von vielen<br />
weiteren Gesellschaften eingeführt. Die europäische<br />
Flugsicherheitsbehörde EASA empfiehlt<br />
aber, dass „alle zusätzlichen Risiken aus der Einführung<br />
solcher Verfahren oder Maßnahmen bewertet<br />
und minimiert werden“ sollten. Zu allem<br />
entschlossene Täter werden immer einen Weg finden<br />
werden, einen Absturz zu provozieren.<br />
Auch über die Mechanismen der Verriegelung<br />
der Cockpittür sollte man noch einmal nachdenken,<br />
zum Beispiel über Spezialcodes für die Piloten,<br />
die nicht ausgehebelt werden können. Am<br />
Ende aber bleibt nur das Vertrauen in die Piloten,<br />
denn allein vom Computer oder vom Boden aus<br />
gesteuerte Verkehrsflugzeuge wird es noch lange<br />
nicht geben.<br />
Karl Schwarz<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
0,23<br />
Zahl<br />
des<br />
Monats<br />
Unfallrate weltweit von jetgetriebenen Verkehrsflugzeugen pro eine Million Flügen<br />
im Jahr 2014. Dies ist laut Branchenverband IATA der niedrigste Stand in der Geschichte.<br />
Die Rate liegt deutlich unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt von 0,58.<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 3
46<br />
Die HC-114 gehört zu den kleineren<br />
Mustern in unserer Übersicht<br />
der Seeüberwachungsflugzeuge.<br />
<strong>05</strong>/<strong>2015</strong><br />
INHALT<br />
TAKE-OFF<br />
8 Eurofighter in Italien<br />
Bei der Aeronautica Militare ist der<br />
Typhoon Spezialist für die Luftverteidigung.<br />
Wir fliegen bei einer Trainingsmission mit<br />
ZIVILLUFTFAHRT<br />
24 Emirates will die A380neo<br />
Wenn Airbus die A380 möglichst schnell<br />
mit neuen Triebwerken modernisiert,<br />
will Emirates-Chef Tim Clark noch bis zu<br />
200 Stück bestellen<br />
30 Absturz der Germanwings A320<br />
Die ersten Erkenntnisse der Unfallermittler<br />
32 Indiens Drehkreuz Delhi<br />
Mit viel Platz und modernem Komfort<br />
empfängt Indiens Hauptstadt ihre Gäste<br />
BUSINESS AVIATION<br />
38 Hahn Air: Der Mini-Max<br />
Die Gesellschaft ist mit einem weltweit einzigartigen<br />
Geschäftsmodell erfolgreich<br />
WIRTSCHAFT<br />
42 Heli-Expo <strong>2015</strong> in Orlando<br />
Airbus Helicopters enthüllt sein neues<br />
mittelschweres Modell<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
46 Seeüberwachungsflugzeuge<br />
Vielfältige Angebote für die unterschiedlichen<br />
Anforderungen und Budgets<br />
4 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong><br />
42<br />
Mit der H160 stellte Airbus Helicopters in<br />
Orlando ein neues Hightech-Muster vor.<br />
30<br />
Für Germanwings und den Lufthansa-Konzern<br />
ist der A320-Absturz ein Albtraum.<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.flugrevue.de
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
52 Britische Hubschrauberflotte<br />
Modernisierte Muster sind einsatzbereit<br />
54 Rüstungsprogramme der Bundeswehr<br />
Mehrkosten, Verzögerungen und Risiken<br />
56 Freundeskreis Luftwaffe<br />
Transporter beenden ISAF-Mission<br />
TECHNIK<br />
62 Schwarze Schalen aus Augsburg<br />
Premium AEROTEC beginnt mit der Serienproduktion<br />
für die A350-1000<br />
68 Lärmminderung mit Pressluft<br />
DLR testet Technologie für leisere Triebwerke<br />
RAUMFAHRT<br />
74 Jede Menge Schwarze Löcher<br />
Seit fast 13 Jahren erkundet der ESA-Satellit<br />
INTEGRAL Gammastrahlungsquellen im All<br />
78 Ankunft am Zwergplaneten<br />
Die NASA-Raumsonde Dawn hat die Ceres<br />
erreicht und beginnt mit der Erforschung<br />
80 Raumfahrt-Nachrichten<br />
Unvorstellbare Energiemengen<br />
werden frei, wenn Sterne kollidieren<br />
oder Schwarze Löcher wachsen.<br />
74<br />
www.flugrevue.de<br />
UNSERE TITELTHEMEN finden Sie hier<br />
42<br />
Die Hahn Air betreibt ihre Flugzeuge<br />
38 nach zertifizierten Airline-Standards.<br />
68<br />
32<br />
62<br />
16<br />
24<br />
78<br />
Das DLR forscht, wie die nächste<br />
68 Triebwerksgeneration leiser werden kann.<br />
Fotos: Airbus, DLR, ESA, Germanwings, Hahn Air, Schleidt<br />
Titelfotos: Aeronautica Militare/Troupe Azurra, Premium AEROTEC, Airbus, NASA, Schleidt<br />
HISTORIE<br />
82 Sud Aviation Caravelle<br />
Mit der Caravelle in den Jet-Luftverkehr<br />
RUBRIKEN<br />
3 Kurs im Mai<br />
8 News<br />
15 VIP-Interview mit Heiko Lütjens<br />
von Liebherr Aerospace Lindenberg<br />
37 AIRSpot<br />
70 Briefing: Nebenstromverhältnis<br />
72 Berufe: „Be a pilot“<br />
Nachwuchs-Initiative auf der AERO<br />
86 Service Modelle, Termine, Impressum<br />
88 Nachbrenner: Solar Impulse 2<br />
Weltumrundung mit dem Solarflugzeug<br />
90 Vorschau<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 5<br />
NEUE SERIE
Leserforum<br />
redaktion@flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, Ubierstraße 83, 53173 Bonn<br />
Fotos: herpa, Iljuschin<br />
AUSGABE 4/<strong>2015</strong><br />
News: Iljuschin II-76MD testet Bombenabwurf<br />
Die Ausstattung von Kampfzonentransportern<br />
der sowjetischen beziehungsweise<br />
der jetzigen russischen Luftstreitkräfte<br />
mit Abwurfwaffen zur Vernichtung oder<br />
wenigstens Niederhaltung des Gegners<br />
kurz vor dem Absprung der eigenen<br />
Fallschirmjäger hat Tradition bei dieser<br />
Waffengattung.<br />
Schon das militärische Transportflugzeug<br />
vom Typ An-26, das auch von den<br />
DDR-Luftstreitkräften und später nach der<br />
Wiedervereinigung auch von der Luftwaffe<br />
genutzt wurde, besaß vier externe<br />
Aufhängungspunkte, an denen Bombenschlösser<br />
angebracht werden konnten.<br />
Dadurch wurde eine Mitnahme- und<br />
NEWSLETTER <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Warum hat die 777 keine<br />
Winglets?<br />
Im Newsletter erwähnen Sie unter anderem<br />
die Thematik der Winglets. Es erfolgt jedoch<br />
keine Klärung, weshalb beispielsweise die<br />
Boeing 747-8 und die Boeing 777 hartnäckig<br />
vom Hersteller damit nicht ausgerüstet<br />
werden. Sicher gibt es dafür Gründe.<br />
Hans-Jürgen Hellmich, Groß-Gerau<br />
spätere Abwurfmöglichkeit von zwei<br />
Tonnen freifallender Abwurfwaffen<br />
ermöglicht. Von den DDR-Luftstreitkräften<br />
wurde sogar einmal geplant, mit dieser<br />
Variante in einem besonders heftigen<br />
Winter die Eisbarrieren auf der Oder zu<br />
sprengen.<br />
Ulrich Bergemann, Eppertshausen<br />
Beteiligten die Hände davon. In Ihrer Anfrage<br />
klingt es jedoch so, als gäbe es solche<br />
Forderungen und Boeing weigere sich<br />
„hartnäckig“, diese zu realisieren. Dem ist<br />
aber nicht so.<br />
Leser, die regelmäßig die wichtigsten<br />
News von der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> zugeschickt<br />
bekommen möchten, können sich<br />
über unsere Website kostenlos für den<br />
E-Mail-Newsletter anmelden.<br />
Warte sowie aller Flugzeugtechniker in Frage,<br />
eingeschlossen die Einstellung unserer<br />
Piloten.<br />
2. Der Kommodore und seine Piloten haben<br />
Einsätze zu fliegen, manchmal unter<br />
extremen Bedingungen. Diese Einsätze<br />
können und sollen nicht mit Speckschwarten<br />
für „Schönlinge“ geflogen werden. Flugzeuge<br />
dieser Art können im Museum<br />
bewundert werden.<br />
3. Dem Verfasser fehlt anscheinend der<br />
nötige Einblick in ein solches Szenario. Es<br />
zeugt von entweder gefährlichem Halbwissen<br />
oder totaler Unkenntnis der Sachlage.<br />
Jochen Dellweg,<br />
Stabsfeldwebel a.D., Wallhausen<br />
•<br />
AUSGABE 4/<strong>2015</strong><br />
Besonderes Leserjubiläum<br />
Im Jahr <strong>2015</strong> möchte ich Ihnen eine besondere<br />
Nachricht senden. Im Juli 1975 habe<br />
ich mir im Bahnhof München meine erste<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> gekauft. Ich war auf dem Weg<br />
vom Bodensee nach Rosenheim, um dort<br />
meinen Dienst beim Bundesgrenzschutz<br />
anzutreten. Jetzt kann ich in diesem Jahr auf<br />
40 Jahre Bundesgrenzschutz/Bundespolizei<br />
zurückblicken. Meine regelmäßige Lektüre ist<br />
seitdem die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, die ich seitdem<br />
komplett gesammelt habe.<br />
Ich freue mich auch auf die nächsten<br />
Ausgaben der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> und werde diese<br />
in meinem Regal mit aufnehmen. Machen Sie<br />
weiter so, die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> ist meiner<br />
Meinung nach die beste Informationsquelle<br />
bezüglich der Luft- und Raumfahrt!<br />
Thomas Heim, Singen<br />
Redaktion: Winglets sind ein Mittel zur<br />
aerodynamischen Verbesserung einer<br />
Tragfläche. Wenn ein neues Flugzeug mit<br />
einem neuen Flügel entworfen wird, wägen<br />
die Konstrukteure die Vor- und Nachteile<br />
einer solchen Maßnahme ab. Wenn sie zum<br />
Schluss kommen, dass sich durch die<br />
Verwendung von Winglets keine Verbesserungen<br />
erzielen lassen, und es keine<br />
dringenden Forderungen der Kunden nach<br />
solchen Flügelanbauten gibt, lassen alle<br />
•<br />
AUSGABE 2/<strong>2015</strong><br />
Leserforum: Zum Leserbrief<br />
„Tornados im Schmuddellook“<br />
Lange habe ich überlegt, auf diesen<br />
Leserbrief zu antworten. Als ehemaliger<br />
Angehöriger der Luftwaffe war ich 35 Jahre<br />
in einem Einsatzverband als Techniker, davon<br />
28 Jahre als Flugwerkprüfer. Ich stelle fest:<br />
1. Der Verfasser des o.a. Artikels stellt die<br />
jahrelangen Bemühungen der 1. und 2.<br />
Schreiben lohnt sich!<br />
Unter allen Leserbrief-Autoren des vergangenen<br />
Monats haben wir ein hochwertiges<br />
herpa-Sammlermodell eines Airbus A300<br />
B2 aus der Yesterday-Kollektion<br />
verlost. Das Modell im Maßstab 1:200<br />
hat einen Wert von 59,90 Euro und wird<br />
bei Hans-Jürgen Hellmich landen.<br />
Meinung<br />
gefragt<br />
Gerne veröffentlichen wir Ihre Meinung. Schicken Sie uns Ihren Leserbrief (für Rückfragen bitte unbedingt mit<br />
Adresse und Telefonnummer) an: E-Mail: redaktion@flugrevue.de, Fax: +49 228 9565-247<br />
Die in Leserbriefen geäußerte Meinung muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen. Wir behalten uns die Kürzung von Leserbriefen aus redaktionellen Gründen vor.<br />
6 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Leserreisen <strong>2015</strong><br />
Die besten<br />
Actiontouren<br />
Auch in diesem Jahr bieten wir Ihnen in<br />
Zusammenarbeit mit unserem bewährten Partner<br />
DER Deutsches Reisebüro Trips zu den besten<br />
Airshows und Museen der Welt an.<br />
Lassen Sie sich die Highlights <strong>2015</strong> nicht entgehen!<br />
Zubringerflüge in<br />
Deutschland inklusive<br />
Flying Legends in Duxford 10. bis 13. Juli <strong>2015</strong><br />
Die berühmte Warbirdshow der Flying Legends kombinieren wir dieses<br />
Mal mit dem hervorragenden Flugtag der Royal Navy in Yeovilton,<br />
der Heimat der Oldtimerflotte der britischen Marineflieger. Außerdem<br />
steht ein Besuch des Royal-Air-Force-Museums<br />
in Hendon auf dem Programm. ab 1299 Euro<br />
Fotos: Hoeveler, Schwarz (2)<br />
Letzte<br />
Möglichkeit<br />
Royal International Air Tattoo in Fairford<br />
17. bis 20. Juli <strong>2015</strong><br />
Die größte militärische Airshow der Welt ist immer eine Reise wert.<br />
Neben zahlreichen aktuellen Kampfflugzeugmustern gibt es viele<br />
Exoten und Oldtimer zu bestaunen. In diesem Jahr dürften besonders<br />
viele Warbirds zu sehen sein, da die Veranstalter „75 Jahre Battle of<br />
Britain“ feiern. Zahlreiche interessante Exponate bietet auch das<br />
Royal Air Force Museum in Cosford mit seiner<br />
Prototypen-Sammlung. <br />
ab 1399 Euro<br />
MAKS in Shukowski und Monino<br />
26. bis 30. August <strong>2015</strong><br />
Die neuesten Entwicklungen<br />
der russischen Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie sowie<br />
ein spektakuläres Show-Programm<br />
können Sie auf der<br />
MAKS <strong>2015</strong> in Shukowski<br />
bei Moskau bestaunen.<br />
Das weltberühmte Luftfahrtmuseum<br />
in Monino mit<br />
seinen einzigartigen Flugzeugen<br />
darf bei unserer<br />
Reise natürlich nicht fehlen.<br />
ab 1599 Euro<br />
Letzte<br />
Möglichkeit<br />
USA-Tour mit Miramar und Fleet Week<br />
3. bis 12. Oktober <strong>2015</strong><br />
Unsere diesjährige USA-Tour führt<br />
an die Westküste und steht ganz<br />
im Zeichen der amerikanischen<br />
Marineflieger. Genießen Sie die<br />
Blue Angels über San Francisco<br />
während der Fleet Week und die<br />
eindrucksvollen Vorführungen auf<br />
der Miramar Air Show. Zahlreiche<br />
hochklassige Luftfahrtmuseen,<br />
einschließlich zweier Flugzeugträger,<br />
runden unsere Top-Reise ab.<br />
ab 2899 Euro<br />
Ausführlicher Prospekt<br />
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DER Deutsches Reisebüro GmbH & Co. OHG<br />
Rossmarkt 12, 60311 Frankfurt<br />
Tel.: 0 69/23 27 <strong>05</strong><br />
E-Mail: flugrevue-reisen@der.de
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Bombardier<br />
GESTRECKTE VARIANTE DER CSERIES<br />
CS300 hebt zum Erstflug ab<br />
Bombardier hat am 27. Februar in Montreal auch die<br />
gestreckte Version der CSeries in die Luft gebracht.<br />
Die Maschine mit der Kennung C-FFDK hob um elf<br />
Uhr vom Flughafen Mirabel aus ab und landete um 15:58<br />
Uhr. Capt. Andris Litavniks und Copilot Christophe Marchand<br />
wurden von den Flugtestingenieuren Anthony Dunne<br />
und Mark Metivet begleitet. Sie erreichten eine Höhe von<br />
12 500 Metern und eine Geschwindigkeit von 470 km/h. Litavniks<br />
zeigt sich begeistert über das Handling: “Es ist ein<br />
Flugzeug für Piloten und verhielt sich genau so, wie von der<br />
Simulation erwartet.” Nach vielen Verzögerungen rechnet<br />
Bombardier nun mit der Zulassung der CS100 für das zweite<br />
Halbjahr <strong>2015</strong>. Die CS300 soll im Abstand von etwa<br />
sechs Monaten folgen. Bisher wurden über 1000 Flugstunden<br />
absolviert, wohl noch nicht einmal die Hälfte der notwendigen<br />
Zeit. Derzeit sind 243 Flugzeuge fest bestellt.<br />
Foto: AgustaWestland<br />
Minensucher MCH-101<br />
Die japanische Marine hat ihren ersten MCH-101<br />
mit Minensuchsystem übernommen. Er durchläuft<br />
nun in Iwakuni die Truppenversuche. Die Japan<br />
Maritime Self Defense Force hat bei AgustaWestland<br />
insgesamt 13 AW101-Modelle bestellt, darunter<br />
zwei CH-101 für den Einsatz in der Antarktisforschung.<br />
Acht wurden bereits ausgeliefert. Die<br />
MCH-101 können mit zwei Systemen für die Minensuche<br />
bestückt werden: Das AN/AQS-24A wird<br />
hinter dem Hubschrauber hergeschleppt, während<br />
das AN/AES-1 mit einem Laser die Oberfläche<br />
absucht. Die Integration der Geräte wurde von<br />
Kawasaki Heavy Industries in Gifu durchgeführt.<br />
8 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Foto: Fraport<br />
Foto: Dassault Aviation / G. Gosset<br />
H155 für Südkorea<br />
Korea Aerospace Industries hat Airbus<br />
Helicopters als Partner bei der Entwicklung<br />
eines zivil und militärisch nutzbaren<br />
Hubschraubers in der Fünf-Tonnen-Klasse<br />
ausgewählt. Der Vertrag über die Zusammenarbeit<br />
beim Light Armed Helicopter/<br />
Light Civil Helicopter sieht einen Technologietransfer<br />
nach Südkorea vor, wobei<br />
als Basis die EC155 (neuerdings H155)<br />
dienen wird. Bei Airbus Helicopters wird<br />
dieses Modell durch die in Entwicklung<br />
befindliche H160 ersetzt. Der Deal hat für<br />
Airbus, das einen Anteil von 50 Prozent<br />
erhält, einen Wert von etwa 1,5 Milliarden<br />
Dollar über 20 Jahre.<br />
100. Flug der Dassault Neuron<br />
Foto: Airbus Helicopters<br />
Frankfurt wächst<br />
4,6 Prozent mehr Passagiere und damit<br />
3,8 Mio. Fluggäste hat der Frankfurter<br />
Flughafen im Februar im Vorjahresvergleich<br />
gezählt. Damit setzt sich der<br />
Wachstumstrend fort, nachdem das hessische<br />
Drehkreuz 2014 mit 59,6 Mio. Passagieren<br />
(plus 2,6 Prozent) einen neuen<br />
Rekord aufgestellt hatte. Ein neues Fraport-Gutachten<br />
geht davon aus, dass<br />
2021 mit 68 bis 73 Mio. Passagieren zu<br />
rechnen sei. Die jetzige Terminalkapazität<br />
liege aber nur bei 64 Mio. Fluggästen.<br />
Auch das Bundesverkehrsministerium<br />
sagt bis 2030 ein jährliches Passagierwachstum<br />
von 2,5 Prozent voraus. Laut<br />
Fraport-Chef Stefan Schulte braucht der<br />
Flughafen spätestens ab dem Jahr 2021<br />
das im Süden geplante neue Terminal 3.<br />
„Die Daten zeigen, dass sich die<br />
Sicherheit 2014 verbessert hat.“<br />
Tony Tyler, IATA-Generaldirektor<br />
Das französische Verteidigungsministerium hat die Versuchskampagne mit dem unbemannten<br />
Kampfjet Neuron abgeschlossen. Der letzte Flug in dem staatlichen Testprogramm<br />
fand am 26. Februar statt und war gleichzeitig der 100. Flug des UCAV-Versuchsmusters<br />
seit Dezember 2012. Die aktuelle Kampagne wurde von Istres aus durchgeführt. Dabei ging<br />
es vor allem um die Vermessung der Radarrückstrahlfläche und der Infrarotsignatur des<br />
Stealth-Musters. Die Neuron musste gegen diverse luft- und bodengestützte Radars fliegen<br />
und wurde auch von Lenkwaffensensoren beäugt. Nach Abschluss der Versuche in Frankreich<br />
wird das Neuron-Testprogramm nun in Italien und später in diesem Jahr in Schweden<br />
fortgesetzt – beides Partnerländer wie auch Spanien, Griechenland und die Schweiz.<br />
CFK-Zentrum<br />
Rolls-Royce wird in Bristol ein Zentrum für<br />
die Entwicklung von fortschrittlichen Verbundwerkstoffen<br />
einrichten, die bei Fanblättern<br />
und Bläserverkleidungen künftiger<br />
Triebwerke verwendet werden können. Es<br />
geht insbesondere um die Carbon/Titan-<br />
Blätter für das Advance-Projekt, das eine<br />
Kraftstoffeinsparung von 20 Prozent verspricht.<br />
Erste Blätter wurden bereits in<br />
einem Trent 1000 im Flug getestet. Die<br />
Forschung im Bereich Verbundwerkstoffe<br />
treibt der britische Hersteller mit dem<br />
National Composites Centre voran, das<br />
ebenfalls in Bristol beheimatet ist.<br />
Ihren ersten Airbus A350 hat Vietnam<br />
Airlines in neuer Farbgebung in<br />
Toulouse vorgestellt. Der neue Zweistrahler<br />
wird über AerCap geleast und<br />
Mitte des Jahres ausgeliefert. Vietnam<br />
Airlines will 14 Airbus A350 betreiben.<br />
Erste Route soll die Verbindung von<br />
Hanoi nach Paris werden. Dagegen wird<br />
Frankfurt ab November auf die ebenfalls<br />
neu gelieferte 787-9 umgestellt.<br />
E-2D im Einsatz<br />
Die Northrop Grumman E-2D ist auf ihrer<br />
ersten Einsatzfahrt. Fünf Advanced Hawkeyes<br />
der Staffel VAW-125 „Tigertails“ sind Teil des<br />
Carrier Air Wing 1 auf der USS „Theodore<br />
Roosevelt“, die am 11. März ihren Heimathafen<br />
in Norfolk verlassen hat, um im Persischen Golf<br />
eingesetzt zu werden. Das neue Frühwarnflugzeug<br />
wird die E-2C ablösen. Es bietet ein verbessertes<br />
Radar und digitale Systeme. Bisher<br />
wurden 17 Maschinen ausgeliefert.<br />
Im Netz<br />
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www.flugrevue.de/newsletter<br />
Foto: Airbus<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 9
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
NEUE VORSCHRIFT IN DEN USA<br />
Jumbo wird erster Vierstrahler mit ETOPS<br />
Foto: Boeing<br />
Boeing hat von der US-Luftfahrtbehörde FAA Ende<br />
März die ETOPS-330-Zulassung für die Jumbo-Passagierversion<br />
747-8 Intercontinental erhalten. Die<br />
Behörde verlangt diese einst für zweistrahlige Langstreckenflugzeuge<br />
eingeführte Zulassung seit Mitte Februar auch für<br />
alle neu gebauten, vierstrahligen Passagierflugzeuge, wenn<br />
diese sich weiter als 180 Flugminuten von Ausweichflugplätzen<br />
entfernen wollen. Nunmehr sind, im Falle einer jederzeit<br />
anzunehmenden Störung, Routen mit 330 Flugminuten<br />
bis zum Ausweichflughafen zulässig. Damit dürfen<br />
ETOPS-Passagierjumbos direktere, kraftstoffsparendere<br />
Routen wählen. Auch vom 747-8-Frachter gibt es Neuigkeiten:<br />
Die Silkway Group aus Aserbaidschan bestellte für ihre<br />
Tochter Silkway West drei neue 747-8F (Foto).<br />
SH-2G(I) in Neuseeland<br />
Auf der Basis Whenuapai bei Auckland haben<br />
Luftwaffe und Marine Neuseelands am 6. März offiziell<br />
die ersten drei Seasprite-Marinehubschrauber<br />
übernommen. Insgesamt sollen bis Ende des Jahres<br />
acht Kaman SH-2G(I) bei der 6 Squadron fliegen.<br />
Zwei weitere Helikopter wurden im Rahmen des auf<br />
120 Millionen Dollar (110 Mio. Euro) veranschlagten<br />
Auftrags als Ersatzteilspender gekauft. Dazu kommen<br />
weitere Ersatzteile und ein Missionssimulator.<br />
Neuseeland wird die Seasprites von Fregatten und<br />
Patrouillenbooten aus einsetzen. Die Helikopter sind<br />
gebraucht – sie wurden wegen Entwicklungsproblemen<br />
von der Royal Australian Navy zurück gegeben<br />
und von Kaman in den USA überholt.<br />
Foto: NZDF<br />
Die für die Fertigstellung des Flughafens<br />
BER notwendigen zusätzlichen 1,1<br />
Milliarden Euro sollen der Flughafen Berlin<br />
Brandenburg GmbH durch Kapitalzuführungen<br />
der Gesellschafter zur Verfügung<br />
gestellt werden. Dies hat der Aufsichtsrat<br />
am 13. März beschlossen. Die Baukosten<br />
werden nun mit 5,4 Milliarden Euro kalkuliert.<br />
Die Mehrkosten entfallen zum Großteil<br />
auf die Umsetzung des Brandschutzkonzepts,<br />
den Umbau der Entrauchungsanlage,<br />
die bauliche Fertigstellung des Terminals,<br />
weitere Bau- und Planungsleistungen,<br />
die Sanierung der nördlichen Start- und<br />
Landebahn, das Schallschutzprogramm<br />
und die Risikovorsorge. Derweil müssen in<br />
Tegel in diesem Jahr 19 Millionen Euro investiert<br />
werden, um den Betrieb zu sichern.<br />
10 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Ende für die RF-4E<br />
E-3A modernisiert<br />
Die Türk Hava Kuvvetleri hat am 11.<br />
März den Flugbetrieb ihrer letzten verbliebenen<br />
RF-4E Phantom mit sofortiger<br />
Wirkung eingestellt. Die Aufklärungsaufgaben<br />
werden von der F-16<br />
mit dem DB-110-Behälter von UTC<br />
Aerospace übernommen. Die vorgezogene<br />
Außerdienststellung wurde<br />
durch den Absturz von zwei Maschinen<br />
am 24. Februar während einer<br />
Übung ausgelöst. Am 5. März stürzte<br />
zudem eine F-4E-2020 ab. Diese Version<br />
soll aber noch bis 2020 fliegen.<br />
Die Red Arrows lackieren ihre Hawks für die<br />
neue Saison mit einer britischen Flagge am Heck.<br />
Das neue Design soll die Rolle des Kunstflugteams<br />
der RAF als Botschafter des Landes unterstreichen.<br />
„Wir vertreten nicht nur die Streitkräfte, sondern<br />
die gesamte Industrie Großbritanniens“, so der<br />
neue Team-Leader David Montenegro.<br />
Foto: Crown Copyright<br />
Boeing hat mit der Flugerprobung<br />
der neuen Cockpitausstattung und der<br />
zugehörigen Avionik für die E-3A der<br />
NATO begonnen. Durch die Modernisierung<br />
sollen Probleme mit der Ersatzteilversorgung<br />
der alten analogen<br />
Systeme behoben werden. Auch lässt<br />
sich durch Automatisierung die Crew<br />
reduzieren. Die NATO plant die Umrüstung<br />
von 14 ihrer in Geilenkirchen<br />
stationierten Frühwarnflugzeuge.<br />
Sie soll von 2016 bis 2018 laufen und<br />
257 Millionen Dollar kosten.<br />
Neuer Astronautentrainer<br />
❱❱❱ kurz notiert<br />
Mit einer Willkommensfeier in Luxemburg hat Cargolux die<br />
Ankunft ihres 30. fabrikneu gelieferten Jumbo Jets begangen.<br />
Alleine von der modernsten Version, Boeing 747-8F, haben die<br />
Luxemburger 14 Stück bestellt.<br />
Der frühere Regierungsairbus A310-304 „Konrad Adenauer“<br />
ist bei Lufthansa Technik in Hamburg mit einem 20 Meter langen,<br />
gepolsterten Kabinenbereich für Schwerelosigkeitsexperimente zum<br />
neuen Astronautentrainer für Novespace umgebaut worden. Die im<br />
Juni 1989 als Passagierflugzeug DDR-ABA neu an Interflug gelieferte,<br />
heutige F-WNOV erhielt beim jüngsten Werftaufenthalt 1300 Teilmodifikationen.<br />
Außerdem wurde ein C-Check durchgeführt.<br />
50 Techniker waren mit den Arbeiten beschäftigt. Künftig wird die in<br />
Bordeaux stationierte A310 bei Parabelflügen für jeweils 22 Sekunden<br />
Schwerelosigkeit an Bord erzeugen. Bis zu 31 dieser Parabeln<br />
werden typischerweise binnen drei bis vier Flugstunden absolviert.<br />
Foto: Julius Dill<br />
Die unbemannten Überwachungsflugzeuge Predator B/MQ-9<br />
Reaper von General Atomics in 78 600 Missionen eine Million<br />
Stunden erflogen, davon 90 Prozent im Kampfeinsatz. Der<br />
Meilenstein wurde am 20. Februar erreicht, etwa 14 Jahre nach<br />
dem Erstflug am 2. Februar 2001.<br />
Ab dem Winterflugplan wird die neue Eurowings auch die<br />
Langstreckenziele Dubai, Bangkok, Phuket, Varadero und Punta<br />
Cana ab Köln/Bonn mit ihren ersten beiden, von GECAS<br />
geleasten Airbus A330-200 bedienen.<br />
Saab hat am 19. März die letzte JAS 39C Gripen an die<br />
schwedischen Luftstreitkräfte ausgeliefert. Sie fliegt beim<br />
Geschwader F17 in Kallinge.<br />
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– was ist ihr Geheimnis? Kampfpiloten gehören ohne Zweifel<br />
zu den stresserprobtesten Menschen überhaupt und haben demzufolge<br />
Methoden entwickelt und gelernt, um gut mit Stress und Belastung umzugehen<br />
und dennoch das Optimum an Leistung zu geben. Der Autor, Ralph<br />
Eckhardt, ehemaliger Kampfjet-Pilot der Luftwaffe, heutiger 747-Kapitän<br />
und Fluglehrer, gibt dem Leser in seinem Ratgeber Methoden sowie Denkanstöße<br />
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zu agieren. Das Wissen ist universell und für jeden anwendbar, ganz<br />
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der Autor grundlegenden Faktoren wie der eigenen Einstellung, situativem<br />
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News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
<strong>FLUG</strong>ZEUG FÜR ERSTEN EXPORTKUNDEN<br />
Malaysia erhält seine erste A400M<br />
Foto: Airbus Defence & Space<br />
Zum Auftakt der Rüstungsmesse LIMA <strong>2015</strong> in Langkawi<br />
wurde die erste A400M der königlich malaysische<br />
Luftwaffe offiziell in Empfang genommen. Bei<br />
der Übernahme waren der Premierminister des Landes, Dato´<br />
Seri Najib Razak, der Verteidigungsminister Dato´ Seri<br />
Hishammuddin Hussein und Luftwaffenchef Dato´ Sri Roslan<br />
Saad anwesend. Die Übergabe im Werk Sevilla erfolgte<br />
bereits am 9. März. Am 12. März machte sich dann eine<br />
vierköpfige Crew der Royal Malaysian Air Force auf den<br />
Weg zum neuen Heimatstützpunkt Subang nahe der Hauptstadt<br />
Kuala Lumpur. Unterdessen hat die Airbus Group in<br />
der Bilanz für 2014 für die Verzögerungen bei den Lieferungen<br />
und der Weiterentwicklung der A400M 550 Millionen<br />
Euro abgeschrieben. Man hofft, die Lieferzahl gegenüber<br />
2014 zu verdoppeln, was aber immer noch weit hinter den<br />
ursprünglichen Plänen zurückbleiben würde.<br />
Foto: Flughafen Frankfurt-Hahn<br />
38 Millionen Passagiere im Hunsrück<br />
Ryanair hat in Frankfurt-Hahn seit 1999 über 38 Millionen Passagiere befördert.<br />
Der Jubiläumsfluggast, ein Brite aus Sheffield, erhielt zwei Freiflüge nach<br />
London. Die irische Niedrigpreis-Fluggesellschaft ist die wichtigste Passagierairline<br />
auf dem Hunsrück-Flughafen. Im Sommer bietet sie dort 44 Routen und 160 wöchentliche<br />
Rückflüge an und erwartet, alleine <strong>2015</strong> in Frankfurt-Hahn über zwei<br />
Millionen Passagiere zu befördern. Trotz ihres neuen Wachstumsschwerpunkts an<br />
Primärflughäfen, wie Köln, Brüssel, Kopenhagen, Madrid und Berlin-Schönefeld,<br />
will Ryanair auch ihre klassischen Flughafenstandorte parallel weiterentwickeln.<br />
Diehl vermarktet AARGM<br />
Diehl Defence hat mit dem US-Unternehmen Orbital ATK eine exklusive<br />
Kooperationsvereinbarung über die Vermarktung und Produktion<br />
des Antiradar-Lenkflugkörpers AARGM (Advanced Anti-Radar Guided<br />
Missile / AGM-88E) in Deutschland geschlossen. Sollte der Flugkörper<br />
von der Luftwaffe beschafft werden, so sieht die Vereinbarung die<br />
Übertragung wesentlicher Arbeitsanteile an Deutschland hinsichtlich<br />
Fertigung und Serviceleistungen im Einsatz vor. Diehl war bereits an der<br />
Herstellung des Lenkflugkörpers HARM beteiligt, der gegenwärtig bei<br />
der Luftwaffe am Tornado ECR genutzt wird.<br />
Foto: Navair<br />
12 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Foto: Airbus<br />
Erste Vueling-A320 mit Space-Flex<br />
Mehr Platz für Passagiersessel bietet das optionale „Space-Flex“-<br />
Modul von Airbus für den hinteren Kabinenbereich im Airbus A320.<br />
Durch eine veränderte Anordnung von zwei Toilettenräumen und<br />
der verkleinerten Küche wird vor den Türen kein Platz mehr für Einbauten<br />
beansprucht, so dass dort sechs zusätzliche Passagiersitze,<br />
insgesamt 186, installiert werden können. Dennoch ist eine der<br />
Toilettenkabinen mit Bordrollstuhl benutzbar und kann mit dem<br />
zweiten Waschraum bei Bedarf durch Klappwände zusammengelegt<br />
werden, etwa für einen Betreuer. Vueling hatte im August 2013 bei<br />
Airbus 30 A320ceo und 32 A320neo bestellt und ist erster Kunde<br />
des neuen Space-Flex-Moduls.<br />
Afghanische Piloten fliegen A-29<br />
Bei der US Air Force in Moody AFB, Georgia, läuft die Ausbildung<br />
von afghanischen Piloten auf der Embraer A-29B Super Tucano.<br />
Am 5. März wurde nach der Theorieschulung und Übungen im<br />
Simulator der erste Trainingsflug durchgeführt. Zuständig für das<br />
Programm ist die am 15. Januar formell wieder aufgestellte 81st<br />
Fighter Squadron. Das erste von 20 für die Schulung vorgesehenen<br />
Flugzeugen traf bereits im letzten September in Moody ein.<br />
Montiert werden die A-29B im Embraer-Werk in Jacksonville, Florida.<br />
Embraer gewann das Light-Air-Support-Programm gegen die AT-6<br />
von Beechcraft, das mit mehreren Protesten gegen das Auswahlverfahren<br />
scheiterte. Hauptauftragnehmer für den Vertrag im Wert<br />
von 427 Millionen Dollar (395 Mio. Euro) ist die Sierra Nevada Corp.<br />
Nach der Ausbildung soll die A-29B als leichter Erdkämpfer in<br />
Afghanistan verwendet werden.<br />
Foto: USAF<br />
Neuer Vertrag für<br />
Eurofighter-<br />
Modernisierung<br />
Auf der Rüstungsshow IDEX in Abu<br />
Dhabi wurde der Vertrag für die Phase<br />
3 Capability Enhancement des Eurofighters<br />
unterzeichnet. Zentraler Punkt ist<br />
die Integration der Luft-Boden-Lenkwaffe<br />
Brimstone. Sie ist nur für die Royal<br />
Air Force interessant, die die Lenkwaffe<br />
derzeit mit dem Tornado GR4<br />
verwendet. Der jedoch soll bis 2019 außer<br />
Dienst gehen. BAE Systems hat vorab<br />
nationale Gelder für die Vorbereitung<br />
der Integration erhalten. Die 200<br />
Millionen Euro des P3E-Vertrags sollen<br />
laut Hersteller auch in Nachbesserungen<br />
bei der Integration von Storm Shadow,<br />
Meteor, Paveway IV und ASRAAM<br />
fließen. Zudem will man die Verfügbarkeit<br />
des Fighters erhöhen. Die Entwicklung<br />
soll 2017 fertig sein. Derzeit läuft<br />
bereits die Definitionsphase für die<br />
Phase 4 Capability Enhancement.<br />
Boeing testet 757 als „ecoDemonstrator“<br />
Eine gebrauchte Boeing 757-200 aus Beständen von TUI ist seit März für Boeing und<br />
die NASA im Einsatz, um neue Technologien im Flug zu erproben, die den Treibstoffverbrauch<br />
und die Emissionen senken sollen. Dabei spielen aerodynamische Verbesserungen<br />
eine entscheidende Rolle. Der linke Flügel wurde mit einer neuen Oberfläche zur Erreichung<br />
natürlicher Laminarströmung versehen. Spezielle Krüger-Klappen an der Flügelvorderkante<br />
sollen Insekten abweisen, durch deren Verschmutzung die Laminarströmung<br />
beeinträchtigt würde. Die NASA testet außerdem eine schmutzabweisende Beschichtung<br />
der Flügelvorderkante. Das Seitenruder der 757 hat eine aktive Grenzschichtbeeinflussung<br />
erhalten, mit dem seine Wirksamkeit um 20 Prozent erhöht werden soll. Boeing hofft,<br />
dadurch künftige Seitenruder wirksamer, kleiner und leichter bauen zu können. Nach dem<br />
Ende der Flugtests soll das Flugzeug in einem neuen Verfahren umweltfreundlich zerlegt<br />
und recycelt werden. Boeing hatte auch schon je eine 737NG und eine 787-8 für Tests als<br />
„ecoDemonstrator“ genutzt.<br />
Foto: Boeing<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 13
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Lockheed Martin<br />
Foto: Boeing<br />
ENDMONTAGE IN CAMERI<br />
Erste F-35 aus Italien<br />
Alenia Aermacchi hat die erste in Italien endmontierte F-35A fertiggestellt.<br />
Flugzeuge für Italien (F-35A und F-35B) und die Niederlande<br />
(F-35A) sollen in Cameri gebaut werden. Im Rahmen des JSF-Programms<br />
hat das italienische Verteidigungsministerium große Summen in die<br />
FACO-Anlagen (Final Assembly and Check-Out) auf dem Militärflugplatz bei<br />
Mailand investiert. 22 Gebäude entstanden, in denen nicht nur die Endmontagelinie<br />
mit elf Stationen, sondern auch die Produktionsvorrichtungen für die<br />
Tragflächen untergebracht sind. Ein Teil aller F-35 erhält Flügel aus Italien.<br />
Neben der Endmontage wird Cameri künftig auch die Betreuung der europäischen<br />
F-35 übernehmen. Eine entsprechende Entscheidung des US-Verteidigungsministeriums<br />
wurde im Dezember bekannt gegeben.<br />
250. Dreamliner ausgeliefert<br />
US-Branchenriese United hat am 16. März in Charleston die insgesamt<br />
250. Boeing 787 übernommen. Das jüngste Flugzeug, eine 787-<br />
9, ist bereits der 16. Dreamliner im Bestand der Airline. Erstmals lieferte<br />
das zweite Boeing-787-Endmontagewerk in Charleston damit ein<br />
Flugzeug der gestreckten Version aus. Unterdessen hat die mächtige,<br />
amerikanische Flugzeugbauergewerkschaft IAM bei der US-Regierung<br />
beantragt, dass die Boeing-Beschäftigten in Charleston über einen<br />
Beitritt zu IAM offiziell abstimmen dürfen. Bisher waren die Mitarbeiter,<br />
anders als ihre Kollegen in Seattle und Everett, nicht gewerkschaftlich<br />
organisiert. Die Boeing-Standortentscheidung zugunsten<br />
des strukturschwachen South Carolina war einst auch mit dieser Personalkosten<br />
senkenden Rahmenbedingung begründet worden.<br />
Aufklärungsbehälter<br />
Mit seinem Sensorbehälter bietet Airborne<br />
Technologies aus Österreich eine einfache<br />
Lösung für Aufklärungsmissionen. Man<br />
verhandele mit mehreren Flugzeugherstellern,<br />
die den S.C.A.R.-Pod (Self Contained<br />
Aerial Reconnaissance Pod) als Option anbieten<br />
wollen, so Airborne Technologies,<br />
das bisher einen Kunden vorweisen kann.<br />
Um weiteres Interesse zu generieren, wird<br />
der Behälter im Juni an einer PC-9 im<br />
Rahmen einer NATO-Übung geflogen.<br />
Die Besonderheit des Behälters ist, dass er<br />
völlig unabhängig von den Flugzeugsystemen<br />
funktioniert. Strom wird über eine<br />
Batterie geliefert, und die Bedienung erfolgt<br />
über eine WLAN-Verbindung. Der<br />
S.C.A.R.-Pod ist mit 10-Zoll- oder 15-Zoll-<br />
Sensoraufhängungen verfügbar.<br />
Airbus mit „Tim und Struppi“<br />
Den legendären belgischen Zeichner Hergé ehrt Brussels<br />
Airlines mit einem komplett mit Comic-Motiven dekorierten<br />
Airbus A320. Die Motive aus der Tim-und-Struppi-Folge<br />
„Der Schatz Rackhams des Roten“ wurden im tschechischen<br />
Ostrava binnen 1500 Arbeitsstunden in Airbrush-Technik vom<br />
deutschen Künstler Andre Eisele aufgetragen. Sie zeigen Unterwasser-Szenen<br />
und ein Mini-U-Boot in Haifischform.<br />
Brussels Airlines will das auf den Namen des Comic-Piraten<br />
„Rackham“ getaufte Flugzeug noch bis zum Jahr 2019 in der<br />
spektakulären Sonderlackierung einsetzen.<br />
Foto: Airbus Foto: Airborne Technologies/Rasinger<br />
14 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
VIP-Interview<br />
Dipl.-Ing. Heiko Lütjens (52) ist Geschäftsführer der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH<br />
sowie Managing Director & CTO Flight Control/Actuation Systems, Landing Gear Systems, Hydraulics<br />
der Liebherr-Aerospace & Transportation SAS.<br />
Herr Lütjens, Sie vertreten ein Unternehmen,<br />
das sehr gut am Markt<br />
positioniert ist, aber auch weiter<br />
expandieren will. Wie sehen Sie die<br />
Zukunft von Liebherr-Aerospace?<br />
Airbus und Boeing wie auch unsere anderen<br />
Kunden prognostizieren, dass sich<br />
die Zahl der fliegenden Flugzeuge in den<br />
nächsten 20 Jahren auf bis zu 36 000<br />
verdoppeln wird. Bedenkt man, dass<br />
dann etwa die Hälfte der derzeitig sich<br />
im Einsatz befindenden 18 000 Flugzeuge<br />
ersetzt werden muss, kommt eine<br />
Menge Arbeit auf uns zu. Wir haben<br />
deshalb viel investiert, um Arbeitsplätze<br />
zu sichern und auch für die kommenden<br />
Jahre gerüstet zu sein. Insgesamt werden<br />
bis 2020 rund 200 Millionen Euro<br />
in unsere Standorte in Lindenberg und<br />
Friedrichshafen fließen.<br />
Dennoch handelt es sich bei all<br />
diesen Luftfahrzeugen nicht um<br />
neue Modelle ...,<br />
... aber genau das ist das Spannende an<br />
den Vorhersagen, denn alle künftigen<br />
Flugzeuge sind bereits auf dem Markt.<br />
Vielleicht kommen noch ein paar Weiterentwicklungen<br />
hinzu, aber grundsätzlich<br />
neue Flugzeuge wird es erst einmal<br />
nicht geben. Wir kennen also jetzt schon<br />
die Produkte, die wir fertigen müssen.<br />
Sind Sie schon auf die steigenden<br />
Auslieferungszahlen vorbereitet,<br />
beispielsweise bei der A350?<br />
Genau genommen sind wir bereits mitten<br />
im Serienhochlauf. Beispiels weise<br />
haben wir Schmiedeteile, die man nicht<br />
so einfach aus dem Regal kaufen kann.<br />
Da haben wir einen Vorlauf von rund<br />
zwölf Monaten, bei einigen anderen Teilen<br />
sogar noch mehr. Wenn also Airbus<br />
in absehbarer Zeit zehn Flugzeuge täglich<br />
ausliefern will, dann sind wir jetzt<br />
schon darauf vorbereitet.<br />
„Qualität und<br />
marktfähige<br />
Preise“<br />
Das betrifft auch die Logistik?<br />
Selbstverständlich. Die Serienbauunterlagen<br />
stehen fest, die gesamte Planung<br />
steht wie auch die Zulieferungen.<br />
Die Qualifikationen, beispielsweise für<br />
das Bugfahrwerk, sind ebenso abgeschlossen.<br />
Für die Montage haben<br />
wir das Personal ausgebildet und erst<br />
kürzlich eine neue Halle in Betrieb<br />
genommen.<br />
Müssen Sie für den „Ramp-up“<br />
noch Personal einstellen?<br />
Die Mitarbeiter/innen für die Fahrwerksproduktion<br />
der A350 haben wir<br />
Foto: Liebherr-Aerospace<br />
bereits vor drei Jahren eingestellt. Wir<br />
benötigten qualifiziertes Personal bereits<br />
für die Vorserienphase. In dieser entstehen<br />
die ersten Geräte für die Qualifikation<br />
und die Erprobungsflugzeuge.<br />
Gab es eigentlich im Zuge der<br />
Entwicklung Änderungswünsche,<br />
oder lagen die Berechnungen und<br />
Simulationen schon nahe am angestrebten<br />
Ziel?<br />
Wenn wir noch einmal auf das Fahrwerk<br />
der A350 zurückkommen, dann hat<br />
alles sehr gut gepasst – Spezifikation,<br />
Auslegung, Produktion und Qualifikation<br />
bis hin zum Produkt, das erst kürzlich<br />
in den Dienst gestellt wurde.<br />
Die gute Zusammenarbeit mit unseren<br />
Auftraggebern ist einer unserer Grundwerte,<br />
denn nur so können sehr gute<br />
Resultate erzielt werden.<br />
Sie liefern aber nicht nur Anteile<br />
für die A350, sondern auch<br />
für zahlreiche andere Programme.<br />
Wie ist dort die Situation?<br />
Generell betrachtet, gehen wir in der<br />
Luftfahrt weiterhin von einer stabilen<br />
Lage auf hohem Niveau aus. Blickt man<br />
jedoch auf das tägliche Geschäft der<br />
Ausrüstungsindustrie, wird schnell klar,<br />
dass der Markt zum größten Teil belegt<br />
ist und grundsätzlich keine unendlichen<br />
Verträge an Zulieferer vergeben werden.<br />
Wenn die Laufzeiten dem Ende entgegengehen,<br />
müssen wir uns sowohl technisch<br />
als auch bezüglich der Preise neu<br />
bewähren, und das ist angesichts der<br />
starken Konkurrenz nicht einfach.<br />
Schließlich gibt es auch Wettbewerb<br />
beim Kundendienst, in den inzwischen<br />
die Flugzeughersteller selbst stark einsteigen.<br />
Hier zählen nur Qualität und<br />
marktfähige Preise.<br />
Die Fragen stellte Matthias Gründer<br />
FR<br />
Mehr im<br />
Internet:<br />
Unter www.liebherr.com findet man jede Menge Infos über die Liebherr-Gruppe, über die Produkte und Aktivitäten<br />
des Bereichs Aerospace sowie interessante Materialien im Download-Bereich.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 15
Take-Off<br />
Eurofighter bei der Aeronautica Militare Italiana<br />
SCHUTZ<br />
Die italienischen Luftstreitkräfte haben den<br />
Eurofighter seit zehn Jahren für die Luftraumsicherung<br />
im Einsatz. Die Flugleistungen<br />
des Fighters beeindrucken nach wie vor.<br />
16 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong>
SCHIRM<br />
ÜBER DEM STIEFEL<br />
Von RICCARDO NICCOLI<br />
Fotos: RICCARDO NICCOLI, EUROFIGHTER – GEOFF LEE<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 17
Take-Off<br />
Eurofighter bei der Aeronautica Militare Italiana<br />
In Trapani auf Sizilien haben<br />
die Typhoon des 37° Stormo<br />
gemietete F-16 abgelöst.<br />
BEREITSCHAFT<br />
AUF DREI<br />
BASEN<br />
Riccardo Niccoli (links) ist vor<br />
allem von der Schubstärke<br />
des Eurofighters beeindruckt.<br />
18 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong>
Das hintere Cockpit im Doppelsitzer ist genauso<br />
wie vorn ausgestattet, inklusive Head-up-Display.<br />
Die Rundumsicht ist ausgezeichnet.<br />
Mit Nachbrennerschub steigt der Eurofighter schnell auf<br />
Höhe. Die Crew sitzt auf dem Martin-Baker-Schleudersitz<br />
Mk16, der eine Rettung in jeder Lage ermöglicht.<br />
NATO-Zusammenarbeit: Ein C-135FR-Tanker der<br />
Escadron 2/91 „Bretagne“ aus Istres liefert den Sprit<br />
für die italienischen Typhoons aus Grosseto.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 19
Take-Off<br />
Eurofighter bei der Aeronautica Militare Italiana<br />
In Italien wird der Eurofighter<br />
ausschließlich als Jäger genutzt.<br />
Vorflug-Check an den EJ200-Triebwerken,<br />
die je 90 Kilonewton Schub liefern.<br />
Das 36° Stormo ist mit zwei Staffeln in<br />
Gioia del Colle in Süditalien stationiert.<br />
Nach der Freigabe<br />
durch den Tower<br />
rollen wir mit unserem<br />
Doppelsitzer auf die Bahn 21 in<br />
Grosseto und nehmen links Aufstellung.<br />
Rechts positioniert sich ein weiterer Typhoon<br />
der 20° Gruppo, und hinter uns<br />
stehen zwei Eurofighter der 9° Gruppo<br />
bereit zum Start der Mission A612, während<br />
der Luftbetankung, Abfangjagd und<br />
enger Luftkampf geübt werden sollen.<br />
Mein Pilot, Gruppenkommandeur „Bobo“,<br />
bringt den Schubhebel auf MAX<br />
DRY, löst die Bremsen und gibt vollen<br />
Nachbrennerschub. Die Beschleunigung<br />
ist beeindruckend, nicht grob wie in anderen<br />
Jets, sondern flüssig und stabil bereits<br />
bei niedrigen Geschwindigkeiten.<br />
20 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
ZEHN<br />
JAHRE<br />
IM DIENST<br />
Auf den Basen, wie hier in Grosseto, ist die Wartung für<br />
die beiden Staffeln eines Geschwaders zentralisiert.<br />
Schon zwölf Sekunden nach dem Lösen<br />
der Bremse sind wir bei 270 km/h<br />
und heben ab. Fahrwerk ein, weiter am<br />
Knüppel gezogen – und ab geht es fast<br />
senkrecht mit 420 km/h auf 1360 Meter!<br />
Dann fliegen wir eine sanfte Rechtskurve<br />
und nehmen die Nachbrenner heraus,<br />
um auf die anderen zu warten, die im<br />
Abstand von etwa sieben Sekunden hinter<br />
uns starten. Bei 550 km/h liegt die<br />
Maschine stabil in der Luft, und selbst<br />
vom hinteren Sitz aus kann man die ausgezeichnete<br />
Rundumsicht genießen. Nur<br />
nach hinten ist das Blickfeld etwas eingeschränkt,<br />
was aber nur beim Doppelsitzer<br />
so ist.<br />
LUFTBETANKUNG<br />
ÖSTLICH VON KORSIKA<br />
In der Zone D67, östlich von Korsika,<br />
klettern wir auf 5450 Meter, wo „Marcotte“,<br />
unser C-135FR-Tanker von der<br />
Armée de l´Air, bereits wartet. Nach der<br />
Annäherung greifen die internationalen<br />
Verfahren. Wir positionieren uns auf der<br />
linken Seite, bevor sich auf Anweisung<br />
der Tankercrew die ersten beiden Euro-<br />
fighter an die aus den Flügelbehältern<br />
ausgefahrenen Schläuche hängen. Wir<br />
nehmen 2900 Kilogramm Kraftstoff auf<br />
und wechseln auf die Warteposition<br />
rechts der C-135FR. Nach 30 Minuten<br />
sind alle vier Jets durch.<br />
Weiter geht es nach Süden, zur Area<br />
D115 östlich von Sardinien, wo uns der<br />
komplette Luftraum ab 600 Meter Höhe<br />
zur Verfügung steht. Die Formation<br />
trennt sich. Mit unserem Flügelmann<br />
positionieren wir uns weiter südlich, als<br />
„Red“-Rotte, die den Gegner für die<br />
beiden anderen Typhoons spielt. Diese<br />
nehmen eine weit auseinandergezogene<br />
Patrouillenformation ein, um die imaginäre<br />
Grenze zu überwachen. Für uns<br />
heißt das, 180 Grad kehrtzumachen,<br />
um in 9100 Meter Höhe einige Einflüge<br />
ins „gegnerische“ Gebiet zu beginnen.<br />
Teilweise ist unser Radar passiv, dann<br />
wieder schalten wir auf Angriffsmodus<br />
und spielen verschiedene Abfangszenarien<br />
durch. Die defensiven Eurofighter<br />
der 9° Gruppo werden dabei vom Leitstand<br />
„Barca“ in Licola unterstützt. Ihr<br />
Ziel ist es, in eine gute Position für einen<br />
Lenkwaffenschuss gegen uns zu<br />
kommen.<br />
Nach jeder Kampfphase trennen sich<br />
die Jets wieder und positionieren sich<br />
neu. Fast 50 Minuten dauern die Manöver,<br />
bei der sich die enorme Wendigkeit<br />
des Eurofighters zeigt. Die Steuerung ist<br />
präzise, aber nicht hart, sondern sehr<br />
fließend – viel angenehmer als zum Beispiel<br />
in einer F-16 Fighting Falcon.<br />
TYPHOON BLEIBT<br />
LUFTÜBERLEGENHEITSJÄGER<br />
Schließlich treffen sich alle vier Eurofighter<br />
wieder für den Rückflug zur 350<br />
Kilometer entfernten Basis Grosseto.<br />
Während die beiden Typhoons der 9°<br />
Gruppo direkt zur Landung ansetzen,<br />
machen wir noch eine Schleife nach<br />
Westen für einen langen Anflug. Im Final<br />
liegt die Geschwindigkeit bei 3<strong>05</strong> km/h,<br />
und im Head-up-Display wird dem Piloten<br />
der korrekte Anstellwinkel von 12<br />
bis 14 Grad angezeigt. Nach kurzem Anschweben<br />
setzt die Maschine mit 270<br />
km/h auf. Wir bremsen nicht stark, sondern<br />
lassen sie ausrollen, was mit den<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 21
Take-Off<br />
Eurofighter bei der Aeronautica Militare Italiana<br />
Auch Italien<br />
benutzt die IRIS-T-<br />
Lenkwaffe.<br />
Das 4° und 36° Stormo führten in Grosseto bereits gemeinsame Übungen durch.<br />
Die beiden Geschwader verfügen über die meisten italienischen Typhoons.<br />
Klappen und Canards in voller Widerstandsposition<br />
nicht lange dauert.<br />
Nachdem wir uns abgeschnallt haben,<br />
stehen die Leitern bereit. Für die<br />
Piloten des 4° Stormo folgen die ausführlichen<br />
Nachbesprechungen, das ist Routine.<br />
Inzwischen hat der Eurofighter<br />
nämlich zumindest in der Rolle des Luftüberlegenheitsjägers<br />
eine hohe Reife erreicht.<br />
Vor allem seine Wendigkeit auch<br />
im Überschallbereich (6-g-Manöver bei<br />
Mach 1.6 in 9100 Metern Höhe) und das<br />
exzellente Schub-Gewichts-Verhältnis<br />
machen ihn zu einem gefährlichen Gegner.<br />
Die Aeronautica Militare Italiana ist<br />
dabei in der günstigen Lage, sich wenig<br />
mit den Verzögerungen bei der Einführung<br />
neuer Luft-Boden-Bewaffnung herumschlagen<br />
zu müssen. Für Angriffsaufgaben<br />
stehen nach wie vor der Tornado<br />
und die AMX bereit, und künftig wird<br />
die F-35 die Rolle des Jagdbombers übernehmen.<br />
Der Typhoon bleibt also das<br />
Traumflugzeug für alle Jägerpiloten. FR<br />
Drei Geschwader im Einsatz<br />
Die Aeronautica Militare Italiana erhielt<br />
ihren ersten Eurofighter von der Alenia-<br />
Endmontagelinie in Turin-Caselle am 19.<br />
Februar 2004. Im März begann die Ausrüstung<br />
der 9° Gruppo (Staffel) des 4° Stormo<br />
(Geschwader) in Grosseto, die bis dahin den<br />
F-104 Starfighter geflogen hatte. Anschließend<br />
wurde die 20° Gruppo mit dem F-2000/<br />
TF-2000-Triebwerk ausgestattet. Sie fungiert<br />
als Schulverband für den neuen Fighter.<br />
Als zweites Geschwader erhielt das 36° Stormo<br />
den Eurofighter. Die ersten vier Flugzeuge<br />
wurden vom 4° Stormo abgegeben. Sie trafen<br />
am 1. Juli 2007 in Gioia del Colle (40 Kilometer<br />
südlich von Bari) ein, wo sie an die 12°<br />
Gruppo gingen. Ab Juli 2010 wurde dann die<br />
10° Gruppo ausgerüstet, die zuvor die F-16A/<br />
ADF in Trapani genutzt hatte. Damit waren<br />
die ursprünglichen Pläne umgesetzt, doch der<br />
Libyen-Einsatz 2011 machte deutlich, dass Italien<br />
weiterhin eine Luftverteidigungsstaffel auf<br />
Sizilien benötigt. Das 37° Stormo wurde daher<br />
2012 nach der Rückgabe der letzten F-16A<br />
an die USA nicht aufgelöst, sondern seine 18°<br />
Gruppo rüstete ab September in Trapani auf<br />
den Typhoon um. Die Staffel hat dabei weniger<br />
Flugzeuge als die anderen Einheiten und<br />
konzentriert sich ganz auf die Bereitstellung<br />
der QRA (Quick Reaction Alert/Alarmrotte).<br />
Für die Aeronautica Militare sind 96 Eurofighter<br />
bestellt. Zur Tranche 1 gehörten 18<br />
Einsitzer und zwei Doppelsitzer. Die Tranche 2,<br />
deren Lieferung im November 2008 begann,<br />
umfasste 45 Einsitzer und zwei Doppelsitzer.<br />
Dazu kommen noch 19 Einsitzer und zwei<br />
Doppelsitzer der Tranche 3A. Erstflug war hier<br />
am 30. Mai 2014. Wie in Deutschland werden<br />
wohl keine Tranche-3B-Flugzeuge beschafft.<br />
Bei der Bewaffnung gibt es die Wahl zwischen<br />
AIM-120 AMRAAM (C-5-Version) und AIM-9L<br />
beziehungsweise IRIS-T. Auch der Litening-III-<br />
Zielbehälter soll eingeführt werden. Später ist<br />
die Beschaffung der Meteor-Lenkwaffe und<br />
des Captor-E-Radars vorgesehen.<br />
Der 36° Stormo (oben) fliegt von Gioia<br />
del Colle aus, während die 18° Gruppo des<br />
37° Stormo in Trapani stationiert ist.<br />
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Zivilluftfahrt<br />
Großkunde lockt mit Riesenauftrag<br />
Emirates will noch<br />
mehr A380neo<br />
Mitten in einer längeren Durststrecke für neue A380-Aufträge lockt<br />
Emirates mit einer gigantischen Nachbestellung, falls Airbus die A380neo<br />
möglichst schnell auf den Weg bringt.<br />
Fotos: Kavin Kowsari/ AirTeamImages, Emirates<br />
Von SEBASTIAN STEINKE<br />
Ich glaube im weltweiten Luftverkehr<br />
an sieben bis acht Prozent<br />
Wachstum in den nächsten zehn<br />
Jahren“, sagte Emirates-Präsident Tim<br />
Clark bei einem Podiumsgespräch bei<br />
der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik am Rande der Berliner Messe<br />
ITB, der Internationalen Tourismus-Börse,<br />
Anfang März. „Von heute 3,5 Milliarden<br />
Passagieren im Jahr weltweit könnten<br />
wir dann locker auf fünf oder sogar<br />
sieben Milliarden kommen.“ Dagegen<br />
sieht der Airline-Chef große Defizite<br />
beim Bau der passenden Flughäfen für<br />
den wachsenden Luftverkehr. „China<br />
baut Peking ständig aus, Singapur und<br />
Kuala Lumpur bauen auch aus, aber<br />
dann hört es schnell auf“, mahnt der für<br />
seine Verdienste von der Queen mit dem<br />
Titel „Sir“ geadelte britische Manager.<br />
„Blicken Sie mal auf das Jahr 2025 voraus,<br />
sind wir vorbereitet? Es wird doch<br />
kaum Infrastruktur gebaut.“ Man könne<br />
nur noch größere Flugzeuge einsetzen,<br />
um das Wachstum mit der vorhandenen<br />
Infrastruktur zu bewältigen, schließt<br />
Clark daraus.<br />
Emirates bediene aktuell 147 Ziele<br />
erfolgreich und könne, wenn es alleine<br />
um Märkte und Verkehrsaufkommen gehe<br />
und nicht noch um die nötigen Streckenrechte<br />
und Landegenehmigungen,<br />
theoretisch sofort nach dem gleichen<br />
Muster weltweit „noch weitere 500 Routen“<br />
profitabel bedienen. Das Emirates-<br />
Konzept sei skalierbar und könne problemlos<br />
mitwachsen. „Sie müssen nur<br />
die Tür aufsperren, und schon kommen<br />
wir täglich mit drei A380“, scherzt<br />
Clark.<br />
DIE A380 LOCKT DIE MASSEN<br />
Emirates-Präsident Tim Clark ist<br />
leidenschaftlicher Befürworter einer<br />
zügigen A380-Modernisierung.<br />
Noch immer registriere er eine erhöhte<br />
Nachfrage für Flüge in der A380. Passagiere,<br />
etwa aus Südwest-England, nähmen<br />
dafür sogar größere Umwege in<br />
Kauf. Auch die moderne Kabine mit<br />
LED-Beleuchtung und die große Bar für<br />
First und Business Class an Bord hätten<br />
sich als Publikumsmagneten erwiesen.<br />
Emirates sei sich am Anfang nicht sicher<br />
gewesen und habe gewünscht, die Bar<br />
binnen 96 Stunden ausbauen zu können,<br />
um stattdessen Sitzplätze einzubauen.<br />
Heute sei die Bar derartig gut besucht,<br />
dass man die dortigen Passagier-Notsauerstoff-Anschlüsse<br />
von anfangs acht auf<br />
40 habe erhöhen müssen. „Wir hatten<br />
dort schon Raufereien, Hochzeiten und<br />
Scheidungen“, berichtet Clark, der sich<br />
noch aus seiner früheren Zeit bei Gulf<br />
Air an den Erfolg der Bar an Bord der<br />
Lockheed TriStar gut erinnert. 70 Prozent<br />
der Emirates-Einnahmen stammten<br />
aber aus der Economy Class mit ihren<br />
Zehnerreihen. „Die A380 lockt noch immer<br />
die Massen. Das muss eines der erfolgreichsten<br />
Flugzeuge aller Zeiten werden“,<br />
schwärmt der Airline-Chef.<br />
Ganze 59 der Riesen hat er aktuell<br />
im Bestand, insgesamt 140 A380 als deren<br />
größter Kunde bestellt. Doch weil<br />
Emirates ihre zurückgeleasten Flugzeuge<br />
typischerweise schon nach zwölf Jahren<br />
wieder ausmustert, will Clark schon bald<br />
Ersatzflugzeuge für die komplette eigene<br />
A380-Flotte ordern. Seine älteste A380<br />
wurden 2008 gebaut, also sollen<br />
2020/2021 die ersten Ersatzflugzeuge<br />
auf dem Hof stehen. Erstmals in Berlin<br />
24 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Nach 140 bestellten<br />
A380 winkt Emirates<br />
mit einem Folgeauftrag<br />
für die A380neo.
Zivilluftfahrt<br />
Großkunde lockt mit Riesenauftrag<br />
Neuere Triebwerke, wie etwa in der A350 und Boeing 787 verwendet, könnten nach Aussage von Emirates den Verbrauch<br />
um bis zu zehn Prozent senken. Integration und Zulassung für die A380 würden aber Milliardeninvestitionen erfordern.<br />
Der Markt für sehr große Flugzeuge<br />
Was deren Hersteller vorhersagen<br />
Airbus sagt von 2013 bis zum Jahr 2033 bei 4,7 Prozent<br />
Verkehrswachstum pro Jahr eine Konzentration des<br />
Weltluftverkehrs auf „Aviation Mega-Cities“ voraus.<br />
91 globale Drehkreuze werden demnach dann 99<br />
Prozent des Welt-Langstreckenflugverkehrs abwickeln.<br />
Hier sieht Airbus das Einsatzgebiet der A380. Auch die<br />
großen Zweistrahler werden fast ausschließlich zwischen<br />
diesen Mega-Drehkreuzen verkehren. Für den Zeitraum<br />
2013 bis 2033 prognostiziert Airbus einen Gesamtmarkt<br />
für 1230 neue Flugzeuge der Kategorie „Very Large<br />
Aircraft“. Die Hauptnachfrage dafür besteht in den<br />
Regionen Asien-Pazifik und Nahost.<br />
Fotos: Airbus, Oleg Belyakov/AirTeamImages, Bao Luo/<br />
Boeing betrachtet den Zeitraum von 2014 bis 2033.<br />
Während sich die Gesamterwartung ähnelt und Boeing<br />
sogar fünf Prozent Passagierwachstum annimmt, schätzen<br />
die Amerikaner den Bedarf an großen Flugzeugen<br />
als sehr viel geringer ein. Nur 620 sehr große Flugzeuge<br />
würden im genannten Zeitraum benötigt. Dagegen entfalle<br />
mehr Bedarf auf mittelgroße und vor allem kleinere<br />
Flugzeuge. Dagegen ist Boeing hinsichtlich neuer Frachter<br />
besonders optimistisch: Alleine in den nächsten fünf<br />
bis zehn Jahren müssten über 250 ältere Frachter in der<br />
Nutzlastgröße von 80 bis 120 Tonnen ersetzt werden.<br />
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Laut Emirates ist der hohe Komfort an Bord der A380 noch immer ein besonderer Publikumsmagnet. Kunden der Premiumklassen<br />
können eine Bar besuchen (links), Economy-Gäste finden große Monitore am Sitz mit farbiger LED-Beleuchtung.<br />
erweiterte Clark angesichts seiner ungebrochenen<br />
Wachstumshoffnungen den<br />
möglichen Bestellrahmen über den Ersatzbedarf<br />
seiner 140 Flugzeuge hinaus<br />
in spektakuläre Höhen: Er wolle „bis zu<br />
200“ Flugzeuge kaufen, verkündete der<br />
Airline-Chef vor den staunenden Diplomaten<br />
und Journalisten.<br />
CLARK WILL NEUE TRIEBWERKE<br />
Den gewaltigen Folgeauftrag für Airbus<br />
will Clark aber nur erteilen, wenn Airbus<br />
der A380 neuere Triebwerke spendiert:<br />
„Die jetzigen Triebwerke stammen<br />
aus den 90er Jahren. Damals hatte sich<br />
das Programm um ein paar Jahre verzögert,<br />
so dass die Antriebe heute nicht<br />
mehr Stand der Technik sind, weil die<br />
Technik sich so sehr verbessert hat. Heute<br />
gibt es zum Beispiel hitzebeständige<br />
Keramikteile in den Triebwerken, mit<br />
denen sie die noch heißer und damit effizienter<br />
laufen lassen können. Mit A380-<br />
Triebwerken, wie denen der 787 oder<br />
A350, könnte man sofort zehn Prozent<br />
der Kosten sparen“, rechnet Clark vor.<br />
Neben den Triebwerken könne man aber<br />
auch noch die Aerodynamik des Flugzeugs<br />
optimieren, etwa mit neuen Flügelspitzen<br />
und anderen Wingtip Fences.<br />
Auch das Strukturgewicht lasse sich<br />
noch abspecken.<br />
Und schließlich gebe es auch in der<br />
Kabine noch Verbesserungsmöglichkeiten:<br />
„Es gibt mittlerweile neuartige Sitze<br />
der Economy Class, die sind pro Stück<br />
sechs Kilogramm leichter. Bei 440 Sitzen<br />
kommen Sie so alleine auf drei Tonnen<br />
Gewichtsersparnis. Alle Verbesserungen<br />
Bruttosozialprodukte im Wandel<br />
Aufsteigende<br />
Schwellenländer<br />
schieben sich im<br />
weltweiten Vergleich<br />
beim Bruttosozialprodukt<br />
nach vorne. Dort<br />
entsteht auch die<br />
größte Luftfahrtnachfrage.<br />
Quelle: Airbus<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
8.<br />
9.<br />
10.<br />
Italien<br />
2013 2023<br />
spräch mit der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>. Würde es<br />
sich dann nicht noch mehr lohnen,<br />
gleich auf das ebenfalls schon in der Entwicklung<br />
befindliche und noch modernere<br />
Triebwerk UltraFan, einen Getriebefan<br />
von Rolls-Royce, zu warten? Nein,<br />
winkt Clark ab, der UltraFan werde erst<br />
ab 2025 verfügbar, dies sei zu spät für<br />
seinen angesprochenen Bedarf. Ihm rei-<br />
zusammen kommen auf 10 bis 13 Prozent<br />
niedrigere Kosten. Die Flugzeuge<br />
sind pro Tag 14 bis 16 Stunden in der<br />
Luft. Das bedeutet unter dem Strich eine<br />
Riesenverbesserung in der Bilanz“, freut<br />
sich der Manager bereits.<br />
Würde Emirates ihren A380-Triebwerkslieferanten<br />
Engine Alliance wechseln,<br />
um auf ein neueres Triebwerk wie<br />
das künftige Advance von Rolls-Royce<br />
umzusteigen? „Von der Engine Alliance<br />
ist ja wohl derzeit nichts zu dem Thema<br />
zu erwarten“, antwortet Clark im Geche<br />
ein technisches Niveau vergleichbar<br />
der Trent-Generation der Boeing 787<br />
oder des Airbus A350 für „seine“<br />
A380neo, so Clark. Außerdem sei die<br />
ideale A380 für Emirates noch etwas<br />
größer als die heutige A380-800. „Von<br />
Anfang an“ (Clark) habe sich sein Unternehmen<br />
auch eine A380-900 gewünscht.<br />
Etwa 120 Sitze mehr, in allen drei Klassen,<br />
wären perfekt: „neun Frames länger“,<br />
also ein zusätzliches Rumpfsegment<br />
mit fünf Frames vor dem Flügel<br />
und eines mit vier Frames dahinter.<br />
China<br />
USA<br />
Indien<br />
Japan<br />
Brasilien<br />
Deutschland<br />
Großbritannien<br />
Russland<br />
Frankreich<br />
Indonesien<br />
2033<br />
Für Airbus bedeutet Clarks neues Bekenntnis<br />
Fluch und Segen zugleich: Einerseits<br />
könnte der größte A380-Kunde<br />
für die ab 2018 dringend benötigten Folgeaufträge<br />
sorgen, andererseits würde<br />
das Flugzeugprogramm, bevor es in diesem<br />
Jahr erstmals schwarze Zahlen in<br />
der reinen Fertigung erreicht, schon wieder<br />
neuer Investitionen bedürfen, also<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 27
Zivilluftfahrt<br />
Großkunde lockt mit Riesenauftrag<br />
Emirates setzt ihre A380-Flotte erfolgreich dazu ein, weltweite Ziele mit einmaligem Umsteigen in Dubai zu verbinden.<br />
Dabei steuert die Fluggesellschaft nicht nur globale Drehkreuze, sondern auch mittelgroße Airports mit dem Riesen an.<br />
Fotos: Airbus, Bailey/ AirTeamImages<br />
Geld kosten. Zwar könnte Airbus einen<br />
Teil der Triebwerkskosten wohl auf den<br />
Hersteller Rolls-Royce abwälzen, dafür<br />
würden die Briten aber vermutlich einen<br />
Status als Exklusivlieferant der A380neo<br />
verlangen. Zusätzlicher Druck entsteht<br />
durch den gewünschten frühen Liefertermin,<br />
den Emirates nun immer deutlicher<br />
anspricht.<br />
Der Flugzeugmarkt bis 2033<br />
In den nächsten 20 Jahren werden 31 358 neue<br />
Frachter und Passagierflugzeuge gebraucht.<br />
Darunter sind nach Wert elf Prozent „sehr große“<br />
Jets. <br />
Quelle: Airbus<br />
24 000<br />
20 000<br />
16 000<br />
31 358<br />
Auslieferungen<br />
2014 – 2033<br />
Die Airbus-Entwicklungsabteilung<br />
muss aber erst noch die A320-Familie zur<br />
A319neo, A320neo und A321neo upgraden,<br />
die A330 zur neo-Version umrüsten<br />
und die A350 zur deutlich größeren<br />
A350-1000 strecken. Jetzt auch noch die<br />
A380neo zu bauen, könnte den Hersteller<br />
personell und finanziell überfordern.<br />
AIRBUS ZÖGERT NOCH<br />
Er schätze Tim Clark sehr, reagierte der<br />
Airbus-Geschäftsführer für den Bereich<br />
Kunden, John Leahy, auf der Flugzeughändlerkonferenz<br />
ISTAT Mitte März in<br />
Phoenix kühl. Aber für nur einen Kunden<br />
könne Airbus die A380neo sicher<br />
nicht bauen. Leahy ließ sich deshalb<br />
noch keinerlei Zeitplan für A380-Programm-Entscheidungen<br />
entlocken, wie<br />
Tim Clark sie noch für dieses Jahr angemahnt<br />
hatte. Als Zünglein an der Waage<br />
könnte sich hier Turkish Airlines erweisen.<br />
Die Istanbuler Airline befindet sich<br />
ebenfalls auf deutlichem Wachstumskurs<br />
und möchte noch in diesem Jahr<br />
sehr große Langstreckenflugzeuge, darunter<br />
die Boeing 747-8 oder die A380,<br />
zur Flottenerweiterung für ihren gerade<br />
errichteten Drehkreuzflughafen bei Istanbul<br />
auswählen. Der neue türkische<br />
Airport soll 2017 eröffnet werden. Auf<br />
der Messe ITB in Berlin sagte Turkish-<br />
Marketingvorstand Ahmet Olmustur gegenüber<br />
der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Anfang März<br />
nur allgemein, Turkish brauche auf jeden<br />
Fall Flugzeuge mit ausreichender<br />
Frachtkapazität. Zur benötigten Gesamtzahl<br />
wollte er sich noch nicht äußern,<br />
aber alleine auf ihren nachfragestarken<br />
Asienrouten könne Turkish<br />
schon heute vier bis fünf sehr große<br />
Flugzeuge auslasten. Bis 2023 will Turkish<br />
Airlines auf eine Gesamt-Flottengröße<br />
von 450 Flugzeugen wachsen und<br />
dann 120 Millionen Passagiere pro Jahr<br />
abfertigen.<br />
FR<br />
12 000<br />
8000<br />
4000<br />
Stückzahl<br />
Umsatz<br />
Standardrumpf<br />
70%<br />
45%<br />
kleiner<br />
Großraum<br />
16%<br />
26%<br />
mittlerer<br />
Großraum<br />
sehr große<br />
Flugzeuge<br />
9%<br />
18%<br />
5%<br />
11%<br />
Emirates und Deutschland<br />
Emirates werde einen etwaigen Flugzeug-<br />
Großauftrag keinesfalls als politisches Druckmittel<br />
benutzen, um mehr Verkehrsrechte in<br />
Deutschland zu ertrotzen, erklärte Tim Clark in<br />
Berlin. Er werde aber weiterhin dafür werben,<br />
seiner Airline zusätzliche Streckenrechte<br />
über die heutigen vier Ziele Frankfurt, Düsseldorf,<br />
Hamburg und München hinaus zu<br />
gewähren. Insbesondere Berlin und Stuttgart<br />
stehen auf der Wunschliste. Bisher werden 63<br />
Flüge pro Woche durchgeführt. Jährlich<br />
befördert Emirates zwei Millionen Passa giere<br />
und 124000 Tonnen Fracht zwischen Dubai<br />
und Deutschland. 324000 deutsche Staatsbürger<br />
(plus 3 Prozent) besuchten Dubai 2013.<br />
Nach Emirates-Angaben sicherten die A380-<br />
Lieferungen an Emirates im Jahr 2013 rund<br />
14500 Arbeitsplätze in Deutschland und<br />
trugen 1,2 Milliarden Euro zum deutschen<br />
Bruttoinlandsprodukt bei. Emirates kaufe jähr -<br />
lich deutsche Produkte und Dienstleistungen<br />
im Wert von 696 Millionen Euro. Ihr Anteil an<br />
den A380-Bestellungen bei Airbus liege bei<br />
44 Prozent.<br />
28 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
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Zivilluftfahrt<br />
Germanwings-Unglück<br />
Sinkflug in die Berge<br />
Das schwere Flugzeugunglück in Frankreich mit einem Airbus A320 von Germanwings<br />
scheint auf ein absichtliches Handeln des Copiloten zurückzuführen zu sein.<br />
Am Vormittag des 24. März startete<br />
der Germanwings-Linienflug<br />
4U9525, ein Airbus A320-211<br />
mit 144 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern<br />
an Bord, in Barcelona-<br />
El Prat zum Flug nach Düsseldorf. Gegen<br />
10.30 Uhr passierte das Flugzeug<br />
bei Marseille die französische Mittelmeerküste<br />
und hatte seine Reiseflughöhe<br />
von Flugfläche 380 (11600 m) erreicht.<br />
Als letzte Funkmeldung bestätigte<br />
das Flugzeug als „GWI18G“ zu dieser<br />
Zeit routinemäßig eine Freigabe der<br />
Flugsicherung zum direkten Anflug des<br />
Wegpunkts „IRMAR“. Doch schon eine<br />
Minute später begann der Airbus, stets<br />
sauber auf Nordostkurs bleibend, einen<br />
nicht freigegebenen Sinkflug – vielfache<br />
Nachfragen der Flugsicherung wurden<br />
nicht mehr beantwortet. Mit durchschnittlich<br />
3700 Fuß pro Minute (1130<br />
m) sank der Zweistrahler auf gerader<br />
Linie immer weiter ab. Um 10.40 Uhr<br />
ging der Radarkontakt verloren, kurz<br />
danach streifte das noch immer sinkende<br />
Flugzeug, nun schon mitten in den<br />
französischen Seealpen, eine Böschung<br />
und schlug mit hoher Geschwindigkeit<br />
hart auf einem steilen Berghang auf<br />
1500 Metern Höhe auf.<br />
Eine sofort eingeleitete Rettungsaktion,<br />
Augenzeugen hatten den Sinkflug<br />
beobachtet und den Aufschlag gehört,<br />
brachte bald die traurige Gewissheit,<br />
dass keiner der 150 Insassen das Unglück<br />
überlebt haben konnte. Das Flugzeug<br />
wurde beim Aufprall in kleinste<br />
Teile zerrissen. Dennoch gelang den<br />
französischen Behörden noch am Abend<br />
die Sicherstellung des beschädigten<br />
Stimmenrekorders aus den Trümmern.<br />
Nachdem über Nacht die „New York<br />
Times“ berichtet hatte, im Cockpit sei<br />
nur ein Pilot gewesen, trat der zuständige<br />
Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin,<br />
am 26. März vor die Presse. Obwohl<br />
der Flugdatenrekorder noch nicht gefunden<br />
war, erläuterte er aufgrund der ersten<br />
Auswertung des Stimmenrekorders<br />
seine „plausibelste Interpretation“ des<br />
Geschehens. Der Erste Offizier habe<br />
Das Flugzeug:<br />
Airbus A320-211<br />
Registrierung: D-AIPX<br />
Werknummer: MSN147<br />
Baujahr: 1990<br />
Flugstunden: 58300<br />
Flugzyklen: 46700<br />
Triebwerke: zwei CFM56-5A1<br />
Der Airbus A320 prallte mit hoher Geschwindigkeit<br />
auf einen Berghang (oben). Der beschädigte Stimmenrekorder<br />
konnte ausgewertet werden (links).<br />
30 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
durch Einstellung am Autopiloten absichtlich<br />
den Sinkflug in die Berge eingeleitet.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatte der<br />
Kapitän das Cockpit kurz verlassen. Der<br />
Erste Offizier habe seinem Kapitän danach<br />
die Rückkehr ins Cockpit verwehrt.<br />
Der Stimmenrekorder zeichnete<br />
das vergebliche Klopfen und Rufen des<br />
Kapitäns auf, der sich zuletzt noch gewaltsam<br />
Zutritt verschaffen wollte.<br />
Staatsanwalt Robin erklärte: „Aus heutiger<br />
Sicht scheint es dafür keinen anderen<br />
Grund gegeben zu haben als die Absicht,<br />
das Flugzeug zerstören zu wollen.“<br />
COCKPITTÜR WURDE<br />
VON INNEN VERRIEGELT<br />
Der erfahrene Kapitän hatte keine Chance,<br />
rechtzeitig ins Cockpit zurückzukehren<br />
und einzugreifen. Zwar gibt es für<br />
den Eintritt Codes und Notfallcodes,<br />
wenn aber der verbliebene Cockpitinsasse<br />
eine Sperrtaste zusätzlich drückt,<br />
wird Außenstehenden trotz Kenntnis<br />
des gültigen Codes der Zutritt verwehrt.<br />
Die gepanzerten Sicherheitstüren wurden<br />
nach den Anschlägen des 11. September<br />
eingeführt, um Terroristen vom<br />
Kapern von Flugzeugen abzuhalten. In<br />
den USA wurde seinerzeit eine Regelung<br />
erlassen, nach der sich immer mindestens<br />
zwei Crewmitglieder im Cockpit<br />
aufhalten müssen. Geht im Zweimanncockpit<br />
ein Pilot zum Beispiel kurz auf<br />
die Toilette, nimmt für diese Zeit ein<br />
Flugbegleiter seinen Platz ein.<br />
Über die Motive des 27 Jahre alten<br />
Ersten Offiziers konnte bei Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe nur gerätselt<br />
werden. Die zuständige Staatsanwaltschaft<br />
Düsseldorf berichtete nach<br />
Durchsuchungen zweier Wohnungen<br />
des Ersten Offiziers, es seien keine Anhaltspunkte<br />
für einen bevorstehenden<br />
Selbstmord oder gar für etwaige terroristische<br />
Absichten gefunden worden.<br />
Es gab aber „zerrissene, aktuelle und<br />
auch den Tattag umfassende Krankschreibungen“.<br />
Diese deuteten darauf<br />
hin, dass der Erste Offizier erkrankt gewesen<br />
sei und sich in ärztlicher Behandlung<br />
befunden habe, was er „gegenüber<br />
dem Arbeitgeber und dem beruflichen<br />
Umfeld verheimlicht hat“. Die Auswertung<br />
dauere aber noch an, so die Staatsanwaltschaft<br />
Düsseldorf.<br />
Linienpiloten werden flugmedizinisch<br />
überwacht und jährlich flugmedizinisch<br />
untersucht. Nur bei voller Tauglichkeit<br />
werden sie zum Flugdienst zugelassen.<br />
Von ärztlichen Behandlungen außerhalb<br />
dieser Kontrollen erhält der Arbeitgeber<br />
aber nicht automatisch Kenntnis.<br />
Als Reaktion auf das Unglück verkündeten<br />
die deutschen Fluggesellschaften,<br />
eine Zwei-Personen-Anwesenheitspflicht<br />
im Cockpit einführen zu wollen.<br />
Lufthansa erklärte am 27. März, ergänzend<br />
zu ihrem eigenen Sicherheitspiloten<br />
das Amt eines Konzern-Sicherheitspiloten<br />
einzuführen, der „mit übergreifender<br />
Verantwortung flugsicherheitsrelevante<br />
Verfahren überprüfen und<br />
weiterentwickeln“ solle.<br />
FR<br />
SEBASTIAN STEINKE<br />
Mit farbigen Fähnchen markieren die Bergungsteams gefundene<br />
Trümmer. Die Spurensicherung erfolgt unter widrigen<br />
Bedingungen in einem nur schwer zugänglichen Geröllhang.<br />
Fotos: BEA, Ministère de l´Interieur (5), Maximilian Kaiser<br />
Bundeskanzerlin Merkel, Frankreichs Präsident Hollande<br />
und Spaniens Regierungschef Rajoy besuchten die Einsatzbasis<br />
der Helfer bei Barcelonnette in Frankreich.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 31
Zivilluftfahrt<br />
Indiens modernes Drehkreuz Delhi<br />
Autovorfahrt mit einem<br />
der legendären indischen<br />
Hindustan Ambassadors.<br />
Langstreckenjets von<br />
Air India werden für<br />
ihre nächtlichen<br />
Abflüge vorbereitet.<br />
Fotos: Spaeth (2), Delhi Airport<br />
32 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Indischer<br />
Lichtblick<br />
Früher berüchtigt für sein Chaos, bietet der Indira-Gandhi-<br />
Flughafen in Delhi jetzt modernste Anlagen und hohe Effizienz.<br />
Von ANDREAS SPAETH<br />
Ein Wintermorgen in Neu-<br />
Delhi: Hochnebel hüllt die<br />
indische Hauptstadt ein, die<br />
weißen Schwaden kleben förmlich am<br />
Boden. Der Chief Operating Officer des<br />
Flughafens Delhi, der Schweizer Marcel<br />
Hungerbühler, blickt wenig begeistert<br />
auf die Bildschirme in der modernen Betriebszentrale<br />
mit Asiens größter Video-<br />
wand. Hier laufen, erstmals in Asien, alle<br />
Fäden zusammen zwischen Flughafen,<br />
Flugsicherung und Airlines. An diesem<br />
Januarmorgen sorgt aber ausgerechnet<br />
der Fortschritt für Verspätungen: „Bei<br />
uns sind als einzigem Flughafen in Nordindien<br />
Landungen bei nur 50 Meter<br />
Sicht möglich, aber dafür müssen sowohl<br />
das Flugzeug als auch die Besatzung<br />
zertifiziert sein“, erklärt Marcel<br />
Hungerbühler. Und das waren die nagel-<br />
Indische Elefanten<br />
begrüßen die Fluggäste<br />
im Terminal.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 33
Zivilluftfahrt<br />
Indiens modernes Drehkreuz Delhi<br />
International Airport Delhi „Indira Gandhi“<br />
Das gigantische Terminal 3 in<br />
Delhi ist Indiens größter Neubau<br />
seit der Unabhängigkeit.<br />
Betreiber: GMR Group<br />
IATA-Code: DEL<br />
ICAO-Code: VIDP<br />
Startbahnen: 11/29 (4430 m),<br />
10/28 (3810 m), 09/27 (2813 m)<br />
Terminals: 2<br />
abgefertigte Passagiere 2014:<br />
39,7 Mio.<br />
abgefertigte Luftfracht 2014:<br />
680 000 t<br />
Terminal 3: 78 Passagierbrücken,<br />
95 Einreiseschalter, 14 Gepäckbänder<br />
und 20 000 qm<br />
Ladenfläche<br />
eigenes Flughafen-Klärwerk<br />
Betriebsdirektor<br />
Marcel Hungerbühler<br />
im zentralen Kontrollraum<br />
des Airports.<br />
neuen Boeing 787 der Air India bis zum<br />
Jahresbeginn noch nicht. Fliegen und<br />
Flughäfen, das bedeutete in Indien noch<br />
vor wenigen Jahren Chaos. Am Indira<br />
Gandhi International Airport (IGI) kann<br />
man sich das heute kaum noch vorstellen.<br />
„Indien hat sehr große Fortschritte<br />
gemacht, in manchen Monaten sind wir<br />
in Delhi einer der pünktlichsten Flughäfen<br />
der Welt“, sagt der 64-jährige Ostschweizer.<br />
Heute ist Indiens verbesserte<br />
Flughafeninfrastruktur mit neuen oder<br />
ausgebauten Airports in Delhi, Mumbai,<br />
Hyderabad und Bangalore in der Lage,<br />
das enorme Wachstum aufzunehmen.<br />
Erstmals gibt es sogar noch Kapazitätsreserven.<br />
Die Zeit der Veränderung hat<br />
Marcel Hungerbühler seit 2007 in Bangalore,<br />
wo er den Bau des neuen Flughafens<br />
als Chef begleitete, und seit 2011 in<br />
Wassersalut für Singapore<br />
Airlines bei ihrer<br />
A380-Premiere in Delhi.<br />
Geschäfte und Aufenthaltsbereiche<br />
erhöhen den<br />
Komfort beim Warten.<br />
34 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Delhi erlebt. „Als ich hier anfing, hatte<br />
Delhi 16 Millionen Passagiere pro Jahr,<br />
bei einer Kapazität von nur zwölf Millionen,<br />
und konnte gerade mal 32 Flüge<br />
pro Stunde bewältigen“, erinnert sich<br />
der COO.<br />
Seit 2006 wurden in Delhi durch das<br />
private Betreiberkonsortium GMR, an<br />
dem neben den 26 Prozent der indischen<br />
Regierung je 10 Prozent auch Fraport<br />
sowie die malaysischen Flughäfen halten,<br />
2,6 Milliarden US-Dollar investiert: vor<br />
allem in die dritte Start- und Landebahn,<br />
2008 eröffnet, und in das 2010 fertiggestellte<br />
Terminalgebäude, das alleine 34<br />
Millionen Passagiere pro Jahr bewältigen<br />
kann. Es ist Indiens größter Neubau und<br />
entstand in nur 37 Monaten. Es bietet<br />
geräumige Lounges, Geschäfte und Restaurants,<br />
ein Transithotel im Sicherheitsbereich<br />
sowie ein Spa – ein Angebot also,<br />
von dem Passagiere in Indien bisher<br />
nicht einmal zu träumen gewagt hätten.<br />
95 Prozent aller Ankömmlinge, so die<br />
Vorgabe, sollen 45 Minuten nach dem<br />
Aufsetzen ihres Flugzeugs im Taxi sitzen<br />
können oder in der 2011 eröffneten Express-Metro,<br />
die den Flughafen staufrei<br />
in nur 18 Minuten mit der 23 Kilometer<br />
entfernten Innenstadt verbindet. Auch<br />
das eine Sensation in Indien.<br />
„2014 fertigten wir erstmals rund 40<br />
Millionen Fluggäste ab und verzeichneten<br />
ein Wachstum von zehn Prozent. Pro<br />
Stunde sind maximal 86 Starts und Landungen<br />
möglich“, erklärt Hungerbühler.<br />
Derzeit können zwar zwei Pisten gleichzeitig<br />
betrieben werden, aber nicht unabhängig<br />
voneinander. Von 86 Flugbewegungen<br />
pro Stunde ist man daher in<br />
der Praxis weit entfernt. „Koordiniert<br />
sind 60 pro Stunde, zu Spitzenzeiten<br />
78“, räumt Marcel Hungerbühler ein.<br />
Damit kommt Delhi auf 850 bis 900 Bewegungen<br />
am Tag, im vergangenen Jahr<br />
waren es insgesamt 324 000.<br />
DIE NÄCHSTEN TERMINALS<br />
SIND SCHON GEPLANT<br />
Nur fünf Prozent der Bevölkerung fliegen<br />
bisher mindestens einmal pro Jahr.<br />
„In China sind es schon 50 Prozent, in<br />
den USA 200 Prozent, und der indische<br />
Premier hat den Wunsch, dass bis 2030<br />
jeder Inder einmal im Jahr fliegen kann,<br />
das wären dann eine Milliarde zusätzliche<br />
Passagiere“, sagt Marcel Hungerbühler.<br />
Auf solche Verkehrsströme bereitet<br />
man sich am IGI bereits vor. Bis<br />
2036, darauf ist der Masterplan ausgerichtet,<br />
könnten es bereits 115 Millionen<br />
Fluggäste in Delhi sein. Dafür ist eine<br />
vierte Bahn geplant, die dank Parallelbetrieb<br />
mit einer der bestehenden Pisten<br />
dann die Kapazität auf 110 Flüge pro<br />
Stunde steigern würde. Langfristig sind<br />
auch schon die Terminals 4, 5 und 6 geplant.<br />
An den beiden jeweils 1,2 Kilometer<br />
langen Piers des Terminals 3 können insgesamt<br />
48 Flugzeuge direkt am Gebäude<br />
an 78 Fluggastbrücken andocken. An<br />
neun Positionen kann die A380 abgefertigt<br />
werden, an vier davon ist das gleichzeitige<br />
Einsteigen auf zwei Decks möglich.<br />
Derzeit kommen schon Lufthansa<br />
und Singapore Airlines mit der A380,<br />
die nur auf der neuen Piste 29/11 verkehren<br />
kann. Emirates dagegen setzt mit<br />
vier bis fünf Boeing 777 täglich eher auf<br />
Frequenz. Mehrere Kilometer entfernt<br />
steht das modernisierte Terminal 1, das<br />
ausschließlich von den indischen Billigairlines<br />
IndiGo, GoAir und SpiceJet für<br />
Inlandsflüge genutzt wird. Die Kapazität<br />
liegt bei zehn Millionen Passagieren pro<br />
Jahr. Terminal 1 kann pro Stunde bis zu<br />
Fotos: Delhi Airport (3), Spaeth (2), Zaninger/AirTeamImages<br />
Eine Boeing 777 schwebt<br />
nach einem Langstreckenflug<br />
zur Landung ein.<br />
Die Weite im Terminal 3<br />
bietet eine entspannte<br />
Abfertigung der Passagiere.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 35
Zivilluftfahrt<br />
Indiens modernes Drehkreuz Delhi<br />
Kontrollturm (r.) und Flughafenfeuerwehr<br />
(l.) wachen über die Rollwege.<br />
Die Figur einer indischen Gottheit im<br />
Terminal sorgt für lokale Atmosphäre.<br />
Fotos: Spaeth (3), Flughafen Delhi (2)<br />
Lufthansa setzt die 747-8 (Foto) und<br />
jetzt auch die A380 nach Delhi ein.<br />
Boeing 777-300ER-Hecks von Jet<br />
Airways und Air India.<br />
2400 Passagiere bewältigen, eine Erweiterung<br />
auf 3600 ist geplant. Im Terminal<br />
3 beträgt die Kapazität 2500 Fluggäste<br />
pro Stunde. Delhi ist ein Start- und Zielflughafen,<br />
der Anteil an Umsteigern liegt<br />
mit nur rund 20 Prozent weit unter dem<br />
typischer Drehkreuze.<br />
Im Terminal 3 befinden sich alle Abfluggates<br />
von Air India sowie Jet Airways.<br />
Auf Anweisung der indischen<br />
Luftfahrtbehörde, die die Kontrollen beschleunigen<br />
möchte, gibt es hier neuerdings<br />
keine separaten Sicherheitsschleusen<br />
für die Passagiere der Premiumklassen<br />
mehr.<br />
„Delhi ist unser wichtigster Hub“,<br />
sagt Air-India-Chef Rohit Nandan gegenüber<br />
der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>. Der Flughafen<br />
funktioniere bestens, aber die Umsteigezeiten<br />
zwischen Flügen im Inland<br />
und internationalen Verbindungen, die<br />
selbst unter einem Dach im Terminal 3<br />
bei langen 75 Minuten lägen, seien noch<br />
verbesserungswürdig. Genauso wie die<br />
hohen Landegebühren, die anfangs der<br />
Refinanzierung der hohen Baukosten<br />
dienten. „Natürlich muss Delhi als neuer<br />
Flughafen sein Geld wieder hereinholen,<br />
aber was über fünf Jahre geplant war,<br />
konnte schon in zwei Jahren erwirtschaf-<br />
Delhis Betriebszentrale sorgt für<br />
einen störungsfreien Ablauf.<br />
tet werden“, so Nandan. „Daher wird es<br />
bald eine signifikante Senkung der Betriebskosten<br />
geben für die Airlines, und<br />
Delhi wird dann nur wenig teurer sein<br />
als Flughäfen in den Nachbarländern“,<br />
hofft der Air-India-Chef.<br />
DIE WICHTIGSTE BETRIEBSZEIT<br />
IST HITZEBEDINGT NACHTS<br />
Ende 2014 bedienten 55 Fluggesellschaften<br />
die Metropole im Norden Indiens.<br />
In diesem Jahr kam die Neugründung<br />
Vistara dazu, eine von der Tata-<br />
Gruppe und Singapore Airlines betriebene<br />
Inlandsfluggesellschaft. Im November<br />
wird Air Canada, Star-Alliance-Partner<br />
von Air India, nach langer Abwesenheit<br />
wieder Delhi-Flüge von und nach Toronto<br />
mit der neuen Boeing 787-9 anbieten.<br />
Deutschland ist durch Lufthansa und<br />
Air India angebunden, die beide täglich<br />
Frankfurt bedienen sowie Lufthansa zusätzlich<br />
München.<br />
Fast alle Europaflüge landen und verlassen<br />
Delhi zwischen 23 und zwei Uhr<br />
nachts Ortszeit, einzig Air India bietet<br />
einige Tagesflüge etwa nach Paris und<br />
Frankfurt. Bei Inlandsflügen gibt es drei<br />
Verkehrsspitzen über den Tag verteilt.<br />
Marcel Hungerbühler wird im Laufe<br />
dieses Jahres in Pension gehen, aber er<br />
bleibt stolz auf das, was während seiner<br />
Indien-Zeit erreicht wurde: „Bei der Umfrage<br />
zur Servicequalität des Weltflughafenverbands<br />
stand Delhi vor fünf Jahren<br />
in seiner Kategorie als Schlusslicht da –<br />
und heute an zweiter Stelle hinter Seoul-<br />
Incheon!“ Auch die Unternehmensberatung<br />
Skytrax zeichnete Delhi bei ihren<br />
„World Airport Awards <strong>2015</strong>“ Mitte<br />
März in Paris als „besten Flughafen in<br />
Zentralasien und Indien“ sowie für das<br />
„beste Flughafenpersonal“ für dieselbe<br />
Region aus.<br />
FR<br />
Im Netz www.newdelhiairport.in<br />
36 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
AirSpot<br />
In unseren AirSpot-Highlights des Monats finden Sie sehenswerte Fotos von<br />
besonderen Flugzeugen und fliegenden Raritäten aus aller Welt, die unseren Lesern<br />
beim Aircraft Spotting vor die Kameralinse gekommen sind.<br />
Stefan Hofecker,<br />
Düsseldorf<br />
Der Strauß „Milo“, neues Maskottchen<br />
des airberlin-Vielfliegerprogramms<br />
„topbonus“, ziert seit Ende Januar<br />
als 22 Meter langer Aufkleber deren<br />
Airbus A320-214, D-ABFO.<br />
Am 21. Februar startete „Milo“ in<br />
Düsseldorf zum Flug nach Funchal.<br />
Daniel Schwinn,<br />
Frankfurt<br />
Mit einer markanten Wellenlinie auf<br />
dem Rumpf hat United ihre Boeing<br />
787-8, N459<strong>05</strong>, dekoriert. Der knapp<br />
zweieinhalb Jahre alte Dreamliner traf<br />
am 6. März aus Houston kommend in<br />
Frankfurt/Main ein.<br />
Ján Blažej,<br />
Bratislava, Slowakei<br />
WOW air aus Island hat den Airbus<br />
A321-200, VQ-BTT, von UTair übernommen.<br />
Am 6. März verließ der Zweistrahler,<br />
der im Sommer als TF-MOM<br />
(„Mutti“) ab Island nach Boston und<br />
Baltimore verkehrt, die Lackierhalle in<br />
Bratislava. Das Schwesterflugzeug<br />
VQ-BMI wird TF-DAD („Vati“) getauft.<br />
Marcel Vöse,<br />
New York City, USA<br />
Die neue Boeing 747-8, B-2479, von Air<br />
China fliegt bereits täglich nach New<br />
York. Am 20. Februar traf der klassisch<br />
lackierte Vierstrahler mit geöffneter<br />
Schubumkehr in JFK ein. Dagegen verzögerten<br />
sich die auch nach Frankfurt<br />
geplanten Einsätze noch.<br />
Bitte beachten Sie auch unsere große Foto-Community im Internet. Auf der<br />
Webseite http://community.flugrevue.de/ finden Sie immer die neuesten Aufnahmen<br />
unserer Leser. Die Teilnahme ist für alle Einsender kostenlos.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 37
Business Aviation<br />
Hahn Air fliegt mit CJ4 im Liniendienst<br />
Kleiner<br />
Branchenriese<br />
Deutschlands kleinste<br />
Linienfluggesellschaft, die<br />
Hahn Air, ist ein Branchenriese.<br />
Dank eines einzigartigen<br />
Geschäftsmodells<br />
verkauft sie mehr Tickets<br />
als viele große Airlines.<br />
Wir sind die einzigen, die einen<br />
Business Jet wie einen Airliner<br />
fliegen“, sagt Captain Daniel<br />
Rudas, General Manager und Chief<br />
Operating Officer der Hahn Air, im Gespräch<br />
mit der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>. „Das<br />
macht uns zu einem Premiumprodukt.“<br />
Wir sitzen in einem Business Jet vom<br />
Typ Citation CJ4 und sind trotz eines<br />
heftigen Wintereinbruchs pünktlich vom<br />
Flughafen Düsseldorf mit Ziel Luxemburg<br />
gestartet. Von den sechs Sitzen in<br />
der Kabine sind nur drei besetzt. Dies ist<br />
auch die Durchschnittsauslastung auf<br />
dem zweimal pro Woche angebotenen<br />
Flug mit der Flugnummer HR330.<br />
Die Hahn Air ist weltweit die einzige<br />
Gesellschaft, die eine Citation im Liniendienst<br />
einsetzt. „Wir haben den Autonomieweg<br />
beschritten“, sagt Rudas. Sie<br />
betreibt zwei CJ4, die auch im Charterdienst<br />
zum Einsatz kommen, aber selbst<br />
äußerlich durch eine Lackierung mit<br />
großem Logo auf dem Leitwerk mehr an<br />
eine Airline denn an ein Executive-Charter-Unternehmen<br />
erinnern.<br />
Warum unterwirft sich aber ein Flugzeugbetreiber<br />
den strengen Airline-Standards<br />
der International Air Transport<br />
Association (IATA), wenn er gerade einmal<br />
vier Flüge pro Woche im Liniendienst<br />
anbietet? Die Antwort liegt im<br />
Geschäftsmodell der Hahn Air verborgen.<br />
Mit den Flügen zwischen Düsseldorf<br />
und Luxemburg, die seit 2010<br />
durchgeführt werden, verdient das Unternehmen<br />
kein Geld, obwohl sie mittlerweile<br />
auch im Codeshare mit der<br />
Luxair angeboten werden. Sie sind vielmehr<br />
der Schlüssel zum zweiten, ungleich<br />
gewichtigeren Standbein der<br />
Hahn Air, nämlich dem Ticketvertrieb<br />
für andere Fluggesellschaften. Damit lassen<br />
sich durchaus Umsatz und Gewinn<br />
machen.<br />
Hahn-Air-Geschäftsführer Nikolaus<br />
Gormsen hatte Anfang der 90er Jahre<br />
mit seiner Firma Saspo als Generalvertreter<br />
für mehrere südamerikanische<br />
Fluggesellschaften in Deutschland begonnen.<br />
Um für die Passagiere das Reisen<br />
mit verschiedenen Airlines so einfach<br />
wie möglich zu gestalten, erfand er<br />
ein Couponsystem mit dem Namen „All<br />
America Airpass“. Die Abrechnung der<br />
einzelnen Coupons wollte Gormsen über<br />
das internationale Abrechnungssystem<br />
38 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Das IATA-Mitgliedslogo auf einem Business Jet vom<br />
Typ Cessna Citation CJ4 gibt es nur bei der Hahn Air.<br />
Die Fluggesellschaft ist nach denselben Standards<br />
zertifiziert wie eine große internationale Airline.<br />
BSP (Billing and Settlement Plan) der<br />
IATA abwickeln. Dieses BSP ist national<br />
organisiert, das heißt, es gibt pro Land<br />
einen BSP, und an dem dürfen nur IATA-<br />
Airlines teilnehmen.<br />
„Da ist unser Geschäftsführer Hans<br />
Nolte ins Auto gestiegen und durch ganz<br />
Deutschland gefahren, um sich Fluggesellschaften<br />
anzusehen, die für uns als<br />
Partner in Frage kamen“, erinnert sich<br />
Nikolaus Gormsen im Gespräch mit der<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>. Im Hunsrück wurde er<br />
bei der Hahn Air auf dem Flughafen<br />
Hahn fündig.<br />
Die 1994 gegründete, unabhängige<br />
Regionalairline bediente mit dem<br />
Fairchild Metroliner innerdeutsche Strecken<br />
und war an einer Kooperation interessiert.<br />
Heute ist sie zu 100 Prozent im<br />
Besitz der Saspo Holding. Gormsen<br />
konnte nach individuellen Verträgen mit<br />
den Fluggesellschaften ab 1999 Interlining-Tickets<br />
im Namen der Hahn Air<br />
ausstellen, auch wenn die einzelnen<br />
Streckenabschnitte einer Reise ausschließlich<br />
von anderen Carriern beflogen<br />
wurden. Bereits 2004 unterzeichnete<br />
Hahn Air das 100. Interline-Abkommen.<br />
Inzwischen ist die Zahl der Abkommen<br />
auf über 300 gestiegen. „Das<br />
Interessante an unserem Geschäftsmodell<br />
ist, dass niemand etwas verliert“,<br />
sagt Nikolaus Gormsen.<br />
HAHN-AIR-TICKETS IN 190<br />
LÄNDERN DIESER ERDE<br />
„Wir verschaffen unseren Partnern Präsenz<br />
in einem Markt, den sie selbst nur<br />
mit viel höheren Kosten erreichen könnten.“<br />
Da das Modell in Deutschland gut<br />
funktionierte, weitete die Hahn Air es<br />
auf andere Länder aus und trat dort jeweils<br />
dem nationalen BSP bei. Das ist<br />
jedoch einfacher gesagt als getan. Man<br />
benötigt neben der IATA-Mitgliedschaft<br />
in einigen Ländern einen Firmensitz, eine<br />
Steuernummer, einen Wirtschaftsprüfer<br />
und genaue Kenntnis des Wirtschaftsrechts<br />
in dem jeweiligen Land,<br />
sonst kann man dort zwar das Geld für<br />
den Ticketverkauf einnehmen, es aber<br />
nicht aus dem Land transferieren.<br />
Mittlerweile ist die Hahn Air das<br />
weltgrößte Unternehmen seiner Art.<br />
Travel Agents können in 190 Ländern<br />
dieser Welt Hahn-Air-Tickets ausstellen.<br />
300 Mitarbeiter beschäftigt die Firma,<br />
von denen rund 250 in Dreieich bei<br />
Die Gesellschaft betreibt zwei<br />
Citation CJ4, die auch im Charterdienst<br />
eingesetzt werden.<br />
Fotos: Hahn Air<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 39
Business Aviation<br />
Hahn Air fliegt mit CJ4 im Liniendienst<br />
Nikolaus Gormsen, Geschäftsführer<br />
der Hahn Air: „Niemand verliert bei<br />
unserem Geschäftsmodell.“<br />
Captain Daniel Rudas, COO der<br />
Hahn Air: „Wir sind der kleinste nach<br />
IOSA zertifizierte Liniencarrier.“<br />
büros. Das HR-Ticketing-Centres-Netzwerk<br />
umfasst heute 4600 Reisebüros in<br />
aller Welt. Durchschnittlich alle vier Sekunden<br />
wird ein Hahn-Air-Ticket ausgestellt.<br />
DER <strong>FLUG</strong>BETRIEB DER HAHN<br />
AIR SOLL WEITER WACHSEN<br />
Trotz des geschäftlichen Schwerpunkts<br />
auf dem Ticketing ist der Flugbetrieb<br />
kein „Anhängsel“ der Firma. Er wird regelmäßig<br />
– zuletzt 2013 – nach einem<br />
Sicherheitsaudit der IATA, dem soge-<br />
Frankfurt arbeiten. „Wir sind ein internationales<br />
Unternehmen, das global<br />
agiert. Bei uns arbeiten 40 Nationalitäten,<br />
die Amtssprache ist Englisch“, sagt<br />
Gormsen. Zu den Partnerairlines gehören<br />
aber nicht nur die kleinen Carrier,<br />
wie man vermuten könnte, sondern auch<br />
Branchen-Schwergewichte wie zum Beispiel<br />
Emirates, Jet Airways, WestJet,<br />
Avianca, Cathay Pacific, Condor und<br />
TAM. „Als die IATA 2008 von Papiertickets<br />
auf e-Tickets umstellte, wussten<br />
wir zunächst nicht, was das für uns bedeutet“,<br />
sagt Nikolaus Gormsen im<br />
Rückblick. „Aber mit der Umstellung ist<br />
unser Geschäft stark gewachsen.“<br />
Selbst Low-Cost-Carrier, wie die<br />
amerikanische jetBlue Airways, die sonst<br />
die gesamte Wertschöpfungskette aus eigener<br />
Hand bedienen wollen, gehören zu<br />
den Partnern der Hahn Air. Das Unternehmen<br />
entwickelt Produkte und schafft<br />
mit ihnen Anreize für die Reisebüround<br />
Airlinepartner. Securtix ist ein Beispiel<br />
dafür. Mit dieser Ticketversicherung<br />
bietet Hahn Air als einzige Fluggesellschaft<br />
weltweit einen für den Verbraucher<br />
kostenfreien Versicherungsschutz<br />
gegen eine mögliche Insolvenz<br />
der ausführenden Airline. Das Angebot<br />
der Hahn Air richtet sich nicht an den<br />
Endverbraucher, sondern an die Reisenannten<br />
IOSA, zertifiziert. Daniel Rudas<br />
selbst ist IOSA-Prüfer und darf andere<br />
Airlines auditieren.<br />
Die Hahn Air investiert in den Ausbau<br />
des Flugbetriebs und setzt nur Flugzeuge<br />
ein, die maximal fünf Jahre alt sind. Auf<br />
einen Preiskampf im Chartergeschäft<br />
lässt sich Rudas nicht ein: „Wir lehnen<br />
es konsequent ab, Flüge durchzuführen,<br />
die uns nichts bringen. Die Qualitätscarrier<br />
werden sich durchsetzen.“ In Egelsbach<br />
baut Hahn Air derzeit einen neuen<br />
Hangar für bis zu drei Midsize Jets. Dort<br />
soll ein eigener FBO angesiedelt werden,<br />
also ein Dienstleistungsbetrieb für die<br />
General und Business Aviation. Cessna<br />
plant, dort einen Wartungstruck zu stationieren.<br />
Die Fertigstellung des Gebäudes<br />
ist für dieses Jahr geplant.<br />
FR<br />
VOLKER K. THOMALLA<br />
Die Kabinenausrüstung der CJ4 wurde den Airline-Standards angepasst.<br />
Fotos: Hahn Air<br />
40 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
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Wirtschaft<br />
H160: Premiere auf der Heli-Expo<br />
Bei der Heli-Expo in Orlando<br />
Anfang März richteten sich<br />
alle Augen auf die neue<br />
H160, mit der Airbus Helicopters<br />
Marktanteile in der<br />
Klasse der mittelschweren<br />
Muster zurückgewinnen<br />
will. Die anderen großen<br />
Hersteller begnügten sich<br />
diesmal mit Produktpflege.<br />
Hoffnungsträger<br />
Von KARL SCHWARZ<br />
Seit der Zulassung im Juni<br />
2003 hat AgustaWestland<br />
fast 750 AW139 gebaut und<br />
sich mit weitem Abstand die Führungsposition<br />
im lukrativen Markt der mittelschweren<br />
Hubschrauber gesichert. Dieser<br />
Dominanz will sich Airbus Helicopters<br />
nun endlich entgegenstemmen, und<br />
zwar mit einem von Grund auf neu entwickelten<br />
Muster, das dank durchgehender<br />
Anwendung fortschrittlicher Technologie<br />
15 bis 20 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch<br />
bieten soll.<br />
Der Schleier über dem 2011 gestarteten<br />
X4-Projekt wurde am 3. März auf<br />
der Heli-Expo gelüftet. Das 1:1-Modell<br />
des nun als H160 bezeichneten Musters<br />
glänzte mit einer ganzen Reihe von innovativen<br />
technischen Lösungen, die exzellente<br />
Leistungen in einem weiten Einsatzbereich<br />
– von Versorgungsflügen zu<br />
Ölplattformen bis hin zur Luftrettung<br />
und VIP-Flügen – ermöglichen sollen.<br />
Weil die H160 nun mit 5,5 bis sechs<br />
Tonnen Masse deutlich über der 40 Jahre<br />
alten Dauphin/EC155 angesiedelt ist,<br />
hat sich Airbus Helicopters im Februar<br />
entschieden, nur das Arrano von Turbomeca<br />
als Triebwerk zu verwenden. Dieses<br />
bietet gegenüber dem PW210 wohl<br />
deutlich mehr Wachstumspotenzial – bis<br />
zu 1300 kW. Turbomeca verspricht zudem<br />
einen 10 bis 15 Prozent geringeren<br />
spezifischen Kraftstoffverbrauch.<br />
Fotos: Airbus Helicopters, Strecker, Schleidt<br />
42 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Als einziges Triebwerk für die H160<br />
wird seit kurzem das Arrano von<br />
Turbomeca angeboten.<br />
Das aufgeräumte Cockpit basiert auf<br />
dem Helionix-System, das Airbus<br />
Helicopters selbst entwickelt hat.<br />
Eine Besonderheit der H160 ist die<br />
Doppeldecker-Heckflosse, die im<br />
Schwebeflug Vorteile bieten soll.<br />
Die Enthüllung der H160 – zuvor unter<br />
dem Projektkürzel X4 bekannt – war mit<br />
Spannung erwartet worden.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 43
Wirtschaft<br />
H160: Premiere auf der Heli-Expo<br />
Neben dem neuen Triebwerk wird<br />
die H160 einen Fünfblatt-Hauptrotor<br />
mit lagerlosem Spheriflex-Rotorkopf<br />
verwenden. Die Rotorblätter basieren<br />
auf der „Blue Edge“-Technologie mit geschwungenen<br />
Spitzen, die die Wirbel<br />
günstig beeinflussen und so den Lärm<br />
insbesondere im Anflug um etwa 3 dB<br />
senken sollen. Ein positiver Effekt sind<br />
auch 100 kg mehr Nutzlast.<br />
„Blue Edge“-Blätter wurden<br />
Ende der 1990er Jahre erstmals<br />
im Windkanal erprobt<br />
und ab 2007 an einer EC155<br />
im Flug getestet.<br />
Das Hauptgetriebe für die H160 hat<br />
Airbus Helicopters vereinfacht und mit<br />
einer doppelten Ölversorgung ausfallsicherer<br />
gemacht. Als Drehmomentausgleich<br />
wird der größte Fenestron (ummantelter<br />
Heckrotor) verwendet, den<br />
das Unternehmen je entwickelt hat. Er<br />
ist um 12 Grad geneigt. Die Höhenflosse<br />
Lieferbilanz 2014<br />
AgustaWestland: 65* (131)<br />
11 x AW119Ke, 1 x AW109 Power,<br />
6 x GrandNew, 42 x AW139, 5 x AW189<br />
Airbus Helicopters: 324 (364)<br />
7 x EC120, 23 x AS350 B2, 122 x AS350 B3e,<br />
58 x EC130, 3 x AS355 NP, 34 x EC135,<br />
28 x EC145, 4 x AS365 N3, 10 x EC155,<br />
3 x EC175, 2 x AS332, 30 x EC225<br />
Bell Helicopter: 178 (213)<br />
13 x 206L-4, 86 x 407, 53 x 429, 26 x 412<br />
Enstrom Helicopter: 16 (17)<br />
2 x 280FX, 14 x 480B<br />
MD Helicopters:<br />
keine Daten verfügbar<br />
Robinson Helicopter: 329 (523)<br />
42 x R22 Beta II, 41 x R44 Raven I,<br />
145 x R44 Raven II, 101 x R66<br />
Sikorsky: 59 (63)<br />
17 x S-76, 42 x S-92<br />
*Nur Zahlen für die ersten drei Quartale liegen vor.<br />
In Klammern die Stückzahl für 2013. Nur Zivilhubschrauber.<br />
ist als Doppeldecker ausgebildet, was<br />
vor allem im Schwebeflug Vorteile bieten<br />
soll.<br />
Erstmals bei einem Zivilhubschrauber<br />
wird die Zelle der H160 komplett<br />
aus Verbundwerkstoffen bestehen. Bis<br />
auf den Heckausleger, der von Daher<br />
stammt, wurde sie im Werk Donauwörth<br />
gebaut. Das Fahrwerk wird elektrisch<br />
betätigt, so dass man auf Hydraulikleitungen<br />
verzichten kann. Bei der Avionik<br />
setzt Airbus Helicopters auf sein eigenentwickeltes<br />
Helionix-System, wie es<br />
derzeit in der H175 (früher EC175) und<br />
der H145 (früher EC145 T2) zum Einbau<br />
kommt.<br />
Während der Hersteller die Nutzung<br />
neuer Technologien herausstreicht, gibt<br />
DAS KIPPROTORMUSTER<br />
AW609 KOMMT 2018<br />
er sich bezüglich Leistungen, Kabinengröße<br />
und Preisen noch zurückhaltend.<br />
Einzig eine Reisegeschwindigkeit von<br />
296 km/h, ein Aktionsradius von 220<br />
km mit zwölf Passagieren im Offshore-<br />
Einsatz und eine Reichweite von 830 km<br />
wurden genannt. Bestellungen will man<br />
erst 2016 entgegennehmen, und die Lieferungen<br />
sollen 2018 beginnen.<br />
Bis dahin steht ein umfangreiches<br />
Testprogramm an, für das in Marignane<br />
spezielle Prüfstände (Elektronik/Avionik<br />
und dynamische Komponenten) gebaut<br />
wurden. Die Flugerprobung will<br />
man mit drei Prototypen und einer Vorserienmaschine<br />
bewältigen. Der Erstflug<br />
wird im Laufe des Jahres erwartet.<br />
Während Airbus Helicopters mit der<br />
H160 und der ab letzten Dezember ausgelieferten,<br />
7,5 t schweren H175<br />
(EC175) zum Angriff bläst, bleibt AgustaWestland<br />
natürlich nicht untätig. Auf<br />
der Heli-Expo wurde die Verfügbarkeit<br />
der AW139 mit einer maximalen Abflugmasse<br />
von sieben Tonnen angekündigt,<br />
also 600 kg mehr als bei der bisherigen<br />
Standardausführung und 200 kg mehr<br />
als beim derzeitigen Maximum. Durch<br />
Gewichtseinsparungen in der Offshore-<br />
Ausführung soll die Nutzlast sogar um<br />
bis zu 700 kg steigen. Der Aktionsradius<br />
mit zwölf Passagieren soll 3<strong>05</strong> km betragen.<br />
Eine Nachrüstung vorhandener<br />
AW139 durch Verstärkungen im<br />
Heckausleger und beim Fahrwerk ist<br />
möglich.<br />
Nach einer erfolgreichen Demonstration<br />
wird AgustaWestland die AW139<br />
mit einer auf 60 Minuten verlängerten<br />
Flugzeit nach einem Ölverlust im Getriebe<br />
zulassen. Dies ist doppelt so lang wie<br />
bei konkurrierenden Mustern.<br />
Eine höhere Abflugmasse von 8165<br />
kg verspricht AgustaWestland nun auch<br />
für sein Kipprotormodell AW609. Dies<br />
sei mit Triebwerksverbesserungen, einem<br />
verstärkten Fahrwerk und optimierten<br />
Flugsteueralgorithmen möglich. Mit<br />
Zusatztanks soll die maximale Reichweite<br />
2040 km betragen. Sechs Passagiere<br />
kann die AW609 über 1480 km befördern,<br />
mit neun Passagieren<br />
wird eine Reichweite von<br />
925 km in zwei Stunden angegeben.<br />
Änderungen an der<br />
AW609 betreffen eine breitere<br />
Tür (88 cm), was vor allem bei<br />
SAR-Einsätzen hilfreich ist. Im Cockpit<br />
wird ein Pro-Line-Fusion-System von<br />
Rockwell Collins installiert. Bisher haben<br />
zwei Prototypen, in den USA und<br />
Italien, knapp 1200 Flugstunden absolviert.<br />
Mit zwei weiteren Prototypen wird<br />
die Zulassung bis Ende 2017 angestrebt.<br />
Dafür dürften weitere 1000 Stunden nötig<br />
sein. Die Endmontage der AW609<br />
soll in Philadelphia erfolgen. Dort will<br />
man auch die weiteren Zulassungsarbeiten<br />
konzentrieren.<br />
Ein weiteres Muster mit höherer Abflugmasse<br />
ist die S-92. Wie Sikorsky auf<br />
der Heli-Expo bekannt gab, wurden von<br />
der FAA dafür 12 565 kg zugelassen,<br />
was den Kunden 545 kg mehr Spielraum<br />
bei der Nutzlast (oder einem Mix<br />
aus Zuladung und Kraftstoff) gibt. Alle<br />
neu gebauten Hubschrauber können als<br />
Option mit dieser Masse gebaut werden.<br />
Auch ein Nachrüstkit wird angeboten.<br />
Sikorsky hat in den vergangenen<br />
zehn Jahren über 240 S-92 ausgeliefert,<br />
die inzwischen mehr als 800 000 Flugstunden<br />
aufweisen. Zu den wichtigsten<br />
Kunden gehört Bristow Helicopters, die<br />
zum Beispiel vom 1. April an elf S-92 für<br />
einen über zehn Jahre laufenden Suchund-Rettungsdienst-Auftrag<br />
der britischen<br />
Maritime and Coastguard Agency<br />
(MCA) verwenden.<br />
Bells Produktpflege-Neuheit in Orlando<br />
betraf das Modell 407. Die Änderungen<br />
der 407GXP gegenüber der<br />
407GX liegen im Einbau des Rolls-<br />
Royce M250-C47B/8, das 642 statt 604<br />
kW Leistung bietet. Dies kommt vor allem<br />
den Schwebeflugleistungen zugute,<br />
erlaubt aber auch 22 kg mehr Zuladung.<br />
Verbesserungen gab es auch bei der<br />
44 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Die S-92 fliegt für<br />
Bristow im SAR-Dienst.<br />
Software für die Garmin-G1000H-Avionik,<br />
um die Bedienung zu vereinfachen.<br />
Ein Autopilot kann nun optional installiert<br />
werden.<br />
Kurz nach der Enthüllung der<br />
407GXP präsentierte Bell das führende<br />
amerikanische Luftrettungsunternehmen<br />
Air Methods als ersten Großkunden. Ab<br />
2016 will die Firma über zehn Jahre 200<br />
Hubschrauber abnehmen. Das Geschäft<br />
Die Abflugmasse<br />
der AW139 wurde<br />
auf 7000 kg erhöht.<br />
Fotos: AgustaWestland, Schleidt (2), Sikorsky<br />
www.flugrevue.de<br />
AgustaWestland<br />
arbeitet weiter an<br />
der AW609.<br />
Bell hat die bewährte<br />
407 nochmals<br />
verbessert.<br />
erlaubt Air Methods die Erneuerung eines<br />
Teils seiner rund 400 Helikopter umfassenden<br />
Flotte.<br />
Solche Verkaufserfolge geben neuen<br />
Schub nach einem Jahr, das durch einen<br />
unerwartet starken Produktionsrückgang<br />
gekennzeichnet war. Etwa 20 Prozent<br />
weniger Turbinenhubschrauber gingen<br />
2014 an zivile Kunden. Dabei waren<br />
die größeren Modelle aber weniger betroffen,<br />
so dass der Umsatz nach vorläufigen<br />
Berechnungen der GAMA mit 4,9<br />
Milliarden Dollar (4,5 Mrd. Euro) nur<br />
um zehn Prozent niedriger lag.<br />
Trotz negativer Faktoren wie dem<br />
niedrigen Ölpreis, Einbrüchen aufgrund<br />
der Wirtschaftskrise in Russland und<br />
weniger private Abnehmer in Brasilien<br />
sieht Honeywell in seiner traditionell zur<br />
Heli-Expo veröffentlichten Prognose für<br />
die nächsten fünf Jahre jedoch stabile<br />
Aussichten. Bis 2019 könnten 4750 bis<br />
5250 zivile Hubschrauber ausgeliefert<br />
werden – immerhin mehr als die 4300 in<br />
den letzten fünf Jahren.<br />
FR<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 45
Militärluftfahrt<br />
Seefernaufklärer<br />
Wächter<br />
der Meere<br />
Für viele Staaten ist die<br />
Sicherung der eigenen<br />
Seewirtschaftszone und<br />
von Schifffahrtsrouten<br />
eine wichtige Aufgabe.<br />
Auch Schiffsbekämpfung<br />
und U-Boot-Jagd sind im<br />
Konfliktfall notwendig.<br />
Das Angebot an entsprechend<br />
ausgerüsteten Flugzeugen<br />
ist breit gefächert.<br />
46 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Die in Jacksonville stationierte<br />
VP-16 wurde als<br />
erste Navy-Staffel mit der<br />
Boeing P-8A ausgerüstet.<br />
Von KARL SCHWARZ<br />
Rund 70 Prozent der Erdoberfläche<br />
ist von Wasser<br />
bedeckt, und die meisten<br />
Staaten der Welt haben eine Küste, die<br />
Zugang zum Welthandel über See sowie<br />
Anspruch auf eine 200 Seemeilen hinausreichende<br />
ausschließliche Wirtschaftszone<br />
bietet. Dieses Gebiet sowie<br />
die internationalen Schiffsrouten zu si-<br />
chern ist eine Aufgabe für Seeüberwachungsflugzeuge,<br />
die heute flexibler<br />
denn je sein müssen. Stand zu Zeiten<br />
des Kalten Kriegs die Jagd auf gegnerische<br />
U-Boote und die Schiffsbekämpfung<br />
im Zentrum, so müssen heute auch<br />
Missionen zum Schutz vor Piraten, Drogenschmugglern,<br />
Terroristen und illegalen<br />
Einwanderern geflogen werden. Hinzu<br />
kommt die Jagd auf Umweltsünder,<br />
die Überwachung von Fischfangbooten<br />
und die Hilfe bei Such- und Rettungseinsätzen.<br />
Das breite Einsatzspektrum lässt sich<br />
nur mit einer umfassenden Ausrüstung<br />
der Seefernaufklärer abdecken. Dazu gehört<br />
ein leistungsstarkes Radar, das in<br />
der Lage ist, aus dem Grundrauschen<br />
der Meeresoberfläche auch kleine Ziele<br />
(inklusive Periskope von U-Booten) auf<br />
möglichst große Distanz herauszufiltern.<br />
Betriebsarten wie SAR (synthetische<br />
Foto: US Navy/Petry<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 47
Militärluftfahrt<br />
Seefernaufklärer<br />
Boeing baut beim MSA Systeme auf<br />
Basis der P-8A auch in einen Challenger-<br />
Geschäftsreisejet ein.<br />
Apertur) und ISAR ermöglichen die<br />
Identifizierung von Schiffen anhand ihres<br />
Profils. Neben dem Radar gehören<br />
elektro-optische Kameras und Infrarotsensoren<br />
zur Grundausstattung. Auch<br />
sie bieten heute eine beachtliche Reichweite.<br />
SONAR GEGEN U-BOOTE<br />
Seefernaufklärer, die auch für die U-<br />
Boot-Jagd genutzt werden sollen, benötigen<br />
zudem ein akustisches System mit<br />
Sonarbojen, die auch leise U-Boote ausmachen<br />
können. Hilfreich ist zudem eine<br />
Magnetfeldsonde, mit der sich kleinste<br />
Störungen im Erdmagnetfeld durch die<br />
U-Boote detektieren lassen. Auch Sensoren<br />
für Funk- und andere elektromagnetische<br />
Strahlen sind wünschenswert.<br />
Alle gesammelten Daten werden zu<br />
einem einheitlichen Lagebild zusammengefügt,<br />
was heute dank immer leistungsfähigerer<br />
Computer einfacher ist. Wesentlich<br />
ist eine gute Präsentation für die<br />
Bediener, so dass sie sich auf taktische<br />
Aufgaben konzentrieren können. Die<br />
Auswertung an Bord ist aber nur der erste<br />
Schritt. Im heutigen vernetzten Umfeld<br />
geht es vor allem darum, die Informationen<br />
allen wichtigen Akteuren zur<br />
Verfügung zu stellen. Umfassende Kommunikationssysteme<br />
mit HF-, VHF- und<br />
UHF-Funk sowie SatCom sind somit unverzichtbar.<br />
All diese Systeme kosten natürlich<br />
und erfordern je nach Reichweitenforde-<br />
Die C295 ist groß genug für eine<br />
komplette Ausrüstung zur U-Boot-<br />
Jagd, inklusive Torpedo-Bewaffnung.<br />
Fotos: Airbus, Airbus Military, Boeing/Parker, US Navy<br />
48 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Japan hat sich für eine Eigenentwicklung<br />
entschieden. Die Kawasaki P-1 nutzt auch<br />
einheimische Triebwerke von IHI.<br />
Selbst kleine Muster wie die C212<br />
lassen sich für Küstenüberwachungs-<br />
Aufgaben nutzen (hier Südkorea).<br />
Wichtige Seeüberwachungsflugzeuge – Die Daten<br />
Muster Antrieb Start- Spann- Länge (m) maximale Marschge- Patrouillen- Reichweite<br />
leistung weite (m) Abflug- schwindigkeit zeit (h) (km)<br />
masse (kg) (km/h)<br />
Airbus C212 2 x TPE331 2 x 690 kW 20,27 16,15 8100 361 8,5 Flugdauer ca. 1325<br />
Airbus C295 MPA 2 x PW127G 2 x 1970 kW 25,81 24,50 23 200 480 8+ (200 NM) ca. 2150<br />
Airbus HC-144 (CN235) 2 x CT7-9C 2 x 13<strong>05</strong> kW 25,81 21,40 16 500 454 9+ (200 NM) ca. 1825<br />
ATR 42 2 x PW127E 2 x 1790 kW 24,57 22,67 18 600 520 7 (200 NM) ca. 1560<br />
ATR 72 2 x PW127M 2 x 2<strong>05</strong>0 kW 27,<strong>05</strong> 27,16 23 000 510 6,5 (200 NM) ca. 1860<br />
Boeing P-8A Poseidon 2 x CFM56 2 x 121 kN 37,67 39,47 85 140 907 4 (2220 km) ca. 5400<br />
Dassault Falcon 2000 MRA 2 x PW308C 2 x 31,1 kN 21,38 20,23 19 140 Mach 0.77 n.b. ca. 7400<br />
Dornier 228 2 x TPE331 2 x 580 kW 16,97 15,04 6400 445 7 (100 NM) ca. 1040<br />
Embraer EMB-145MP 2 x AE3007A 2 x 33,7 kN 20,04 29,87 20 990 Mach 0.75 n.b. ca. 1430<br />
Iljuschin Il-38 4 x AI-20M 4 x 3150 kW 37,40 40,18 66 000 645 n.b. ca. 7500<br />
Kawasaki P-1 4 x F7-10 4 x 59,8 kN 35,40 38,00 79 700 830 n.b. ca. 7950<br />
Lockheed Martin P-3C Orion 2 x T56 2 x 3660 kW 30,37 35,61 64 410 610 3 (2495 km) ca. 7500<br />
Saab 340 MPA 2 x AE2100A 2 x 3095 kW 24,76 27,28 23 000 650 5,5 (200 NM) ca. 3700<br />
rung ein mehr oder weniger großes und<br />
damit teures Flugzeug. Seeüberwachungsflugzeuge<br />
gibt es daher in den unterschiedlichsten<br />
Gewichtsklassen. Fast<br />
allen Mustern gemeinsam ist dabei, dass<br />
sie nicht speziell für diese Aufgabe konzipiert<br />
wurden, sondern die Entwicklung<br />
auf Verkehrs- oder Transportflugzeugen<br />
basiert.<br />
EIGENENTWICKLUNG IN JAPAN<br />
Dies gilt auch für den derzeit wohl leistungsstärksten<br />
Seefernaufklärer im Angebot,<br />
die Boeing P-8A. Bei der Poseidon<br />
handelt es sich um eine modifizierte<br />
737-800/900, die man sogar mit einem<br />
Waffenschacht hinter den Tragflächen<br />
versehen hat. Die P-8A tritt bei der US<br />
Navy die Nachfolge der unverwüstlichen<br />
P-3 Orion an und ist für alle denkbaren<br />
Szenarien gerüstet. In der Kabine sind<br />
fünf Bedienerstationen eingebaut, wobei<br />
sich die Crew über ein viel bequemeres<br />
Arbeitsumfeld als bei der Orion freuen<br />
kann. 117 P-8A sollen beschafft werden,<br />
dazu kommen bereits Exportaufträge<br />
aus Indien (acht plus vier Optionen) und<br />
Australien (acht plus vier Optionen, Lieferung<br />
ab 2017). Fast 30 Maschinen<br />
sind bereits gebaut, wobei in den nächsten<br />
Jahren noch geplante Verbesserungen<br />
wie Torpedoabwurf aus großer Höhe<br />
oder Luftbetankungsmöglichkeit anstehen.<br />
Der Jetantrieb der P-8A erlaubt es,<br />
viel schneller im Einsatzgebiet zu sein<br />
als Muster mit Turboprop-Antrieb. Ähnliche<br />
Überlegungen gelten auch für die<br />
Kawasaki P-1, den neuen Seefernaufklärer<br />
der japanischen Marineflieger. Der<br />
Vierstrahler (F-7-10-Turbofans von IHI)<br />
mit Fly-by-Light-Flugsteuersystem wurde<br />
von Anfang an für die Aufgabe konstruiert,<br />
nutzt aber den Außenflügel, der<br />
auch beim Transporter C-2 verwendet<br />
wird. Das Programm begann im November<br />
2001, und nach dem Erstflug im<br />
September 2007 wurde die erste Serienmaschine<br />
am 26. März 2013 in Gifu<br />
übergeben. 70 Flugzeuge sollen beschafft<br />
werden.<br />
Neben den großen Jets werden in den<br />
letzten Jahren auch vermehrt modifizierte<br />
Geschäftsreiseflugzeuge für die Seeüberwachung<br />
angeboten. Boeing will<br />
zum Beispiel seine Erfahrung mit der P-<br />
8A nutzen und Systemkomponenten für<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 49
Militärluftfahrt<br />
Seefernaufklärer<br />
Airbus bietet das Fully Integrated Tactical<br />
System an, das sich modular an unterschiedliche<br />
Flugzeuggrößen anpassen lässt.<br />
Fotos: Airbus, Alenia Aermacchi, Artyom Anikeev/AirTeamImages, Northrop Grumman, Saab<br />
das MSA (Maritime Surveillance Aircraft)<br />
verwenden, das auf dem Bombardier<br />
Challenger 6<strong>05</strong> basiert. Die Flugversuche<br />
haben Ende Februar 2014 begonnen.<br />
Kunden sind noch nicht bekannt.<br />
Etwas größer steigt IAI in den Markt<br />
ein, denn für sein ELI-3360 Maritime<br />
Patrol Aircraft wird der Global 5000<br />
verwendet. Das Entwicklungsprojekt<br />
wurde im Februar angekündigt. Zu den<br />
Systemen zählt das Elta-Radar ELM-<br />
2022 aus dem eigenen Haus. Die Bewaffnung<br />
mit Torpedos und Seezielflugkörpern<br />
ist möglich. Dassault Aviation<br />
bietet derweil Versionen seiner Falcon<br />
2000S (Maritime Reconnaissance Aircraft)<br />
und der Falcon 900 (Maritime Patrol<br />
Aircraft) an. Bereits verkauft wurde<br />
die Falcon 50M an die französische Marine,<br />
die zuletzt vier weitere Maschinen<br />
für die Seeüberwachung umgerüstet hat.<br />
Im Jet-Club dabei ist darüber hinaus Embraer<br />
mit einer Ableitung seines Regionaljets<br />
ERJ-145. Die EMB-145MP fliegt<br />
in Brasilien (als P-99) und Mexiko.<br />
PROPELLERTYPEN IM ANGEBOT<br />
Auch andere Hersteller von Regionalverkehrsflugzeugen<br />
sehen im Markt für Seeüberwachungsflugzeuge<br />
die Chance auf<br />
ein lukratives Zubrot. Das ATR-Konsortium<br />
bietet entsprechende Modelle sowohl<br />
der ATR 42 als auch der größeren<br />
ATR 72 an. Abnehmer für das kleinere<br />
Modell waren bereits die italienische<br />
Küstenwache, Libyen und Nigeria. Unter<br />
der Bezeichnung Meltem III wurden<br />
sechs ATR 72-600 an die Türkei verkauft.<br />
Die Ausstattung der ersten Maschine<br />
begann im April 2013 bei TAI.<br />
Ebenfalls mehrere Modelle am Start<br />
hat Airbus Defence & Space. Selbst die<br />
kleine, nicht druckbelüftete C212 wurde<br />
mit Radar und FLIR ausgestattet und<br />
fand Abnehmer in über einem Dutzend<br />
Ländern wie Angola, Mexiko oder Vietnam.<br />
Bester Kunde für die Marineversion<br />
der CN235 ist die US-Küstenwache,<br />
die unter der Bezeichnung HC-144<br />
Ocean Sentry insgesamt 18 Maschinen<br />
gekauft hat. Sie sind dank rasch ausrüst-<br />
Die russische Marine setzt weiter auf<br />
die Il-38, die derzeit ein Modernisierungsprogramm<br />
durchläuft.<br />
50 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
arer Bedienkonsolen vielseitig verwendbar.<br />
Noch mehr Nutzlast bietet die<br />
C295, die sogar mit Lenkwaffen bestückt<br />
werden kann – ein Angebot, das<br />
Chile wahrgenommen hat. Für alle Modelle<br />
offeriert der Hersteller sein FITS,<br />
ein modulares System, in das die diversen<br />
Sensoren relativ einfach integriert<br />
werden können. Mit FITS hat Airbus<br />
Defence & Space auch neun P-3 Orion<br />
der brasilianischen Marine modernisiert.<br />
Obwohl nicht mehr in der Produktion,<br />
bietet Saab seine Regionalflugzeuge<br />
Saab 340 und 2000 als MSA (Maritime<br />
Security Aircraft) beziehungsweise<br />
MPA (Maritime Patrol Aircraft) an. Die<br />
größere Saab 2000 MPA bietet dabei<br />
Platz für vier Bedienerstationen, während<br />
die Saab 340 MSA nur eine hat.<br />
Letzteres Muster ist seit 2012 in der Erprobung,<br />
doch für beide Modelle fehlen<br />
noch Kunden. RUAG hat dagegen bereits<br />
einige Marineausführungen der Do<br />
228 verkauft, zuletzt an die Navy von<br />
Bangladesch. Nur für die polnische Marine<br />
gebaut wurde dagegen die PZL<br />
M28B Bryza, eine Version der Antonow<br />
An-28.<br />
Die russische Marine verwendet nach<br />
wie vor die Tupolew Tu-142M und die<br />
Iljuschin Il-38. Letztere durchläuft derzeit<br />
ein Modernisierungsprogramm. Die<br />
erste Il-38M mit dem Nowella-System<br />
wurde im Juli 2014 übergeben. Auch Indien<br />
nutzt die Il-38.<br />
Neben bemannten Flugzeugen halten<br />
unbemannte Systeme Einzug. Die US<br />
Navy jedenfalls setzt auf einen Mix aus<br />
P-8A Poseidon und 68 Northrop Grumman<br />
MQ-4C Triton. Die Triton ist seit<br />
Mai 2013 im Flugtest. Die Ausrüstung<br />
besteht aus ZPY-3-Multifunktionsradar<br />
und FLIR. Als Flugdauer werden 24<br />
Stunden kalkuliert. Von den Hauptbasen<br />
in Florida und Kalifornien sowie drei<br />
vorgeschobenen Basen wie Guam aus<br />
könnten so weite Meeresgebiete überwacht<br />
werden.<br />
FR<br />
Saab 2000 MPA – Die Ausrüstung<br />
Saab vermarktet gebrauchte Regionalflugzeuge für die Seeüberwachung. Die angebotene Ausstattung der Saab 2000 MPA ist<br />
typisch für Flugzeuge in dieser Größenklasse. Vier Bedienkonsolen haben im vorderen Bereich Platz.<br />
Funksysteme mit Verschlüsselung<br />
SatCom<br />
Sonarbojenregal<br />
und Startmagazin<br />
taktischer Datenlink<br />
Scheibenwaschsystem<br />
hochauflösende<br />
elektro-optische Sensoren<br />
Radar mit 360-Grad-<br />
Abdeckung (AESA-Antenne)<br />
elektronischer Selbstschutz<br />
und Funkaufklärung<br />
Zusatztanks AIS Tür für den Abwurf<br />
von Notausrüstung<br />
Die ATR 42MP (Foto) fliegt in Italien und<br />
wurde auch an Nigeria verkauft, während<br />
die ATR 72 an die Türkei geliefert wird.<br />
Als Ergänzung der P-8A beschafft<br />
die US Navy die unbemannte MQ-4B<br />
Triton von Northrop Grumman.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 51
Militärluftfahrt<br />
Großbritannien modernisiert<br />
Hubschrauber<br />
Die Wildcat HMA2 wird<br />
für U-Boot-Jagd und Schiffsbekämpfung<br />
verwendet.<br />
Neue Triebwerke (Makila 1A1),<br />
Bildschirme im Cockpit, ein digitales<br />
Flugsteuersystem, neue<br />
Selbstschutzsysteme und größere Tanks<br />
– die Pumas der Royal Air Force durchliefen<br />
in den letzten Jahren ein umfassendes<br />
Verjüngungsprogramm. Das Verteidigungsministerium<br />
in London hat<br />
sich die Aufrüstung der rund 40 Jahre<br />
alten Oldies 260 Millionen Pfund (360<br />
Mio. Euro) kosten lassen, Damit sollen<br />
sie weitere zehn Einsatzjahre durchstehen.<br />
Inzwischen hat Airbus Helicopters<br />
23 der 24 Maschinen wieder ausgeliefert,<br />
und im Februar konnte die vorläufige<br />
Einsatzbereitschaft erklärt werden.<br />
Schon kurz danach ging es für die Crews<br />
der 33 und 230 Squadrons aus Benson<br />
nach Afghanistan (Kabul). Dort löst die<br />
Puma bei der ISAF-Nachfolgemission<br />
die Chinooks der RAF ab.<br />
Mit bald 60 Maschinen verfügen die<br />
Briten über eine der größten Chinook-<br />
Die fünf Musketiere<br />
Das britische Militär hat in den letzten Jahren 8,5 Milliarden<br />
Euro investiert, um seine Hubschrauberflotte auf Vordermann<br />
zu bringen. Entscheidungen zu zwei weiteren Modernisierungsprogrammen<br />
stehen an.<br />
Seine Apache AH1 will das<br />
Army Air Corps durch 50 neue<br />
Hubschrauber ersetzen.<br />
Die Merlin HM2 sollen<br />
mit Rüstsätzen auch als<br />
52 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> AEW-Helikopter dienen.<br />
www.flugrevue.de
Fotos: AgustaWestland, Crown Copyright<br />
Flotten außerhalb der USA. Auch für<br />
diese großen Transporthubschrauber<br />
läuft ein Modernisierungsprogramm<br />
(Project Julius), bei dem 46 vorhandene<br />
HC2 und HC3 durch den Einbau neuer<br />
Avionik und stärkerer Triebwerke auf<br />
den HC-4-Standard gebracht werden.<br />
Boeing hat inzwischen 32 der 38 HC2<br />
abgearbeitet, und auch die Nachrüstung<br />
der acht HC3 läuft. Darüber hinaus wurden<br />
inzwischen sechs der 14 bestellten,<br />
in Ridley Park bei Philadelphia neu gebauten<br />
Chinook HC6 ausgeliefert. Diese<br />
Version erreichte im Januar <strong>2015</strong> ihre<br />
vorläufige Einsatzbereitschaft (drei Hubschrauber<br />
verfügbar). Alle HC6 sollen<br />
bis Oktober in Odiham eintreffen.<br />
NAVY WILL FRÜHWARN-<br />
VERSION DER MERLIN<br />
Ebenfalls seit Januar einsatzbereit ist die<br />
Wildcat HMA1 (AW159) der Royal Navy,<br />
wobei für den IOC-Status ein für die<br />
Einschiffung verfügbarer Hubschrauber<br />
genügte. Die erste Fahrt soll in Kürze<br />
beginnen. AgustaWestland hat inzwischen<br />
ein Dutzend der 28 bestellten<br />
AW159 ausgeliefert. Schon weiter ist<br />
man beim Schwestermodell Wildcat<br />
AH1 für das Army Air Corps, das 27<br />
von 34 im Dienst hat. Die vorläufige<br />
Einsatzbereitschaft wurde im August<br />
2014 erreicht. Sobald alle Wildcats verfügbar<br />
sind, werden 2017/2018 die älteren<br />
Lynx-Versionen (AH7, AH9A,<br />
HMA8SRU) ausgemustert.<br />
AgustaWestland in Yeovil wird damit<br />
aber nicht arbeitslos, denn auch bei der<br />
Merlin (AW101) stehen Modernisierungsprogramme<br />
an. 30 Marinehubschrauber<br />
für die U-Boot-Jagd werden<br />
derzeit auf den HM2-Standard gebracht,<br />
wobei es vor allem um die Einrüstung<br />
neuer Elektronik geht. Seine vorläufige<br />
Einsatzbereitschaft erreichte das Modell<br />
im Mai 2014. Außerdem steht die Modifikation<br />
von 25 Merlin HC3/3A an, die<br />
letzten Oktober formell von der RAF an<br />
die Navy übergeben wurden, um bei der<br />
Commando Helicopter Force (845 und<br />
846 Naval Air Squadron) in Yeovilton<br />
die veralteten Sea Kings zu ersetzen. Damit<br />
die HC4-Helikopter auch von Schiffen<br />
aus einsetzbar sind, erhalten sie faltbare<br />
Rotorblätter und ein beiklappbares<br />
Heck. In einem zweiten Schritt ist dann<br />
auch die Einrüstung eines Bildschirmcockpits<br />
wie bei den HM2 vorgesehen.<br />
www.flugrevue.de<br />
Der Gesamtaufwand wird mit 478 Millionen<br />
Pfund (670 Mio. Euro) angegeben.<br />
Neben Transport- und U-Jagd-Aufgaben<br />
soll der Merlin auch die Rolle des<br />
Frühwarnhubschraubers für den neuen<br />
Flugzeugträger „Queen Elizabeth“ übernehmen.<br />
Thales und Lockheed Martin<br />
haben Angebote mit unterschiedlichen<br />
Radartypen eingereicht. Während der<br />
US-Hersteller vier AESA-Antennen des<br />
Elta ELM-2<strong>05</strong>2 an den seitlichen Waffenträgern<br />
installieren will, bietet Thales<br />
unter dem Namen Cerberus eine modernisierte<br />
Version des Searchwater-2000-<br />
Radars an, wie es in den derzeitigen Sea<br />
King AEW7 verwendet wird. Es geht um<br />
acht Rüstsätze, die bei Bedarf installiert<br />
werden können. Eine Entscheidung für<br />
das Programm, das bis zu 500 Millionen<br />
Pfund (700 Mio. Euro) kosten wird, soll<br />
bis zur Jahresmitte fallen.<br />
Anfang kommenden Jahres steht<br />
dann noch die Entscheidung über den<br />
Ersatz oder die Modernisierung der<br />
Kampfhubschrauber Apache AH1 an. In<br />
einem ersten Schritt wurden dazu im<br />
letzten November Informationen von interessierten<br />
Anbietern eingeholt. Ziel ist<br />
es, langfristig 50 Hubschrauber verfügbar<br />
zu haben, die in ihren Fähigkeiten<br />
dem neuen E-Standard der US Army<br />
entsprechen. Bei dem auf eine Milliarde<br />
Pfund (1,4 Mrd. Euro) geschätzten Programm<br />
werden auch industriepolitische<br />
Überlegungen eine wichtige Rolle spielen.<br />
Boeing deutete bereits seine Bereitschaft<br />
an, AgustaWestland einzubeziehen.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
Die Chinook-Flotte wird<br />
modernisiert und um 14 neu<br />
gekaufte HC6 ergänzt.<br />
Mit stärkeren Makila-Triebwerken<br />
schafft die Puma HC2 eine Zuladung<br />
von zwei Tonnen.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 53
Militärluftfahrt<br />
Rüstungsprogramme der Bundeswehr<br />
Risikogeschäft<br />
Foto: A. Zeitler<br />
Lange Verzögerungen, Mehrkosten und mehr als 500 Risiken für den weiteren Programmablauf<br />
– die Bestandsaufnahme des Verteidigungsministeriums zu den wichtigsten Rüstungsprogrammen<br />
der Bundeswehr ist wie erwartet sehr unerfreulich.<br />
Fertigungsmängeln und der „ausstehenden Erklärung der Type<br />
Acceptance für die Tranche 3a“ kam es Ende 2014 zu Verzögerungen<br />
bei der Auslieferung. Man hofft allerdings, dass „die<br />
vertraglich vereinbarte Auslieferung kurzfristig wieder erreicht<br />
werden kann“. Ab 2021 sollen die Eurofighter ein AESA-Radar<br />
erhalten. Schon vier Monate nach Vertragsabschluss kann<br />
aber nicht ausgeschlossen werden, „dass sich der Termin für<br />
das Ende der Entwicklung verschieben könnte“.<br />
Noch ohne Kostenstatus werden im Bericht die Projekte<br />
„taktisches Luftverteidigungssystem“ (Auswahlentscheidung<br />
zwischen MEADS und Patriot könnte im zweiten Quartal fallen)<br />
und „signalerfassende luftgestützte weiträumige Überwachung<br />
und Aufklärung“ aufgeführt. Beim Letzteren geht es<br />
darum, den Versuchsträger Euro Hawk „schnellstmöglich“<br />
wieder in Betrieb zu nehmen, um das von Airbus Defence &<br />
Space stammende SIGINT-Missionssystem bis etwa Oktober<br />
2016 fertig zu entwickeln. Derweil wird die per Erlass „favorisierte<br />
Lösung“ mit<br />
Der vom Verteidigungsministerium am 19. März nach<br />
der Sitzung des Rüstungsboards vorgelegte Bericht „zu<br />
Rüstungsangelegenheiten“ listet bei den luftfahrtbezogenen<br />
Projekten „erheblich überdurchschnittliche Verzögerungen“<br />
von bis zu 158 Monaten und Kostenüberschreitungen<br />
von bis zu 62 Prozent auf.<br />
Der öffentlich zugängliche Teil der Ausführungen zeichnet<br />
sich allerdings durch einen Mangel an Details aus. Nur für die<br />
Bundestagsabgeordneten gibt es ausführlichere Angaben zum<br />
Beispiel zu den Risikodetails (Einstufung VS – nur für den<br />
Dienstgebrauch). Dabei wäre gerade Letzteres interessant. Bei<br />
den acht Luftfahrtprojekten sind nämlich von 80 Kategorien (je<br />
zehn pro Projekt) 45 mit Risiken behaftet, und nur in sieben Fällen<br />
prognostiziert der Bericht, dass sie „abgemildert“ werden.<br />
Bei der A400M zum Beispiel rechnet man sogar damit,<br />
dass die Risiken in sechs von zehn Kategorien noch zunehmen.<br />
Wegen „gravierender Verzögerungen“ ist eine „Anpassung der<br />
Programmplanung“ erforderlich.<br />
Vor diesem Hintergrund<br />
„werden Möglichkei-<br />
MQ-4C Triton (Modell der<br />
Kostensteigerung als Normalfall<br />
der Northrop Grumman<br />
ten einer Verlängerung der Airbus A400M + 1,411 Milliarden Euro (+17 %) Global Hawk für die US<br />
Nutzung der Transall“ über<br />
Navy) als neuer Trägerplattform<br />
„prioritär ver-<br />
Airbus Helicopters Tiger + 1,145 Milliarden Euro (+ 28 %)<br />
2018 hinaus geprüft. Die Mit der bevorstehenden Vertragsanpassung soll sich der Finanzbedarf reduzieren.<br />
volle Einsatzbereitschaft der Diehl Defence IRIS-T + 67 Millionen Euro (+ 10 %)<br />
folgt, um die voraussichtlich<br />
beste Leistung und Si-<br />
A400M wird erst für 2019<br />
Eurofighter + 6,77 Milliarden Euro (+ 39 %)<br />
erwartet (statt April 2010).<br />
cherung der Schlüsseltechnologie<br />
ISIS zu erreichen“.<br />
AESA-Radar + 0 Millionen (Vertrag erst am 19. Nov 2014)<br />
Beim Eurofighter wird<br />
sich „das Ende der Lieferungen<br />
von Ende 2006 auf<br />
entscheidung erfolge spä-<br />
MBDA Meteor – 1,217 Milliarden Euro (– 53 %) Eine endgültige Auswahl-<br />
(bedingt durch „deutlich reduzierten Beschaffungsumfang“)<br />
NH Industries NH90/Sea Lion + 1,121 Milliarden Euro (+ 27 %)<br />
voraussichtlich Anfang 2018<br />
testens 2016, heißt es. FR<br />
verschieben“. Aufgrund von Northrop Grumman Euro Hawk + 3<strong>05</strong> Millionen Euro (+ 62 %)<br />
KARL SCHWARZ<br />
Anmerkungen: Auch zukünftige Ausgaben sind einbezogen.<br />
54 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong><br />
Quelle: Bericht des Bundesministeriums der Verteidigung zu Rüstungsangelegenheiten.<br />
www.flugrevue.de
Freundeskreis Luftwaffe<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser, verehrte Mitglieder!<br />
In zwei Wochen, am 28. April, werden<br />
wir unsere diesjährige Mitgliederversammlung<br />
in Köln-Wahn durchführen.<br />
Einzelheiten hierzu haben wir Ihnen<br />
in der vorherigen Ausgabe der <strong>FLUG</strong><br />
<strong>REVUE</strong> zur Kenntnis gebracht. Die in<br />
diesem Jahr vorangestellte Informationstagung<br />
bei der Flugbereitschaft des<br />
BMVg wird von unserem Vorstandsmitglied<br />
Dr. Erich Rödig begleitet, der als<br />
vormaliger Generalarzt der Luftwaffe<br />
maßgeblich an der Gestaltung des<br />
MedEvac-Konzeptes mitgewirkt hat.<br />
Leider muss die Flugbereitschaft aus<br />
technisch/organisatorischen Gründen die<br />
Teilnehmerzahl für diese Veranstaltung<br />
begrenzen. Ich bitte um Ihr Verständnis,<br />
falls Ihren Wünschen nicht entsprochen<br />
werden konnte. Unsere Ansprechstelle<br />
hat vorausschauend einen zweiten<br />
Besuch in der Planung, über den wir<br />
zeit gerecht informieren werden.<br />
Uns liegt inzwischen auch die verbindliche<br />
Zusage der Offizierschule der Luftwaffe<br />
Fürstenfeldbruck sowie der Taktischen<br />
Geschwader Nörvenich, Wittmund<br />
und Laage für die Durchführung unserer<br />
diesjährigen Informationswochen für<br />
Jugendliche in der Ferienzeit vor.<br />
Wir würden uns freuen, interessierte Mädchen<br />
und Jungen im Alter zwischen 16<br />
und 18 Jahren als unsere Gäste begrüßen<br />
zu können.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Botho Engelien, Präsident<br />
Zum Geburtstag<br />
Im Namen des Vorstands gratuliert Präsident<br />
Botho Engelien den folgenden Jubilaren, die<br />
im Mai Geburtstag haben, ganz herzlich:<br />
Roderich Cescotti (96), Otto Faustmann<br />
(91), Dieter Engelhardt (75), Karl-Heinz<br />
Mickley (75), Walter Kriener (75), Romano<br />
Zovato (75), Peter Handke (70), Tom<br />
Petersen (70), Jörg-Michael Dobosz (60),<br />
Dr. Fritjof Wollbold (50) und Hans-Jürgen<br />
Spenler (50).<br />
Luftwaffe beendet<br />
ISAF-Mission<br />
Mit zwölf Jahren war die ISAF-Mission der längste Einsatz<br />
der Transportkräfte der Luftwaffe. Ein Rückkehrerappell<br />
in Hohn im Februar würdigte die Leistungen der Soldaten<br />
und Soldatinnen.<br />
An der International-Security-Assistance-Force-Mission<br />
(ISAF) waren<br />
die drei Lufttransportgeschwader LTG<br />
61 aus Penzing, LTG 62 aus Wunstorf<br />
und LTG 63 aus Hohn sowie die Flugbereitschaft<br />
des Bundesministeriums der<br />
Verteidigung aus Köln beteiligt. Von Februar<br />
2002 bis November 2014 waren<br />
über die Jahre immer vier bis acht Transall<br />
C-160 im ISAF-Einsatz. Dafür waren<br />
in der Regel rund 45 Techniker, abwechselnd<br />
aus den drei Geschwadern, durchgehend<br />
in Afghanistan und Usbekistan<br />
im Einsatz. Zudem haben im gleichen<br />
Zeitraum alle drei Lufttransportgeschwader<br />
zwischen vier und acht komplette<br />
Besatzungen gestellt. Insgesamt<br />
wurden mit Stand vom 14. November<br />
2014 von den eingesetzten C-160 Transall<br />
13 485 Einsätze mit 40 093 Flugstunden<br />
geflogen. Für die Luftfahrzeugbesatzungen<br />
sind dabei rund 160 000, für die<br />
Techniker etwa 210 000 Einsatztage zusammengekommen.<br />
Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant<br />
Karl Müllner, hat nun bei ei-<br />
www.flugrevue.de
Zwölf Jahre lang gehörten die<br />
Transall C-160 der Luftwaffe zum<br />
alltäglichen Bild in Kabul.<br />
Geschäftsstelle<br />
Die Geschäftsstelle Freundeskreis<br />
Luftwaffe ist von Montag bis<br />
Donnerstag von 9 bis 12 Uhr besetzt.<br />
Tel. +49 2203 64815<br />
Fax +49 2203 800397<br />
Homepage<br />
www.freundeskreis-luftwaffe.de<br />
E-Mail<br />
office@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Anschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V.,<br />
Geschäftsstelle, Wahn 504 / 10,<br />
Postfach 906110, 51127 Köln<br />
Bankverbindung<br />
VR-Bank Rhein-Sieg eG<br />
(BLZ 370 695 20),<br />
Kto.-Nr. 1114 545 011<br />
Referent für Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
c/o Geschäftsstelle FKLw,<br />
E-Mail: presse@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Sektion Dresden<br />
Leiter Rainer Appelt,<br />
Minna-Herzlieb-Str. 41, 02828 Görlitz<br />
Tel. 03581 / 765514<br />
E-Mail m.r.appelt@web.de<br />
Sektion München<br />
Leiter Heinz Gerrits,<br />
Gustav-Mahler-Weg 13, 85598 Baldham<br />
Tel./Fax 08106 / 302728<br />
E-Mail c.h.gerrits@t-online.de<br />
Sektion Berlin<br />
Leiter: Günther Hoffmann,<br />
Kladower Damm 276c, 14089 Berlin<br />
Tel. 030 / 36804392<br />
E-Mail guenther_hoffmann@alice-dsl.de<br />
Sektion Nörvenich<br />
Leiter: Hans-Joachim Klimek,<br />
An der Hülle 6, 50259 Pulheim<br />
Tel./Fax 02238 / 96 68 50<br />
E-Mail ha-klimek@t-online.de<br />
nem Rückkehrerappell in Hohn rund<br />
150 Soldaten und Soldatinnen stellvertretend<br />
für alle Soldaten gewürdigt, die<br />
beim bisher längsten Einsatz der Lufttransportkräfte<br />
mitgewirkt haben. Während<br />
der Feierlichkeit in einem Hangar<br />
auf dem Fliegerhorst des LTG 63 bei<br />
Rendsburg sprach der Inspekteur jeweils<br />
den Kameraden mit den meisten Einsatztagen<br />
stellvertretend seinen Dank<br />
aus. „Die Belastungen für die Beteiligten<br />
war über die Jahre enorm. Viele haben<br />
über tausend Einsatztage und somit<br />
auch Abwesenheitstage von Zuhause.<br />
Insofern sage ich Hut ab vor dem, was<br />
die Soldaten und Soldatinnen hier geleistet<br />
haben“, sagte Müllner. Die letzte<br />
Transall aus dem ISAF-Einsatz hatte im<br />
November 2014 zurück nach Deutschland<br />
verlegt. Die Hilfe geht jedoch weiter:<br />
Die NATO-Mission „Resolute Support“<br />
knüpft an den ISAF-Einsatz an.<br />
Die Luftwaffe beteiligt sich hierbei unter<br />
anderem mit CH-53-Hubschraubern des<br />
Hubschraubergeschwaders 64 sowie<br />
weiteren Einheiten.<br />
FR<br />
MARCELLO TOTARO<br />
Foto: Benoit Denet<br />
Anmeldung<br />
Ich möchte an folgender(n) Veranstaltung(en) des Freundeskreises Luftwaffe e.V.<br />
teilnehmen (Zutreffendes bitte ankreuzen):<br />
am<br />
Anmeldeschluss<br />
Taktisches Luftwaffengeschwader 51 „I” 17.6.<strong>2015</strong> 13.5.<strong>2015</strong><br />
24848 Kropp<br />
Airbus Defence and Space 25.6.<strong>2015</strong> 13.5.<strong>2015</strong><br />
85077 Manching<br />
Lufttransportgeschwader 62 30.6.<strong>2015</strong> 13.5.<strong>2015</strong><br />
31515 Wunstorf<br />
Bitte vollständig ausfüllen, auch für Gäste. Coupon mit frankiertem Rückumschlag einsenden an:<br />
Geschäftsstelle Freundeskreis Luftwaffe e.V., Wahn 504/10 Postfach 90 6110, 51127 Köln<br />
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wird eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr von 10 Euro vor Ort erhoben.<br />
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Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />
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Technik<br />
A350-Rumpfschalen aus Augsburg<br />
Schwarze Kunst<br />
Das A350-Programm wird schneller realisiert als das vergleichbarer moderner<br />
Verkehrsflugzeuge. Wir haben uns bei Premium AEROTEC in Augsburg erklären<br />
lassen, welche Herausforderungen das an einen Zulieferer stellt.<br />
Von MATTHIAS GRÜNDER den die Halle und im September 2010<br />
der Stahlbau für die Vorrichtungen. Am<br />
Das Werk I in Augsburg-<br />
Göggingen ist die jüngste<br />
der vier Produktionsstätten<br />
von Premium AEROTEC an diesem<br />
Standort – eine riesige Halle, die mit einem<br />
Investitionsvolumen von mehr als<br />
180 Millionen Euro ausschließlich für<br />
die Produktion von A350-Rumpfschalen<br />
errichtet worden ist. Schon als es von<br />
der A350 nur Präsentationen gab, wurde<br />
hier bereits an der Entwicklung der<br />
Montagelinie gearbeitet, dann entstan-<br />
3. Juni 2011 konnte mit der Herstellung<br />
der ersten Schale begonnen werden.<br />
Auf 14 600 Quadratmetern arbeiten<br />
heute im Drei-Schicht-System 50 direkte<br />
(Facharbeiter) und 16 indirekte (Ingenieure)<br />
Experten an der sogenannten Panel<br />
Line, wo die CFK-Rumpfschalen entstehen;<br />
weitere 120 beziehungsweise 27<br />
Mitarbeiter sind mit der Ausrüstung an<br />
der Shell Line beschäftigt. Ihnen stehen<br />
noch einmal 8400 Quadratmeter Produktionsfläche<br />
zur Verfügung.<br />
So eindrucksvoll diese Zahlen bereits<br />
sind, so beeindruckend sind erst recht<br />
die Abläufe im Innern des riesigen Komplexes.<br />
In einem klimatisierten Bereich<br />
mit 21 Grad Temperatur, definierter Luftfeuchtigkeit<br />
und Partikelüberwachung<br />
stehen zwei riesige Werkzeuge, eine mit<br />
nach oben gewölbter Form und eine<br />
zweite, die nach innen „ausgehöhlt“ ist.<br />
„Die erste ist etwas älter und stellt den<br />
Standard dar, der sich damals in der Industrie<br />
bewährt hatte“, erläutert Kai<br />
Schulte, der Leiter dieses Bereiches.<br />
Hier wird zuerst eine Folie per Hand<br />
62 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Eine fertige Schale wird an mehr<br />
als 1500 Messpunkten vermessen.<br />
Die Daten erhält der Kunde.<br />
aufgelegt, weil das CFK-Material nicht<br />
gut am Stahl des Werkzeugs haftet, und<br />
dann legt ein Roboter los. Ein automatischer<br />
Legekopf wird von 32 Spulen mit<br />
jeweils 6,35 Millimeter breiten und nur<br />
0,15 Millimeter dicken, gekühlten CFK-<br />
Streifen beschickt.<br />
TEURES MATERIAL ERFORDERT<br />
SORGSAMEN UMGANG<br />
Erst direkt vor dem Auftragen werden<br />
diese erhitzt, damit das enthaltene Harz<br />
klebrig wird. Die Kohlenstofffasern sind<br />
etwa achtmal dünner als ein menschliches<br />
Haar; bis zu 24 000 dieser sogenannten<br />
Filamente werden zu einem<br />
Bündel zusammengefasst, aus dem dann<br />
das Rohmaterial für die Panelherstellung<br />
entsteht. Mit einem Harzgehalt von 34<br />
Prozent wiegt ein Quadratmeter zwischen<br />
203 und 294 Gramm und kostet<br />
150 Dollar pro Kilo. Mit dem Material<br />
muss also äußerst sorgsam umgegangen<br />
werden.<br />
„411 Einzellagen werden hier auf einem<br />
linken Panel aufgebracht, maximal<br />
sind es 94 übereinander auf einer Fläche<br />
von 2881 Quadratmetern“, erklärt Kai<br />
Schulte den automatisierten Ablauf,<br />
„das ist ein bisschen wie Tapezieren. Die<br />
Dicken variieren zwischen 1,95 Millimetern<br />
an der normalen Hautfläche und<br />
11,9 Millimetern rund um Fenster- und<br />
Türöffnungen.“ Während er die Arbeit<br />
an der Station beschreibt, ist ein leichtes<br />
Rattern am Roboterkopf zu hören, doch<br />
das stört den Kollegen, der die Arbeit an<br />
zahlreichen Monitoren überwacht, nicht<br />
im Geringsten. Jetzt werden nämlich einzeln,<br />
so wie sie in der Diagonale den<br />
Rand der Form erreichen, die Streifen<br />
abgeschnitten, bevor sich der Roboter<br />
dreht und die nächste Lage aufbringt.<br />
Bei einem rechten Panel sind das sogar<br />
570 insgesamt, wobei bis zu 190 direkt<br />
übereinander liegen können. Das<br />
hängt damit zusammen, dass in diesem<br />
Bauteil später das Frachttor installiert<br />
wird, weshalb die maximale Dicke zur<br />
Türversteifung sogar 24,<strong>05</strong> Millimeter<br />
beträgt. So werden 3078 Quadratmeter<br />
Material verarbeitet, und zum Schluss<br />
wiegt dieses Panel 625 Kilogramm, gegenüber<br />
„nur“ 585 Kilo, die ein linkes<br />
Panel auf die Waage bringt. Bei beiden<br />
wird als letzte Lage noch ein feines Netz<br />
aus Bronzedrähten als Blitzschutz eingebracht.<br />
„Das ist tatsächlich Bronze“, sagt<br />
Matthias Spengler, der die Verantwortung<br />
für die A350-Produktion in Augsburg<br />
und am Standort Nordenham trägt,<br />
„auch wenn sich im Sprachgebrauch der<br />
Begriff ‚copper mesh‘, also Kupfernetz,<br />
eingebürgert hat. Insgesamt sind wir sehr<br />
Die Grafik zeigt die<br />
Arbeitsanteile von<br />
Premium AEROTEC am<br />
Bau des Twinjets.<br />
Entscheidende Anteile am Bau der A350 XWB<br />
Bei der A350 XWB verantwortet Premium AEROTEC die Entwicklung,<br />
Fertigung und Montage der vollständigen vorderen Rumpfsektion (Sektion<br />
13/14), der Seitenschalen des hinteren Rumpfes (Sektion 16/18)<br />
sowie der Fußbodenstruktur und des CFK-Druckschotts.<br />
Am Standort Nordenham entsteht die vordere Rumpfsektion 13/14. Per<br />
Schiff gelangt die 13 Meter lange Sektion anschließend zu Airbus nach<br />
Hamburg. Dort wird sie mit Systeminstallationen weiter ausgerüstet und<br />
für die Endmontage vorbereitet. Diese findet dann im französischen<br />
Toulouse statt. In Augsburg stellt Premium AEROTEC mit den Seitenschalen<br />
des hinteren Rumpfes (Sektion 16/18) seine größten Rumpfbauteile<br />
her. Für die A350-900 ist jede der hinteren Seitenschalen 14 Meter<br />
lang und knapp 5,5 Meter breit, für die Version -1000 mehr als drei<br />
Meter länger. Der Großraumfrachter „Beluga“ transportiert die Bauteile<br />
schließlich zu Airbus nach Hamburg. Zusammen mit der Fußbodenstruktur<br />
sowie der CFK-Druckkalotte entsteht daraus die vollständig montierte<br />
hintere Rumpfsektion der A350 XWB.<br />
Fotos: Premium AEROTEC<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 63
Technik<br />
A350-Rumpfschalen aus Augsburg<br />
16 Materialspulen speisen den<br />
Kopf des Roboters, der hier Schicht<br />
für Schicht ein Panel belegt.<br />
stolz darauf, dass wir derzeit mehr als<br />
sieben Kilogramm CFK-Material stündlich<br />
vearbeiten, denn anfangs hatten wir<br />
nur mit 3,5 Kilo gerechnet.“<br />
PRO MONAT KÖNNEN<br />
13 SHIPSETS ENTSTEHEN<br />
Derzeit ist das Werk mit dem Serienhochlauf<br />
befasst und steigert sich von<br />
drei auf fünf Shipsets im Monat. Die gesamte<br />
Halle ist allerdings auf eine Rate<br />
von 13 ausgelegt, so dass noch viel Luft<br />
nach oben besteht. Bislang lief hier die<br />
Produktion für die 900er Version der<br />
A350, und eben begann auch die Fertigung<br />
für die etwa drei Meter längeren<br />
Schalen der 1000er. „Ob und wann es<br />
eine 800er geben wird, wissen wir nicht,<br />
aber wenn es weitere Versionen gibt,<br />
dann wird das für uns auch kein Problem<br />
sein.“ Indessen wird die zweite,<br />
neuere Maschine für die Herstellung eines<br />
Panels vorbereitet. Auch hier kommt<br />
zuerst eine Folie ins Werkzeug und dann<br />
zunächst das Bronzenetz. Ansonsten<br />
sind die Arbeitsgänge die gleichen.<br />
Zur Überwachung braucht man NC-<br />
Anlagenbediener oder Fluggerätemechaniker<br />
mit Spezialisierung auf die Arbeit<br />
mit dem schwarzen Werkstoff. Alle werden<br />
von Premium AERTOEC selbst ausgebildet<br />
und sind sich ihrer Verantwortung<br />
bewusst, denn wenn diese Maschinen<br />
stehenbleiben, steht die ganze Fertigung.<br />
Zum Glück müssen sie aber nur<br />
sehr selten eingreifen.<br />
An der nächsten Station, dem „Stringer<br />
Placement Tool“, werden die von einem<br />
Hersteller in den USA bezogenen<br />
Stringer eingelegt, die ebenfalls aus CFK<br />
bestehen. Nach dem Entfernen einer<br />
Schutzschicht wird ein Klebefilm aufge-<br />
64 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
acht und erwärmt. Dann wird in jeden<br />
der sogenannten Omega-Stringer noch<br />
ein spezieller Folienschlauch eingelegt,<br />
welcher später den Druck im Autoklaven<br />
gleichmäßig bis in den letzten Winkel<br />
verteilt. Nur so wird erreicht, dass<br />
die Stringer auch wirklich fest an der<br />
Haut kleben. Deshalb ist das Material<br />
sogar mit feinen Metallplättchen versetzt,<br />
und Magnete im Setzwerkzeug<br />
halten die Teile fest zusammen. Beim<br />
Einlegen der empfindlichen Schläuche<br />
ist größte Sorgfalt vonnöten, denn sie<br />
müssen nach dem „Backen“ im Autoklaven<br />
rückstandslos wieder herausgezogen<br />
werden können – ein „Ankoppeln“ darf<br />
nicht geschehen.<br />
AUSSCHUSS IST TEUER UND<br />
KOMMT GANZ SELTEN VOR<br />
Die Schläuche dürfen nicht gerollt oder<br />
geknickt werden, denn sie reagieren sehr<br />
empfindlich auf mechanische Veränderungen.<br />
Wäre nämlich nur einer undicht,<br />
bedeutete das Ausschuss, und zwar für<br />
das ganze Panel, doch das kommt zum<br />
Glück nur ganz selten vor.<br />
Wenn die Stringer eingelegt sind,<br />
wird das Tool angehoben, und das Panel<br />
von der ersten Station kann mit einem<br />
Flurförderfahrzeug daruntergefahren<br />
werden. Über Referenzpunkte geschieht<br />
das äußerst passgenau; Abweichungen<br />
sind nur im Millimeterbereich zugelassen.<br />
Ein gewisses Aufmaß muss auch<br />
noch berücksichtigt werden, weil alle<br />
Teile im Autoklaven schrumpfen. „Das<br />
haben wir theoretisch ermittelt und in<br />
der Praxis verifiziert“, sagt Kai Schulte.<br />
„Zu guter Letzt wandern die Stringer<br />
beim Backen. Auch das muss bereits<br />
beim Setzen der Teile berücksichtigt<br />
werden.“<br />
Nach einem fünf Stunden dauernden<br />
Dichtigkeitstest für die Omega-Schläuche<br />
wird nun der Vakuumaufbau realisiert,<br />
wieder mit einer strapazierfähigen<br />
Folie, die anfangs noch sehr wellig aussieht,<br />
sich im Vakuum jedoch lückenlos<br />
an das Bauteil anpasst. Die bereits ausgehärteten<br />
Stringer werden also praktisch<br />
noch einmal gebacken, „aber nachdem<br />
sie den Prozess einmal durchgemacht<br />
haben, sind sie ausgehärtet und<br />
somit unempfindlich für die hohen Temperaturen“,<br />
sagt Kai Schulte.<br />
Wenn die Panels ausgehärtet sind,<br />
sollen aus ihnen Schalen werden, und<br />
Joachim Nägele ist Mitglied der Geschäftsführung von<br />
Premium AEROTEC und dort verantwortlich für die Programme<br />
und den Vertrieb.<br />
Haben Sie die neue<br />
Technologie bereits<br />
voll im Griff?<br />
Diese Frage kann ich<br />
eindeutig mit Ja beantworten.<br />
Wir testen zwar<br />
weiter das System und<br />
haben den Gipfel der<br />
Lernkurve noch nicht<br />
erreicht, sind aber bei<br />
den meisten Anlagen bereits<br />
voll einsatzbereit.<br />
Bei der Fertigung der ersten<br />
Teile gab es erstaunlich wenige<br />
Probleme. Wie erklären Sie das?<br />
Wir hatten natürlich einen hohen<br />
Anteil an rechnerischer und simulatorischer<br />
Vorbereitung, aber auch an<br />
praktischer Erfahrung. Unser Lehrgeld<br />
haben wir bereits viel früher<br />
gezahlt, als wir meinten, wir könnten<br />
mit günstigen Werkzeugen Topqualität<br />
erzielen. Bei einem früheren Programm<br />
mussten wir deshalb billige<br />
Werkzeuge durch qualitativ hochwertige<br />
ersetzen. Diese Fehler haben<br />
wir bei der A350 von Anfang an vermieden.<br />
Wie ist die Qualitätskontrolle<br />
organisiert?<br />
Wir haben mit einem sehr hohen<br />
Prozentsatz klassischer Qualitätskontrolle<br />
begonnen, also mit klassischen<br />
Prüfern, diese aber sukzessive an die<br />
Fertigung abgegeben. Mehr und mehr<br />
sind nun die Kollegen nicht nur Her<br />
steller, sondern auch<br />
Prüfer und tragen damit<br />
eine sehr große<br />
Verantwortung für ihr<br />
Produkt.<br />
Gibt es eigentlich<br />
noch Audits vom<br />
Hauptauftraggeber?<br />
Anfangs gab es sehr<br />
viele, weil der OEM<br />
natürlich wissen wollte,<br />
ob wir überhaupt<br />
in der Lage sind, die Aufgaben zu erfüllen.<br />
Wir waren also ein scharf<br />
überwachter Zulieferer, aber mit den<br />
Jahren wird das immer weniger.<br />
Mittlerweile verkehren wir miteinander<br />
auf sehr kollegialer, vertrauensvoller<br />
Ebene.<br />
Kommen Sie mit Ihren Arbeitskräften<br />
aus oder müssen Sie<br />
noch zusätzliche einstellen?<br />
Wir bilden nach wie vor selbst aus<br />
und geben den Facharbeitern in der<br />
Regel eine Übernahmegarantie.<br />
Deswegen stellen wir keine neuen<br />
Mitarbeiter ein, sondern ziehen uns<br />
diese selbst heran. Das hat aber auch<br />
andere Auswirkungen: Auch wenn wir<br />
hier vorwiegend mit CFK-Material<br />
arbeiten, gilt der jüngst erzielte Tarifabschluss<br />
für die Metallindustrie auch<br />
für uns, und wir müssen die höheren<br />
Löhne praktisch mit Qualitätssteigerungen<br />
und Kostensenkungen amortisieren.<br />
Fotos: Premium AEROTEC<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 65
Technik<br />
A350-Rumpfschalen aus Augsburg<br />
Spannhebel (rot) bringen die Spante<br />
in Position, während die blauen<br />
Spannteile den Clips Halt bieten.<br />
Fotos: Premium AEROTEC<br />
dafür ist Michael May zuständig: „Nachdem<br />
das Teil entformt wurde, ist es noch<br />
relativ weich. Mit Hilfe von Vakuumgreifern<br />
gelangt es zuerst auf eine Ultraschallanlage<br />
zur Prüfung. Porosität, Delaminationen,<br />
die Klebung – alles muss<br />
tipptopp sein. Um ein Ablaufen des<br />
Wassers zu gewährleisten, das für die<br />
Funktion des Ultraschall-Prüfkopfes gebraucht<br />
wird, ist anschließend eine Drehung<br />
der Schale erforderlich.“<br />
29 000 VERBINDER STECKEN<br />
IN ZWEI SCHALEN<br />
Ist alles in Ordnung, werden die Türöffnungen<br />
ausgefräst und die Panels mit<br />
Lasertrackern exakt vermessen. Jetzt<br />
werden Positionen für Halteelemente angezeichnet<br />
und die Panels noch einmal<br />
visuell begutachtet. Schließlich wird<br />
mit Dichtungsmasse die galvanische<br />
Entkopplung zwischen Aluminium- und<br />
Kohlefaser-Bauteilen hergestellt. Dem<br />
folgt das Auftragen eines Speziallacks,<br />
des sogenannten Glossy Primer. Mit Hilfe<br />
dieser hochglänzenden Schicht können<br />
mechanische Beschädigungen, wie<br />
Beulen oder Kratzer, schnell entdeckt<br />
werden.<br />
Jetzt wird das Panel an die Montage<br />
übergeben, wo es über den vorher eingepassten<br />
Türrahmen und Spanten präzise<br />
abgelegt wird. „Bei der 900er Serie der<br />
A350 bestehen die Rahmen noch aus Titan,<br />
während sie ab der 1000er ebenfalls<br />
aus CFK gefertigt werden“, sagt Michael<br />
May. An den vorgezeichneten Stellen<br />
werden Clips angeklebt, später gebohrt<br />
und geheftet, doch ist das alles viel komplizierter,<br />
als man es hier beschreiben<br />
kann, denn man muss nicht nur auf<br />
Passgenauigkeit achten, sondern beim<br />
gleichzeitigen Bohren von Metall- und<br />
CFK-Material in einem Arbeitsgang und<br />
mit dem gleichen Werkzeug viele Besonderheiten<br />
berücksichtigen. Für die Montage<br />
zweier Schalen braucht man insgesamt<br />
30 267 Bohrungen.<br />
Die hier arbeitenden Fachkräfte müssen<br />
sich ständig auf Änderungen der<br />
Zeichnungen einlassen, die sich aus den<br />
Erfahrungen des Flugbetriebs ergeben.<br />
Sie lernen also nie aus, und das gilt auch<br />
für die Ingenieure – ein Traum! Zu guter<br />
Letzt werden die bisher gehefteten Teile<br />
mittels einer automatischen Hautfeldnietanlage<br />
vernietet – oder besser „verbolzt“,<br />
denn in diesen Schalen stecken<br />
keine Standardniete. Nach letzten Prüfungen<br />
sind sie bereit für die Auslieferung,<br />
mit dem Prädikat „Quality made<br />
by Premium AEROTEC!“<br />
FR<br />
Wenn alle Bauteile und Systemhalter zusammengeheftet, final vernietet und<br />
vermessen sind, werden die Schalen für den Transport nach Hamburg verladen.<br />
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Lärmwerte des<br />
Testträgers.<br />
Das Neonlicht macht<br />
die fensterlose, weiß<br />
ausgekleidete Kammer<br />
taghell. Kein Mensch ist<br />
zu sehen, als die Stille jäh vom<br />
Hochfahren einer Maschine unterbrochen<br />
wird. Was wie eine<br />
Szene aus dem Film „2001 – Odyssee<br />
im Weltraum“ anmutet, ist Hightech<br />
der Gegenwart. Ort des Geschehens<br />
ist ein Prüfstand beim Deutschen<br />
Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />
(DLR) in Köln-Wahn. In der Mitte der<br />
Beruhigungskammer prangt ein Lufteinlauf<br />
mit dem Fan eines Triebwerks. Davor<br />
sind an einem halbkreisförmigen<br />
Bogen Mikrofone angeordnet. Mit diesem<br />
Aufbau wollen die Forscher eine<br />
neue Methode zur Minderung des Triebwerklärms<br />
erproben und dem sogenannten<br />
Blattfolgeton zu Leibe rücken. Dieser<br />
macht sich besonders im Landeanflug<br />
eines Flugzeugs durch ein unangenehmes<br />
Pfeifen bemerkbar.<br />
DRUCKSTÖSSE IM BLÄSER<br />
MÜSSEN BEKÄMPFT WERDEN<br />
Dabei umströmt die Luft die rotierenden<br />
Fanschaufeln. Hinter dem Rotor entstehen<br />
Bereiche, in denen eine kleinere<br />
Strömungsgeschwindigkeit herrscht als<br />
im Rest der Umgebung, die sogenannten<br />
Nachläufe. „Dieses Phänomen lässt sich<br />
auch auf Flüssen hinter Brückenpfeilern<br />
beobachten, wo ein Gebiet mit wenig<br />
Strömungsgeschwindigkeit entsteht, das<br />
Totwasser“, erklärt Professor Dr. Lars<br />
Enghardt vom DLR-Institut für Antriebstechnik.<br />
Im Flugtriebwerk bewegt sich dieses<br />
Strömungsfeld spiralförmig nach hinten<br />
weiter, so dass auf den Stator abwechselnd<br />
ein schnellerer und ein langsamer<br />
Luftstrom trifft. „Dies ist, als ob man<br />
beim Fahrradfahren den Kopf immer<br />
wieder kurz aus dem Windschatten hebt<br />
und jedes Mal einen ordentlichen Schlag<br />
abbekommt. Auch im Triebwerk gibt es<br />
Druckluft gegen<br />
Lärm im Triebwerk<br />
Mit dem gezielten Einblasen von Luft will das Deutsche<br />
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) den vom<br />
Bläser erzeugten Lärm deutlich mindern. Die Ergebnisse<br />
der aktuellen Versuchskampagne sind positiv.<br />
diese Druckstöße, und zwar genauso<br />
viele wie Rotorschaufeln vorhanden<br />
sind.“ Aus diesen Stößen entsteht ein regelmäßiges<br />
Geräusch mit einer typischen<br />
Frequenz von einem bis zwei Kilohertz,<br />
das die Ingenieure mit dem Prinzip der<br />
aktiven Lärmminderung abschwächen<br />
wollen. Dabei überlagert eine Sekundärschallquelle<br />
die Originalschallquelle.<br />
Nachdem sich die Methode mit Lautsprechern<br />
nicht als zielführend erwiesen<br />
hatte (siehe Kasten), kamen die Spezialisten<br />
auf eine andere Lösung. Mit der<br />
Einblasung von Pressluft aus dem Antrieb<br />
lässt sich ein Gebilde aus Luft konstruieren,<br />
das akustisch ähnlich wie eine<br />
stehende Schaufel hinter dem Fan wirkt<br />
und somit einen vergleichbaren Ton erzeugt.<br />
Wird er in geeigneter Stärke und<br />
Position angeregt, führt er zu einer zeitgenauen<br />
destruktiven Überlagerung der<br />
Schallquellen und auf diese Weise zu einer<br />
Auslöschung. Das Prinzip wurde<br />
nun beim DLR erprobt.<br />
Die Messungen<br />
in der Umgebung<br />
des<br />
Lufteinlaufs<br />
zeigten eine<br />
deutliche<br />
Reduzierung<br />
des Schalldruckpegels<br />
(SPL).<br />
68 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong><br />
ohne Einblasung<br />
mit Einblasung
Hinter den Bläserschaufeln (links) wurde<br />
Luft durch Öffnungen eingeblasen (oben),<br />
um einen Ton zur Überlagerung des<br />
ursprünglichen Geräuschs zu erzeugen.<br />
Fotos: DLR<br />
Für die Einblasung sorgten zwei eng<br />
hinter dem Fan angeordnete Ringe mit<br />
je einem Loch pro Leitschaufel. Sie lagen<br />
so nah wie möglich an der Rotorhinterkante,<br />
denn je größer der Abstand ist,<br />
desto mehr Luft muss eingeblasen werden.<br />
„Um den nötigen Ton darstellen zu<br />
können, muss man zwei bis drei Ringe<br />
einsetzen, weil die Akustik der Rotor-<br />
Stator-Interaktion eine relativ komplexe<br />
Struktur hat. Diese Struktur kann man<br />
durch verschiedene Freiheitsgrade definieren.<br />
Jeder Ring entspricht dabei einem<br />
Freiheitsgrad des Schaufelschallfelds“,<br />
sagt Professor Enghardt.<br />
Ein typischer Fan besitzt heutzutage<br />
18 bis 20 Rotor- und 40 bis 45 Leitschaufeln.<br />
Daher muss jeder Ring bis zu<br />
45 Öffnungen aufweisen; sie werden mit<br />
einem durchgängigen Einblasmassenstrom<br />
versehen. Da der rotierende Fan<br />
automatisch für die korrekte Frequenz<br />
sorgt, muss die Regelung nur den Luftdurchsatz<br />
und die Position der Ringe<br />
steuern. Momentan erfolgt die Verstellung<br />
mechanisch. „Bei einem echten<br />
Flugzeug wäre dies keine Option.“ Stattdessen<br />
wäre eine Ventilkonstruktion mit<br />
Aktive Lärmminderung<br />
wesentlich mehr Löchern denkbar, die<br />
nur die jeweils zur Kontrolle des Schallfeldes<br />
benötigten Öffnungen anspricht.<br />
Dies soll in einem neuen Forschungsprojekt<br />
getestet werden.<br />
GEFÜHLTE LAUTSTÄRKE<br />
WIRD HALBIERT<br />
Seit geraumer Zeit setzen die Forscher bei der<br />
Reduzierung von Antriebslärm auf aktive Systeme.<br />
Den Anfang machten Lautsprecher<br />
und Verstärker zur Erzeugung eines<br />
Gegenschallfeldes. Dieses Verfahren<br />
kommt unter anderem bei Kopfhörern mit<br />
aktiver Geräuschunterdrückung zum Einsatz.<br />
Erste Versuche zeigten aber, dass ihr Gewicht<br />
und ihr Volumen zum Einsatz in Triebwerkseinläufen<br />
einfach zu groß sind. Außerdem<br />
dürfte das Problem der langfristigen Zuverlässigkeit<br />
unter den aggressiven Einsatzbedingungen<br />
in einem Verkehrsflugzeug schwer<br />
zu lösen sein. Schließlich müssen sie viele<br />
Betriebsbedingungen einschließlich starker<br />
Temperatursprünge in großen Flughöhen<br />
aushalten. Ein weiteres Verfahren, das zurzeit<br />
erforscht wird, beinhaltet aktive Statoren.<br />
Hier sind bewegliche Flächen in die statischen<br />
Leitschaufeln integriert, die ein<br />
Gegenschallfeld entstehen lassen. Das Verfahren<br />
gilt aber als technisch sehr komplex.<br />
Die aktuellen Versuche waren der Höhepunkt<br />
des Projekts LeiLa (Leiser Luftfahrtantrieb).<br />
Im Rahmen des deutschen<br />
Luftfahrtforschungsprogramms LuFo IV<br />
arbeitet das DLR mit Rolls-Royce, MTU<br />
Aero Engines und Airbus Group Innovations<br />
seit Januar 2012 zusammen. Bereits<br />
2012 testete man eine Versuchsanordnung<br />
mit einem Ring, die zwar die<br />
generelle Funktion nachweisen, aber nur<br />
eine lokale Schallreduzierung erzielen<br />
konnte. Mit dem aktuellen Aufbau erreichte<br />
das Team eine Reduzierung von<br />
bis zu zehn Dezibel in kritische Abstrahlrichtungen.<br />
In der menschlichen<br />
Wahrnehmung entspricht dies etwa einer<br />
Halbierung der Lautstärke.<br />
Die Herausforderung des Systems<br />
liegt in seiner technischen Realisierbarkeit,<br />
da es allen Sicherheits- und Zulassungsanforderungen<br />
genügen muss. Außerdem<br />
soll es an- und abschaltbar sein.<br />
Schließlich ist die aus dem Triebwerk<br />
entnommene Zapfluft wertvoll, denn zu<br />
ihrer Erzeugung im Verdichter ist Energie,<br />
sprich Treibstoff nötig. Die Einblasung<br />
erzeugt zwar eine leichte Verbesserung<br />
der Effizienz im Fan, führt aber im<br />
Gesamtsystem zu einem etwas höheren<br />
Kraftstoffverbrauch. Dieser hält sich gemäß<br />
Professor Enghardt in Grenzen: „In<br />
unserem Versuch hat sich herausgestellt,<br />
dass überraschend wenig Luft zur Verfügung<br />
gestellt werden musste. Das Maximum<br />
lag bei 0,4 bis 0,5 Prozent des Gesamtmassenstroms.“<br />
Ein weiterer Faktor muss mit dem<br />
Gewicht der zusätzlichen Zapfluftleitungen<br />
einkalkuliert werden. Der DLR-Forscher<br />
sieht gute Chancen für das System,<br />
auch wenn von der internationalen Luftverkehrsorganisation<br />
ICAO keine deutlich<br />
verschärften Lärmrichtlinien zu erwarten<br />
sind. „Zum einen hat ein Hersteller<br />
mit einem leiseren Antrieb einen<br />
deutlichen Wettbewerbsvorteil bei Airlines,<br />
die Flughäfen in dicht besiedelten<br />
Gebieten anfliegen. Zum anderen werden<br />
die Flughäfen in solchen Gebieten<br />
weiter die Marschroute mit Lärmgrenzen<br />
vorgeben, wie in Europa etwa London-Heathrow.<br />
In Zukunft wird auch die<br />
Frage des Flugbetriebs zu Tagesrandzeiten<br />
wichtiger. Dann kann so ein System<br />
helfen.“ Die aktive Lärmminderung<br />
könnte in 10 bis 15 Jahren realisierbar<br />
sein und bei der Nachfolgegeneration<br />
der Airbus-A320- und Boeing-737-Familien<br />
zum Einsatz kommen.<br />
FR<br />
PATRICK HOEVELER<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 69
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Von Dienstgipfelhöhe über Nebenstromverhältnis bis zu Head-up-<br />
Display. In unserer neuen Rubrik finden Sie jetzt in jeder <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
eine Definition eines wichtigen Begriffs aus der Luft- und Raumfahrt.<br />
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Fotos: Dassault Aviation (2), Gulfstream Aerospace, Kaps, Sikorsky Aircraft, Thomalla
Briefing<br />
Luft- und Raumfahrt von A bis Z<br />
FOLGE 002<br />
Nebenstromverhältnis<br />
Moderne Turbofans<br />
angesaugte Luftmassen<br />
Nebenstrom<br />
Das Nebenstromverhältnis bestimmt<br />
die Größe des Fans.<br />
Primärstrom<br />
Moderne Triebwerke für Verkehrsflugzeuge<br />
zeichnen sich durch immer höhere<br />
Nebenstromverhältnisse aus. Aber<br />
was genau bezeichnet dieser Begriff, und<br />
warum legen die Hersteller so großen<br />
Wert auf hohe Werte?<br />
Das Nebenstromverhältnis beschreibt<br />
die Relation zwischen dem am Kerntriebwerk<br />
vorbeilaufenden Luftstrom<br />
(Neben-, Mantel- oder Sekundärstrom<br />
genannt) und dem Luftfluss, der durch<br />
das Kerntriebwerk geht (Primärstrom).<br />
Die Luftmassen werden vom Bläser angesaugt,<br />
der quasi wie ein ummantelter<br />
Propeller den Mantelstrom (Bypass) am<br />
Triebwerk vorbei beschleunigt und so<br />
für Vortrieb sorgt. Das Verhältnis wird<br />
wie folgt berechnet: Sekundärluftmassenstrom<br />
geteilt durch Primärluftmassenstrom.<br />
Je größer der Nebenstrom ist,<br />
desto höher ist der Vortriebswirkungsgrad<br />
des Triebwerks und desto weniger<br />
Kraftstoff ist zum Erreichen der erforderlichen<br />
Schubleistung nötig. Außerdem<br />
sind die Strahlgeschwindigkeiten<br />
niedriger als bei Turbojets, so dass auch<br />
der Lärm reduziert wird.<br />
Als erstes Mantelstromtriebwerk<br />
ging das Conway von Rolls-Royce in Serie,<br />
das noch ein recht bescheidenes Nebenstromverhältnis<br />
aufwies. Später erkannten<br />
die Ingenieure die Vorteile einer<br />
hohen Bypass-Rate. Einen Spitzenwert<br />
erreichte das TF39, das an der Lockheed<br />
C-5 Galaxy zum Einsatz kam und den<br />
Grundstein für heutige Triebwerke mit<br />
hohem Nebenstromverhältnis legte. Aktuelle<br />
Triebwerke für Widebody-Jets verfügen<br />
im Schnitt über ein Nebenstromverhältnis<br />
von 10.<br />
Konstante Steigerung<br />
2025 Rolls-Royce UltraFan 15<br />
2014 Pratt & Whitney PW1100G-JM 12<br />
2013 Rolls-Royce Trent XWB 9,6<br />
2008 GE Aviation GEnx 9,1<br />
2007 Rolls-Royce Trent 1000 10,7<br />
2006 Engine Alliance GP7200 8,7<br />
2004 GE Aviation GE90-115B 7,1<br />
2000 Rolls-Royce Trent 500 7,5<br />
1995 Rolls-Royce Trent 800 5,8<br />
1994 Pratt & Whitney PW4084 6,4<br />
1988 Rolls-Royce RB211-524G 4,3<br />
1985 GE Aviation CF6-80C2 4,97<br />
1971 Pratt & Whitney JT9D-7 5,1<br />
1968 GE Aviation TF39 8:1<br />
1964 Pratt & Whitney JT8D 1,07<br />
1961 Pratt & Whitney JT3D 1,36<br />
1958 Rolls-Royce Conway 0,56<br />
Bläser (Fan)<br />
Kerntriebwerk mit Brennkammer<br />
Der Nebenstrom sorgt für eine Großteil des Vortriebs bei einem Turbofan. Der<br />
Primärstrom wird verdichtet und zum Antrieb der Turbinen genutzt.<br />
Allerdings sind dem Bläserdurchmesser,<br />
der wichtig für das Verhältnis ist,<br />
Grenzen gesetzt, durch die Montage am<br />
Flugzeug (Bodenfreiheit) wie auch durch<br />
Gewicht und aerodynamischen Widerstand.<br />
Außerdem muss der Fan unter anderem<br />
aus Lärmgründen langsamer drehen,<br />
je größer sein Durchmesser ist. Eine<br />
Lösung stellt hier das Getriebefan-<br />
Konzept dar, welches den Bläser von der<br />
Turbine mittels eines Untersetzungsgetriebes<br />
abkoppelt und so beide Komponenten<br />
in ihren optimalen Geschwindigkeitsbereichen<br />
arbeiten lässt.<br />
FR<br />
PATRICK HOEVELER<br />
Foto: Pratt & Whitney; Illustration: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 71
Berufe in der Luftfahrt<br />
Die AERO in Friedrichshafen bietet<br />
in diesem Jahr viele Möglichkeiten,<br />
sich zu informieren, wie man Pilot<br />
werden kann.<br />
Am 15. April beginnt in Friedrichshafen<br />
die Messe AERO. Sie<br />
ist in diesem Jahr in Deutschland<br />
die größte und wichtigste Luftfahrtmesse.<br />
Sie hat ihre Schwerpunkte in der Allgemeinen<br />
Luftfahrt und im Luftsport, ist<br />
aber in diesen Bereichen ein internationales<br />
Schwergewicht. Über 630 Aussteller<br />
zeigen vom 15.<br />
bis zum 18. April<br />
ihre Produkte und<br />
Dienstleistungen.<br />
Im Rahmen der<br />
AERO gibt es die<br />
Initiative „Be a pilot“,<br />
die von der<br />
Messe Friedrichshafen<br />
in Zusammenarbeit<br />
mit der<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Schwesterzeitschrift aerokurier<br />
zur AERO <strong>2015</strong> ins Leben gerufen<br />
wurde. Es ist erklärtes Ziel der Initiative,<br />
Menschen darüber zu informie-<br />
In dieser Ausgabe<br />
Nachwuchs-<br />
Initiative<br />
Pilot in der<br />
Allgemeinen Luftfahrt<br />
Be a pilot<br />
Auch Berufspiloten<br />
(hier im<br />
787-Simulator)<br />
fangen auf Kleinflugzeugen<br />
an.<br />
Fotos: Diamond Aircraft, Herzog, CAE<br />
72 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Diese faszinierende Perspektive<br />
bietet sich nur Piloten.<br />
ren, wie man selber Pilot<br />
werden kann. Über<br />
25 Flugschulen haben<br />
sich dieser Initiative angeschlossen<br />
und präsentieren<br />
auf der Messe<br />
ihre Informationen und<br />
Angebote. -Die Flugschulen<br />
sind im Übergang<br />
von der Halle A2<br />
zur Halle A3 konzentriert.<br />
Auch nach der Messe stehen die<br />
Flugschulen für Informationen rund ums<br />
Fliegenlernen zur Verfügung. Die Vorträge<br />
im Rahmen der Aktion „Be a pilot“<br />
finden am aerokurier-Stand in Halle<br />
A3, Stand 101, statt. Sie behandeln unter<br />
anderem die Themen „Vom Fußgänger<br />
zum Piloten – so lernt man fliegen“,<br />
„Hubschrauberschulung“, „Schulung im<br />
Verein oder in einer gewerblichen Schule?“<br />
und „Wie lerne ich segelfliegen?“.<br />
Über den Zeitplan und die angebotenen<br />
Vorträge informiert<br />
das Faltblatt „Offizielles<br />
Konferenzprogramm“,<br />
das exklusiv<br />
vom aerokurier<br />
SELBST ZU<br />
FLIEGEN IST EIN<br />
GEFÜHL, DAS IN<br />
ANDERE<br />
LEBENSBEREICHE<br />
HINEINSPIELT<br />
tagesaktuell erstellt<br />
und jedem AERO-<br />
Besucher an den Eingängen<br />
übergeben<br />
wird. Der Fokus der<br />
Initiative „Be a pilot“<br />
ist zweigeteilt: Einerseits<br />
geht es um Informationen<br />
für<br />
Menschen, die als<br />
Piloten in der Allgemeinen<br />
Luftfahrt beziehungsweise<br />
im Luftsport<br />
ihren Traum vom<br />
Fliegen verwirklichen<br />
wollen, andererseits<br />
geht es natürlich auch<br />
um die Nachwuchsgewinnung<br />
von neuen Piloten<br />
für Airlines und in<br />
der Business Aviation.<br />
„Be a pilot“ möchte die Faszination<br />
des Fliegens möglichst vielen Menschen<br />
näherbringen, damit sie die Vorteile des<br />
Selberfliegens für sich erfahren. Pilot zu<br />
sein ist ja viel mehr als die Kenntnis darüber,<br />
wie man ein Luftfahrzeug sicher<br />
von einem Ort zu einem anderen steuert.<br />
Es ist vielmehr ein Lebensgefühl, das positiv<br />
in viele andere Bereiche des Lebens<br />
hineinspielt.<br />
Auch bereits aktive Piloten sind eingeladen,<br />
sich über das Angebot von „Be<br />
a pilot“ zu informieren, denn die Luftfahrt<br />
ist ein Bereich, in dem man ständig<br />
lernt. Nicht wenige Piloten, die mit einem<br />
UL-Schein oder mit einer Segelfluglizenz<br />
begonnen haben, haben später<br />
noch weitere Lizenzen wie zum Beispiel<br />
einen PPL(A) und Berechtigungen wie<br />
das Instrument Rating erworben.<br />
Wer mit dem Gedanken spielt, Pilot<br />
zu werden, findet in diesem Jahr kaum<br />
einen besseren Ort als die AERO in<br />
Friedrichshafen, um sich umfassend<br />
über die Möglichkeiten dazu zu informieren.<br />
FR<br />
VOLKER K. THOMALLA<br />
Be a pilot - Teilnehmer auf der AERO<br />
aerokurier Deutschland<br />
Aviation Academy Austria <br />
Österreich<br />
CAT - Civil Aviation Training Europe Deutschland<br />
Cranfield Aviation Training School GmbH<br />
Technologie Zentrum Dortmund Deutschland<br />
DHBW Duale Hochschule Baden-Württ. Ravensburg Deutschland<br />
Embry-Riddle Aeronautical UniversityDeutschland<br />
Fachhochschule Wiener Neustadt Österreich<br />
FFH - Südwestdeutsche Verkehrsfliegerschule Deutschland<br />
Flight Training Services S.L. FTEJerez <br />
Spanien<br />
Flugplatz Sitterdorf Schweiz<br />
Flugschule München-Jesenwang GmbH & Co KG Deutschland<br />
FOM Hochschule für Oekonomie & Management<br />
gemeinnützige Gesellschaft mbH Deutschland<br />
<br />
Helifly School USA<br />
Heli Sitterdorf AG <br />
Schweiz<br />
Hochschule für Technik & Wirtschaft des Saarlandes<br />
Studiengang Aviation Business Deutschland<br />
Hochschule Worms<br />
Fachbereich Touristik/Verkehrswesen Deutschland<br />
Luftsportclub Friedrichshafen e.V. Deutschland<br />
Pilot Training Network GmbH Deutschland<br />
Precision Flight Controls, Inc. USA<br />
RWL German Flight Academy GmbH Deutschland<br />
SIM4u Aviation Service GmbH Deutschland<br />
TFC Flugbetrieb und Technik Beratungsgesellschaft mbH Deutschland<br />
ViaHeli GmbH Deutschland<br />
VPS Verkehrspilotenschule Berlin GmbH<br />
Deutschland<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 73
Raumfahrt<br />
Gammastrahlungssatellit INTEGRAL<br />
Jede Menge<br />
Schwarze Löcher<br />
Seit fast 13 Jahren zieht von der Öffentlichkeit unbeachtet ein ESA-Satellit<br />
seine Bahnen um die Erde und registriert Gammastrahlungsquellen im All. Die<br />
Daten liefern erstaunliche und erschreckende Bilder des Universums.<br />
74 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Ein Röntgenstrahlungspulsar, der harte<br />
Röntgen- und Gammastrahlen zugleich<br />
aussendet, entdeckt von INTEGRAL.<br />
Fotos: ESA (2), NASA<br />
Von MATTHIAS GRÜNDER<br />
Raumfahrt ist All-Tag in unserem<br />
Leben. Wir haben<br />
uns derart gewöhnt an den<br />
Wetterbericht, das Internet, den weltweiten<br />
Mobilfunk oder Live-Übertragungen<br />
vom anderen Ende der Welt, dass<br />
wir nicht mehr an die Satelliten denken,<br />
denen wir das alles verdanken. Noch weniger<br />
denken wir an jene Flugkörper, die<br />
Grundlagenforschung im All betreiben –<br />
bemannte Raumfahrt ist interessanter,<br />
Mond- und Planetenforschung auch, und<br />
die Bilder von Rosetta und Dawn ziehen<br />
gegenwärtig das Interesse sogar von<br />
Menschen an, die sich sonst nicht für<br />
Raumfahrt interessieren.<br />
So war es ein reiner Zufall, dass erst<br />
kürzlich einer jener vergessenen Wissenschaftsspäher<br />
kurzzeitig wieder ins<br />
Rampenlicht geriet, als die Meldung veröffentlicht<br />
wurde, der ESA-Gammastrahlungssatellit<br />
INTEGRAL sei auf eine<br />
neue Bahn manövriert worden, weil<br />
seine Treibstoffreserven langsam zur<br />
Neige gehen. Obwohl noch voll funktionsfähig,<br />
wird er nun auch ohne eigenen<br />
Antrieb im Februar 2029 in der Erdat-<br />
Ein schnell rotierendes Schwarzes Loch<br />
nach Angaben des NASA-Satelliten NuSTAR.<br />
INTEGRAL konkretisierte die Daten.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 75
Raumfahrt<br />
Gammastrahlungssatellit INTEGRAL<br />
mosphäre verglühen, damit er nicht eines<br />
Tages als Wrack in der Wolke aus<br />
Weltraummüll treibt, die ohnehin bereits<br />
viel zu dicht um die Erde kreist.<br />
Da erinnerten sich doch einige wieder<br />
an den stillen und fleißigen Forscher,<br />
der in den Jahren seit seinem Start am<br />
17. Oktober 2002 einige der gewaltigsten<br />
Phänomene im Universum entdeckte,<br />
darunter jede Menge Schwarzer Löcher<br />
oder jahrmillionenalte Gammastrahlungsblitze,<br />
welche aus den Tiefen<br />
des Universums bis zu uns reichen.<br />
INTEGRAL steht für International<br />
Gamma-Ray Astrophysics Laboratory,<br />
Aufbau von INTEGRAL<br />
JEM-X<br />
OMC<br />
IBIS<br />
Bordelektronik<br />
Startracker<br />
das jene Phänomene untersuchen soll<br />
und dafür vier Bordinstrumente mit sich<br />
führt:<br />
IBIS (Imager on Board the Integral<br />
Satellite), ein bildgebendes Gerät, bestehend<br />
aus den Ebenen ISGRI und PICsIT,<br />
welche harte Gammaphotonen mit Hilfe<br />
von 4096 beziehungsweise 1024 Detektoren<br />
registrieren;<br />
Spektrometer SPI<br />
Treibstofftanks<br />
Der Satellit ist fünf Meter lang und<br />
wiegt mehr als vier Tonnen. Gestartet<br />
wurde er mit einer Proton-Rakete.<br />
Fotos: ESA<br />
SPI (Spectrometer on Integral), ein<br />
Spektrometer zur äußerst präzisen Vermessung<br />
der harten Gammastrahlung<br />
mit Hilfe von 19 Germaniumdetektoren.<br />
Das Gerät muss immer auf minus 183<br />
Grad Celsius gekühlt werden und ist<br />
zum Schutz vor äußeren Einflüssen stark<br />
gepanzert;<br />
JEM-X Joint European X-Ray Monitor),<br />
ein Röntgenstrahlungsmessgerät<br />
aus zwei mit Gas gefüllten Detektoren,<br />
das den zu beobachtenden Himmelsausschnitt<br />
nach Röntgenstrahlungsquellen<br />
absucht, sowie<br />
OMC (Optical Monitoring Camera),<br />
eine optische Kamera, die praktisch ein<br />
kleines Teleskop mit zehn Grad Gesichtsfeld<br />
darstellt und jedes Mal, wenn<br />
die übrigen Instrumente arbeiten, ein<br />
Bild im sichtbaren Licht anfertigt.<br />
PRÄZISIONSARBEIT OHNE<br />
IRGENDWELCHE AUSFÄLLE<br />
Mit Hilfe der Aufnahmen von JEM-X<br />
und OMC ist es den Wissenschaftlern<br />
auf der Erde möglich, die Bilder der<br />
Gammastrahlungsobjekte mit Fotos im<br />
sichtbaren Licht und Röntgenaufnahmen<br />
zu überdecken, um ihre Aussagekraft<br />
zu erhöhen.<br />
Nach den vielen Jahren im All arbeiten<br />
alle Bord- und Hilfsgeräte mit erstaunlicher<br />
Präzision und ohne jede Ausfälle,<br />
so dass die ursprünglich geplante<br />
Lebensdauer des Satelliten bereits mehr-<br />
76 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Sechs Phasen der Entstehung einer Supernova<br />
(oben). Auf dem linken Bild entzieht<br />
ein rasend rotierender Pulsar (blau) einem<br />
benachbarten Stern Materie.<br />
fach verlängert werden konnte, zuletzt<br />
bis zum 31. Dezember 2016. Dabei hat<br />
INTEGRAL bereits den gesamten Sternenhimmel<br />
nach Gammastrahlungsquellen<br />
abgesucht, jener hochenergetischen<br />
elektromagnetischen Strahlung, welche<br />
oft in Form sogenannter Gamma Ray<br />
Bursts auftritt.<br />
Diese Gammablitze gehören zu den<br />
energiereichsten Phänomenen im All,<br />
und über die Mechanismen ihrer Entstehung<br />
ist noch wenig bekannt. Man<br />
weiß nur, dass sie unter anderem ein<br />
Resultat der Annihilation negativer und<br />
positiver Teilchen sind (als Annihilation<br />
wird die Reaktion von Materie und Antimaterie<br />
bezeichnet). INTEGRAL fand<br />
so he-raus, dass allein im Zentrum unserer<br />
Galaxis in jeder Sekunde eine<br />
Menge von Teilchen annihiliert wird,<br />
die einer 15 mit 42 Nullen und der<br />
6000-fachen Energiemenge entspricht,<br />
die unsere Sonne insgesamt abstrahlt –<br />
pro Sekunde!<br />
Woher diese enorme Menge an Antimaterie<br />
kommt, weiß man noch nicht.<br />
Vermutet werden Supernovae, sich vereinigende<br />
Doppelsterne, supermassive<br />
Sterne und Schwarze Löcher, Pulsare<br />
und schließlich die geheimnisvolle<br />
Dunkle Materie. INTEGRAL wird weiter<br />
danach suchen, vielleicht noch anderthalb<br />
Jahre lang, vielleicht noch länger.<br />
Und wir werden ihn bis dahin wieder<br />
vergessen haben.<br />
FR<br />
Ein Bild ionisierten Wasserstoffs im<br />
Universum. Die Markierungen zeigen<br />
die aufgefundenen Schwarzen Löcher.<br />
Die ESA hat die Lebens dauer<br />
des Satelliten vorerst bis zum<br />
31. Dezember 2016 verlängert.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 77
Raumfahrt<br />
NASA-Raumsonde Dawn<br />
Wanderer im<br />
Asteroidengürtel<br />
Fotos und Grafiken: NASA<br />
Mars<br />
Vesta<br />
Merkur<br />
Ceres<br />
Überaus erfolgreich agiert Dawn im Trümmerfeld<br />
zwischen Mars und Jupiter. Dabei stand die Mission einst<br />
wegen technischer und finanzieller Probleme in Frage.<br />
Nein, als Sprinterin kann man<br />
Dawn wahrlich nicht bezeichnen,<br />
doch das sollte sie auch nie<br />
sein. Nach dem Start am 27. September<br />
2007 flog sie entgegen des Uhrzeigersinns<br />
um die Erde herum, bekam vom<br />
Mars einmal kräftig Schwung und erreichte<br />
schließlich im Juli 2011 Vesta,<br />
den hellsten Asteroiden unter all den<br />
mehr als 600000 Felsblöcken, die zwischen<br />
Mars und Jupiter kreisen.<br />
Möglicherweise hätte der Trip etwas<br />
schneller ablaufen können, doch die<br />
NASA hatte sich für die Installation eines<br />
Ionentriebwerks entschieden, das<br />
leichter ist und viel weniger Treibstoff<br />
mitführen muss als ein herkömmlicher<br />
Antrieb. Nur so war es möglich, die Mission<br />
in zwei Etappen einzuteilen, denn<br />
nach der mehr als einjährigen gründlichen<br />
Erforschung der Vesta machte sich<br />
Dawn am 5. September 2012 auf den<br />
Mond<br />
Zwergplanet<br />
Die Ceres ist das größte Objekt<br />
des Asteroidengürtels zwischen<br />
Mars und Jupiter. Dennoch ist<br />
sie im Vergleich zum Erdmond<br />
winzig, so wie auch die Gesamtmasse<br />
aller Objekte nur fünf<br />
Prozent der Mondmasse beträgt.<br />
Nach dieser Berechnung ließ sich<br />
eine einst populäre Theorie nicht<br />
mehr halten, nach welcher die<br />
Trümmer Reste eines früheren,<br />
von der Gravitation des Jupiters<br />
zerrissenen Planeten waren.<br />
Weg zu ihrem zweiten Ziel, dem Zwergplaneten<br />
Ceres.<br />
Den hat sie nun, im März <strong>2015</strong>, erreicht,<br />
wobei sie sich zunächst auf einem<br />
hohen Orbit bewegt, der nach und nach<br />
abgesenkt wird. Planetenforscher in aller<br />
Welt können es kaum erwarten, dass die<br />
Sonde neue Daten und Bilder zur Erde<br />
schickt, denn die ersten Fotos, die noch<br />
in relativ großer Entfernung entstanden<br />
waren, erschienen vielversprechend.<br />
Vorerst ist jedoch Geduld angesagt.<br />
Die ersten beiden Wochen nach der Ankunft<br />
befand sich Dawn im Funkschatten<br />
der Ceres, so dass keine Verbindung<br />
möglich war. Erst wenn sie wieder auftaucht,<br />
kann die Übertragung der ersten<br />
Daten aus der Umlaufbahn gelingen. Bis<br />
Juli <strong>2015</strong> soll die Bahn schrittweise abgesenkt<br />
werden, so dass Bilder mit immer<br />
höherer Auflösung angefertigt und<br />
gesendet werden können.<br />
Bis dahin soll auch die vollständige<br />
Kartierung der Ceres-Oberfläche abgeschlossen<br />
sein, wofür sich an Bord zwei<br />
identische Kameras befinden, mit denen<br />
78 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
angetrieben<br />
antriebslos<br />
Abflug Vesta<br />
Juli 2012<br />
Start<br />
September<br />
2007<br />
Ankunft<br />
Vesta<br />
Juli 2011<br />
Mars Gravitationshilfe<br />
Februar 2009<br />
Für die drei<br />
NSTAR-Ionentriebwerke<br />
führt<br />
die Sonde ins -<br />
gesamt 425 kg<br />
Xenon mit.<br />
Ankunft Ceres<br />
Februar <strong>2015</strong><br />
Mit nur einem Fly-by-Manöver gelang es Dawn, sowohl die<br />
Vesta als auch anschließend die Ceres einzuholen.<br />
Ende der Mission<br />
Juli <strong>2015</strong><br />
auch Multispektralaufnahmen möglich<br />
sind. So entstehen nicht nur Fotos im<br />
sichtbaren Licht, sondern auch farbcodierte<br />
Bilder zur Anzeige der geologischen<br />
Zusammensetzung des Zwergplaneten.<br />
Beide Kameras wurden unter Federführung<br />
des Max-Planck-Instituts für<br />
Sonnensystemforschung in Deutschland<br />
entwickelt und gebaut.<br />
Mit der Kartierung ist aber die Arbeit<br />
der Sonde noch nicht abgeschlossen.<br />
Immer weiter hinab zur Oberfläche<br />
geht es auf einer Spiralbahn, bis auf ein<br />
Minimum von 372 Kilometern, das etwa<br />
im November <strong>2015</strong> erreicht werden<br />
wird. Von hier aus soll im Lauf der sogenannten<br />
Sekundärmission die chemische<br />
und physikalische Zusammensetzung<br />
der Oberfläche erkundet werden.<br />
VOLLER ERFOLG NACH<br />
ANFANGSSCHWIERIGKEITEN<br />
Derzeit zeichnet sich ab, dass diese<br />
Etappe so wie die an der Vesta ein voller<br />
Erfolg werden wird. Das mochte vor<br />
Jahren kaum jemand glauben, denn die<br />
Gesamtkosten der Mission einschließlich<br />
des Flugbetriebs liegen bei rund 360<br />
Millionen Dollar – weit mehr, als ursprünglich<br />
einmal veranschlagt. Deshalb<br />
auch zog die NASA im November 20<strong>05</strong><br />
zum ersten Mal die Notbremse, und im<br />
März 2006 verkündete sie gar die Streichung<br />
des kompletten Vorhabens. Dann<br />
hieß es plötzlich, der Beschluss werde<br />
nochmals überprüft, und kurze Zeit später,<br />
man habe das Programm wieder gestartet.<br />
Nach all diesem Nervenkrieg<br />
konnte die Wissenschaft den Start<br />
schließlich als Erfolg feiern, aber öfters<br />
darf so etwas sicher nicht passieren. FR<br />
MATTHIAS GRÜNDER<br />
Die ersten Bilder von der Annäherung zeigen, dass die<br />
Oberfläche von Ceres von Einschlagkratern übersät ist.<br />
Die beim Start etwa eine Tonne schwere Sonde hilft, Fragen<br />
zur Entstehung des Sonnensystems zu beantworten.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 79
News RAUMFAHRT<br />
SURFEN IM MAGNETFELD<br />
NASA startet vier<br />
MMS-Satelliten<br />
An Bord einer Atlas-V-Rakete brachte die NASA am<br />
12. März <strong>2015</strong> vier Forschungssatelliten ins All. Ihr<br />
Auftrag: die Erforschung des irdischen Magnetfeldes.<br />
Die baugleichen Satelliten des Typs MMS (Magnetospheric<br />
Multiscale Mission) sollen die Wechselwirkung zwischen<br />
den Magnetfeldern der Erde und der Sonne untersuchen.<br />
Wissenschaftler vermuten, dass, je nach Größe und<br />
Geschwindigkeit der aufeinanderprallenden Magnetfelder,<br />
gewaltige Energien frei werden können. Diese sogenannte<br />
magnetische Rekonnexion stellt eine Neuverbindung magnetischer<br />
Feldlinien dar, die zum Beispiel auf der Sonnenoberfläche<br />
aus verschiedenen Feldlinienbündeln stammen.<br />
Liegen sie nahe beieinander, kann sich eine Grenzschicht<br />
bilden, in der starke Ströme fließen und die Felder zum Teil<br />
ausgelöscht werden. Dabei werden enorme Energien frei,<br />
welche auch das Magnetfeld der Erde beeinflussen.<br />
Foto: NASA<br />
Mars: Gab es hier einst ein Meer?<br />
Die jüngsten Aufnahmen der ESA-Raumsonde Mars Express lassen wenigstens<br />
vermuten, dass es in der Region Cydonia Mensae auf der Nordhalbkugel einst viel Wasser<br />
gab. Eines der auffälligsten Merkmale des Mars ist seine topografische Zweiteilung<br />
in ein nördliches Gebiet mit Tiefebenen und ein älteres südliches Hochland mit zahlreichen<br />
Einschlagskratern. Die Prozesse, die hierzu geführt haben, sind bis heute nicht<br />
vollständig geklärt. Planetenforscher vermuten, dass Teile dieser nördlichen Tiefebenen<br />
einmal Meeresgrund oder der Grund von Seen waren. Die Fotos zeigen viele Beispiele<br />
für Überreste von Sedimentablagerungen und Erosion.<br />
Foto: ESA<br />
„Wir suchen so lange Kontakt zu Philae, bis wir<br />
eine Antwort erhalten.“ Projektleiter Dr. Stephan Ulamec, DLR<br />
80 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Foto: NASA<br />
Salzwassermond<br />
Einen unterirdischen Ozean auf Ganymed,<br />
dem größten Jupitermond, vermuten<br />
Wissenschaftler, nachem das Hubble-Teleskop<br />
starke Polarlichter entdeckt hat.<br />
Ganymed ist der größte Mond des Sonnensystems<br />
und der einzige mit eigenem<br />
Magnetfeld. Anhand der Bewegungen der<br />
farbigen Lichter schlossen die Experten<br />
auf Vorkommen großer Salzwassermengen<br />
unter dem Eis – mehr als auf der Erde!<br />
Aufblasbares Testmodul für die Raumstation<br />
Noch in diesem Jahr wollen die NASA und Bigelow Aerospace ein aufblasbares Testmodul<br />
zur ISS starten und damit Daten über das Verhalten solcher Bauteile unter Weltraumbedingungen<br />
sammeln. Eng verpackt soll es an Bord einer Dragon-Kapsel von SpaceX zur<br />
Station gelangen und dort am Tranquility-<br />
Knoten befestigt werden. Nach einer ganzen<br />
Serie von Hardware-Tests erfolgt schließlich<br />
das Aufblasen, so dass sich ein nutzbares Volumen<br />
von 16 Kubikmetern ergibt. Astronauten<br />
sollen dieses druckbelüftete „Familienzelt“<br />
betreten können. Erweist sich das BEAM<br />
(Bigelow Expandable Activity Module) als<br />
sicher und praktikabel, könnte es für Mondoder<br />
Marsexpeditionen genutzt werden.<br />
Dem Mars ein Stück näher<br />
Wasserhaushalt<br />
Vor 20 Jahren hatten wir Anfang März<br />
noch Winter, aber mittlerweile ist um diese<br />
Zeit bereits der Frühling angebrochen.<br />
Warum das so ist, wollen NASA-Wissenschaftler<br />
mit Hilfe des Satelliten SMAP herausfinden<br />
(Soil Moisture Active Passive).<br />
Beginnend im April, wird er alle zwei Tage<br />
Wasser oder Eis auf der Nordhalbkugel der<br />
Erde vermessen und so Klimaänderungen<br />
auf die Spur kommen. SMAP wurde<br />
am 31. Januar von Vandenberg aus in seine<br />
685 km hohe Umlaufbahn gebracht.<br />
Erfolgreich getestet hat die NASA einen Booster der neuen Trägerrakete SLS bei<br />
einem von zwei Hot Tests auf dem ATK-Prüfgelände in Utah. Verläuft auch der zweite<br />
zufriedenstellend, bedeutet das die Qualifikation für den Einsatz der Rakete. Die riesige<br />
„Wunderkerze“ brannte bei dem Versuch zwei Minuten lang, genauso lange wie später<br />
im realen Einsatz, wobei 531 Sensoren Daten über das Verhalten des Antriebs lieferten.<br />
Foto: NASA Foto: NASA<br />
Foto: NASA<br />
❱❱❱ kurz notiert<br />
Der sechste Navigationssatellit<br />
der europäischen Giotto-Familie hat<br />
im März seine korrigierte Umlaufbahn<br />
erreicht, nachdem er nach dem Start<br />
im August 2014 erst einmal eine<br />
falsche Bahn eingeschlagen hatte. Die<br />
„Rettungsarbeiten“ für den Flugkörper<br />
dauerten mehrere Monate und<br />
benötigten 14 Triebwerkszündungen.<br />
Der Marsrover Curiosity hat bei der<br />
Erhitzung von Bodenproben biologisch<br />
nutzbaren Stickstoff freigesetzt,<br />
der gemeinsam mit einstmals vorhandenem<br />
Wasser den Planeten bewohnbar<br />
gemacht hat. Stickstoff ist<br />
unabdingbar für die Bildung größerer<br />
Moleküle wie DNA und RNA.<br />
Aufnahmen des NASA-Teleskops<br />
Spitzer zeigten bei der Auswertung<br />
die Geburt eines Sterns in der<br />
sogenannten Orion-Kinderstube.<br />
Vergleiche mit Beobachtungen<br />
erdgebundener Anlagen in aller Welt<br />
bestätigten den neuen Stern, der<br />
jedoch gar nicht mehr so neu ist –<br />
sein Licht ist bereits 1400 Jahre alt.<br />
Geduld mit Philae<br />
Ein Kontaktversuch der ESA-Raumsonde<br />
Rosetta mit dem Lander Philae<br />
blieb am 12. März noch unbeantwortet,<br />
doch die Wissenschaftler geben nicht auf.<br />
Erreicht die Temperatur in seinem Innern<br />
Werte über minus 45 Grad und erhält er<br />
mindestens fünf Watt Energie von den Solarzellenflächen,<br />
wird er seinen Empfänger<br />
einschalten - allerdings nur alle 30 Minuten.<br />
Weitere 19 Watt im Sonnenlicht, und<br />
er wird erste Lebenszeichen senden. Das<br />
wird spätestens im Sommer so weit sein,<br />
wenn sich der Komet der Sonne bedeutend<br />
genähert haben wird.<br />
Im Netz<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 81
Historie<br />
Frankreich startet<br />
Sud Aviation Caravelle<br />
in die<br />
VON PATRICK HOEVELER<br />
Die Caravelle besaß erstmals<br />
am Heck angeordnete Triebwerke.<br />
Auch die Hecktreppe war neu.<br />
Eigentlich sollte die Caravelle<br />
„Annapurna“ nach<br />
dem Berg im Himalaya<br />
heißen, aber Sud-Chef Georges Héreils<br />
wollte mit dem Airliner den Weltmarkt<br />
und insbesondere Amerika erobern. Daher<br />
fiel seine Wahl auf den Namen „Caravelle“<br />
nach dem Schiffstyp der spanischen<br />
und portugiesischen Entdecker.<br />
Bereits im Frühjahr 1951 hatte die französische<br />
Regierung ein Komitee mit<br />
Vertretern von Behörden und Fluglinien<br />
zur Entwicklung eines strahlgetriebenen<br />
Verkehrsflugzeugs gegründet, das eine<br />
Reichweite von 2000 Kilometern aufweisen<br />
sollte. Im Januar 1952 erhielten<br />
die französischen Firmen die Spezifikation,<br />
auf die sieben Unternehmen mit<br />
Entwürfen antworteten: Breguet, Latécoère,<br />
Dassault, Hurel-Dubois, SNCAN<br />
(Nord Aviation), SNCASO (Sud-Ouest)<br />
und SNCASE (Sud-Est).<br />
82 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
LTU kaufte als einziger deutscher Kunde neue Caravelles.<br />
Außerdem flog der Jet bei Aero Lloyd und SAT (später Germania).<br />
Zehn Exemplare waren in Deutschland registriert.<br />
Angesichts der ersten Jet-Airliner Comet und Jetliner wollte Frankreich nicht ins Hintertreffen<br />
geraten und entwarf das erste strahlgetriebene Verkehrsflugzeug für Kurz- und<br />
Mittelstrecken. Die Caravelle startete vor 60 Jahren zu ihrem Jungfernflug.<br />
Jetära<br />
Im Gegensatz zur Konkurrenz setzten<br />
Pierre Satre und sein Team von der<br />
Société Nationale de Constructions<br />
Aéronautiques Sud-Est (SNCASE, später<br />
Sud Aviation) bei ihrer SE.X-210<br />
erstmals auf eine Anordnung der Triebwerke<br />
am Heck. Diese Wahl versprach<br />
eine aerodynamisch sauber gestaltete<br />
Tragfläche und ein relativ geringes Geräuschniveau<br />
in der Passagierkabine.<br />
BRITISCHE TRIEBWERKE<br />
ERMÖGLICHEN DEN BAU<br />
Als Antrieb sahen die Konstrukteure<br />
zunächst drei Snecma ATAR 101 oder<br />
vier noch zu entwickelnde Turbomeca-<br />
Jets vor (jeweils zwei übereinander).<br />
Schließlich entschieden sich die Planer<br />
aber für das Avon von Rolls-Royce, wie<br />
es in der English Electric Canberra zum<br />
Einsatz kam. Laut Sud-Est war es damals<br />
das beste verfügbare Strahltriebwerk<br />
für eine zivile Verwendung.<br />
Im September 1952 reduzierte das<br />
Komitee das Feld auf zwei Kandidaten,<br />
die X-210 und die konventionellere<br />
HD-45 von Hurel-Dubois. Eine endgültige<br />
Entscheidung wollte man am 1. Januar<br />
1954 treffen. Die Meinungen waren<br />
gespalten: Air France favorisierte<br />
die X-210, während sich die anderen<br />
Gesellschaften für die HD-45 aussprachen.<br />
Ende 1953 zeigte aber ein Blick<br />
auf die staatlichen Finanzen, dass man<br />
sich nur ein Flugzeug leisten konnte.<br />
Daraufhin fiel die Wahl auf die spätere<br />
Caravelle. Der Bau der ersten Maschine<br />
ging recht flott vonstatten, so dass Testpilot<br />
Pierre Nadot und Copilot André<br />
Moynet am Abend des 27. Mai 1955 in<br />
Toulouse-Blagnac mit der SE.210 (Kennung<br />
F-WHHH) zum 41-minütigen<br />
Jungfernflug starten konnten. Anschließend<br />
erfolgte die weitere Flugerprobung<br />
beim Centre d’Essais en Vol in<br />
Istres. Keine vier Wochen später gab<br />
das Muster gegen den Widerstand des<br />
damaligen Chefingenieurs Louis Bonte<br />
seine Premiere auf der Luftfahrtmesse<br />
in Le Bourget. Bestellungen lagen noch<br />
keine vor, denn Erstkunde Air France<br />
kaufte erst 1956 zwölf Maschinen; sie<br />
sollten 1958 ausgeliefert werden. Der<br />
Für die Flugerprobung der Caravelle<br />
war Pierre Nadot verantwortlich, der<br />
auch den Erstflug durchführte.<br />
Fotos: Sud-Est<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 83
Historie<br />
Technische Daten<br />
SE.210 Caravelle IA<br />
Hersteller: Société Nationale de<br />
Constructions Aéronautiques Sud-Est<br />
(SNCASE), Toulouse, Frankreich<br />
Typ: Verkehrsflugzeug<br />
Passagiere: 84 - 99<br />
Antrieb: 2 Rolls-Royce RA-29 Avon Mk 526<br />
Schub: je 46,5 kN<br />
Länge: 32,01 m<br />
Höhe: 8,72 m<br />
Spannweite: 34,30 m<br />
Flügelfläche: 146,7 m 2<br />
Leermasse: 23 400 kg<br />
Nutzlast: 8370 kg<br />
max. Startmasse: 43 500 kg<br />
Reisegeschwindigkeit: 748 km/h<br />
Reichweite: 3400 km (1850 km<br />
mit max. Nutzlast)<br />
84 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Versionen<br />
Den zwei Prototypen (01 und 02) folgten<br />
280 Serienexemplare in verschiedenen<br />
Varianten (Stückzahlen in Klammern). Heute<br />
existieren davon noch rund 30 Jets, die<br />
jedoch nicht mehr fliegen.<br />
I: erste Serienvariante mit stärkeren<br />
Triebwerken (Avon Mk 522) und um<br />
1,5 m verlängertem Rumpf (20)<br />
IA: stärkere Triebwerke Avon Mk 526 (12)<br />
III: meistverkaufte Variante mit stärkerem<br />
Antrieb (Avon Mk 527) und<br />
erhöhter Startmasse (78)<br />
VI N: stärkeres Avon Mk 531 und höhere<br />
Reichweite (53)<br />
VI R: größere Cockpitfenster und Schubumkehr<br />
an den Triebwerken (56)<br />
VII A: Eine Caravelle III erhielt zu Erprobungszwecken<br />
das CJ8<strong>05</strong>-Triebwerk<br />
von General Electric.<br />
10A: für TWA entwickelte Version mit um<br />
einen Meter verlängertem Rumpf,<br />
Änderungen an der Tragfläche und<br />
dem CJ8<strong>05</strong>-Triebwerk (1)<br />
10B: Rumpf wie 10A, vergrößerte Flächen<br />
von Flügel und Höhenleitwerk,<br />
JT8D-Triebwerke (22)<br />
10R: Caravelle VI-R mit JT8D-Antrieb (20)<br />
11R: Kombiversion; um 70 cm verlängerte<br />
Caravelle 10R (6)<br />
12: größte Version (Rumpf um 3,2 m<br />
länger als bei der 10B), stärkere<br />
Triebwerke JT8D-9 (12)<br />
zweite Prototyp startete schließlich am<br />
6. Mai 1956.<br />
Während die Flugtests recht reibungslos<br />
abliefen, rührte Sud-Est kräftig<br />
die Werbetrommel. Auch die Lufthansa<br />
ließ sich den eleganten Jet mit der<br />
charakteristischen Dreiecksform der<br />
Kabinenfenster im Juli 1956 in Düsseldorf<br />
und Hamburg vorstellen. Im Jahr<br />
1957 brach ein Jet zu einer Verkaufstour<br />
nach Nord- und Südamerika auf und<br />
konnte VARIG und United von ihren<br />
Vorteilen überzeugen. Auch TWA bestellte<br />
20 Exemplare, entschied sich<br />
später aber für die Douglas DC-9. Bei<br />
Air France ging die Caravelle am 6. Mai<br />
1959 auf dem Flug von Paris-Orly nach<br />
Der Prototyp der Caravelle, hier<br />
während der Flugerprobung, wurde<br />
1986 in Paris-Orly verschrottet.<br />
Istanbul in Dienst. Weitere Kunden waren<br />
SAS und VARIG. United nahm am<br />
14. Februar 1961 mit der Strecke von<br />
Chicago nach New York den Betrieb<br />
auf. Weitere Bestellungen aus den USA<br />
kamen aufgrund der Einführung der<br />
DC-9 nicht zustande. Daran änderte<br />
auch die spätere Ausstattung der Caravelle<br />
mit JT8D-Triebwerken von Pratt &<br />
Whitney nichts.<br />
Bei den Passagieren war der französische<br />
Jet vor allem aufgrund seiner Geschwindigkeit<br />
und des ruhigen Fluges<br />
im Vergleich zu den alten Propellermaschinen<br />
beliebt. In einer SAS-Umfrage<br />
Klassiker<br />
der Luftfahrt<br />
Spannende Dokumentationen<br />
über historische Flugzeuge<br />
und ihre faszinierende Technik.<br />
Ausgabe 4/15<br />
ab dem 13. April<br />
am Kiosk<br />
Das Cockpit der Caravelle war auf eine zweiköpfige Besatzung ausgelegt.<br />
Die Kabine der ersten Versionen bot Platz für bis zu 99 Passagiere. Aufgrund<br />
der am Heck angeordneten Triebwerke war es in der Kabine recht leise.<br />
von 1960 beurteilten 95,8 Prozent der<br />
Fluggäste das Flugerlebnis in der Caravelle<br />
als exzellent. Bei Air France betrug<br />
die Auslastung auf der Route von Paris<br />
nach London im Jahr 1960 sage und<br />
schreibe 99 Prozent. Dennoch konnte<br />
die Caravelle mit der Konkurrenz aus<br />
den USA nicht mithalten. Ihren 282 gefertigten<br />
Exemplaren stehen 1831 Boeing<br />
727 und 2167 Vertreter der DC-9/<br />
MD-80-Familie gegenüber. Trotzdem<br />
war das französische Muster bis zur<br />
Gründung von Airbus hinter der BAC<br />
One-Eleven der erfolgreichste Mittelstreckenjet<br />
aus Europa.<br />
FR<br />
Größter Betreiber der Caravelle war Air France<br />
mit insgesamt 50 Exemplaren.<br />
Fotos: Sud-Est; Zeichnungen: Andrej Jurgenson<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 85
Service MODELLE UND TERMINE<br />
[ 1 ]<br />
[2 ]<br />
[ 3 ]<br />
[ 4 ]<br />
Flugzeuge in diesem Heft<br />
Airbus A380<br />
Eurofighter<br />
1:144 Revell<br />
1:144 Revell; 1:72 Airfix, HobbyBoss,<br />
Italeri, Revell; 1:48 Italeri, Revell;<br />
1:32 Revell, Trumpeter<br />
Sud Aviation Caravelle 1:144 Airfix, Mister Craft; 1:72 Mach2<br />
Transall C-160<br />
Herpa<br />
Das neueste Schwergewicht im<br />
Herpa-Programm ist das Modell<br />
des europäischen Militärtransporters<br />
Airbus A400M [1] im<br />
Maßstab 1:200. Zunächst ist die<br />
Atlas in Form des vierten Prototyps<br />
„Grizzly 4“erhältlich. Das bis<br />
auf das Höhenleitwerk aus Metall<br />
bestehende Modell macht einen<br />
guten Eindruck. Bei den filigranen<br />
Propellern wurde ihre unterschiedliche<br />
Drehrichtung berücksichtigt.<br />
Ein Ständer aus<br />
durchsichtigem Plastik liegt bei<br />
(Art.-Nr. 556736, 79,50 Euro).<br />
Schon einige Jährchen auf dem<br />
Buckel hat die Original-Stratofortress.<br />
Herpa erweitert die Modellpalette<br />
um die im Golfkrieg<br />
von 1991 eingesetzte Boeing<br />
B-52G „SAC Time“ in 1:200<br />
(Art.-Nr. 556972, 69 Euro). Auch<br />
von der Northrop Grumman<br />
B-2A gibt es in 1:200 eine weitere<br />
Ausführung des Stealth-Bombers,<br />
die „Spirit of Texas“ (Art.-<br />
Nr. 556989, 54 Euro). Im gut gelungenen<br />
Sonderanstrich zum<br />
Fly-out beim LTG 65 präsentiert<br />
sich das Modell der Mil Mi-8 der<br />
Luftwaffe, ebenfalls im Maßstab<br />
1:200 (Art.-Nr. 556798, 35 Euro).<br />
Einen guten Eindruck machen<br />
auch die Fokker 27 (D-BAKE)<br />
von LTU (Art.-Nr. 557047, 49,50<br />
1:220 Revell; 1:72 Heller, Revell<br />
Euro) und die Vickers Vicsount<br />
von KLM (PH-VIG) in 1:200 (Art.-<br />
Nr. 556576, 49,50 Euro).<br />
Der Militärtransporter Airbus<br />
A400M ist auch im Maßstab<br />
1:500 verfügbar. Das Modell trägt<br />
die Markierungen der sechsten<br />
Maschine (Art.-Nr. 527040, 28<br />
Euro). Weitere militärische Modelle<br />
in 1:500 gibt es mit der<br />
Boeing C-17A Globemaster III<br />
(CC-177) der kanadischen Streitkräfte<br />
(Art.-Nr. 527132, 28 Euro)<br />
und der Lockheed P-3C Orion<br />
[2] der Marine mit Sondermarkierungen<br />
zum 50. Geburtstag<br />
der Bundesmarine MFG 3 (Art.-<br />
Nr. 527125, 22 Euro).<br />
In der Yesterday-Serie sind zwei<br />
besondere Modelle in 1:500 erschienen:<br />
In den 90er Jahren verbanden<br />
Austrian Airlines und die<br />
Swissair Wien und Zürich. Daher<br />
erhielt jeweils eine McDonnell<br />
Douglas MD-81 eine Sonderaufschrift:<br />
„Grüezi Zürich“ bei<br />
Austrian (Kennung OE-LDV, Art.-<br />
Nr. 526951, 22 Euro) und „Servus<br />
Wien“ bei Swissair (HB-IND, Art.-<br />
Nr. 526982, 22 Euro).<br />
Neue Modelle im Maßstab 1:500<br />
sind Airbus A330-200 [3] von<br />
Azul Linhas Aéreas Brasileiras<br />
(PR-AIV) mit dem Sonderanstrich<br />
„Brazilian Flag“ (Art.-Nr. 527163,<br />
28 Euro), Boeing 777-300ER (B-<br />
2047) von Air China mit Sondermarkierungen<br />
anlässlich 50 Jahren<br />
diplomatischer Beziehungen<br />
zwischen China und Frankreich<br />
(Art.-Nr. 527064, 27,50 Euro),<br />
Bombardier Q400 (SP-EQE) von<br />
Eurolot mit Werbemarkierungen<br />
für das Karpatenvorland (Art.-Nr.<br />
527088, 21 Euro) und Embraer<br />
E190 (PH-EXD) von KLM Cityhopper<br />
(Art.-Nr. 527101, 22 Euro).<br />
Revell<br />
Das auf der Spielzeugwarenmesse<br />
in Nürnberg angekündigte<br />
Modell der Arado Ar 196 B [4]<br />
im Maßstab 1:32 kommt nun in<br />
den Handel. Im Gegensatz zur<br />
ersten Variante verfügt das Bordflugzeug<br />
über einen zentralen<br />
Schwimmer und nicht über zwei<br />
Schwimmer nebeneinander. Diese<br />
Ausführung ging jedoch nicht<br />
in Serie. Der Bausatz zeichnet<br />
sich wie die bereits erschienene<br />
Version Ar 196 A-3 durch seine<br />
sehr guten Oberflächenstrukturen<br />
und die hervorragende Detailierung<br />
aus. Das Schwimmerflugzeug<br />
kann auch mit angeklappten<br />
Tragflächen montiert werden.<br />
Ein Ständer liegt bei, da das Modell<br />
ansonsten nicht geradestehen<br />
kann. Der Abziehbilderbogen<br />
enthält Markierungen für<br />
das vierte Versuchsflugzeug aus<br />
dem Jahr 1938 (Art.-Nr. 04922,<br />
190 Teile, 39,99 Euro).<br />
86 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
• 11.02. – 26.04.<strong>2015</strong><br />
Foto-Sonderausstellung des<br />
deutschen Luftfahrtfotografen<br />
Hans Schaller, Deutsches Technikmuseum,<br />
Berlin<br />
Kontakt: Stiftung Deutsches Technikmuseum,<br />
Tel.: +49 30 90254-0,<br />
E-Mail: info@sdtb.de, www.sdtb.de<br />
• 27.03. – 28.06.<strong>2015</strong><br />
Ausstellung „Gustav Mesmer:<br />
Mit dem Fahrrad fliegen“, Zeppelin<br />
Museum Friedrichshafen<br />
Kontakt: Zeppelin Museum Friedrichshafen<br />
GmbH, Tel.: +49 7541 380129,<br />
E-Mail: muecke@zeppelin-museum.<br />
de, www.zeppelin-museum.de<br />
• 25.04. – 26.04.<strong>2015</strong><br />
Plasy Air Day <strong>2015</strong>, Tschechien<br />
Kontakt: Aeroklub Plasy, Tel.: +42<br />
373 322029, E-Mail: info@akplasy.cz,<br />
www.akplasy.cz<br />
• 26.04.<strong>2015</strong><br />
12. Luftfahrt-Sammlerbörse,<br />
EuroAirport, Basel-Mulhouse<br />
Kontakt: AeroCollections, Pascal van<br />
de Walle, www.aerocollections.net<br />
• 28.04. – 30.04.<strong>2015</strong><br />
ITEC <strong>2015</strong>, PVA Expo, Exhibition<br />
Center, Prag, Tschechien<br />
Kontakt: Daniel Martimer, Event<br />
Manager, Tel.: +44 20 73847788,<br />
E-Mail: daniel.mortimer@clarionevents.com,<br />
www.itec.co.uk<br />
• 03.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
Shuttleworth Season Premiere<br />
Airshow, Old Warden,<br />
Bedfordshire, Großbritannien<br />
Kontakt: The Shuttleworth Collection,<br />
Tel.: +44 1767 6279933, E-Mail:<br />
marketingevents@shuttleworth.org,<br />
www.shuttleworth.org<br />
• 16.<strong>05</strong>. – 17.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
Stampe Fly-in, Antwerpen,<br />
Belgien<br />
Kontakt: Stampe Museum, Antwerpen<br />
International Airport, Tel.: +32 475<br />
695338, E-Mail: stampe@skynet.be,<br />
www.stampe.be<br />
• 19.<strong>05</strong>. – 21.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
15. EBACE European Business<br />
Aviation Convention and<br />
Exhibition, Genf<br />
Kontakt: European Business Aviation<br />
Association (EBAA), Tel.: +32 2<br />
7660070, E-Mail: info-eu@ebace.aero,<br />
www.ebace.aero<br />
• 21.<strong>05</strong>. – 23.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
Heli-Russia <strong>2015</strong>, IEC „Crocus<br />
Expo“, Moskau, Russland<br />
Kontakt: Crocus Expo IEC, Tel.:<br />
+7 495 9263883, E-Mail: zhanna@<br />
helirussia.ru, www.helirussia.ru<br />
• 23.<strong>05</strong>. – 24.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
Le Temps des Hélices Airshow,<br />
La Ferté-Alais, Frankreich<br />
Kontakt: Amicale Jean-Baptiste Salis,<br />
Tel.: +33 1 64 575585, www.ajbs.fr<br />
• 23.<strong>05</strong>. – 24.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
VE Day Anniversary Air Show,<br />
Duxford, Großbritannien<br />
Kontakt: IWM Duxford, Cambridgeshire,<br />
CB22 4QR, Großbritannien, Tel.:<br />
+44 1223 835000, E-Mail: duxford@<br />
iwm.org.uk, www.iwm.org.uk<br />
• 24.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
Cold War Jets Open Day,<br />
Bruntingthorpe Aviation,<br />
Leicester shire, Großbritannien<br />
www.bruntingthorpeaviation.com<br />
• 30.<strong>05</strong>. – 31.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
Oldtimerfestival zu Lande und in<br />
der Luft, Siegerland<br />
Kontakt: Oldtimergruppe SternTakt<br />
und VfF Greisweid, Tel.: +49 174 399<br />
5699, www.oldtimer-festivalsiegerland.de<br />
• 31.<strong>05</strong>.<strong>2015</strong><br />
Volkel in de Wolken, Airshow,<br />
Volkel City, Niederlande<br />
www.volkelindewolken.nl<br />
• <strong>05</strong>.06. – 07.06.<strong>2015</strong><br />
World War II Weekend, Mid-<br />
Atlantic Air Museum’s 25th Anniversary,<br />
Reading, USA<br />
Kontakt: Mid-Atlantic Air Museum,<br />
Reading, PA 106<strong>05</strong>, USA, Tel.: +1 610<br />
3727333, E-Mail: maam@maam.org,<br />
www.maam.org<br />
• 06.06.<strong>2015</strong><br />
Arctic Airshow Sodankylä,<br />
Finnland<br />
www.airshow<strong>2015</strong>.sodik.fi<br />
• 12.06. – 14.06.<strong>2015</strong><br />
Klassikwelt Bodensee <strong>2015</strong><br />
• 15.06. – 21.06.<strong>2015</strong><br />
51. International Paris Air Show,<br />
Le Bourget, Frankreich<br />
Kontakt: GIFAS, 42 rue des Jeuneurs,<br />
75002 Paris, Frankreich<br />
www.paris-air-show.com<br />
Wird der Aérosalon wieder ein<br />
Verkaufsfestival?<br />
Kontakt: Messe Friedrichshafen<br />
GmbH, Tel.: +49 7541 7084<strong>05</strong>,<br />
E-Mail: info@messe-fn.de,<br />
www.klassikwelt-bodensee.de<br />
• 13.06.<strong>2015</strong><br />
Biggin Hill Festival of Flight,<br />
Biggin Hill, Großbritannien<br />
Kontakt: Biggin Hill Airport,<br />
Tel.: +44 1959 578571, E-Mail:<br />
info@bhfof.com, www.bhfof.com<br />
• 13.06. – 14.06.<strong>2015</strong><br />
Flugplatzfest, Bergneustadt<br />
„Auf dem Dümpel“<br />
Kontakt: Luftsport-Club Dümpel,<br />
E-Mail: info@lsc-duempel.de,<br />
www.edkf.de<br />
• 13.06. – 14.06.<strong>2015</strong><br />
Wings over Whiteman Airshow,<br />
Whiteman AFB, USA<br />
Kontakt: +1 660 6875727,<br />
E-Mail: whiteman.warrior@us.af.mil,<br />
www.whiteman.af.mil<br />
• 14.06.<strong>2015</strong><br />
Cosford Airshow <strong>2015</strong>,<br />
Großbritannien<br />
Kontakt: RAF Cosford, Großbritannien,<br />
Tel.: +44 1902 377922,<br />
www.cosfordairshow.co.uk<br />
Foto: Schwarz<br />
Impressum<br />
Vereinigt mit <strong>FLUG</strong>WELT INTERNATIONAL, WELTLUFTFAHRT<br />
AIR WORLD, <strong>FLUG</strong>SPORT und LUFTWAFFEN-FORUM (Hrsg:<br />
FREUNDES KREIS LUFTWAFFE e.V.) ISSN 0015-4547<br />
Redaktion <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, Ubierstraße 83, 53173 Bonn Redaktionstelefon:<br />
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Paul Pietsch † Redaktionelle Gesamtleitung Luft- und Raumfahrt<br />
und Chefredak teur: Volker K. Thomalla Stellv. Chefredakteur:<br />
Karl Schwarz Luftverkehr, Airports, Wirtschaft: Sebastian<br />
Steinke Militärluftfahrt, Hubschrauber, Neue Medien: Karl<br />
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Marion Hyna Schlussredaktion: Jutta Clever Grafische<br />
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Gabriele Beinert Archiv und Dokumentation: Marton Szigeti<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 87
Nachbrenner<br />
Solar Impulse 2<br />
Nur mit Solarenergie wollen Bertrand Piccard und André Borschberg<br />
die Welt umrunden. Für den Mammuttrip in zwölf Etappen wurde die<br />
Solar Impulse 2 in extremer Leichtbauweise realisiert.<br />
Sonnenanbeter<br />
Mehr als 17000 Solarzellen zieren<br />
die Oberseite von Rumpf,<br />
Leitwerk und Tragflächen der<br />
Solar Impulse 2, die mit 72 Metern mehr Spannweite hat als<br />
ein Jumbo Jet, aber nur 2,3 Tonnen wiegt. Im Gewicht schon<br />
eingerechnet sind die 633 Kilogramm der vier Batterien für<br />
Von KARL SCHWARZ; Foto: SOLAR IMPULSE – STEFATOU<br />
Flüge über Nacht, was den extremen Leichtbau noch unterstreicht.<br />
Auch der einzige Pilot an Bord muss auf Komfort wie<br />
eine Druckkabine verzichten, obwohl in Höhen bis 8500 Metern<br />
geflogen wird. Die körperliche Herausforderung ist daher<br />
extrem, vor allem bei den Pazifik- und Atlantiküberquerungen,<br />
die fünf Tage am Stück dauern werden.<br />
88 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong><br />
www.flugrevue.de
Das Timing muss dabei passen, denn die nur 40 bis 90 km/h<br />
schnelle Solar Impulse 2 ist doch recht wind- und wetteranfällig.<br />
Der Start zur Weltumrundung in Abu Dhabi wurde daher<br />
mehrmals verschoben. Am 9. März ging es endlich los. André<br />
Borschberg machte in 13 Stunden einen vergleichsweise kleinen<br />
Hüpfer nach Maskat im Oman. Am Tag danach war Bertrand<br />
Piccard an der Reihe. Er erreichte nach 17 Stunden Ahmedabad<br />
in Indien und stellte dabei einen neuen Solarflug-Streckenrekord<br />
mit 1465 Kilometern auf. Bei Redaktionsschluss hatte die<br />
Solar Impulse 2 Mandalay in Myanmar erreicht. Von dort aus<br />
geht es nach China und via Hawaii in die USA. Insgesamt drei<br />
bis vier Monate sind für die Weltumrundung eingeplant. FR<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 89
Vorschau<br />
06/15<br />
Die neue <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> erscheint am 11. Mai <strong>2015</strong><br />
BOMBARDIER<br />
CSERIES<br />
Testmarathon<br />
Mit dem Erstflug der Version CS300 hat Bombardier einen weiteren Meilenstein im<br />
CSeries-Testprogramm geschafft. Können die Verzögerungen aufgeholt werden?<br />
Wir bitten um Verständnis, wenn angekündigte Beiträge aus aktuellen Gründen in eine andere Ausgabe verschoben werden.<br />
LUFTVERKEHR<br />
Air Canada<br />
Die größte kanadische Airline<br />
konnte sich 2014 über hohes<br />
Wachstum und Rekordergebnisse<br />
freuen. Lesen Sie im nächsten<br />
Heft, ob auch die Aussichten vielversprechend<br />
sind.<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Dragon Lady<br />
Der hoch fliegende Aufklärer<br />
U-2S von Lockheed Martin<br />
soll noch Jahre im Dienst bleiben,<br />
weil seine Fähigkeiten<br />
von UAVs noch nicht erreicht<br />
werden. Wir haben uns auf<br />
der Einsatzbasis in Beale AFB<br />
umgesehen.<br />
RAUMFAHRT<br />
ATV-Modul<br />
Die Raumkapsel Orion ist das<br />
Prestigeprojekt der NASA. Wir<br />
beleuchten den wichtigen Beitrag<br />
Europas, welchen das Servicemodul<br />
auf Basis des ATV-Frachters<br />
beisteuert.<br />
Fotos: Air Canada, Bombardier, ESA – Ducros, Lockheed Martin<br />
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