FLUG REVUE 05/2015
- Germanwings-Absturz: Erste Erkenntnisse der Unfallermittler - Italiens Eurofighter: Einsatz über dem Mittelmeer - A380neo: Emirates drängt auf Entscheidung
- Germanwings-Absturz: Erste Erkenntnisse der Unfallermittler
- Italiens Eurofighter: Einsatz über dem Mittelmeer
- A380neo: Emirates drängt auf Entscheidung
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durch Einstellung am Autopiloten absichtlich<br />
den Sinkflug in die Berge eingeleitet.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatte der<br />
Kapitän das Cockpit kurz verlassen. Der<br />
Erste Offizier habe seinem Kapitän danach<br />
die Rückkehr ins Cockpit verwehrt.<br />
Der Stimmenrekorder zeichnete<br />
das vergebliche Klopfen und Rufen des<br />
Kapitäns auf, der sich zuletzt noch gewaltsam<br />
Zutritt verschaffen wollte.<br />
Staatsanwalt Robin erklärte: „Aus heutiger<br />
Sicht scheint es dafür keinen anderen<br />
Grund gegeben zu haben als die Absicht,<br />
das Flugzeug zerstören zu wollen.“<br />
COCKPITTÜR WURDE<br />
VON INNEN VERRIEGELT<br />
Der erfahrene Kapitän hatte keine Chance,<br />
rechtzeitig ins Cockpit zurückzukehren<br />
und einzugreifen. Zwar gibt es für<br />
den Eintritt Codes und Notfallcodes,<br />
wenn aber der verbliebene Cockpitinsasse<br />
eine Sperrtaste zusätzlich drückt,<br />
wird Außenstehenden trotz Kenntnis<br />
des gültigen Codes der Zutritt verwehrt.<br />
Die gepanzerten Sicherheitstüren wurden<br />
nach den Anschlägen des 11. September<br />
eingeführt, um Terroristen vom<br />
Kapern von Flugzeugen abzuhalten. In<br />
den USA wurde seinerzeit eine Regelung<br />
erlassen, nach der sich immer mindestens<br />
zwei Crewmitglieder im Cockpit<br />
aufhalten müssen. Geht im Zweimanncockpit<br />
ein Pilot zum Beispiel kurz auf<br />
die Toilette, nimmt für diese Zeit ein<br />
Flugbegleiter seinen Platz ein.<br />
Über die Motive des 27 Jahre alten<br />
Ersten Offiziers konnte bei Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe nur gerätselt<br />
werden. Die zuständige Staatsanwaltschaft<br />
Düsseldorf berichtete nach<br />
Durchsuchungen zweier Wohnungen<br />
des Ersten Offiziers, es seien keine Anhaltspunkte<br />
für einen bevorstehenden<br />
Selbstmord oder gar für etwaige terroristische<br />
Absichten gefunden worden.<br />
Es gab aber „zerrissene, aktuelle und<br />
auch den Tattag umfassende Krankschreibungen“.<br />
Diese deuteten darauf<br />
hin, dass der Erste Offizier erkrankt gewesen<br />
sei und sich in ärztlicher Behandlung<br />
befunden habe, was er „gegenüber<br />
dem Arbeitgeber und dem beruflichen<br />
Umfeld verheimlicht hat“. Die Auswertung<br />
dauere aber noch an, so die Staatsanwaltschaft<br />
Düsseldorf.<br />
Linienpiloten werden flugmedizinisch<br />
überwacht und jährlich flugmedizinisch<br />
untersucht. Nur bei voller Tauglichkeit<br />
werden sie zum Flugdienst zugelassen.<br />
Von ärztlichen Behandlungen außerhalb<br />
dieser Kontrollen erhält der Arbeitgeber<br />
aber nicht automatisch Kenntnis.<br />
Als Reaktion auf das Unglück verkündeten<br />
die deutschen Fluggesellschaften,<br />
eine Zwei-Personen-Anwesenheitspflicht<br />
im Cockpit einführen zu wollen.<br />
Lufthansa erklärte am 27. März, ergänzend<br />
zu ihrem eigenen Sicherheitspiloten<br />
das Amt eines Konzern-Sicherheitspiloten<br />
einzuführen, der „mit übergreifender<br />
Verantwortung flugsicherheitsrelevante<br />
Verfahren überprüfen und<br />
weiterentwickeln“ solle.<br />
FR<br />
SEBASTIAN STEINKE<br />
Mit farbigen Fähnchen markieren die Bergungsteams gefundene<br />
Trümmer. Die Spurensicherung erfolgt unter widrigen<br />
Bedingungen in einem nur schwer zugänglichen Geröllhang.<br />
Fotos: BEA, Ministère de l´Interieur (5), Maximilian Kaiser<br />
Bundeskanzerlin Merkel, Frankreichs Präsident Hollande<br />
und Spaniens Regierungschef Rajoy besuchten die Einsatzbasis<br />
der Helfer bei Barcelonnette in Frankreich.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2015</strong> 31