Das Bildungswesen ist kein Wirtschaftsbetrieb! - Forschung & Lehre
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Die öffentlichen und privaten Hochschulen<br />
in Deutschland haben<br />
nach Angaben des Stat<strong>ist</strong>ischen<br />
Bundesamtes im Jahr 2003 insgesamt<br />
30,6 Milliarden Euro ausgegeben. Damit<br />
erhöhten sich die Hochschulausgaben<br />
gegenüber 2002 um<br />
0,9 Prozent; im gleichen<br />
Zeitraum stiegen die Studierendenzahlen<br />
um 4,2<br />
Prozent.<br />
Hinter dem durchschnittlichen<br />
Anstieg von 0,9<br />
Prozent stehen sehr<br />
unterschiedliche Entwicklungen<br />
in den Ländern.<br />
Während beispielsweise<br />
die Ausgaben der<br />
Hochschulen in Hamburg<br />
um 9,8 Prozent stiegen,<br />
gingen sie in Thüringen<br />
um 17,8 Prozent zurück.<br />
Mit 18,6 Milliarden Euro waren die Personalaufwendungen<br />
im Jahr 2003 der<br />
größte Ausgabeposten der Hochschulen.<br />
<strong>Das</strong> entspricht 60,7 Prozent aller<br />
Ausgaben. Der übrige laufende Sachaufwand<br />
betrug 8,8 Milliarden Euro. 3,2<br />
Milliarden Euro wurden für Investitionen<br />
ausgegeben.<br />
Die Abwanderung hochqualifizierter<br />
Wissenschaftler und Arbeitskräfte<br />
aus Deutschland <strong>ist</strong> weit weniger<br />
dramatisch als oft dargestellt. <strong>Das</strong><br />
<strong>ist</strong> das Ergebnis einer wissenschaftlichen<br />
Studie des Bundesinstituts für<br />
Bevölkerungsforschung in Wiesbaden<br />
und des Migration Policy Instituts in<br />
Washington. Sie widerspricht damit<br />
der These vom „Brain Drain“, wonach<br />
vor allem Spitzenkräfte in die USA<br />
auswandern, weil sie dort bessere Verdienst-<br />
und <strong>Forschung</strong>smöglichkeiten<br />
hätten als in Deutschland. Zwar haben<br />
sich seit Anfang der neunziger Jahre<br />
immer mehr hochqualifizierte Deutsche<br />
aus beruflichen Gründen in den<br />
USA niedergelassen. Die absoluten<br />
Zahlen lagen aber laut Studie im Jahr<br />
2000 bei lediglich 3000 Personen. Die<br />
Daten der US-Einwanderungsbehörden<br />
deuten zudem darauf hin, daß die<br />
Abwanderung Hochqualifizierter vor<br />
458<br />
Nachrichten<br />
Hochschulausgaben gestiegen<br />
Auf die Universitäten entfielen 13,0<br />
Milliarden Euro der Gesamtausgaben;<br />
0,2 Prozent mehr als 2002. Die medizinischen<br />
Einrichtungen der Universitäten<br />
gaben 14,1 Milliarden Euro (plus 1,6<br />
Prozent) und die Fach- und Verwal-<br />
tungsfachhochschulen 3,1 Milliarden<br />
Euro (plus 0,5 Prozent) aus. 307 von<br />
393 Hochschulen befanden sich in öffentlicher<br />
Trägerschaft. <strong>Das</strong> Ausgabevolumen<br />
der insgesamt 86 privaten Hochschulen<br />
in Deutschland lag bei 401,5<br />
Millionen Euro. Auf die medizinischen<br />
Fachbereiche und Einrichtungen der<br />
Hochschulen entfielen 46,1 Prozent al-<br />
Kein „Brain Drain“<br />
allem das Ergebnis insgesamt größerer<br />
Wanderungsbewegungen zwischen<br />
Deutschland und<br />
den USA <strong>ist</strong>. So<br />
gingen immer<br />
mehr Deutschevorübergehend<br />
in die<br />
USA, um dort<br />
zu studieren,<br />
zu forschen<br />
oder Auslandserfahrung<br />
in ihrem<br />
Beruf zu<br />
sammeln. Der<br />
größte Teil dieser Hochqualifizierten<br />
bleibe aber nicht<br />
für immer in den USA, sondern kehre<br />
wieder nach Deutschland zurück. Die<br />
in dem <strong>Forschung</strong>sprojekt untersuchten<br />
Zahlen zeigen, daß die US-Einwanderungsbehörden<br />
im Jahr 1990 etwa<br />
25 000 temporäre Visa für Hoch-<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong><br />
9/2005<br />
ler Hochschulausgaben; sie wurden sowohl<br />
für <strong>Lehre</strong> und <strong>Forschung</strong> als auch<br />
Krankenbehandlung aufgewendet. Für<br />
die Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften<br />
gaben die Hochschulen<br />
3,4 Milliarden Euro aus; für die Ingenieurwissenschaften<br />
2,7<br />
Milliarden Euro. In den<br />
Rechts-, Wirtschafts- und<br />
Sozialwissenschaften lagen<br />
die Ausgaben bei 1,7 Milliarden<br />
Euro.<br />
Die Hochschulen erzielten<br />
2003 Einnahmen in Höhe<br />
von 13,6 Milliarden Euro<br />
(plus 4,3 Prozent). Davon<br />
waren 9,4 Milliarden Euro<br />
Verwaltungseinnahmen (plus<br />
0,6 Prozent), die zu 94,2<br />
Prozent von den medizinischen<br />
Einrichtungen, überwiegend<br />
als Entgelte für<br />
Krankenbehandlungen, erzielt<br />
wurden. Darüber hinaus warben<br />
die Hochschulen 3,4 Milliarden Euro an<br />
Drittmitteln bei privaten und öffentlichen<br />
Stellen ein (plus 4,0 Prozent).<br />
Wichtigste Drittmittelgeber der Hochschulen<br />
waren die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
(1,1 Milliarden<br />
Euro), die Wirtschaft (917 Millionen Euro)<br />
und der Bund (807 Millionen Euro).<br />
Foto: mauritius-images<br />
qualifzierte an Deutsche vergeben haben.<br />
Diese Zahl war im Jahr 2000 auf<br />
40 000 angestiegen. Auch die Deutsche<br />
<strong>Forschung</strong>sgemeinschaft war im<br />
vergangenen Jahr aufgrund einer Befragung<br />
ehemaliger Stipendiaten<br />
zu dem Ergebnis<br />
gekommen, daß<br />
zwar drei Viertel<br />
der Geförderten<br />
mit ihrem Stipendium<br />
zum Forschen<br />
ins Ausland<br />
gingen, vor allem in<br />
die USA, 85 Prozent<br />
von ihnen aber wieder<br />
zurück nach Deutschland<br />
gekommen seien.<br />
Erste Ergebnisse der Studie können<br />
unter www.migrationinformation.org<br />
abgerufen werden.<br />
Karikatur: Meissner