sportslife Juni - Juli 2015

GANZ-
K RPER-
GLATZE
BRINGT EIN RASIERTER KÖRPER IM
SPORT TATSÄCHLICH VORTEILE?
SPORTSLIFE HAT SICH SCHLAUGEMACHT.
HAARENTFERNUNG IST UNTER SPORTLERN KEINE NEUHEIT.
BEREITS 1972 TRAT DER DEUTSCHE SCHWIMMER WERNER
LAMPE BEI DEN OLYMPISCHEN SPIELEN IN MÜNCHEN MIT
KAHL-RASIERTEM KOPF AN, UM SICH GEGENÜBER DEN KON-
KURRENTEN EINEN VORSPRUNG ZU VERSCHAFFEN. AM ENDE
HOLTE ER SICH TATSÄCHLICH DIE BRONZEMEDAILLE.
Heute sieht man enthaarte Körper nicht nur bei den Profis, sondern
auch im Breitensport – allerdings weniger in Form kahlgeschorener
Köpfe als vielmehr haarloser Arme, Beine, Rücken und Brustpartien.
Und das, obwohl Experten die weitläufige Annahme, Enthaaren
bringe beim Sprint und Radfahren aerodynamische Vorteile, längst
widerlegt haben. Auch Werner Lampe hätte nicht noch besser abgeschnitten,
wenn er zusätzlich kahle Arme und Beine gehabt hätte.
Wettbewerbsvorteile durch Enthaaren haben allenfalls Kampfsportler,
denn durch die fehlenden Härchen kann der Schweiß schlechter
von der Haut abperlen, wodurch der Gegner leichter abrutscht.
Von Medizinern ein klares Ja
Trotzdem ist Enthaaren im Sport sinnvoll, vor allem aus medizinischer
Sicht. Die Dermatologin Dr. Brigitte Klein erklärt in ihrem Blog: „Radrennfahrer
[und Mountainbiker, Anm. d. Red.], die ihre Körperbehaarung
komplett entfernen, haben Vorteile bei der Erstversorgung.“ Denn
wären sie nicht rasiert, könnten bei einem Sturz Haare in die Wunde
gelangen, was eine Entzündung nach sich ziehen kann. Auch in Sachen
Sonnenschutz seien Sportler mit enthaarter Haut im Vorteil, so Dr.
Klein. Zwar böten die Härchen einen natürlichen Sonnenschutz, wenn
man aber in der Sonne schwitze, könnten die Schweißperlen, die in
ihnen hängen, den Strahleneffekt der Sonne lupenähnlich verstärken.
Dr. Klein nennt außerdem einen hygienischen Vorteil: „Auf den behaarten
Hautflächen fühlen sich Bakterien, die den Schweiß zersetzen
und dadurch den typischen Schweißgeruch bilden, besonders wohl.“
Haut ohne Haare biete diesen Bakterien weniger Lebensraum und
lasse sich besser reinigen. Und natürlich hat Enthaaren auch einen
ästhetischen Aspekt – vor allem im Kraftsport. Schließlich sollen sich
die mit Mühe gestählten Muskeln nicht unter Brustpelz verstecken.
Enthaaren sollte man abends
Egal welche Art der Enthaarung man übrigens wählt – Epilieren,
Wachsen, Sugaring oder doch die klassische Rasur –, es reizt die
Haut. Experten raten deshalb, es abends zu tun, damit sich die Haut
über Nacht erholen kann. Ein Peeling am Tag davor legt die Haare frei
und erleichtert das Enthaaren. Treten dabei Rötungen oder Irritationen
auf, helfen Babypuder oder panthenolhaltige Wund- und Heilsalben.
Auf alkohol- oder Vitamin-A-haltige Produkte sollte man dagegen
verzichten, da diese die Haut reizen können, ebenso übrigens wie
enge Kleidung, die an der Haut reibt. Nach der Haarentfernung sollte
man also besser lockere Outfits tragen – beim Pyjama kein Problem.
Text: Carina Mehlis