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sportslife Juni - Juli 2015

WELCOME TO MIAMI / BIKE-CHECK / WIEDERENTDECKT: INLINESKATES / MOTIVATION LAUFGRUPPE / WENN DAS WEB DEN COACH ERSETZT / BEACHVOLLEYBALL / FACTS ÜBERS GRILLEN / SCHÜSSLER-SALZE / KURZTRIP NACH MARRAKESCH / SOLLTEN SICH SPORTLER RASIEREN? / DEUTSCHLANDS SCHÖNSTE FREIBÄDER

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Berberdorf Ait-Ben-Haddou<br />

Das geschäftige Gerberviertel Tanneries bewegt uns<br />

emotional ebenso sehr wie olfaktorisch: Generationen<br />

von Gerbern verarbeiten, wie zu Zeiten der<br />

Stadtgründung im Jahr 1070, derbe Ziegenhäute<br />

und Felle zu feinen Lederwaren. In tönernen Becken<br />

gären die frisch abgezogenen Tierhäute in atemlähmenden<br />

Cocktails aus Kuhurin, Taubenfäkalien und<br />

giftigen Säuren. Knietief in diesen Becken stehend,<br />

reinigen die Gerber bergeweise Tierhäute, bevor sie<br />

in weiteren Kesseln bunt eingefärbt und anschließend<br />

zum Sonnentrocknen über alle im Umkreis<br />

verfügbaren Leinen und Mauern gehängt werden.<br />

Über dem Gerberviertel liegt eine erbarmungslose<br />

Decke aus infernalischem Gestank. Er ist für unsere<br />

Der einstige Platz der Gehenkten, Djemma el Fna,<br />

ist Marrakeschs legendärster Markplatz. Im Abendlicht<br />

wirkt die Szenerie magisch: Vor bunt bemalten<br />

Holzkarren, hoch beladen mit Nüssen und Naschwerk,<br />

hocken junge neben alten Marokkanern auf<br />

dem Boden und lauschen gebannt den melodiösen<br />

Stimmen der Geschichtenerzähler. Wagemutige<br />

Feuerschlucker fauchen silberschwarze Rauchsäulen<br />

in den Sternenhimmel. Mit blechernen Trötentönen<br />

befehlen Schlangenbeschwörer züngelnde Kobras<br />

zum Tanz. Flinke Affen an langen Leinen stibitzen<br />

unachtsamen Spaziergängern das Eis aus der Hand,<br />

während flinke Taschendiebe unbemerkt die Hosentaschen<br />

der Zuschauer leeren. Zahnlose Dentisten<br />

entfernen mit gekonntem Zangenruck die fauligen<br />

Zähne ihrer Schmerzpatienten. Alle weiteren Leiden<br />

heilen Apotheker mit überlieferten Rezepten aus<br />

Tierkrallen, Kräutersud und Knochenmehl. Hier und<br />

da zupfen Gimbri-Spieler traditionelle Melodien auf<br />

zarten Saiten. Djemaa el Fna berauscht unsere Sinne!<br />

parfumverwöhnten Nasen, selbst tief versenkt in ein<br />

dichtes Büschel aus frischer Pfefferminze, kaum<br />

zu ertragen.<br />

Uns dürstet nach reiner Wüstenluft. Wir reisen in<br />

das biblisch gelegene Berberdorf Aït-Ben-Haddou am<br />

Fuße des Hohen Atlas. Vor 900 Jahren kontrollierten<br />

die Dorfbewohner die einstige Karawanenstraße<br />

zwischen Timbuktu und Marrakesch. Heute leben<br />

nur noch vier Berberfamilien in den eng ineinander<br />

verschachtelten Lehmziegelburgen am Ufer des<br />

Asif Mellah. Bei Sonnenaufgang balancieren wir<br />

auf wackeligen Sandsäcken von einer Flussseite<br />

zur anderen, während wir uns mit den Augen an<br />

der vertrauten Dorfkulisse festhalten: In Aït-Ben-

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