sportslife Juni - Juli 2015

AUF DER SUCHE NACH
DER PERFEKTEN WELLE
ALS PROFESSIONELLER WINDSURFER HAT KLAAS VOGET SCHON VIEL VON DER WELT GE-
SEHEN. EIN KLEINER INSELSTAAT IM INDISCHEN OZEAN HAT ES DEM CHIEMSEE-TEAMRIDER
SEIT JEHER ANGETAN. MAURITIUS IST EIN PARADIES FÜR BOARDSPORTLER, DAS NEBEN SEINER
TRAUMHAFTEN INSELKULISSE AUCH DURCH SEINE KULTURELLE VIELFALT BESTICHT.
Es ist 7 Uhr in der Früh, als mich die Stewardess
weckt, um mir mein Frühstück zu reichen. Auf meinem
kleinen Klapptisch liegt, noch aufgeschlagen,
der Bericht in der SURF über den Big Wave Spot
„One Eye“. Nachdem ich langsam wieder zu mir
finde, wächst die Vorfreude stetig, denn nach knapp
elf Stunden in der Luft beginnen wir
langsam den Landeanflug auf den
internationalen Flughafen von Mauritius.
Beim Blick aus dem Fenster
verschlägt es mir wie immer die Sprache:
weiße Sandstrände, türkisblaues
Wasser und tropische Flora, so weit das Auge reicht.
Zusammen mit Janni Hönscheid, Hannah Whiteley
und Max Matissek werden wir hier die kommende
Woche verbringen, um beim Chiemsee-Sommer-
Shooting die perfekte Welle zu finden. Yes!
Am Boden angekommen, fällt einem sofort die
positive und freundliche Art der Menschen auf;
Hektik ist hier Fehlanzeige. Sobald unsere Boardbags
und das Shooting-Equipment sicher verstaut sind,
fahren wir in dem farbenfrohen Transferbus zu
unserer Unterkunft im wilden Südwesten der Insel.
Auf nur 1.865 km² leben die verschiedensten
Kulturen wie Hindus und Tamilen, Afrikaner, Kreolen,
Moslems und Chinesen auf friedliche Weise
miteinander. Multikulti wird hier anscheinend nicht
als problematisch erachtet, sondern macht den
ganz speziellen Charme dieser abgelegenen Insel
aus. Unser Hotel befindet sich keine 100 Meter vom
Surfspot Le Morne entfernt. Ebenfalls in der Nähe
erstrecken sich die berühmtesten Boardsport Spots
von Mauritius, wie z. B. der sagenumwobene Spot
One Eye, eine der schnellsten und anspruchsvollsten
Wellen der Welt. One Eye kann einem den
rasantesten Ritt seines Lebens bescheren. Wer sich
allerdings verschätzt, der bekommt die ganze Wucht
des Indischen Ozeans zu spüren. Materialbruch und
Reefcuts inklusive … autsch.
Jeden Tag sind wir die Ersten auf dem Wasser
und die Letzten, die wieder rauskommen. Und
eins wird schnell klar: Die perfekte Welle – hier
kann man sie finden. Auch die Tage, die bewölkt
und ohne Swell sind, lohnen sich. So hatten
wir an einem bedeckten Morgen kurzerhand
beschlossen, zu den Rochester
Falls, dem breitesten Wasserfall
auf Mauritius, zu fahren. Hier
angekommen, packten wir unsere
SUP-Ausrüstung aus und starteten
eine ausgiebige Tour quer durch
Süßwasser, das aus etwa 10 Metern Höhe über
die langen geformten Lavagesteine aus den
Bergen herabprasselt. Am letzten Tag besuchen
wir den traditionellen Central Market in Port
Louis, um uns mit lokalen Delikatessen für den
Abschiedsabend einzudecken. Es riecht nach Vanille,
Curry und Koriander, in den farbenfrohen
„food stalls“ (Straßenküchen) preisen die Händler
lauthals internationale Köstlichkeiten an, das
Stimmengewirr in den unterschiedlichsten Sprachen
und Dialekten benebelt die Sinne. Zurück
am Hotelstrand entfachen wir ein prasselndes
Lagerfeuer. Bei lokalem Bier, den Köstlichkeiten
vom Markt und gegrillten Fleisch- und Fischvariationen
genießen wir den sagenhaften Blick auf
die Welle von One Eye.
Fotos: Sebastian Schöffel | | Text: Klaas Voget
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