sportslife Juni - Juli 2015

ALI, BABOUCHES
UND GANZ
WENIG RAUBER
SPORTSLIFE-ART-DIREKTORIN MARION TSCHELEBIEW LIEBT
DAS REISEN, AUTORIN SABINE MELLENTHIN LEBTE JAHRE-
LANG IN MAROKKO. ZUSAMMEN LIESSEN SIE SICH VON
MARRAKESCH VERZAUBERN.
reisen & entdecken
Der Abendhimmel leuchtet in flammendem Hibiskusrot,
als wir in Marrakesch landen. Rasch übergibt der Tag die
Choreografie des Lichts an die Nacht. Am Flughafen begrüßt
uns Ali mit kehligem „Ahalan wa sahalan!“. Er führt
uns zu unserem Hotel, dem Riad „AnaYela“ im Innersten
der uralten Medina. Mit rumpelnden Rollkoffern folgen wir
Ali durch händlerpralle Straßenzüge in ein enges Labyrinth
aus winzigen, identischen Gassen. Hier lösen sich Licht,
Konturen, Stadtlärm und selbst die fordernden Rufe der
Muezzins in Stille auf.
Orientierung ist nur noch Illusion, als Ali die unscheinbare,
niedrige Holztür des Riads öffnet. Mit eingezogenem Kopf
folgen wir ihm über ausgetretene Steinstufen in eine kaum
beleuchtete Kammer. Ali reicht uns weiße Babouches, die
traditionellen Lederpantoffeln, und öffnet eine zweite
Tür: Überwältigt stehen wir im bogenumrahmten Innenhof
des Hotels vor einem türkisblau schillernden Wasserbassin.
Hunderte weißer Altarkerzen tauchen den Hof in weiches
Licht. Wir sind Scheherazade, mitten im Märchen von 1001
Nacht ...
Für den höchst wahrscheinlichen Fall, dass wir uns in der
Medina verirren, steckt Ali uns marokkanische Handys mit
der eingespeicherten Nummer des AnaYela in die Tasche.
Dann treiben wir, eins mit den Menschenmassen, auf uralten
Stadtpfaden durch die Souks – vorbei an archaischen
Werkstätten, winzigen Marktplätzen und überquellenden
Verkaufsbuden.
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