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Gymnasien ausweicht. Ein eindeutiges Votum für oder gegen sechs Jahre<br />
Grundschule in Deutschland sei derzeit wissenschaftlich nicht möglich, betonen<br />
sowohl Jürgen Baumert als auch Olaf Köller. Es handle sich um eine politische<br />
Frage. Baumert ist Direktor am Max- Planck-Institut für Bildungsforschung in<br />
Berlin, Köller leitet das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen.<br />
Was man aus vorliegenden Studien aber weiß: Empfehlungen und Entscheidungen<br />
zum Übertritt nach der vierten Klasse sind sehr fehleranfällig.<br />
Migranten und Kinder aus (bildungs-)armen Familien haben es selbst bei<br />
gleichen Fähigkeiten schwerer, auf ein Gymnasium zu kommen, als ihre Mitschüler.<br />
Dies könnte jedoch auch nach sechs Jahren Grundschule noch so sein.<br />
Aus den Pisa-Studien weiß man außerdem, dass in Berlin und Brandenburg, wo<br />
die Grundschulzeit sechs Jahre beträgt, der Einfluss des Elternhauses auf die<br />
Schulleistungen der 15-Jährigen geringer ist als in anderen Bundesländern. Dies<br />
deutet auf ausgleichende Effekte der Grundschule hin. Die durchschnittlichen<br />
Leistungen in Berlin und Brandenburg sind dafür jedoch auch viel schlechter als<br />
etwa in Bayern oder Sachsen. Staaten wie die Schweiz, Finnland oder Kanada<br />
wiederum zeigen, dass Schulen, in denen alle Kinder sechs Jahre oder noch<br />
länger zusammenbleiben, durchaus zu sehr guten oder sogar exzellenten<br />
Leistungen führen können. Als Schlüssel dafür gelten eine hohe Professionalität<br />
der Lehrer und Unterrichtsmodelle, die sowohl die Starken als auch die<br />
Schwachen besonders fördern. Genau darin sehen Schulexperten noch große<br />
Defizite in Deutschland.<br />
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