Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Probleme gibt es in allen Lebensphasen: Zu wenig bezahlbare Kita-Plätze,<br />
fehlendes Betreuungspersonal, überfüllte Hörsäle und veraltete Lernkonzepte<br />
begleiten Kinder und Eltern im schlimmsten Fall über 20 Jahre. Da deutsche<br />
Eltern kaum ihre Kinder unter den Arm nehmen können, um ins Pisa-<br />
Musterland Finnland zu flüchten, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich in<br />
der Heimat nach der besten Ausbildung umzuschauen. Doch wie finden<br />
Familien die passenden Betreuungs- und Bildungsangebote? Wie teuer ist gute<br />
Bildung? Und was lässt sich vom Staat über Fördergelder und Steuervorteile<br />
wieder hereinholen? Schon bald nach der Geburt eines Kindes meldet sich die<br />
harte Realität zurück: Windeln, Kinderbett und Strampler wollen bezahlt<br />
werden, ein Gehalt, in der Regel das der Mutter, fällt erst mal weg. Seit 2007<br />
verschafft das Elterngeld Erleichterung. In den ersten zwölf Monaten zahlt der<br />
Staat zwei Drittel des letzten Gehalts des Elternteils, das eine Babypause einlegt.<br />
Wenn dieses erste Jahr vorbei ist, stellt sich für Eltern die entscheidende Frage:<br />
Wiedereinstieg in den Job und das Kind in eine bezahlte Obhut geben – oder<br />
weiter als Hausfrau oder - mann die Kleinen hüten? Für Millionen Bundesbürger<br />
erübrigt sich der letzte Gedanke, weil ein Gehalt nicht für den Lebensunterhalt<br />
der Familie reicht. Bildungspolitiker wiederholen gebetsmühlenartig, wie<br />
wichtig es für Familien sei, dass sich Beruf und Kindererziehung vereinbaren<br />
ließen. Von den Versprechungen der Sonntagsredner merken Eltern in der<br />
Praxis aber wenig. Vertrauenswürdige Obhut für die Kinder zu finden gleicht<br />
häufig einem langwierigen Hindernislauf. Die Wartelisten preiswerter Tagesstätten<br />
sind lang und die maßgeschneiderte Betreuung aus privater Hand für<br />
viele unerschwinglich. Erst 2013 soll nach dem Willen der Bundesregierung<br />
jedem dritten Kind im Alter von einem bis drei Jahren ein Betreuungsplatz zustehen.<br />
„Dieses Ziel halte ich für sehr ambitioniert, wenn es am Ende nicht nur<br />
bloße Verwahrstellen sein sollen“, sagt Jochen Schäfer, Geschäftsführer der<br />
Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen. Schon jetzt fehle es<br />
an qualifizierten Betreuern für diese Altersgruppe. Oft hilft nur Eigeninitiative.<br />
Dabei stoßen Väter und Mütter allerdings unvermittelt auf Hindernisse, wie beispielsweise<br />
der Düsseldorfer Steuerberater Krischan Treyde. Der wollte seinen<br />
Sohn in einer Tagesstätte in der NRW-Landeshauptstadt unterbringen. Die<br />
Treydes hätten sich eine private Kita leisten können, lieber war ihnen aber eine<br />
öffentliche Tagesstätte. So zogen sie von einem Kindergarten zum anderen. Im<br />
Gepäck ein Angebot, das Bildungspolitikern eigentlich wie ein Geschenk des<br />
Himmels vorkommen müsste: Die Treydes hatten eine Stiftung angezapft, die<br />
ein Projekt zur bilingualen Frühförderung unterstützt. Sie trägt für drei Jahre<br />
sämtliche Kosten für eine englische Kindergärtnerin. „Ich bin mit dem Konzept<br />
von einem Kindergarten zum nächsten“, so Treyde. „Alles, was ich hörte, war:<br />
Tolle Idee, wir melden uns.“ Ob die Dame, die zehn Jahre privat Englischunterricht<br />
gegeben hat, denn auch eine deutsche Erzieherinnenausbildung habe, ob ihr<br />
Einsatz denn mit deutschem Kindergartenrecht vereinbar sei – Bedenken über<br />
Bedenken. Erst ein junger evangelischer Pfarrer erkannte die Chance, die seinen<br />
Kindergartenkindern geboten wurde und griff beherzt zu. Dass Kleinkinder nicht<br />
22