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trag – zwischen 220 und 840 Euro – ist gestaffelt nach dem Einkommen. Für<br />
mittellose Schüler seien Stipendien geplant. Ob damit eine sozial ausgewogene<br />
Schülerschaft erzielt wird, bleibt fraglich. Schließlich könnte eine homogene<br />
Klassenstruktur für die zahlende Kundschaft ein nicht zu unterschätzendes Entscheidungskriterium<br />
sein. Darf man mit Schulen Geld verdienen? Über diese<br />
Frage wird gestritten. Selbst das Sprachrohr der Privatschulen, der VDP, geht<br />
auf Distanz. „Mit der Gewinnorientierung haben wir ein Problem“, räumt Geschäftsführer<br />
Christian Lucas ein. Der Verband prüft daher die von der Phorms<br />
AG beantragte Aufnahme sehr genau. Begründung: Schulen in privater Trägerschaft<br />
sind gemeinnützig – sie dürfen keinen Gewinn erwirtschaften. Diese<br />
Hürde umgeht die Phorms AG mit einem cleveren Geschäftsmodell. Sie gründet<br />
an den Standorten der Schulen Tochterunternehmen, meist gemeinnützige<br />
GmbHs. Von ihnen kassiert sie Zinsen für vorgestrecktes Geld, die Aktiengesellschaft<br />
fungiert also quasi als Bank. Des Weiteren bietet sie gegen<br />
Rechnung Serviceleistungen an, etwa Personalmanagement, Lehrplanentwicklung<br />
oder die Buchhaltung. So marktwirtschaftlich dieses Modell klingt –<br />
Schule in Deutschland funktioniert anders. Schließlich trägt der Steuerzahler den<br />
Großteil der Kosten – auch bei privaten Schulen. Diese erhalten in der Regel<br />
Zuschüsse zwischen 60 und 70 Prozent dessen, was eine staatliche Schule<br />
kosten würde. Allerdings oft erst nach einer Karenzzeit von drei Jahren – je nach<br />
Bundesland. Eine Ausnahme bildet Nordrhein-Westfalen, das vom ersten Tag an<br />
94 Prozent der Kosten übernimmt. Die Subventionen decken bei den Privatschulen<br />
auf Grund des höheren Personalbedarfs aber meist nur 60 Prozent der<br />
Kosten. Den Rest müssen die Eltern tragen. „Ganz ohne Subventionen würde es<br />
nicht funktionieren“, sagt Phorms-Gründerin Beste. Sonst würde das Schulgeld<br />
selbst für Gutverdiener zu teuer. Außerdem können private Schulen nicht tun<br />
und lassen, was sie wollen. Selbst wenn sie keine Steuergelder in Anspruch<br />
nähmen, unterstünden sie der staatlichen Schulaufsicht. Das heißt, die Lehrpläne<br />
müssen sich an ministeriellen Vorgaben orientieren. Umgesetzt werden dürfen<br />
sie dann nach den Vorstellungen der Schulen. Abschlussprüfungen müssen bei<br />
„genehmigten Ersatzschulen“ extern abgelegt werden. Trotz aller Einschränkungen<br />
ist der Versuch, mit Schulen Geld zu verdienen, in Deutschland<br />
nicht neu. Bereits 2004 gründete die in Dubai beheimatete Gems-Gruppe in<br />
Berlin eine internationale Schule – weitere Großstädte sollten folgen. Die<br />
Gruppe betreibt Schulen im Nahen Osten, in Indien und Großbritannien. Mit<br />
durchschnittlich 1000 Euro monatlich lag das Schulgeld in Berlin eher auf Ölscheich-Niveau<br />
– der Versuch scheiterte. Die Schule gibt es zwar noch, aber<br />
unter neuem Management. „Man wird abwarten müssen, ob sich Modelle wie<br />
Phorms langfristig durchsetzen werden“, warnt Manfred Weiß vom Deutschen<br />
Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main. So<br />
hätten sich etwa die hoch gesteckten Erwartungen an die US-Bildungskette<br />
Edison Schools, die sogar an der Börse notiert war, nicht erfüllt. Der Aktienkurs<br />
brach 2002 dramatisch ein, das Unternehmen wurde ein Jahr später vom Kurszettel<br />
genommen. Das scheint andere aber nicht davon abzuhalten, ihr Geschäft<br />
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