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Auslese im Schulsystem verschlingt Millionen, PM 7.5.<br />

Die Auslese im bayerischen Schulsystem verschlingt Jahr für Jahr Millionen.<br />

Geld, das dringend erforderlich wäre - beispielsweise für mehr Personal an<br />

Schulen. Stattdessen pumpt der Freistaat große Summen in pädagogisch<br />

fragwürdige Sitzenbleiber-, Wiederholer- und Schulabbrecherrituale. Die Kosten<br />

belaufen sich allein für das Schuljahr 2006/07 auf insgesamt rund 280 Millionen<br />

Euro. „Eine Vollzeitlehrkraft kostet im Schnitt 70.000 Euro pro Jahr“, rechnete<br />

der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV),<br />

Klaus Wenzel, vor. „Somit könnten für die durch Wiederholer und Schulabbrecher<br />

entstehenden Zusatzkosten von 280 Millionen Euro rund 4.000 zusätzliche<br />

Lehrer/innen beschäftigt werden. Der derzeitige Personalbestand könnte<br />

um fast fünf Prozent aufgestockt werden.“ So verließen 24,4 Prozent aller<br />

Schulabgänger die Schule, ohne den Abschluss erreicht zu haben, der für die<br />

jeweilige Schulart vorgesehen ist. Insgesamt wurden 36.400 Schüler/innen nicht<br />

versetzt, eine Klasse wiederholten 49.200. „So ein Schulsystem ist nicht - wie so<br />

oft behauptet - ‚begabungsgerecht’“, betonte Wenzel. „Vielmehr verfolgt die<br />

Schulpolitik unterschiedliche Strategien der Auslese.“ Ist die Auslese an der<br />

Grundschule wesentlich gekennzeichnet durch die Anbahnung der Verteilung<br />

der Schüler auf die drei folgenden Schularten, so ist sie an Gymnasien im<br />

Wesentlichen vom Versagen der Schüler geprägt. Nur 64 Prozent der Abgänger<br />

verließen 2006 das Gymnasium mit einem Abitur, 36 Prozent hatten dies nicht<br />

erreicht. Ausgrenzung wird am Gymnasium als Auslesestrategie am häufigsten<br />

praktiziert. Eine „Scharnierfunktion“ zwischen Gymnasium und Hauptschule<br />

kommt der Realschule zu. Zum einen nahm die Realschule 7.600 Abgänger aus<br />

den Gymnasien auf, gleichzeitig produzierte sie mit 10.000 Nicht- Versetzungen<br />

den höchsten Anteil aller Schularten. Im Gegensatz zu den Gymnasiasten<br />

blieben Realschüler, die das Klassenziel nicht erreicht hatten, zum großen Teil<br />

an der Schule und wiederholten die Klasse (84,4%). Entsprechend geringer war<br />

der Anteil von Abgängern, die an die Hauptschule verwiesen wurden (10,5%).<br />

Das vermehrte Verbleiben an der Schule bewirkt, dass die Abschlussquote an<br />

Realschulen mit 84% deutlich höher liegt als an Gymnasien (64%). 16% der<br />

Abgänger hatten den mittleren Schulabschluss nicht erworben. Die Realschule<br />

hatte mit 9.100 Schülern den größten Anteil von Schülern, die durch einen<br />

Schulartwechsel eine Jahrgangsstufe zweimal besuchten. Diese Aufstiegswiederholungen<br />

erfolgen vor allem aus der Jahrgangsstufe 5 der Hauptschule.<br />

Wenzel: „Durchlässigkeit als zweite Chance des Schulartwechsels hat in einem<br />

selektiven Schulsystem den Preis, ein Schuljahr zu wiederholen.“ „Unruhig“<br />

geht es an den Hauptschulen zu. Hier ist die Schülerfluktuation stark, auch die<br />

Wiederholerquote ist mit 4,9% hoch. 9500 Hauptschüler erreichten 2006/07 das<br />

Klassenziel nicht. 4.200 mussten die Klasse wiederholen, 4.500 verließen die<br />

Schule ohne Abschluss. An Hauptschulen ist der Anteil der „freiwilligen<br />

Wiederholer“ mit 7.600 Schülern besonders hoch (59% der Wiederholer). Sie<br />

konzentrieren sich auf die Jahrgangsstufe 9. Es handelt sich dabei um Schüler,<br />

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