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lichen Schülern gerecht werden kann, indem man den Unterricht individuell gestaltet.<br />
Neben dem klassischen Frontalunterricht brauchen wir andere Lehrmethoden<br />
wie Wochenplanarbeit, Stationenlernen oder Werkstattunterricht.<br />
ZEIT: Und diese schönen Methoden wollen Sie nun den Gymnasiallehrern beibringen?<br />
Goetsch: Wir werden Lehrer, die an Primarschulen wechseln, verpflichtend<br />
mindestens anderthalb Jahre umfassend fortbilden. Zudem steht eine<br />
neue Pädagogengeneration vor den Toren der Schulen. In den nächsten drei<br />
Jahren werden in Hamburg 40 Prozent der Kollegen aufgrund der<br />
Pensionierungswelle ausgetauscht werden. Auch das ist eine große Chance.<br />
ZEIT: Können die Grundschulen auch von den Sekundarschullehrern<br />
profitieren? Goetsch: Selbstverständlich. Die stärker fachlich orientierte<br />
Perspektive von Gymnasiallehrern wird gerade den leistungsstarken Grundschülern<br />
gut tun. Wir müssen wegkommen von den alten Standesschranken<br />
zwischen Hauptschullehrern und Philologen, Grundschulpädagogen und<br />
Sekundarschullehrern. Deshalb werden wir die Schulaufsicht schulformübergreifend<br />
organisieren. Das Gleiche gilt für die Ausbildung. Sobald wie möglich<br />
werden Lehrer aller Schulformen zumindest im Bachelor gemeinsam studieren.<br />
Zudem fördern wir den Schulwechsel. Kein Lehrer soll lebenslang an einer<br />
Schule unterrichten. ZEIT: Der Koalitionsvertrag verspricht eine Fortbildungsoffensive,<br />
kleinere Klassen, mehr Mittel für die Sprachförderung, 50 zusätzliche<br />
Ganztagsschulen. Wer soll das bezahlen? Goetsch: Die Stadt. Bildung ist die<br />
erste Priorität des kommenden Senats. Da sind sich Grüne und CDU einig. Wir<br />
werden umschichten. ZEIT: Wie viel Geld hat die designierte Bildungssenatorin<br />
Goetsch genau? Goetsch: In vier Jahren fließt eine Summe im dreistelligen<br />
Millionenbereich zusätzlich in die Schulen. Eine ähnliche Summe stellt der<br />
Senat dafür zur Verfügung, dass das letzte Kitajahr beitragsfrei wird und alle<br />
Eltern eine Betreuungsgarantie ab dem zweiten Lebensjahr haben. Ich kenne<br />
keine Landesregierung, die auf einen Schlag pro Kind mehr Geld für Bildung<br />
lockermacht. ZEIT: Eine bauliche Erweiterung der Grundschulen ist aber nicht<br />
vorgesehen. Stattdessen sollen die Primarschulen mit weiterführenden Schulen<br />
kooperieren. Wie soll das gehen? Goetsch: Rund ein Drittel der Schulen wird<br />
alle sechs Jahrgänge in einem Gebäude unterrichten. Die anderen sollen die<br />
Räume von nahe liegenden Gymnasien oder Stadtteilschulen nutzen und mit<br />
diesen zusammenarbeiten. Welche Schulen kooperieren, werden wir in den<br />
nächsten zwei Jahren gemeinsam mit Eltern, Vertretern des Stadtteils und Schulleitungen<br />
planen. Auch diese regionale Schulplanung ist etwas Neues. ZEIT:<br />
Wird die Zusammenarbeit der Primarschulen mit weiterführenden Schulen die<br />
Selektion nicht verschärfen? Da entstehen sozusagen gymnasiale Primarschulen,<br />
die bildungsbewusste Eltern bei der Einschulung aussuchen werden. Goetsch:<br />
Ich halte diese Angst für übertrieben. In einigen Grundschulen, etwa in den<br />
reichen Elbvororten, wechseln bereits heute 90 Prozent der Schüler auf die<br />
Gymnasien des Stadtteils. Zudem bleibt die Primarschule selbstständig, egal in<br />
welchen Räumen die Schüler lernen. Sie entscheidet, für welche weiterführende<br />
Schule ihre Absolventen das Potenzial haben. Übrigens: Sind die Schüler erst<br />
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