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M I N D E R H E I T S B E R I C H T „Gravierende ... - Neue Seite 2

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Im sogenannten „Wiener Modell“ wird der genaue Personalbedarf pro Station<br />

ermittelt. Doch wird nicht einmal diese theoretisch errechnete Anzahl an Pflegekräften<br />

tatsächlich eingesetzt. Außerdem hat nach diesem Modell eine schwerst<br />

pflegebedürftige Person, die sich alleine nicht bewegen kann und daher eine umfassende<br />

Rund-um-die-Uhr-Betreuung braucht, lediglich einen Pflegebedarf von<br />

durchschnittlich 23 Minuten am Tag (Nacht mit eingerechnet), was schon einem<br />

Laien nicht nachvollziehbar ist. Denn bereits für das regelmäßig notwendige Lagern<br />

und die Körperpflege ist mehr Zeit erforderlich, als bloß 23 Minuten pro<br />

Tag.<br />

Die konkrete Situation im Pflegebereich stellte sich im GZW 2003 wie folgt dar:<br />

Am 5. März 2003 gab es einen offenen Brief des Dienststellenausschusses an die<br />

Pflegedirektion (in Abschrift an Stadträtin Pittermann, die Vorsitzende der<br />

Hauptgruppe II der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten sowie an den Direktor<br />

der TU1) in dem eindringlich auf die prekäre Personalsituation im GZW hingewiesen<br />

wurde. Im Brief wurden die Verantwortlichen aufgefordert, den Pflegenotstand<br />

zu beseitigen, um eine „gefährliche Pflege“ (= der Patient kann durch<br />

die Pflege bzw. Nicht-Pflege Schaden erleiden) zu verhindern. Das Kontrollamt<br />

stellt in seinem Bericht fest, dass weder seitens der Stadträtin noch seitens der<br />

GD oder der Direktion der TU 1 des KAV aufgrund des Briefverkehrs konkrete<br />

Maßnahmen angeordnet wurden, die von der Leitung des GZW zu setzen gewesen<br />

wären. Das Haus wurde von der Führung des KAV und der Stadträtin mit den<br />

massiven Personalproblemen allein gelassen.<br />

Das Kontrollamt stellte fest, dass im Jahresdurchschnitt 2003 im GZW die Differenz<br />

zwischen dem SOLL-Personalbedarf und dem IST-Stand rd. 222 Vollzeitäquivalente<br />

betrug.<br />

Die Verantwortlichen im KAV und die GesundheitsstadträtInnen wissen seit Jahren,<br />

dass in den Pflegeheimen der Stadt Wien ein starker Pflegepersonalmangel<br />

herrscht:<br />

Die Gemeinde Wien sah von 1997 bis 2001 lt. Wiener Modell eine Pflegepersonal-SOLL-Zahl<br />

im Geriatriebereich von 63 Pflegepersonen (dipl. und nicht-dipl.<br />

Pflegepersonal) auf 100 belegte Betten vor.<br />

Diese Zahl wurde außer im Sozial-Therapeutischen Zentrum Ybbs und im PH<br />

Ybbs (2001) in keinem Pflegeheim der Stadt Wien je erreicht.<br />

2003 wurde auf eine Anfrage mitgeteilt, dass die Pflegepersonal-SOLL-Zahl im<br />

Geriatriebereich auf 58 Pflegepersonen pro 100 belegte Betten gesenkt wurde.<br />

Nun erreichen alle Pflegeheime der Stadt Wien die angepeilte Pflegepersonal-<br />

SOLL-Zahl.<br />

Statt den Pflegepersonalmangel durch die Einstellung von Personal zu beheben<br />

werden die SOLL-Zahlen von der SPÖ nach unten korrigiert; der Personalmangel<br />

wird durch Federstrich „behoben“.<br />

Der eklatante Mangel an Personal führt aber nicht nur zu Mängel in der unmittelbaren<br />

Betreuung und Pflege der BewohnerInnen, sondern wirkt sich auch in anderen<br />

Bereichen aus.<br />

25.06.2004 21

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