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The Red Bulletin Februar 2015 - DE

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Armen am Cockpit. Das ist schlimmer noch als das<br />

Smartphone unterm Ohr. Endlich weckt ein Druck auf<br />

den Startknopf in der breiten, gepfeilten Mittelkonsole<br />

den V8-Motor auf. Dumpf brummt er, gehorsam gezügelt,<br />

unterdrückte Gewalt. Ein Mann, ein Motor:<br />

Jede Antriebseinheit bei AMG wird von Anfang bis<br />

Ende von einem Menschen assembliert. In unserem<br />

Fall heißt er Jens Müller, mit Sicherheit ein Genie.<br />

Tatbestand: S-Version. 510 PS statt 462 wie normal.<br />

Sollte etwas schiefgehen, der Kunde würde sich dann<br />

melden, nur so als Info, bevor Sie dann die Carbon-<br />

Abdeckung Ihres Motors signieren, Herr Müller.<br />

E<br />

in Drehschalter neben dem rechten Knie erlaubt<br />

die Wahl vier verschiedener Settings: Komfort,<br />

Normal, Sport oder Sport Plus. David entscheidet<br />

sich angesichts der nassen Bedingungen für<br />

Sport, da sind die Kennlinien von Motor und Getriebe<br />

nicht so aggressiv wie in Sport Plus, das Fahrwerk<br />

nicht ganz so direkt. Der <strong>Red</strong> Bull Ring ist berüchtigt<br />

dafür, sich seine Opfer auch unter den Besten zu<br />

suchen. Und ein nagelneues Auto, das es eigentlich<br />

noch nicht gibt und das einen sechsstelligen Betrag<br />

kosten wird, kommt nicht einmal im Ansatz in Frage:<br />

„Wenn du mit sechzehn Schrott produzierst, heißt es:<br />

Na gut, der kann es halt noch nicht besser. Mit dreiundvierzig<br />

hast du keine Ausreden mehr.“<br />

Als David Coulthard aus der Boxengasse fährt,<br />

steht er gleich einmal ordentlich quer und muss die<br />

1570 Kilo Lebendgewicht mit einem blitzartigen<br />

Lenkradschlag einfangen. „Sag ich ja: verdammt<br />

rutschig.“<br />

M<br />

assiv baut sich die lange Motorhaube vor<br />

dem Cockpit auf, aus Innensicht vielleicht der<br />

größte Unterschied zu einem Porsche 911.<br />

Der AMG GT wirft sich bergauf zur Remus-<br />

Kurve, Ziehen am rechten Schaltpaddel hinter dem<br />

Lenkrad schaufelt Gänge nach: „Nicht so schnell wie<br />

in der Formel 1, aber um Welten besser und schneller<br />

als jedes manuelle Getriebe. Man kann sich voll auf<br />

die Linie konzentrieren.“<br />

Die allerdings ist komisch. David fährt ebendort,<br />

wo man als Laie nicht fahren würde. „Das ist die<br />

Regenlinie. Der Gummiabrieb macht die Ideallinie<br />

unter verschärften Bedingungen nahezu unfahrbar.“<br />

DC illustriert, was er damit meint: Auf der Schönberg-Geraden<br />

setzt er den AMG GT dorthin, wo Wolfgang<br />

Normalpilot auch fahren würde. Ein Blick auf<br />

den Tacho zeigt 240 km/h, es geht bergab auf die<br />

Schlossgold-Kurve zu, da sagt David völlig cool:<br />

„Wenn du hier beim Bremsen den Grip an der Vorderachse<br />

verlierst, findest du ihn erst im Kiesbett wieder.“<br />

Genau das passiert leider jetzt. Weil das aber Absicht<br />

Rennfahrer und wie<br />

sie die Welt sehen:<br />

„Pure Rennwagen zu<br />

bauen ist einfach.<br />

Da geht es einzig um<br />

Performance. Ihnen<br />

allerdings auch noch<br />

Alltagskomfort angedeihen<br />

zu lassen ist<br />

die weitaus schwierigere<br />

Übung.“<br />

60 THE RED BULLETIN

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