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The Red Bulletin Februar 2015 - DE

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STUDIO-SPERRSTUN<strong>DE</strong>N<br />

GIBT ES NICHT – WAS<br />

AUF KOSTEN <strong>DE</strong>S<br />

SCHLAFPENSUMS GEHT.<br />

Die <strong>Red</strong> Bull Music<br />

Academy animiert auch<br />

Tokios Bevölkerung<br />

zum Musikmachen: mit<br />

einem 2 ½ Meter hohen<br />

Synthesizer am Gehsteig<br />

mitten im Szeneviertel<br />

Shibuya (links).<br />

Die Passanten drehen<br />

neugierig an den handflächengroßen<br />

Drehknöpfen<br />

und entlocken<br />

dem schwarzen Schrank<br />

spacige Sounds.<br />

In Studio 4 sitzt Tollcrane, ein Teilnehmer<br />

aus Pakistan, und feilt an<br />

einem krachigen Techno-Stück. Für<br />

den schlaksigen Schnurrbartträger ist<br />

die Academy eine aufregende Ansammlung<br />

an ersten Malen: Zum ersten Mal<br />

ist er in einem anderen Land. Vor vier<br />

Tagen war er zum ersten Mal in einem<br />

Nachtclub, wo er sich mit seinem<br />

Helden die Plattenspieler teilte: BBC-<br />

Radio-DJ Benji B. Und am wichtigsten:<br />

Es ist das erste Mal, dass der 28-Jährige<br />

mit Gleichgesinnten Musik machen<br />

kann. „Meine Heimatstadt Karatschi ist<br />

wie Gotham City“, sagt er. „Nur ohne<br />

Batman.“ Schließlich lebt er in einem<br />

Land, wo die Regierung Websites wie<br />

YouTube sperrt. Wo man am Heimweg<br />

von der Arbeit jedes Mal aufpassen<br />

muss, nicht in eine Straßenschlacht zu<br />

geraten. „Sich zwei Wochen nur der<br />

Musik hingeben zu können ist der<br />

größte Luxus, den ich mir vorstellen<br />

kann“, sagt er.<br />

Tollcrane hat in fünf Studionächten<br />

drei Tracks produziert und bei etlichen<br />

anderen mitgeholfen. Er hat für die<br />

österreichische Teilnehmerin Mimu<br />

Merz Gesang aufgenommen und für<br />

King Bruce eine Bassline eingespielt.<br />

„Wenn ich bei einem eigenen Track<br />

nicht weiterkomme, schaue bei den<br />

anderen im Studio vorbei und arbeite<br />

mit, ganz spontan.“<br />

So etwas wie ein vorgegebenes<br />

Pensum an Tracks, das die Teilnehmer<br />

erfüllen müssen, gibt es nicht. Auch<br />

keine Studio-Sperrstunden – was freilich<br />

auf Kosten des Schlafpensums geht.<br />

Vergangene Nacht hat Tollcrane das<br />

Studio um sieben Uhr früh verlassen,<br />

um nach nur vier Stunden Schlaf rechtzeitig<br />

zur Lecture von Techno-Legende<br />

Robert Hood wieder zurück zu sein.<br />

Aber das ist ein Umstand, auf den<br />

Academy-Chef Torsten Schmidt schon<br />

in seiner Begrüßungsrede hingewiesen<br />

hat, erinnert Tollcrane. „Er sagte da:<br />

‚Versucht nicht, die Academy zu verstehen.<br />

Holt das Maximum für euch<br />

heraus. Und schlaft nicht zu viel.<br />

Denn Schlafen ist was für Loser.‘“<br />

www.redbullmusicacademy.com<br />

THE RED BULLETIN 77

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