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Vor drei Jahren, da war er<br />
18, fällte King Bruce eine<br />
Entscheidung: gegen<br />
eine Karriere als Fußballprofi,<br />
für eine Karriere<br />
als Musiker. Er wollte Tracks produzieren<br />
wie sein Vorbild Carl Craig, die<br />
Legende aus Detroit, die den Techno in<br />
die Welt getragen und 1993 mit „Bug<br />
in the Bass Bin“ den Grundstein für<br />
das Genre Drum ’n’ Bass gelegt hatte.<br />
Jetzt sitzt King Bruce neben Carl<br />
Craig. In einem zehn Quadratmeter<br />
großen Tonstudio im Tokioter Bezirk<br />
Shibuya. Es ist zwei Uhr morgens, die<br />
vergangenen sechs Stunden haben die<br />
beiden damit verbracht, einen Track<br />
aufzunehmen.<br />
„Fertig, oder?“, sagt Craig dann,<br />
schwarzes T-Shirt, schwarze Lederhose,<br />
schwarze Sneakers, schwarze<br />
Sonnenbrille. „Lass uns mal hören.“<br />
Ein Mausklick von Bruce, die Bass<br />
Drum schießt aus den Boxen, Hi-Hats,<br />
dann lässt ein wuchtiger Synthesizer<br />
die Membran der Lautsprecher flattern.<br />
Craig nickt.<br />
Ein paar Minuten später, King Bruce<br />
macht eine Pause, nimmt eine Wasserflasche<br />
aus dem Kühlschrank im Flur<br />
vor dem Studio. „Wenn mir jemand vor<br />
einem Jahr gesagt hätte, dass ich eine<br />
Nacht lang mit Carl Craig im Studio<br />
arbeiten würde, hätte ich ihn für verrückt<br />
erklärt“, sagt der 21-jährige<br />
Südafrikaner. „Es war total entspannt.<br />
Wie mit einem Freund abhängen. Und<br />
zugleich habe ich wahrscheinlich nie<br />
zuvor so viel über Musik gelernt wie<br />
in dieser Nacht.“<br />
Willkommen bei der <strong>Red</strong> Bull Music<br />
Academy. Nirgendwo sonst in der<br />
Musikwelt kommen junge Musiker<br />
ihren Helden näher als hier. Seit 1998<br />
lädt das Musikcamp alljährlich zwei<br />
Gruppen von dreißig talentierten Jungmusikern<br />
aus aller Herren Ländern für<br />
jeweils zwei Wochen an einen Ort,<br />
etwa New York, London, São Paulo.<br />
Der Ablauf ist immer derselbe: In den<br />
Städten wird ein altes Gebäude im<br />
Stadtzentrum renoviert, werden Tonstudios<br />
und eine Lecture Hall eingerichtet.<br />
Untertags gibt’s Vorträge<br />
von Musiklegenden, nachts machen<br />
die Profis mit den Teilnehmern in den<br />
Studios Musik und treten mit ihnen in<br />
den besten Clubs der Stadt auf.<br />
Vergangenen Herbst richtete die <strong>Red</strong><br />
Bull Music Academy ihr Hauptquartier<br />
in Tokio ein. 28 Tage und 28 Nächte.<br />
28 Lectures, 25 Konzerte, Partys.<br />
Raus aus der Komfortzone<br />
Chelsea Jade, 25 Jahre, schmales,<br />
feines Gesicht, langes blondes Haar, lud<br />
vor drei Jahren einen Demo-Song auf<br />
ihre Website. Einfach so. Ein Jahr danach<br />
gewann sie damit den wichtigsten<br />
„DIE LÄRMIGE MUSIK<br />
<strong>DE</strong>R BOREDOMS IST<br />
UNSER BLUES.“<br />
SUGURU SAITO/RED BULL CONTENT POOL, DAN WILTON/RED BULL<br />
CONTENT POOL (2), SO HASEGAWA/RED BULL MUSIC ACA<strong>DE</strong>MY (2),<br />
YUSAKU AOKI/RED BULL MUSIC ACA<strong>DE</strong>MY<br />
74 THE RED BULLETIN