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Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC Ausgabe 02/2012
Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC
Ausgabe 02/2012
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Foto: www.shrinkingcities.com<br />
Foto: Urban farming, Detroit<br />
Detroit ist eine Stadt, in der die Einwohnerzahl von einst zwei<br />
Millionen auf 700.000 geschrumpft ist, in der 4.000 verlassene<br />
Bauten stehen und in die Touristen nur kommen, um Bauruinen<br />
zu fotografieren.<br />
Bürger, Organisationen und die Stadtverwaltung haben in<br />
den letzten Jahren die Landwirtschaft in den urbanen Raum geholt.<br />
In brach liegenden Arealen oder dort, wo Häuser abgerissen wurden,<br />
werden Urban Gardening-Projekte betrieben.<br />
Schlüter von der Abteilung Hypertransformation<br />
an der Hochschule Zittau-Görlitz schlägt<br />
deshalb ein Genossenschaftsmodell mit Anreizsystem<br />
vor, bei dem Bund und Länder wie<br />
gewohnt Zuschüsse an Mobilitätsanbieter<br />
leisten. Wer es schafft, die Nutzerzahlen zu<br />
steigern, kann sich die so erworbenen Gelder<br />
behalten.<br />
die britische Stadt<br />
Manchester gilt<br />
international als vorbild<br />
Tourismus ist auch ein Stichwort für Transformationsprozesse<br />
in vornehmlich alpinen<br />
Regionen. Dort könnten große Naturschutzgebiete<br />
<strong>neu</strong>e Impulse bringen, glaubt Norbert<br />
Weixlbaumer von der Universität Wien. In den<br />
westfranzösischen Alpen kurbeln diese schon<br />
jetzt den sanften Tourismus an. „Dadurch gewinnt<br />
der Lebensraum an Qualität und wird<br />
für Betriebsansiedlungen attraktiver“, sagt<br />
Weixlbaumer.<br />
Wie Kultur eine Region beleben kann, zeigt das<br />
britische Beispiel Manchester, das neben Detroit<br />
als Good-Practice-Beispiel für erfolgreichen<br />
Stadtumbau gilt. Dort gelang nach dem Verlust<br />
der klassischen Industriezweige durch den Bau<br />
eines großen Shoppingcenters, durch mehrere<br />
Kulturinitiativen sowie die Ansiedlung von<br />
<strong>neu</strong>en Berufsfeldern der Turnover. Mittlerweile<br />
verzeichnet Manchester sogar einen leichten Bevölkerungszuwachs.<br />
Die Stadtverwaltung kam<br />
der Bevölkerung dabei entgegen: Wer konstruktiv<br />
zum Umbau der Stadt beitragen wollte, dem<br />
wurden ohne Verrechnung von Betriebskosten<br />
Gebäude zur Verfügung gestellt.<br />
Die Bereitschaft zum Umbau und der Mut zum<br />
Rückbau müssen in Eisenerz erst vollständig<br />
ankommen. Das 2006 gestartete und noch bis<br />
2021 laufende Projekt redesign Eisenerz beäugte<br />
die Bevölkerung lange Zeit skeptisch. Als das<br />
erste Gebäude abgerissen wurde, seien die Emotionen<br />
hochgegangen, berichtet Elisa Rosegger-<br />
Purkrabek von redesign Eisenerz. Ähnlich dem<br />
Schrumpfen ist<br />
schmerzhaft.<br />
Kultur und Bildung<br />
als Gegenstrategie<br />
deutschen Modell „Stadtumbau Ost“ setzt man<br />
gezielt auf Schrumpfung, indem vornehmlich<br />
peripher gelegene und vielfach leer stehende<br />
Wohnsiedlungen abgerissen und die verbliebenen<br />
Bewohner dazu bewegt werden sollen, in<br />
den Innenstadtbereich zu ziehen. Sieben Wohnhäuser<br />
fielen der Abrissbirne schon zum Opfer,<br />
über 120 H<strong>aus</strong>halte sind umgesiedelt. Weitere<br />
Projektziele von redesign Eisenerz sind, die Region<br />
touristisch als Ganzjahresdestination zu<br />
etablieren, die Betriebe in der Region zu stärken,<br />
mit entsprechendem Schulangebot stärker<br />
auf Bildung zu setzen und kulturelle Angebote<br />
zu etablieren. Bis 2030 soll sich die Einwohnerzahl<br />
von derzeit 5.000 auf 3.500 einpendeln.<br />
Wie vor dem Boom der Industrialisierung. •<br />
1 www.stadtumbau-ost.info<br />
2 www.www.moz.de/galerie/uebersicht/<br />
g3/908/155780<br />
3 www.oerok-atlas.at<br />
4 www.eisenerz.at/redesign<br />
5 http://elpub.bib.uni-wuppertal.de/servlets/<br />
DerivateServlet/Derivate-684/d110401.pdf<br />
<strong>Alles</strong> <strong>aus</strong>. <strong>Alles</strong> <strong>neu</strong>.<br />
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