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Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC Ausgabe 02/2012
Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC
Ausgabe 02/2012
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Von sprechenden<br />
Ampeln und Autos, die<br />
überflüssig werden<br />
Halb so viele Autos wie heute und dennoch schneller am Ziel –<br />
2050 könnten wir uns an diesen Gedanken gewöhnt haben.<br />
Von Martin Strubreiter<br />
Die Verkehrsampeln der Zukunft sehen<br />
die Kolonnen kommen, vermessen deren<br />
Geschwindigkeit, kommunizieren<br />
in Echtzeit miteinander und regeln den<br />
Verkehr durch grüne Wellen deutlich<br />
flüssiger – nicht nur für Autos, sondern<br />
auch für Fußgänger und Radfahrer.<br />
So sieht einer der vielen Mosaiksteine<br />
<strong>aus</strong>, <strong>aus</strong> denen sich Mobilität künftig<br />
zusammensetzen wird. Autos wird es<br />
auch in Zukunft noch geben, aber sie<br />
werden in Europas Städten eine geringere<br />
Rolle spielen als heute. Davon geht<br />
Wolfgang Schade vom Fraunhofer-Institut<br />
für System- und Innovationsforschung<br />
in Berlin <strong>aus</strong>, Autor der Studie<br />
VIVER 1 (VIsion für nachhaltigen<br />
VERkehr in Deutschland): „Bis 2050<br />
wird der PKW-Bestand in Deutschland<br />
von 523 auf rund 250 pro 1000 Einwohner<br />
gesunken sein.“ Für Österreich<br />
(derzeit 537 Pkw je 1000 Einwohner) ist<br />
in Städten Ähnliches zu erwarten.<br />
Dass der bisherige Verkehr vor allem<br />
in den Städten an seine und die Grenzen<br />
der Bewohner stößt, ist schon<br />
heute fühlbar. Vor dem endgültigen<br />
Steckenbleiben wird aber ein Umdenken<br />
einsetzen, das schmerzlich sein<br />
kann, weil ein paar lieb gewonnene Bequemlichkeiten<br />
auf der Strecke bleiben<br />
werden, oder eine freudige Chance,<br />
weil dann doch alles schneller, günstiger<br />
und geschmeidiger gehen wird.<br />
Fest steht: Technik alleine wird St<strong>aus</strong>,<br />
Lärmproblem und CO 2-Emissionen<br />
nicht beseitigen können. Auch der<br />
Mensch wird einen <strong>neu</strong>en Zugang<br />
zur Mobilität entwickeln müssen, um<br />
rasch, umweltfreundlich und unproblematisch<br />
sein Ziel zu erreichen.<br />
Eine einzige<br />
Netzkarte für<br />
viele städte<br />
Die häufigste Frage wird also nicht<br />
mehr jene sein, welches Auto man<br />
fährt. Irene Feige, Leiterin des Münchner<br />
Instituts für Mobilitätsforschung<br />
(IFMO): „Künftig wird die Frage lauten:<br />
Wie komme ich optimal, also<br />
schnell und ressourcenschonend, in<br />
Stadt und Land von A nach B?“ Es geht<br />
also nicht nur um Verkehrswege und<br />
-mittel, sondern um individuelle Mobilität<br />
mit unterschiedlichen Motiven<br />
und Bedürfnissen.<br />
Dazu werden deutlich mehr unterschiedliche<br />
Verkehrsmittel bereit<br />
stehen als bisher. Und auch das Auto<br />
wird es noch immer geben: in verschiedenen<br />
Größen, elektrisch, mittels<br />
Wasserstoff oder als (wahlweise rein<br />
elektrisch oder mittels Verbrennungsmotor<br />
zu fahrender) Plug-in-Hybrid.<br />
Der Stadtbewohner der Zukunft wird<br />
multi modale Mobilität pflegen. Viele<br />
Experten gehen davon <strong>aus</strong>, dass sich<br />
die User der Zukunft wünschen, ohne<br />
jede Hemmschwelle zwischen den Verkehrsmitteln<br />
wechseln zu können. Alle<br />
sollten mit einer einzigen Mobilitätskarte<br />
zugänglich sein, überall in der<br />
Stadt bereit stehen, und die Planung<br />
einer Fahrt sollte einfach sein wie nie<br />
zuvor: Man gibt dem Smartphone oder<br />
einem anderen digitalen Assisten ten das<br />
Ziel an, und schon wird die schnellste,<br />
kostengünstigste und umweltschonendste<br />
Route angezeigt. Die benötigten<br />
Leihautos, -fahr- oder -motorräder<br />
können gleich reserviert werden, der<br />
Fahrplan öffentlicher Verkehrsmittel<br />
wird angezeigt, man wird zum Startpunkt<br />
gelotst, und nach der Fahrt wird<br />
p<strong>aus</strong>chal und automatisch abgerechnet.<br />
Teil dieser Vision ist, dass durch die<br />
perfekte Vernetzung der Anbieter eine<br />
Mobilitätskarte in vielen Städten einsetzbar<br />
ist. Mit anderen Worten: Man<br />
kombiniert einfach jene Verkehrsmittel,<br />
die am besten zur Fahrstrecke passen.<br />
Das private Auto wird dabei überflüssig.<br />
Sobald Carsharing sehr viele<br />
Nutzer hat, wird es auch deutlich flexibler<br />
sein als heute: Jede Autokategorie<br />
wird verfügbar sein, vom wendigen<br />
Elektro-Zweisitzer für die Stadt bis zum<br />
Van für Urlaubsreisen. Die Autos können<br />
überall stehengelassen werden,<br />
weil überall potenzielle User wohnen.<br />
Ein weiterer Clou: Man muss nicht<br />
mehr unbedingt selbst Autofahren.<br />
Das autonome, computergesteuerte<br />
Auto gibt es bereits und wird unseren<br />
Alltag in den nächsten 20 Jahren revolutionieren.<br />
Ein ebenso bekannter Stammgast früherer<br />
Zukunftszenarien ist das fliegende<br />
Auto. Mit dem EU-Projekt<br />
MyCopter (siehe auch Seite 11) wird<br />
aktuell an der praktischen Durchführung<br />
getüftelt. Vor allem die Gefahr<br />
der Kollision mit ober- und unterhalb<br />
<strong>Alles</strong> <strong>aus</strong>. <strong>Alles</strong> <strong>neu</strong>.<br />
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