11.06.2015 Aufrufe

Alles aus. Alles neu.

Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC Ausgabe 02/2012

Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC
Ausgabe 02/2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Von sprechenden<br />

Ampeln und Autos, die<br />

überflüssig werden<br />

Halb so viele Autos wie heute und dennoch schneller am Ziel –<br />

2050 könnten wir uns an diesen Gedanken gewöhnt haben.<br />

Von Martin Strubreiter<br />

Die Verkehrsampeln der Zukunft sehen<br />

die Kolonnen kommen, vermessen deren<br />

Geschwindigkeit, kommunizieren<br />

in Echtzeit miteinander und regeln den<br />

Verkehr durch grüne Wellen deutlich<br />

flüssiger – nicht nur für Autos, sondern<br />

auch für Fußgänger und Radfahrer.<br />

So sieht einer der vielen Mosaiksteine<br />

<strong>aus</strong>, <strong>aus</strong> denen sich Mobilität künftig<br />

zusammensetzen wird. Autos wird es<br />

auch in Zukunft noch geben, aber sie<br />

werden in Europas Städten eine geringere<br />

Rolle spielen als heute. Davon geht<br />

Wolfgang Schade vom Fraunhofer-Institut<br />

für System- und Innovationsforschung<br />

in Berlin <strong>aus</strong>, Autor der Studie<br />

VIVER 1 (VIsion für nachhaltigen<br />

VERkehr in Deutschland): „Bis 2050<br />

wird der PKW-Bestand in Deutschland<br />

von 523 auf rund 250 pro 1000 Einwohner<br />

gesunken sein.“ Für Österreich<br />

(derzeit 537 Pkw je 1000 Einwohner) ist<br />

in Städten Ähnliches zu erwarten.<br />

Dass der bisherige Verkehr vor allem<br />

in den Städten an seine und die Grenzen<br />

der Bewohner stößt, ist schon<br />

heute fühlbar. Vor dem endgültigen<br />

Steckenbleiben wird aber ein Umdenken<br />

einsetzen, das schmerzlich sein<br />

kann, weil ein paar lieb gewonnene Bequemlichkeiten<br />

auf der Strecke bleiben<br />

werden, oder eine freudige Chance,<br />

weil dann doch alles schneller, günstiger<br />

und geschmeidiger gehen wird.<br />

Fest steht: Technik alleine wird St<strong>aus</strong>,<br />

Lärmproblem und CO 2-Emissionen<br />

nicht beseitigen können. Auch der<br />

Mensch wird einen <strong>neu</strong>en Zugang<br />

zur Mobilität entwickeln müssen, um<br />

rasch, umweltfreundlich und unproblematisch<br />

sein Ziel zu erreichen.<br />

Eine einzige<br />

Netzkarte für<br />

viele städte<br />

Die häufigste Frage wird also nicht<br />

mehr jene sein, welches Auto man<br />

fährt. Irene Feige, Leiterin des Münchner<br />

Instituts für Mobilitätsforschung<br />

(IFMO): „Künftig wird die Frage lauten:<br />

Wie komme ich optimal, also<br />

schnell und ressourcenschonend, in<br />

Stadt und Land von A nach B?“ Es geht<br />

also nicht nur um Verkehrswege und<br />

-mittel, sondern um individuelle Mobilität<br />

mit unterschiedlichen Motiven<br />

und Bedürfnissen.<br />

Dazu werden deutlich mehr unterschiedliche<br />

Verkehrsmittel bereit<br />

stehen als bisher. Und auch das Auto<br />

wird es noch immer geben: in verschiedenen<br />

Größen, elektrisch, mittels<br />

Wasserstoff oder als (wahlweise rein<br />

elektrisch oder mittels Verbrennungsmotor<br />

zu fahrender) Plug-in-Hybrid.<br />

Der Stadtbewohner der Zukunft wird<br />

multi modale Mobilität pflegen. Viele<br />

Experten gehen davon <strong>aus</strong>, dass sich<br />

die User der Zukunft wünschen, ohne<br />

jede Hemmschwelle zwischen den Verkehrsmitteln<br />

wechseln zu können. Alle<br />

sollten mit einer einzigen Mobilitätskarte<br />

zugänglich sein, überall in der<br />

Stadt bereit stehen, und die Planung<br />

einer Fahrt sollte einfach sein wie nie<br />

zuvor: Man gibt dem Smartphone oder<br />

einem anderen digitalen Assisten ten das<br />

Ziel an, und schon wird die schnellste,<br />

kostengünstigste und umweltschonendste<br />

Route angezeigt. Die benötigten<br />

Leihautos, -fahr- oder -motorräder<br />

können gleich reserviert werden, der<br />

Fahrplan öffentlicher Verkehrsmittel<br />

wird angezeigt, man wird zum Startpunkt<br />

gelotst, und nach der Fahrt wird<br />

p<strong>aus</strong>chal und automatisch abgerechnet.<br />

Teil dieser Vision ist, dass durch die<br />

perfekte Vernetzung der Anbieter eine<br />

Mobilitätskarte in vielen Städten einsetzbar<br />

ist. Mit anderen Worten: Man<br />

kombiniert einfach jene Verkehrsmittel,<br />

die am besten zur Fahrstrecke passen.<br />

Das private Auto wird dabei überflüssig.<br />

Sobald Carsharing sehr viele<br />

Nutzer hat, wird es auch deutlich flexibler<br />

sein als heute: Jede Autokategorie<br />

wird verfügbar sein, vom wendigen<br />

Elektro-Zweisitzer für die Stadt bis zum<br />

Van für Urlaubsreisen. Die Autos können<br />

überall stehengelassen werden,<br />

weil überall potenzielle User wohnen.<br />

Ein weiterer Clou: Man muss nicht<br />

mehr unbedingt selbst Autofahren.<br />

Das autonome, computergesteuerte<br />

Auto gibt es bereits und wird unseren<br />

Alltag in den nächsten 20 Jahren revolutionieren.<br />

Ein ebenso bekannter Stammgast früherer<br />

Zukunftszenarien ist das fliegende<br />

Auto. Mit dem EU-Projekt<br />

MyCopter (siehe auch Seite 11) wird<br />

aktuell an der praktischen Durchführung<br />

getüftelt. Vor allem die Gefahr<br />

der Kollision mit ober- und unterhalb<br />

<strong>Alles</strong> <strong>aus</strong>. <strong>Alles</strong> <strong>neu</strong>.<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!