StädteRegion Aachen
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DIE WISSENSREGION<br />
Helga Hermanns<br />
Inklusion: gemeinsam leben und lernen<br />
Es ist ein Samstag im Mai, die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Perfekt für die<br />
Gastgeber der langen Kaffeetafel, die vor dem <strong>Aachen</strong>er Elisenbrunnen aufgebaut<br />
wurde. Im Café „WIR ALLE“ wird heute Inklusion gelebt. Menschen mit und ohne Behinderung<br />
haben die Aktion drei Monate lang vorbereitet, heute sind sie Gäste und Gastgeber<br />
zugleich. Rund 50 Menschen sitzen an der langen Tafel, die Stühle hat die Werkstatt<br />
der Lebenshilfe zur Verfügung gestellt, das Geschirr kommt aus dem Restaurant<br />
des Stadttheaters, nur wenige Schritte vom Elisenbrunnen entfernt. Passanten bleiben<br />
stehen, kommen mit den Menschen an der Kaffeetafel ins Gespräch oder setzen sich<br />
gleich dazu. Es wird viel erzählt an diesem Tag, gelacht und auch Musik gemacht. Ein<br />
unbeschwertes, fröhliches Miteinander ohne Barrieren – so könnte man es zusammenfassen.<br />
Und ein gutes Beispiel dafür, wie Inklusion in der <strong>StädteRegion</strong> <strong>Aachen</strong> künftig<br />
funktionieren könnte.<br />
Das Projekt „WIR ALLE“ ist ein trägerübergreifendes Inklusionsprojekt der Josefs-<br />
Gesellschaft gGmbH Vinzenz-Heim <strong>Aachen</strong>, der Caritas-Lebenswelten GmbH sowie der<br />
Lebenshilfe <strong>Aachen</strong>, dem Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte <strong>Aachen</strong>, der<br />
Alexianer <strong>Aachen</strong> GmbH und dem ABK-Hilfswerk. Gefördert wird es durch die Aktion<br />
Mensch. Die Idee ist, in Sozialräumen der <strong>StädteRegion</strong> <strong>Aachen</strong> Inklusion zu fördern<br />
und auf die speziellen Bedürfnisse der Bewohner eines Stadtteils, eines Wohnquartiers<br />
oder einer Gemeinde abzustimmen.<br />
„Für Inklusion gibt es kein Erfolgsrezept. Jeder Sozialraum hat seine eigenen Voraussetzungen<br />
und seine eigenen Herausforderungen.“ So steht es auf der Internetseite des<br />
Projekts „WIR ALLE“. Um herauszufinden, welche Herausforderungen das sind, hat die<br />
<strong>StädteRegion</strong> <strong>Aachen</strong> als erste Kommune in NRW ein Inklusionsamt eingerichtet. Amtsleiterin<br />
ist Bettina Herlitzius, eine erfahrene Verwaltungsfachfrau. Inklusion ist ihr vor<br />
allem als ehemalige Leiterin des Amtes für Wohnungsbau ein Begriff. „Aber es gibt<br />
noch viel zu lernen“, hat sie festgestellt. Lehrmeister sind dabei oft die Menschen mit<br />
einer Einschränkung oder Behinderung, die ihre Welt und ihren Alltag völlig anders<br />
erleben. So gibt es im Inklusionsamt eine nahezu blinde Auszubildende. „Ich habe ihr<br />
zu Beginn eine Aufgabe gegeben, die alle Anfänger hier machen. Es ging um eine<br />
Recherche“, erinnert sich Bettina Herlitzius. Anstatt ein paar Stunden brauchte die junge<br />
Frau Tage und gab dann auf, weil kaum eine Internetseite, auf der sie recherchieren<br />
sollte, barrierefrei war. Auch die Softwareprogramme in der Verwaltung sind (noch)<br />
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