Franz-Josef Drabig.78Uhr gewesen sein. Aber ich weiß, dass wir oftkaum Zeit hatten, Mittag zu essen. Um ein Uhrwar die Fraktionsvorstandssitzung und um dreiUhr dann die Fraktionssitzung, so dass wir voneiner Sitzung zur anderen gingen. Aber ich betonedas nochmals, wir haben dann die Ergebnissenicht diktatorisch versucht durchzusetzen,sondern wir haben sie der Gesamtfraktion undvorher dem Fraktionsvorstand so zur Diskussiongestellt.Erdmann Linde: Offensichtlich sind einigeAnwesende der Meinung, dass ist nur bei euchso gewesen und danach nicht mehr.Rolf Schäfer: Das kann ich nicht beurteilen, ichbin ja 1984 aus dem Rat ausgeschieden. Dassind immerhin jetzt schon über 22 Jahre. Abereines darf ich noch einmal betonen: Auch in derFraktionsarbeit unter meinem Vorsitz habe ichWert darauf gelegt, dass wir immer Teamarbeithatten. Mir wurde oft vorgehalten, du bist indeiner Versammlungsleitung zu großzügig, dulässt zu viele reden. Ich habe Wert darauf gelegt,dass die Themen wirklich ausdiskutiert wurdenund dann habe ich allerdings Wert darauf gelegt,wenn es einzelne spezielle Fachfragen waren,dass die Fachfraktionen vorher eine eigeneMeinung hatten. Ich wollte nicht haben, dassin der großen Fraktion die Fachdiskussionender Fachfraktionen noch verlagert wurdenund noch mal wiedergekaut wurde, sondernich wollte gerne von der Fachfraktion eineklare Meinung haben. Das hat sich bewährt.Aber die Gesamtfraktion hat unter meinerLeitung reichlichst Zeit gehabt, immer alleProbleme auszudiskutieren und das mussich noch betonen: Die Bezirksvorsteher undBezirksfraktionssprecher hatten, wenn es ihrenBezirk anging, ebenfalls das Rederecht und da istmanches Mal von den Ortsvereinen über dieseBezirksvorsteher und Bezirksfraktionssprecherwirklich auch die Meinung des Ortsvereinesdort vorgetragen worden, und wir haben immerwieder versucht, Wege zu finden, dass wirdiese Auffassung mit einbinden konnten in dieBeschlussfassung.Erdmann Linde: Damals als du Fraktionsvorsitzenderwarst, war Horst Zeidler Fraktionsgeschäftsführer,zumindest einen großen Teilder Zeit. Kannst du noch was zu Horst Zeidlersagen, der ja nicht mehr unter uns ist. Wie hastdu die Zusammenarbeit mit ihm erlebt.Rolf Schäfer: Ich habe, bis auf ein oder zweiDinge, Horst Zeidler als einen sehr loyalenPartner feststellen können. Der hat einmal, daswill ich ruhig sagen, als Planungsausschussvorsitzenderin meinem Wahlkreis rumgefummelt
und da hat es dann in der Fraktion geknallt, weilich mir das einfach nicht habe bieten lassen.Das gilt aber auch für alle. Es kann nicht sein,dass in entscheidende Dinge in einem Wahlkreis,in dem ein Genosse sich vor Ort verantwortenmuss, reingefummelt wird, und dass der dannübergangen wird. Mit dem muss auch derbetreffende Fraktionssprecher oder Vorsitzendevorher gesprochen haben, bevor etwas in derGesamtfraktion diskutiert wird, damit dasauch geklärt ist. Das kann nicht anders sein. Ichgelte ja als einer, der sehr sanftmütig ist, aberwenn die Grenzen überschritten werden, dannmuss auch mal ein passendes Wort gesprochenwerden. Und das war einmal, aber der hat mirdas nicht nachgetragen. Der hat eingesehen,dass das nicht geht, und ich habe mit demHorst bis zum letzten Tag ein ausgezeichnetesArbeitsverhältnis gehabt.Erdmann Linde: Nach Horst Zeidler kommtFranz-Josef Drabig. Bitte bleibt alle sitzen, eskann noch lustig werden. Franz-Josef, du bistähnlich wie Günter Samtlebe ganz jung in denRat gekommen. Warst du damals der Jüngste?Franz-Josef Drabig: Ja, ich war damals der Jüngstein der Fraktion, so ähnlich wie bei Günter. PaulRonska, mein Vorgänger, hatte Zucker und ichwar im Urlaub in Jugoslawien mit dem Bootunterwegs und kam zurück. Ich war damalsOrtsvereinsvorsitzender in Alt-Scharnhorst. Wirmachten eine Gartenfete und dann erklärte mirPaul: „Du, ich kandidiere nicht mehr, wir habenschon mal für dich getagt und du kandidierstjetzt.“ Und dann war ich im Rat.Erdmann Linde: Du musst ja zu der damaligenZeit Jungsozialist gewesen sein. Das war ja dieErneuerungsphase der <strong>SPD</strong>, war das schwierigin Scharnhorst? Es waren ja immer noch diegleichen Gesichter.Franz-Josef Drabig: Die Juso-Zeit war da schonvorbei, jedenfalls meine aktive Juso-Zeit. Dortgab es in den späten 70ern schon ein Problem mitden Kollegen aus den Industriegewerkschaften,die ja im Ortsverein das Sagen hatten. Die Diskussionenwaren in der Sache immer hart, aberniemals haben wir die Menschen verletzt!darüber sehr viel Lustiges erzählen kann. Abersoviel kann man dann vielleicht doch sagen: Eswar Irrlehre.Franz-Josef Drabig: Ich denke, heute lehrt esjeder Ökonomieprofessor.Erdmann Linde: Ich wollte die Gelegenheitnutzen, weil ich das Mikrofon halte, noch einmalrecht zu behalten. Also erzähl, du hattest an denHerforder Thesen mitgeschrieben.Franz-Josef Drabig: Dann war klar, dass einpaar namentlich bekannte <strong>Dortmund</strong>er, HaraldHudy ist heute Bezirksvorsteher, längere ZeitFunktionsverbot hatten, welche aus der Parteiherausflogen, und ich glaube, dass das einProblem war, dass wir dann eine Menge dieserGeneration zwischen 30 und 40 heute verlorenhaben, die gesagt haben, in einer solchenPartei, wo wir nicht mal unsere Meinung sagendürfen, da hauen wir dann in den Sack. Ich habestatt dessen Hauskassierungen gemacht in derschlimmsten Ecke bei uns, in der WambelerHeide, Wambeler Holz, aber es hat mich dochgeprägt, es war gut.Erdmann Linde: Womit hast du angefangenim Rat, welches waren deine ersten Arbeitsgebiete?Franz-Josef Drabig: Den ersten Streit hatten derErnst Prüsse und ich. Man hat uns aufeinandergehetzt. Es gab damals die Ellipse und dieBlechmafia, die dann um die Grubenponysangereichert war. Die hatten zwei Kandidatenfür den Stellvertreter vom Stellvertreter vomStellvertreter und da wurden Ernst und ich delegiertvon den jeweiligen Gruppen, Ernst von derEllipse und ich den Blechmafiosen.Wir haben gegeneinander kandidiert, Ernst hatgewonnen und ist stellvertretender Wirtschaftssprechervon Gerd Kompe geworden. Ich bindann irgendwann in den Planungsausschussgegangen, und zwei Jahre später Sprecher desPlanungsausschusses geworden.Erdmann Linde: Hat dich das erfreut, befriedet,Planungsausschuss oder hast du derWirtschaftspolitik immer noch nachgetrauert?Erdmann Linde: Das war Stamokap, wir wollendas nicht im Einzelnen ausweiten, weil manFranz-Josef Drabig: Ich war ja in beiden Ausschüssen,Ernst war glaube ich auch in beiden79