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Homophobie in der Einwanderungsgesellschaft - Berlin.de

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23 Anmerkungen zu Rassismus und <strong>Homophobie</strong>Die Köper <strong><strong>de</strong>r</strong> so genannten ‚e<strong>in</strong>geborenen Frauen’ wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Texten<strong><strong>de</strong>r</strong> Kolonialherren beschrieben wie die besetzten Län<strong><strong>de</strong>r</strong>: Für die Kolonialherrens<strong>in</strong>d sie beängstigend und verlockend zugleich. Zeitgleich mit diesen Vorstellungenentsteht auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskurs um <strong>de</strong>n effem<strong>in</strong>ierten orientalischenMann, <strong><strong>de</strong>r</strong> entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> als homosexuell o<strong><strong>de</strong>r</strong> als Lüstl<strong>in</strong>g dargestellt wird. Ihmgegenüber steht <strong><strong>de</strong>r</strong> virile, ehrenvolle und hel<strong>de</strong>nhafte weiße europäischeMann, <strong><strong>de</strong>r</strong> sowohl die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Frau als auch die Europäer<strong>in</strong> vor <strong>de</strong>n ‚Wil<strong>de</strong>n’ rettet.Interessanterweise wer<strong>de</strong>n häufig alle Frauen – bei allen Unterschie<strong>de</strong>n <strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> Repräsentation – als Opfer <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Männer vorgestellt. Gayatri C. Spivakspricht im Falle <strong>de</strong>s Diskurses um die Witwenverbrennung <strong>in</strong> Indien von„<strong>de</strong>m weißen Mann <strong><strong>de</strong>r</strong> die ‚braune Frau vor <strong>de</strong>m braunen Mann retten will“.Analog f<strong>in</strong><strong>de</strong>n wir heute unzählige <strong>de</strong>utsche Männer, die sich empört zeigenüber die Unterdrückung <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Frauen (Migrant<strong>in</strong>nen, Türk<strong>in</strong>nen, Afrikaner<strong>in</strong>nenetc.). Daneben gibt es die Version <strong><strong>de</strong>r</strong> Amazone, die e<strong>in</strong>e Art <strong>de</strong>vianteWeiblichkeit repräsentiert. Sie steht für Promiskuität und Brutalität zugleich.‚Deviante Sexualität’ zeigt sich somit verbun<strong>de</strong>n mit rassistisch-markiertenAußenseiter/<strong>in</strong>nen, die an für Europäer/<strong>in</strong>nen ‚fernen Orten’ leben.Migration, <strong>Homophobie</strong> und die Notwendigkeit komplexer AnalysenSoweit me<strong>in</strong>e kurzen Ausführungen. Doch zurück zu unserem Ausgangspunkt:Wem nutzt eigentlich die Feststellung, dass Migrant/<strong>in</strong>nen homophobers<strong>in</strong>d? Wer profitiert eigentlich davon? S<strong>in</strong>d es nicht die, für die es wichtigist, Europa bzw. Deutschland als e<strong>in</strong> liberales Land darzustellen? Undwarum sprechen so wenige über Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Subjektformierung, über dieverflochtenen Gewaltgeschichten, über die Konsequenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zivilisierungmissionund die historisch tradierten Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> An<strong><strong>de</strong>r</strong>en? Die üblichen Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>weltenkl<strong>in</strong>ken sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Herrschaftsdiskurs, <strong><strong>de</strong>r</strong> bestimmt, werdazugehört, wer nicht und wer eventuell dazu gehören darf, wenn er/sie sichMühe gibt. Dass e<strong>in</strong>e ‚gelungene Integration’ nicht nur von <strong>de</strong>n Mühen undLeistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Migrant/<strong>in</strong>nen abhängt, kann auch mithilfe e<strong>in</strong>er Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong>Repräsentationspolitiken ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n. So geht es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>wan<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsfrageeben nicht wirklich um „For<strong><strong>de</strong>r</strong>n und För<strong><strong>de</strong>r</strong>n“, vielmehr geht esum Möglichkeits- und Verh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ungsräume. Wer gehört dazu?, transportiertauch die Frage: Wem wird zugehört? Wer Migrationsprozesse ernst nimmt,kommt nicht umh<strong>in</strong> sich mit Repräsentationspolitiken ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen.

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