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Homophobie in der Einwanderungsgesellschaft - Berlin.de

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71 Bericht aus <strong>de</strong>m Workshop 1E<strong>in</strong> Bericht: Mobb<strong>in</strong>g gegenüber e<strong>in</strong>er lesbischen Lehrer<strong>in</strong>Frau P. ist Lehrer<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>er Berl<strong>in</strong>er Grundschule. In <strong>de</strong>n 90-er Jahren g<strong>in</strong>gsie gegenüber Kolleg/<strong>in</strong>nen, Schüler/<strong>in</strong>nen und Eltern offen damit um, dasssie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lesbischen Beziehung lebte. Seither hat sich die Sozialstruktur<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundschule geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t: <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil von K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrundbetrug se<strong>in</strong>erzeit ca. 50 %, heute liegt er bei 90 %. Familien, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nendie Eltern e<strong>in</strong>en mittleren o<strong><strong>de</strong>r</strong> höheren Bildungsabschluss haben – <strong>de</strong>utschewie auch Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund – zogen weg. Seit <strong>de</strong>nletzten 5 –10 Jahren gibt es an <strong><strong>de</strong>r</strong> Schule fast nur noch K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> aus sogenanntenbildungsfernen Familien. Frau P. wur<strong>de</strong> zurückhalten<strong><strong>de</strong>r</strong> und thematisierteihre lesbische Lebensweisen im Unterricht nicht mehr. ImSchuljahr 2005/2006 begannen Schüler<strong>in</strong>nen, Frau P. zu tyrannisieren undüberall <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schule zu verbreiten, dass sie lesbisch sei. Sie riefen ihr imSchulgebäu<strong>de</strong> und auf <strong>de</strong>m Schulhof h<strong>in</strong>terher „Da kommt die Lesbe!“„Hallo, s<strong>in</strong>d Sie lesbisch?“ Bei Vertretungsstun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> sie von frem<strong>de</strong>nSchüler<strong>in</strong>nen zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s Unterrichts gefragt, ob sie lesbisch sei.Die Hetze g<strong>in</strong>g von e<strong>in</strong>er 6.-Klässler<strong>in</strong> aus, die von ihrer älterenSchwester erfahren hatte, dass Frau P. lesbisch sei. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Pausenaufsichtverfolgten sie Frau P., störten ihren Unterricht und schrieben imSchulgebäu<strong>de</strong> an die Wand: „Frau P. ist lesbisch“. Frau P. litt zunehmendunter <strong>de</strong>n Beleidigungen und Belästigungen. Da sie zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit ke<strong>in</strong>e„eigene“ Klasse (als Klassenlehrer<strong>in</strong>) hatte, bestand auch kaum e<strong>in</strong>e Möglichkeit,das Mobb<strong>in</strong>g-Verhalten im Unterricht zu thematisieren. Die Kolleg<strong>in</strong>nen,von <strong>de</strong>nen e<strong>in</strong>e ihr bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelegenheit mitteilte, dass ihr Sohnschwul sei, versuchten ihr Bestes und re<strong>de</strong>ten immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>n K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n.Nach e<strong>in</strong>igen Monaten wandte sich die Lehrer<strong>in</strong> mit <strong>de</strong>m Problem andie Schulleiter<strong>in</strong>. Diese reagierte sofort: Sie bestellte die Schüler<strong>in</strong>, von<strong><strong>de</strong>r</strong> die Hetze ausg<strong>in</strong>g, und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Eltern zu e<strong>in</strong>em Gespräch. Dem Vater, <strong><strong>de</strong>r</strong>mit se<strong>in</strong>er Tochter erschien, machte sie <strong>de</strong>utlich, dass jegliche Abwertungvon Schüler/<strong>in</strong>nen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen wegen ihrer sexuellen I<strong>de</strong>ntität <strong>in</strong>akzeptabelsei und das Verhalten se<strong>in</strong>er Tochter <strong>de</strong>m Schulfrie<strong>de</strong>n scha<strong>de</strong>.Der Vater entschuldigte sich für das Verhalten se<strong>in</strong>er Tochter. Die Schüler<strong>in</strong>erhielt zwei Tage Schulverbot. Frau P. hofft, dass alle Schulleiter/<strong>in</strong>nensich <strong>in</strong> ähnlichen Situationen so kompetent verhalten wie die ihre.

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