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QUANTITATIVE VERMESSUNG VON FRAKTUREN DER ORBITA

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<strong>QUANTITATIVE</strong> <strong>VERMESSUNG</strong><br />

<strong>VON</strong><br />

<strong>FRAKTUREN</strong> <strong>DER</strong> <strong>ORBITA</strong><br />

OLIVER PLO<strong>DER</strong>


HABILITATIONSSCHRIFT<br />

<strong>VON</strong><br />

DDR. OLIVER PLO<strong>DER</strong><br />

ZUR ERLANGUNG <strong>DER</strong><br />

VENIA DOCENDI<br />

FÜR<br />

DAS FACHGEBIET<br />

MUND-, KIEFER- UND GESICHTSCHIRURGIE<br />

AN <strong>DER</strong> UNIVERSITÄT WIEN<br />

BETREUT DURCH<br />

UNIV. PROF. DDR. R. EWERS<br />

WIEN, IM JULI 2002


In den letzten Jahren hat sich im<br />

wissenschaftlichen Hinblick durch die<br />

Weiterentwicklung der Computertomographie<br />

(CT) und der dabei<br />

verwendeten Software eine verbesserte<br />

Diagnostik und Behandlung von<br />

Frakturen des Mittelgesichts entwickelt.<br />

Vor allem in der Diagnostik hat sich<br />

durch die Anwendung von neuen<br />

Softwareapplikationen die Anzahl der<br />

Publikationen, die sich mit der<br />

objektiven Vermessung von anatomischen<br />

Strukturen im CT befaßt<br />

haben, beträchtlich erhöht.<br />

Das Ziel dieser Habilitationsschrift<br />

‚Quantitative Vermessung von Frakturen<br />

der Orbita’ ist es,<br />

- einen Überblick über die wichtigsten<br />

anatomischen Strukturen<br />

der Orbita zu geben,<br />

- die Diagnostik und Behandlung<br />

von Frakturen der Orbita im<br />

Überblick darzustellen,<br />

- aktuelle Weiterentwicklungen<br />

-<br />

bei der quantitativen Vermessung<br />

von Frakturen aufzuzeigen<br />

und<br />

eine von unserer Arbeitsgruppe<br />

neu entwickelte CT-Vermessungsmethode<br />

anhand experi-<br />

VORWORT<br />

menteller und klinischer Studien<br />

zu erläutern.<br />

Mit dieser Arbeit wird dem<br />

behandelnden Arzt ein Werk in die<br />

Hand gelegt, in dem die Grundprinzipien<br />

der Anatomie, Diagnostik<br />

und Vermessung von Frakturen der<br />

Orbita beschrieben werden. Auf die<br />

Darstellung elementarer Grundlagen<br />

sowie verschiedener Behandlungsmethoden<br />

wird in dieser Arbeit nur kurz<br />

eingegangen. Der Schwerpunkt dieser<br />

Schrift liegt in der Vermessung von<br />

Frakturen der Orbita mit besonderer<br />

Berücksichtigung der Orbitabodenfrakturen.<br />

Mein besonderer Dank gilt vor<br />

allem den im Anhang erwähnten Mitarbeitern<br />

dieser Arbeit, die durch Ihren<br />

Einsatz eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

von mehreren Kliniken und Abteilungen<br />

ermöglicht haben.<br />

DDr. Oliver Ploder


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Einleitung.............................................................................................. 1<br />

2 Anatomie der Orbita............................................................................. 9<br />

2.1 Wände der Orbita ................................................................................... 9<br />

3 Frakturen der Orbita........................................................................... 13<br />

3.1 Kombinierte Orbitafrakturen .................................................................. 13<br />

3.2 Isolierte Orbitafrakturen ......................................................................... 15<br />

3.3 Entstehungsmechanismus ...................................................................... 16<br />

3.4 Klinische Symptomatik .......................................................................... 18<br />

3.5 Klinische Untersuchungsmethoden ........................................................ 23<br />

4 Behandlung von Orbitafrakturen....................................................... 28<br />

5 Vermessung von Orbitawandfrakturen.............................................. 32<br />

5.1 Experimentelle Genauigkeitsuntersuchung ............................................ 41<br />

5.1.1 Vorbereitung der Humanpräparate ......................................................... 41<br />

5.1.2 Anatomische (direkte) Messung (Goldstandard) ................................... 41<br />

5.1.3 Computertomographie ........................................................................... 44<br />

5.1.4 ‚Interobserver’ und ‚Intraobserver’ Genauigkeit ................................... 44<br />

5.1.5 Vermessung mit verschiedenen Methoden ............................................ 50<br />

5.1.5.1 2D-Methode .......................................................................................... 50<br />

5.1.5.2 2D-ROI-Methode ................................................................................... 50


5.1.5.3 3D-Methode ........................................................................................... 52<br />

5.1.5.4 Ergebnisse .............................................................................................. 58<br />

5.2 Klinische Studie ..................................................................................... 62<br />

5.2.1 Vermessung von Orbitabodenfrakturen im CT ...................................... 62<br />

5.2.2 Objektive Vermessung von Orbitabodenfrakturen ................................ 71<br />

5.3 Datenbank (CT-based Measurement 1.0) ……………......…………… 79<br />

5.3.1 Weiterentwicklung des Vermessungsprogramms .................................. 79<br />

5.3.2 Erstellen einer Datenbank (CT-based Measurement 1.0) ...................... 83<br />

5.3.3 CT-basierte Berechnung von Orbitafrakturen und deren Korrelation<br />

mit ophthalmologischen Daten ..............................................................<br />

6 Diskussion ............................................................................................ 97<br />

Zusammenfassung (deutsch und englisch) ............................................ 119<br />

7 Literaturverzeichnis.............................................................................. 120<br />

8 Mitarbeiter der Studie......................................................................... 130<br />

9 Curriculum Vitae.................................................................................. 133<br />

89


Einleitung - 1 -<br />

1<br />

EINLEITUNG<br />

Obwohl Frakturen der Orbita erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

beschrieben wurden (Mackenzie, 1844), dauerte es bis zur Mitte des 20.<br />

Jahrhunderts, bis anhand von klinischen Studien der Zusammenhang von<br />

Orbitafraktur und posttraumatischer Enophthalmus nachgewiesen wurde (Pfeiffer,<br />

1941 und 1943). Frakturen im Bereich der Orbita zählen aufgrund ihrer<br />

anatomischen Lokalisation zu den diagnostisch und therapeutisch<br />

anspruchvollsten Frakturen im Gesichtsbereich. Neben den mit<br />

Mittelgesichtsfrakturen kombinierten Orbitawandfrakturen sind auch isolierte<br />

Frakturen der Orbitawand möglich, bei denen der umgebende knöcherne<br />

Orbitaring intakt bleibt (Smith & Regan, 1957). Diese sogenannten ‚Blow-out’-<br />

Frakturen können neben dem Orbitaboden auch die mediale Orbitawand betreffen<br />

(Converse & Smith, 1957; Charteris et al., 1993).<br />

Bei der Evaluierung der Patienten mit einer Orbitafraktur steht die klinische<br />

Untersuchung im Vordergrund. Dabei wird die Bulbusbeweglichkeit (Motilität),<br />

das Vorhandensein von Doppelbildern (Diplopie) und der horizontale und<br />

vertikale Bulbusstand bestimmt, die bei der weiteren Behandlung von<br />

entscheidender Bedeutung sind. Eine zusätzliche diagnostische Untersuchung, um<br />

eine mechanische Arretierung eines Augenmuskels auszuschließen, bietet der


Einleitung - 2 -<br />

sogenannte ‚Traktionstest’, bei dem nach Oberflächenanästhesie der Konjunktiva<br />

die Bulbusbeweglichkeit mit einer Pinzette überprüft wird. In der Literatur fanden<br />

verschiedene Autoren einen eindeutigen Zusammenhang zwischen diesen<br />

ophthalomologischen Befunden und dem späteren klinischen Verlauf heraus<br />

(Kirkegaard et al., 1986; Hartmann & Haase, 1987; Mayer et al., 1996).<br />

Der klinischen Diagnostik wird eine radiologische Untersuchung zur genaueren<br />

Abklärung angeschlossen. Mit der Verwendung einer konventionellen<br />

Röntgenaufnahme, wie z.B. der Nasennebenhöhlen-Aufnahme, die als<br />

Übersichtsaufnahme bei jedem Gesichtsschädeltrauma durchgeführt wird, erhält<br />

man die beste Übersicht über die Knochenstrukturen des Mittelgesichts. Auf<br />

dieser Aufnahme lassen sich ohne Überlagerung durch die Schädelbasis<br />

Bruchlinien sowie Dislokationen im Bereich der Nasenapertur, der Nasenwurzel,<br />

der Orbitaumrandung, des Jochbogens und der Crista zygomaticoalveolaris<br />

nachweisen. Dadurch können zusätzlich vorhandene Frakturen im Bereich des<br />

Mittelgesichts ausgeschlossen oder bestätigt werden. Bei den im Vergleich zu den<br />

lateralen Mittelgesichtsfrakturen (ca. 49%) seltenen isolierten Orbitafrakturen (ca.<br />

5%) kann mit einer zusätzlich durchgeführten Orbita-Spezialaufnahme eine<br />

etwaige Verlagerung von orbitalem Weichgewebe als ‚hängender Tropfen’<br />

dargestellt werden (Zinreich, 1998). Mit der Entwicklung der<br />

Computertomographie (CT) in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte die<br />

Diagnostik der Mittelgesichtsfrakturen deutlich verbessert werden. Mit diesem<br />

bildgebenden Verfahren kann eine detailliertere Darstellung des Gesichtsschädels<br />

mit kaum höherer Strahlenbelastung als beim konventionellen Röntgen


Einleitung - 3 -<br />

durchgeführt werden (Forbes et al, 1985; Christiansen et al., 1986). Bei den<br />

Orbitawandfrakturen, insbesondere bei den Orbitabodenfrakturen, hat sich die<br />

koronale Schichtführung zur Beurteilung des Frakturspalts bzw. der<br />

Fragmentdislokation bewährt und hat damit das konventionelle Röntgen<br />

weitgehend ersetzt (Manson et al., 1986; McGurk et al., 1992; Charteris et al.,<br />

1993; Sandler et al., 1999). Außerdem lassen sich Begleitverletzungen der Orbita,<br />

wie z.B eine Inkarzeration des periorbitalen Weichgewebes oder ein retrobulbäres<br />

Hämatom, gut erkennen.<br />

Bei der Behandlung der Mittelgesichtsfrakturen hat sich in den letzten Jahren eine<br />

wesentliche Wende vollzogen. Zusätzlich zu der exakten Reposition und<br />

Fixierung der Knochenfragmente, die eine ästhetisch einwandfreie Rehabilitation<br />

ermöglichen, ist die funktionelle Wiederherstellung von grundlegender<br />

Wichtigkeit, um schwerwiegende Funktionsstörungen wie Diplopie und<br />

Motilitätsstörungen des Bulbus zu verhindern. Eine operative Revision ist bei<br />

kombinierten und isolierten Orbitafrakturen dann indiziert, wenn die Dislokation<br />

des Orbitabodens mit einer funktionellen Einschränkung, z. B. eingeschränkte<br />

Motilität oder akuter Enophthalmus, einhergeht oder durch das Ausmaß der<br />

Gewebsverlagerung mit späteren funktionellen Einschränkungen zu rechnen ist.<br />

Eine chirurgische Intervention wurde von Mayer et al. (1996) jedoch auch bei<br />

kleineren Orbitabodenfrakturen ohne klinische Symptomatik empfohlen. Andere<br />

Autoren hingegen sehen bei kleinen und mittleren Frakturen ohne klinische<br />

Symptomatik keine Notwenigkeit einer chirurgischen Revision (Putterman et al.,<br />

1974; Dully & Fells, 1975; Converse & Smith, 1978, Haase, 1987; Harris et al.,


Einleitung - 4 -<br />

1998). Nach der Indikationsstellung für eine Operation stehen dem Chirurgen<br />

verschiedene Möglichkeiten der chirurgischen Behandlung von Orbitafrakturen<br />

zur Verfügung, die wiederum von mehreren Faktoren abhängig sind.<br />

Grundsätzlich kann der Zugang zum Orbitaboden entweder von kranial durch das<br />

Unterlid oder von kaudal über die Kieferhöhle erfolgen. Von kranial können<br />

Implantate (alloplastische oder autologe Materialien) subperiostal auf den<br />

Orbitaboden gelegt werden und von kaudal können Materialien (Tamponade oder<br />

Ballonkatheter) zur Unterstützung des Orbitabodens in die Kieferhöhle eingelegt<br />

werden (Krenkel et al., 1989; Milewski, 1991; Stewart et al., 1995; Mayer et al.,<br />

1996). Die Auswahl der geeigneten Methode hängt zusätzlich von funktionellen<br />

Einschränkungen, von Größe und Lage der Fraktur sowie von den Erfahrungen<br />

des behandelnden Chirurgen ab (Harris et al., 1998; Jin et al., 2000). Bei kleinen<br />

und mittleren Frakturen werden die besten postoperativen Ergebnisse durch die<br />

Verwendung von Ballonkathetern beschrieben, die in die Kieferhöhle eingebracht<br />

wurden (Milewski, 1991; Stewart et al., 1995; Mayer et al., 1996). Von kranial<br />

eingebrachte Implantate werden hingegen eher für die Behandlung von größeren<br />

Frakturen empfohlen (Sachs, 1987; Milewski, 1991; Mayer et al., 1996). Neben<br />

der Behandlungsart wird auch der Behandlungszeitpunkt von ‚Blow-out’-<br />

Frakturen in der Literatur gegensätzlich diskutiert. Die Empfehlungen für eine<br />

chirurgische Intervention reichen von einem früheren bis zum einem späteren<br />

Zeitpunkt (Kirkegaared et al., 1986; Charteris et al, 1993; Harris et al, 1998;<br />

Jordan et al., 1998; Roth et al., 1999).


Einleitung - 5 -<br />

Da bisher für die Indikationsstellung, den Zeitpunkt der Behandlung und die<br />

Operationsmethode unterschiedliche Empfehlungen angegeben wurden, haben<br />

sich in den letzten Jahren vermehrt Autoren mit der Einteilung und quantitativen<br />

Vermessung von Orbitafrakturen anhand von CT-Bildern befaßt (Gilbard et al.,<br />

1985; Parsons & Mathog, 1988; Charteris et al., 1993; Deveci et al., 2000; Jin et<br />

al., 2000; Deveci et al., 2000; Ploder et al., 2001 und 2002). Abhängig von der<br />

Form des verlagerten Knochenfragments in der koronalen CT-Schicht wurden die<br />

Orbitafrakturen entweder in ,trapdoor’- oder in ,punched-out’-Frakturen eingeteilt<br />

(Gilbard et al., 1985; Ozgen & Ariyurek, 1998). Die Wichtigkeit der genauen<br />

Beurteilung der Fraktur im CT haben Whitehouse et al. (1994) in ihrer Arbeit<br />

vermerkt, in der das Auftreten eines posttraumatischen Enophthalmus in erster<br />

Linie von der Verschiebung des Frakturfragmentes abhängig war. Der Einfluß<br />

einer Fettgewebsatrophie oder Fibrose wurde als vernachlässigbar beschrieben.<br />

Gilbard et al. (1985) haben Orbitabodenfrakturen nach dem Erscheinungsbild und<br />

der Größe in einer repräsentativen koronalen CT-Schicht in drei Gruppen<br />

eingeteilt. Zusätzlich wurde die Form und Lage des Musculus rectus inferior in<br />

diesen Schichten als ‚free’, ‚hooked’ oder ‚entrapped’ bewertet. Bei der<br />

Auswertung der nachuntersuchten Patienten wurde ein signifikanter<br />

Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des verlagerten Orbitagewebes und dem<br />

horizontalen Bulbusstand festgestellt. Das im CT festgestellte Ausmaß der Fraktur<br />

nimmt auch bei anderen Autoren einen wichtigen Stellenwert für die weitere<br />

Behandlung ein (Hawes & Dortzbach, 1983; Gilbard et al. 1985; Parson und<br />

Mathog, 1988; Samek et al., 1991; Biesmann et al., 1996; Harris et al., 1998;


Einleitung - 6 -<br />

Burm et al. 1999; Jin et al. 2000; Mathog et al., 2000). Mit der quantitativen<br />

Vermessung von Orbitafrakturen haben sich hingegen nur wenige Autoren befaßt<br />

(Charteris et al., 1993; Harris et al, 1998; Deveci et al., 2000; Jin et al. 2000;<br />

Ploder et al., 2001 und 2002). Charteris et al. (1993) haben bei konservativ und<br />

chirurgisch versorgten Orbitabodenfrakturen die Volumendifferenz beider<br />

Augenhöhlen aus den axialen und rekonstruierten koronalen CT-Schichten<br />

vermessen und dabei einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden<br />

Gruppen festgestellt. Harris et al. (1998) haben das Ausmaß der<br />

Weichgewebsverlagerung des periorbitalen Gewebes durch eine entsprechende<br />

Klassifikation berücksichtigt. Frakturen des Orbitabodens wurden nach ihrer<br />

Größe in drei Gruppen (I – III) eingeteilt und nach dem Ausmaß der jeweiligen<br />

Gewebsverlagerung in zwei Untergruppen (A und B) unterteilt. Die Größe der<br />

Fraktur und das Ausmaß der Weichgewebsverlagerung korrelierten signifikant<br />

mit dem Auftreten von Doppelbildern. Bei dieser Einteilung wurde jedoch nur<br />

eine einzelne repräsentative koronale CT-Schicht zur Beurteilung der Fraktur<br />

herangezogen. Bei einer von Jin et al. (2000) beschriebenen Methode (2D-<br />

Methode) wird jeweils die längste Distanz aus einer repräsentativen CT-Schicht<br />

(axial und koronal) zur Berechung der Frakturfläche und des<br />

Herniationsvolumens herangezogen. Da die Autoren annahmen, daß die Fraktur<br />

im Idealfall einer Ellipsenform und das dabei verlagerte Weichgewebe der Form<br />

einer Halbellipse entsprechen, wird anhand dieser beiden Distanzen (aus der<br />

koronalen und axialen CT-Schicht) die Frakturgröße sowie das<br />

Herniationsvolumen mathematisch berechnet. Die Autoren konnten eine


Einleitung - 7 -<br />

Korrelation zwischen der berechneten Frakturfläche (Abb. 1) bzw. dem<br />

Herniationsvolumen (Abb. 2) und dem horizontalen Bulbusstand (Enophthalmus)<br />

bei medialen Orbitawandfrakturen nachweisen.<br />

Abb. 1. Korrelation von Frakturfläche und<br />

horizontalem Bulbusstand (Jin et al. 2000).<br />

Abb. 2. Korrelation von Herniationsvolumen<br />

und horizontalem Bulbusstand (Jin et al. 2000).<br />

Mit der von Ploder et al. (2001) kürzlich veröffentlichen Vermessungsmethode<br />

(2D-ROI) wird bei Frakturen des Orbitabodens und der medialen Wand die<br />

Frakturgröße und das Volumen des dabei verlagerten Gewebes vermessen und<br />

berechnet. Dabei werden aus allen koronalen oder axialen CT Schichten, die die<br />

Fraktur bzw. den Orbitaboden abbilden, Distanzen und Flächen abgenommen und<br />

daraus die Orbitaboden-, Frakturfläche und das Herniationsvolumen berechnet.<br />

Im Gegensatz zu den bisher erwähnten Methoden (zwei-dimensionale Methoden)<br />

bei denen die CT-Schichten beurteilt oder vermessen werden, werden bei den<br />

drei-dimensionalen Methoden die 3D-CT Daten zur Vermessung der Fraktur bzw.<br />

des Volumens herangezogen (Deveci et al., 2000). Diese Methoden wurden bisher<br />

hauptsächlich bei der Korrektur eines posttraumatischen Enophthalmus


Einleitung - 8 -<br />

eingesetzt, um den Seitenunterschied beider Augenhöhlen quantitativ zu<br />

vermessen (Manson et al., 1985; Forbes et al., 1985; Bite et al., 1985; Raskin et<br />

al., 1998; Deveci et al., 2000).<br />

Da sich die Methoden grundlegend sowohl in der Anwendung als auch im<br />

Zeitaufwand unterscheiden, war es das Ziel dieser Arbeit, die einzelnen Methoden<br />

(Jin et al., 2000; Deveci et al., 2000; Ploder et al., 2001) darzustellen und dabei<br />

die Genauigkeit und die Anwenderfreundlichkeit in einer experimentellen Studie<br />

zu überprüfen. In einer ausführlichen Diskussion wird danach auf die Vor- und<br />

Nachteile jeder einzelnen Methode eingegangen.<br />

Im abschließenden klinischen Teil der Arbeit wird die Anwendung der 2D-ROI<br />

Vermessungsmethode anhand zweier klinischer Studien (Ploder et al., 2002 und<br />

2002) und einer neu erstellten Datenbank (CT-based Measurement 1.0)<br />

dargestellt.


Anatomie der Orbita - 9 -<br />

2<br />

ANATOMIE <strong>DER</strong> <strong>ORBITA</strong><br />

Das Mittelgesicht besteht aus der Maxilla, dem Os nasale, Os ethmoidale, Os<br />

lacrimale, Os zygomaticum, Os sphenoidale und dem Os frontale (Abb. 3). Die<br />

Suturen verbinden die Knochen und bilden als Komplex mit ihren Flächen die<br />

Orbita. Diese Suturen, die bis ins Erwachsenenalter nur zum Teil verknöchern,<br />

stellen Prädilektionsstellen für eine Fraktur dar (Waldeyer & Mayet, 1986).<br />

2.1. Wände der Orbita<br />

Der Terminus Orbita wurde erstmals von Hrytl (1885) erwähnt und in den<br />

Nomina Anatomica 1895 (Basel), 1935 (Jena) und 1955 (Paris) für die knöcherne<br />

Augenhöhle verankert. Die Augenhöhle hat die Gestalt einer vierseitigen<br />

Pyramide, deren Basis nach vorn weist, und die den nahezu rechteckigen<br />

Augenhöhleneingang, Aditus orbitae, bildet. Er wird von dem Margo aditus<br />

umrahmt, der kranial vom Os frontale lateral und kaudal vom Os zygomaticum<br />

sowie kaudal und medial von der Maxilla gebildet wird (Pauwels, 1965). Der<br />

mediale und der laterale Rand stehen nahezu senkrecht, der kraniale und kaudale<br />

Rand fallen von medial nach lateral ab (Abb. 3).


Anatomie der Orbita - 10 -<br />

Abb. 3. Anatomie der Orbita.<br />

Das Dach der Orbita wird von der Facies orbitalis des Os frontale und der Ala<br />

minor des Os sphenoidale gebildet und trennt medial und anterior die Augenhöhle<br />

von dem Sinus frontalis, weiters posterior die Orbita von der vorderen<br />

Schädelgrube und dem Stirnlappen des Gehirns.<br />

Die mediale Wand steht ungefähr sagittal und wird vom Os lacrimale und der<br />

Lamina orbitalis des Os sphenoidale gebildet (Abb. 3).


Anatomie der Orbita - 11 -<br />

Abb. 4. Der Boden und die mediale Wand der Orbita. Das Orbitadach wurde entfernt.<br />

Der Orbitaboden wird von der Facies orbitalis der Maxilla und des Os<br />

zygomaticums und dem Processus orbitalis des Os palatum gebildet (Abb. 4).<br />

Von der lateralen Wand wird sie durch die Fissura orbitalis inferior getrennt. Der<br />

Sulcus infraorbitalis läuft durch den Orbitaboden nach anterior, wo er im<br />

knöchernen Canalis infraorbitalis seine Fortsetzung findet und am Foramen<br />

infraorbitale den Nervus infraorbitalis entläßt (Abb. 5). Die enge Beziehung des<br />

Canalis infraorbitalis zum Orbitaboden läßt auch das häufige Auftreten von<br />

Sensibilitätsstörungen bei isolierten Orbitabodenfrakturen erklären (Abb. 4).<br />

Die laterale Wand ist vom Dach durch die Fissura orbitalis superior getrennt und<br />

setzt sich aus der Facies orbitalis des Os zygomaticums und der Ala major des Os<br />

sphenoidale zusammen (Abb. 3).


Anatomie der Orbita - 12 -<br />

Abb. 5. Querschnitt (koronale Schnittebene) durch einen Schädel im anterioren (oben) und<br />

posterioren (unten) Bereich der Orbita. Die Sutura ethmoidomaxillaris dient als Referenzpunkt bei<br />

der später erwähnten 2D-ROI Vermessungsmethode.


Frakturen der Orbita - 13 -<br />

3<br />

<strong>FRAKTUREN</strong> <strong>DER</strong> <strong>ORBITA</strong><br />

3.1. Kombinierte Orbitafrakturen<br />

Frakturen der Orbita können als isolierte oder im Rahmen von<br />

Mittelgesichtsfrakturen als sogenannte kombinierte Orbitafrakturen auftreten. Bei<br />

Frakturen des lateralen Mittelgesichts (zygomatikoorbitaler Komplex) kommt es<br />

durch die anatomisch enge Beziehung der Orbita häufig zu einer Mitbeteiligung<br />

dieser Frakturen, besonders des Orbitabodens. Bei der klinischen Einteilung der<br />

Frakturen kommen kombinierte Orbitafrakturen bei Le Fort II, III,<br />

Nasoethmoidal-, Stirnbeinimpressions- und Jochbeinfrakturen vor. Bei der<br />

Einteilung nach Wassmund (1927) ist die Orbita bei der Fraktur Typ Wassmund I<br />

(Fraktur des Maxilla wie bei einer Le Fort II Fraktur, jedoch mit Aussparung des<br />

Os nasale), Typ Wassmund II (entspricht der Le Fort II Fraktur), Typ Wassmund<br />

III (Fraktur des Maxilla auf der Höhe der Le Fort III Ebene unter Aussparung des<br />

Os nasale und des Sinus frontalis) und Typ Wassmund IV (entspricht der Le Fort<br />

III Fraktur) beteiligt. Der Boden der Orbita ist meist nur bei der Fraktur Typ<br />

Wassmund I bis III betroffen.


Frakturen der Orbita - 14 -<br />

Mit 49% aller Mittelgesichtsfrakturen stellen die lateralen Mittelgesichtsfrakturen<br />

(Jochbein- und Jochbogenfrakturen) die größte Gruppe dar (Horch & Herzog,<br />

1990). Die exponierte Lage der Gesichtsprominenz sowie das reflektorische<br />

Abdrehen des Kopfes bei drohender Gefahr von vorn erklären die besondere<br />

Gefährdung des lateralen Mittelgesichts. Die Ursachen sind Verkehrsunfälle<br />

(40%), Sportunfälle (20%), Roheitsdelikte (10%), Arbeitsunfälle (10%), Stürze<br />

(10%) und andere (Horch & Herzog, 1990).<br />

Die isolierte Jochbeinfraktur mit Dislokation stellt mit ca. 78% die häufigste Form<br />

lateraler Mittelgesichtsfrakturen dar (Couly, 1975 und 1976). Die Frakturlinien<br />

verlaufen durch die Sutura zygomaticofrontalis entlang des lateralen Orbitarandes<br />

abwärts durch den lateralen und vorderen Orbitaboden zum Infraorbitalrand, über<br />

die faziale Kieferhöhlenwand und unter Umständen durch das Foramen<br />

infraorbitale zur Crista zygomaticoalveolaris, über die dorsolaterale<br />

Kieferhöhlenwand zurück zur Fissura orbitalis inferior. Zusätzlich bricht der<br />

Jochbogen im Bereich der Sutura zygomaticotemporalis; bei etwa jeder fünften<br />

Jochbeinfraktur findet man außerdem Bruchlinien durch den Jochbeinkörper. Die<br />

Wichtigkeit der Kenntnis des Frakturverlaufs sowie der Dicke des knöchernen<br />

Orbitarings für die Osteosynthese wurde von Härle & Dücker (1975) und Ewers<br />

et al. (1977) beschrieben.<br />

Die klinische Symptomatik einer lateralen Mittelgesichtsfraktur mit Beteiligung<br />

der Orbita kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein; es hängt einerseits von der<br />

Dislokation der knöchernen Fragmente und andererseits von der damit<br />

einhergehenden Beeinträchtigung der umgebenden Strukturen ab. Eine


Frakturen der Orbita - 15 -<br />

Mitbeteiligung der Orbita lässt sich durch das Auftreten der sogenannten<br />

‚unsicheren Frakturzeichen’ abschätzen. Schwellungen im Bereich des Ober- und<br />

Unterlides, die durch ein posttraumatisches Ödem, Emphysem oder Hämatom<br />

verursacht wurden, werden regelmäßig beobachtet. Sensibilitätsstörungen im<br />

Versorgungsgebiet des Nervus infraorbitalis deuten darauf hin, daß der<br />

Frakturverlauf den Orbitaboden involviert hat. Der Bulbustiefstand<br />

(Enophthalmus) beruht meist auf einer Verlagerung von Anteilen der Orbita. Eine<br />

Störung der Bulbusbeweglichkeit (Motilitätsstörung) kann durch das Ausmaß der<br />

periorbitalen Weichgewebsverlagerung als auch durch eine direkte<br />

Traumatisierung der Augenmuskeln oder deren Nerven verursacht werden. Als<br />

weitere Ursachen für Funktionsstörungen des Auges können die Einklemmung<br />

des periorbitalen Weichgewebes oder der Augenmuskeln (Inkarzeration), oder<br />

Ödeme und Hämatome genannt werden.<br />

3.2. Isolierte Orbitafrakturen<br />

Neben den mit Mittelgesichtsfrakturen kombinierten Orbitafrakturen sind auch<br />

isolierte Frakturen der Orbitawand möglich (ca. 5% aller Mittelgesichtsfrakturen),<br />

bei denen der umgebende Orbitarand intakt bleibt (Ewers et al., 1977 und 1977).<br />

Sie können neben dem Orbitaboden insbesondere auch die mediale Orbitawand<br />

(Lamina orbitalis) betreffen. Klinisch werden zusätzlich noch Frakturen des<br />

Orbitadaches und der lateralen Orbitawand unterschieden.


Frakturen der Orbita - 16 -<br />

3.3. Entstehungsmechanismus<br />

Von Menning (1956), Smith & Regan (1957) und Converse & Smith (1957)<br />

wurde erstmals versucht, den Frakturmechanismus einer isolierten<br />

Orbitabodenfraktur experimentell zu untersuchen. Aufgrund dieser<br />

Untersuchungen wurde lange Zeit eine direkte Gewalteinwirkung auf den Bulbus<br />

als die Ursache für eine sogenannte ‚Blow-out’ Fraktur gesehen (Lentrodt, 1991).<br />

Mit den experimentellen Arbeiten von Fujino & Sato (1977) sowie von<br />

Austermann (1979) wurde die direkte Kraftübertragung auf den Knochen,<br />

welches dann zu einer Fraktur der dünnen Orbitwand (vorzugsweise den<br />

Orbitaboden) führt, als weitere und eher wahrscheinlichere Ursache für eine<br />

Orbitawandfraktur in Betracht gezogen (direkte Knochentransmission). Bei einer<br />

Orbitabodenfrakturen weicht dabei das Knochenfragment in die Kieferhöhle aus,<br />

gleichzeitig quillt orbitales Fettgewebe hernienartig in die Kieferhöhle ein.<br />

Gelegentlich werden auch Anteile des Musculus rectus inferior and des Musculus<br />

obliquus inferior zwischen den Knochenfragmenten eingeklemmt. Der<br />

Orbitainhalt kann in seltenen Fällen auch nach kranial ausweichen mit<br />

gleichzeitigem Durchbruch des Orbitadaches und Vorfall des Orbitainhaltes in die<br />

vordere Schädelgrube (Horch & Herzog, 1990).<br />

Frakturen der medialen Wand können bei direkter Krafteinwirkung auf den<br />

Knochen oder indirekt als sogenannte ‚Blow-out’-Fraktur auftreten (Burm et al.,<br />

1999). Bei einer direkten Krafteinwirkung sind diese meist mit Frakturen des<br />

naso-ethmoidalen Komplexes vergesellschaftet. Die häufigsten Ursachen einer


Frakturen der Orbita - 17 -<br />

Fraktur des naso-ethmoidalen Komplexes sind Verkehrsunfälle, bei denen das<br />

zentrale Mittelgesicht gegen das Lenkrad oder das Armaturenbrett schlägt;<br />

weitere Ursachen sind Traumen durch Faust- oder Ellbogenschlag zu erwähnen.<br />

Durch die direkte Gewalteinwirkung auf die Nasenregion sind die dünnen Areale<br />

der medialen Orbitawand, das Os lacrimale und die Lamina papyracea, die<br />

nächsten Prädilektionsstellen für eine Fraktur. Bei dem ‚Blow-out’-Mechanismus<br />

sind die dünnen Strukturen der medialen Wand durch intraorbitale<br />

Druckerhöhung gefährdet, wenn eine Kraft (z. B. Tennisball, Faust) plötzlich auf<br />

den Orbitainhalt bzw. Bulbus einwirkt. Obwohl die mediale Wand den dünnsten<br />

Knochen im Bereich der Orbita aufweist (Ewers et al., 1977), treten diese<br />

Frakturen deutlich seltener auf. Dies läßt sich durch die ‚Honigwaben’-Struktur<br />

der Siebbeinzellen erklären, die somit eine Stützfunktion für die mediale Wand<br />

ausüben (Burm et al., 1999) (Abb. 6).<br />

Abb. 6. Honigwabenstruktur der medialen<br />

Wand der Orbita.<br />

Die Orbitadachfrakturen und die seltenen Frakturen des lateralen Orbitarandes<br />

treten vorwiegend nur bei direkter Gewalteinwirkung auf. Bei den<br />

Orbitadachfrakturen wirkt die Kraft meist direkt auf die Wände des Sinus<br />

frontalis mit dem anliegenden Orbitadach; bei den Frakturen der lateralen Wand


Frakturen der Orbita - 18 -<br />

richtet sie sich auf den Processus frontalis des Jochbeins, den Processus<br />

zygomaticus des Stirnbeins und auf die orbitalen Anteile des Jochbeinkörpers.<br />

Orbitadachfrakturen treten meist mit Stirnbeinimpressionsfrakturen auf. Direkte<br />

Verletzungen des Bulbus oculi erfolgen nur bei direkter Gewalteinwirkung auf<br />

den Bulbus. Durch die vorwiegend bei Sport und Raufhandel entstandenen<br />

Frakturen sind hauptsächlich jüngere Patienten betroffen. Das männliche<br />

Geschlecht überwiegt bei den Frakturen des Mittelgesichts und der Orbita.<br />

3.4. Klinische Symptomatik<br />

Orbitabodenfrakturen<br />

Die Symptome einer Orbitabodenfraktur können von vollkommener<br />

Beschwerdefreiheit bis zur ausgeprägten Schwellung, Emphysem, Ausbilden von<br />

Doppelbildern, Enophthalmus und Hyposensibilität der Wangenregion reichen.<br />

Eine ‚Blow-out’-Fraktur des Orbitabodens ist in der Regel mit Verlagerung von<br />

Orbitafett in Richtung Sinus maxillaris vergesellschaftet. Der dadurch entstehende<br />

unnatürliche Zug an den radiär angeordneten ‚Koorneefschen’ Septen behindert<br />

die Exkursionsweite der betroffenen Augenmuskeln (Koornneef, 1982). Das<br />

Charakteristikum ist eine vertikale und/oder horizontale Einschränkung der<br />

Bulbusbeweglichkeit (Motilitätsstörung) mit einer nahezu obligaten<br />

blickrichtungsabhängigen Schielwinkelumkehr (positives Umschlagphänomen)<br />

(Abb. 7). Eine Motilitätsstörung ist nur in seltenen Fällen durch eine


Frakturen der Orbita - 19 -<br />

Einklemmung (Inkarzeration) der Augenmuskulatur oder des periorbitalen<br />

Gewebes bedingt.<br />

Abb. 7. Restriktive Motilitätsstörungen<br />

beim Aufblick.<br />

Bei Motilitätsstörungen gibt der Patient dann die subjektiv störenden<br />

Doppelbilder im Gebrauchsblickfeld an, die nach dem Trauma bei ca. 25% der<br />

Patienten zu finden sind (Thaller-Antlanger, 1991). Eine Verletzung des Astes des<br />

Nervus infraorbitalis zum Musculus rectus inferior als auch eine direkte<br />

Schädigung der Orbitaweichteile kann ebenso eine Motilitätseinschränkung<br />

verursachen. Eine direkte Verletzung des Bulbus oculi bzw. des Nervus opticus ist<br />

nur bei 1 bis 2% zu beobachten (Thaller-Antlanger, 1991).<br />

Differentialdiagnostisch müssen jedoch bei der posttraumatischen Evaluierung<br />

Motilitätsstörungen anderer Genese unterschieden werden. Dabei müssen<br />

neurogene Paresen des 3., 4. und 6. Hirnnervs, Blickparesen, sowie eine<br />

dekompensierte Heterophorie ausgeschlossen werden (Thaller-Antlanger, 1991).<br />

Ein akuter Enophthalmus kann bei Frakturen des Orbitabodens auftreten, wenn<br />

der Orbitainhalt in den Sinus maxillaris prolabiert. In einer von Samek et al.<br />

(1991) durchgeführten Untersuchung wurde die Häufigkeit eines<br />

posttraumatischen Enophthalmus bei isolierten und kombinierten


Frakturen der Orbita - 20 -<br />

Orbitabodenfrakturen mit 14% angegeben. Bei einem gleichzeitigen<br />

Vorhandensein einer medialen Wandfraktur kann der Enophthalmus durch den<br />

zusätzlich in die Ethmoidalzellen verlagerten Orbitainhalt stärker ausgeprägt sein.<br />

Ein postraumatisches Ödem kann anfänglich einen Enophthalmus maskieren. Das<br />

Erscheinungsbild des ‚eingesunkenen Auges’ kann jedoch 1 bis 2 Wochen nach<br />

Resorption des Ödems zum Vorschein kommen. Da diese Frakturen meist auch<br />

den Nervus infraorbitalis durch seine enge anatomische Beziehung involvieren,<br />

ist eine Sensibilitätsstörung in dessen Versorgungsgebiet keine Seltenheit. Diese<br />

Symptomatik kann mehrere Monate vorhanden sein und bildet sich meist<br />

innerhalb des ersten Jahres zurück.<br />

Frakturen der medialen Wand<br />

Isolierte Frakturen der medialen Wand sind im allgemeinen sehr seltene Frakturen<br />

(ca. 1-3% aller Orbitafrakturen), kommen jedoch in Kombination mit<br />

Orbitabodenfrakturen häufiger vor. In den letzten Jahren hat die Inzidenz dieser<br />

Frakturen sowohl durch das vermehrte Auftreten von Hochgeschwindigkeits-<br />

Unfällen als auch durch die verbesserte radiologische Diagnostik (CT)<br />

zugenommen (Abb. 8). Diese Frakturen müssen anhand einer genauen Anamnese<br />

von den Orbitabodenfrakturen abgegrenzt werden. Frakturen der medialen Wand<br />

bleiben oft unentdeckt, da sie meist durch ihre geringe Symptomatik nicht weiter<br />

radiologisch abgeklärt werden. Das Erscheinungsbild einer solchen Fraktur kann<br />

eine Variation von verschiedenen klinischen Symptomen aufweisen. Dabei<br />

können ein periorbitales Ödem mit Ecchymosis, subkonjunktivale (nicht


Frakturen der Orbita - 21 -<br />

spezifisch) Blutungen, Emphysem, Rinoliquorrhoe, aber auch restriktive<br />

Motilitätsstörung bei Abduktion und Limitation in der Adduktion sowie<br />

horizontale Diplopie und progressiver Enophthalmus auftreten. Die auffälligsten<br />

Symptome für eine Fraktur der medialen Wand sind das Auftreten von Epistaxis,<br />

Emphysem, Diplopie bei Links/Rechtsblick und/oder Enophthalmus.<br />

Orbitadachfrakturen<br />

Abb. 8. Die Computer-<br />

tomographie des Gesichts-<br />

schädels (koronale Schichte)<br />

zeigt eine Fraktur der medialen<br />

Wand (Pfeil).<br />

Frakturen des Orbitadach können als isolierte Frakturen oder kombiniert bei<br />

komplexen fronto-basalen Frakturen auftreten. Durch die anatomische Nähe zum<br />

Sinus frontalis ist dieser meist mitbetroffen. Dabei bedürfen besonders Frakturen<br />

mit Beteiligung der Hinterwand des Sinus frontalis einer sorgfältigen Abklärung,<br />

da es dabei zu Verletzungen der Dura mater mit Austritt von Liquor kommen


Frakturen der Orbita - 22 -<br />

kann. Die klinische Symptomatik wird durch die ästhetisch auffallende ‚Delle’ im<br />

Stirnbeinareal bestimmt, die je nach Dislokationsgrad einer chirurgischen<br />

Sanierung bedarf.<br />

Frakturen des lateralen Randes<br />

Frakturen des lateralen Rands der Orbita sind seltene Frakturen (2-3%), bei denen<br />

im allgemeinen nur der Stirnbeinfortsatz des Jochbeins frakturiert ist. Je nach<br />

Richtung der einwirkenden Kraft erfolgt die Aussprengung des lateralen<br />

Orbitarandes mit Verlagerung nach dorsal oder medial in die Orbita, in seltenen<br />

Fällen nach lateral in die Fossa infratemporalis. Die klinische Symptomatik wird<br />

durch die ‚Leere’ des lateralen Orbitarandes beherrscht, aber bei starker<br />

Gewalteinwirkung und Verlagerung in die Orbita kann es zu einer Verletzung des<br />

Bulbus oculi kommen.


Frakturen der Orbita - 23 -<br />

3.5. Klinische Untersuchungsmethoden<br />

horizontaler Bulbusstand<br />

Mit dem Spiegelexophthalmometer nach Hertel wird gemessen, wie weit der<br />

Bulbus über den knöchernen Orbitarand nach anterior ragt (Hertel, 1905). Die<br />

veränderte Lage des Bulbus der traumatisierten Seite in Relation zum Orbitarand<br />

wird in mm ausgedrückt (Abb. 9).<br />

vertikaler Bulbusstand<br />

Abb. 9. Messung des horizontalen Bulbus-<br />

stands mit dem Spiegelexophthalmometer<br />

nach Hertel.<br />

Mit der Rasterbrille nach Haase (1976) wird der vertikale Bulbusstand (Abb. 10a)<br />

und die Exkursionsstrecken der Bulbusmotilität (Abb. 10b) gemessen. Für die<br />

Bestimmung des vertikalen Bulbusstands wird die Rasterbrille dem Patienten<br />

aufgesetzt und die vertikale Differenz beider Bulbi in der Primärposition vom<br />

Raster auf dem Brillenglas abgelesen (Abb. 10a). Zur Bestimmung der Motilität<br />

werden die Exkursionsstrecken der Bulbusbeweglichkeit für die jeweilige<br />

Blickrichtung in mm vermessen (Abb. 10b). Dies ist somit eine schnelle und<br />

einfache Methode, um einerseits den vertikalen Bulbusstand als auch die<br />

Bulbusbeweglichkeit zu überprüfen. Jedoch ist für eine genauere Evaluierung eine


Frakturen der Orbita - 24 -<br />

Vermessung des Schielwinkels unumgänglich (siehe nächster Absatz). In einer<br />

von Samek et al. (1991) durchgeführten Nachuntersuchung von isolierten und<br />

kombinierten Orbitabodenfrakturen zeigten 25% der Patienten einen vertikalen<br />

Bulbustiefstand und 28% der Patienten Motilitätsstörungen.<br />

Abb. 10a. Messung des vertikalen Bulbus-<br />

stands mit der Rasterbrille nach Haase<br />

(1976).<br />

Die Durchschnittswerte der Bulbusexkursion wurde von Haase (1976) an 30<br />

Probanden ausgewertet und sind in Abb. 10b dargestellt.<br />

Abb. 10b. Durchschnittswerte der Exkursionsstrecken (in mm) anhand von 30 Probanden (Haase,<br />

1976) für 9 Blickrichtungen (rechtes Auge)<br />

6 7 6<br />

Abduktion 10 10 Adduktion<br />

9 10 9<br />

Bestimmung der Diplopie und Motilität<br />

Das Vorhandensein von Doppelbildern (Diplopie) und Motilitätsstörungen wird<br />

grob klinisch mit dem Blick in die 9 Hauptblickrichtungen beurteilt (Abb. 11).<br />

Dabei verfolgt der Patient bei gerader Kopfhaltung den Zeigefinger bzw. die


Frakturen der Orbita - 25 -<br />

Untersuchungslampe des Untersuchers. Am aussagekräftigsten sind die 6<br />

diagnostischen Blickrichtungen (rechts, rechts oben, rechts unten, links, links<br />

oben, links unten), während die Bewegungen nach oben und unten von mehreren<br />

Muskeln ausgeführt werden und damit keine genaue Zuordnung erlauben. Als<br />

hilfreich und schnell durchführbar hat sich bewährt, diese Untersuchung am<br />

sitzenden Patienten durchzuführen. Der Untersucher bewertet das Auftreten der<br />

Doppelbilder in einem gedachten Feld, welches sich eine Ellbogenlänge vom<br />

Bulbus entfernt und jeweils eine Ellbogenlänge 90° von der Sehachse in alle<br />

Blickrichtungen erstreckt. Somit kann das Auftreten der Doppelbilder für Null-<br />

Grad (primäre Blickrichtung) und für 45° in der jeweiligen Blickrichtung angeben<br />

werden (Satz nach Pythagoras). Bei Halbierung der Ellbogenlänge kann diese<br />

Bestimmung auch für 22.5° (ca. 20° in der Auswertung) durchgeführt werden.<br />

Eine weitere Methode, um Motilitätsstörungen zu beurteilen, wurde im vorigen<br />

Absatz dargestellt (Rasterbrille nach Haase).


Frakturen der Orbita - 26 -<br />

Abb. 11. Bestimmung der Doppelbilder und<br />

der Motilität in der Primärposition (A), den<br />

Sekundärpositionen (D, E, H und I) und den<br />

Tertiärpositionen (B, C, F und G).<br />

Eine genaue Vermessung des Schielwinkels (in Grad) für die 9<br />

Hauptblickrichtungen erfolgt an der Tangententafel nach Harms. Auf dieser Tafel<br />

ist ein genormtes Raster abgebildet, welches zusätzlich zu den im Zentrum<br />

senkrecht gekreuzte Balken Diagonalen enthält. Sie ermöglichen es, den<br />

Schielwinkel auch bei Kopfneigung auszumessen. Das Gitternetz auf der<br />

Tangententafel dient zum Ablesen der Horizontal- und Vertikalabweichungen, die<br />

Diagonalen der Schielausmessung bei Kopfneigung um 45 Grad. Ein kleiner<br />

Projektor auf der Stirn der Patientin erlaubt durch ein Positionskreuz eine relativ<br />

genaue Kontrolle der Kopfhaltung (Abb. 12). Das binokulare Sehen wird bei<br />

dieser Bestimmung abwechselnd für beide Augen durch ein Rotglas außer Kraft<br />

gesetzt. Als Endergebnis erhält man die jeweiligen vertikalen und horizontalen<br />

Schielwinkel für das jeweilige Auge. Ein positiver Wert beim vertikalen


Frakturen der Orbita - 27 -<br />

Schielwinkel besagt, daß das rechte Auge über dem linken Auge steht. Ein<br />

positiver Wert beim horizontalen Schielwinkel besagt ein Schielen nach innen<br />

(Esophorie), ein negativer Wert ein Schielen nach außen (Exophorie).<br />

Abb. 12. Tangententafel nach<br />

Harms.


Frakturen der Orbita - 28 -<br />

4<br />

BEHANDLUNG <strong>VON</strong> <strong>ORBITA</strong><strong>FRAKTUREN</strong><br />

Zur Vollständigkeit wird an dieser Stelle die Behandlung der<br />

Orbitabodenfrakturen dargestellt. Grundsätzlich können diese Frakturen<br />

konservativ oder chirurgisch behandelt werden. Die Entscheidung für die<br />

Behandlungsart obliegt dem Chirurgen, der aus seiner Erfahrung die bestmögliche<br />

Behandlungsmethode wählt. Dabei muß bei der Indikation zur operativen<br />

Therapie einerseits zwischen den isolierten und kombinierten Orbitafrakturen,<br />

und andererseits, welche Anteile der Orbita betroffen sind, unterschieden werden.<br />

Es besteht heute kein Zweifel, daß ausgeprägte Frakturen (isolierte oder<br />

kombinierte) einer chirurgischen Intervention bedürfen. Die anatomisch exakte<br />

Reposition der Fraktur und einzelner ausgesprengter Knochenfragmente ist<br />

Voraussetzung für eine zufriedenstellende Wiederherstellung. Dies ist nicht nur<br />

für eine einwandfreie ästhetische Rehabilitation bei Enophthalmus von<br />

grundlegender Wichtigkeit, sondern auch zur Vermeidung von schwerwiegenden<br />

Funktionsstörungen wie Diplopie und Motilitätsstörungen des Bulbus notwendig,<br />

welche nach disloziert verheilten Orbitabodenfrakturen auftreten können.<br />

Besondere Beachtung bei der Entscheidung über die weitere Behandlung finden<br />

Frakturen der medialen Wand und des Orbitabodens, die keine<br />

Funktionsstörungen aufweisen. In der Literatur reichen die Empfehlungen von


Frakturen der Orbita - 29 -<br />

‚abwarten’ (Putterman et al., 1974; Dulley & Fells, 1975; Converse & Smith,<br />

1978, Haase, 1987) bis ‚unbedingt operieren’ (Lentrodt, 1991; Mayer et al.,<br />

1996). Hartmann & Haase (1987) empfehlen auch bei geringer klinischer<br />

Symptomatik und geringer Dislokation im CT ein mehr beobachtendes Vorgehen,<br />

da auch spontane Rückbildungen von Diplopie und Motilitätsstörungen nach<br />

Monaten beobachtet wurden. Lentrodt (1991) hingegen empfiehlt ein<br />

chirurgisches Vorgehen auch bei Frakturen ohne funktionelle Störungen mit einer<br />

‚stärkeren’ Dislokation von Knochenanteilen im Tomogramm. An diesem Punkt<br />

sei nun auf die subjektive Einschätzung des Dislokationsgrades im CT verwiesen,<br />

auf die in diesen Arbeiten nicht genauer eingegangen wurde. Eine objektive<br />

Beurteilung einer Orbitabodenfraktur wurde in der Literatur bisher nicht<br />

beschrieben. In der Arbeit von Jin et al. (2000) wurden erstmals mediale<br />

Wandfrakturen der Orbita anhand einer Berechnungsformel aus CT-Bildern<br />

vermessen und die Frakturfläche und das Herniationsvolumen bestimmt. Diese<br />

Methode wird im Kapitel 5.1.5 detailliert dargestellt und mit zwei kürzlich<br />

veröffentlichte Vermessungsmethoden verglichen (Deveci et al., 2000; Ploder et<br />

al. 2001).<br />

Nach der Indikationsstellung sollte die chirurgische Versorgung innerhalb von 5<br />

bis 10 Tagen nach dem Trauma erfolgen (Lentrodt, 1991). Ein sofortiges<br />

Eingreifen muß nur bei akuten Funktionsstörungen der Augenbeweglichkeit als<br />

auch bei retrobulbären Hämatomen und akuten Visusverlust vorgenommen<br />

werden.


Frakturen der Orbita - 30 -<br />

Der Zugang zum Orbitaboden erfolgt in der Regel von extraoral. Über einen<br />

subziliaren bzw. mediopalpebralen Schnitt mit Präparation zwischen Septum<br />

orbitale und Musculus orbicularis oculi erreicht man eine ausreichende Übersicht<br />

im Bereich des Orbitabodens (Rankow & Mignogna, 1975). Daneben ist auch der<br />

transkonjunktivale Zugang für eine Darstellung der Orbitabodenregion geeignet<br />

(Tessier, 1973; Converse et al., 1973), wobei jedoch die Übersicht im Vergleich<br />

zu den vorhin erwähnten Zugängen deutlich eingeschränkt ist (Baumann &<br />

Ewers, 2001). Dieser Zugang kann bei ausgeprägten Frakturen des Mittelgesichts<br />

mit dem ‚Midfacial Degloving’ kombiniert werden (Baumann & Ewers, 2001).<br />

Gelingt es nicht, eingeklemmtes Orbitagewebe von kranial her zu reponieren, ist<br />

es erforderlich, einen zusätzlichen transantralen Zugang zu wählen (Wassmund<br />

1939; Sachs, 1987; Krenkel et al., 1988; Lentrodt, 1991). So können sowohl von<br />

kranial als auch von kaudal (antral) Weichgewebe und Knochen reponiert werden.<br />

Bei besonders großen Frakturen muß der reponierte bzw. rekonstruierte<br />

Orbitaboden von der Kieferhöhle aus mit einer Tamponade (Jodoform ® ) oder<br />

durch eine anatomisch geformte Kieferhöhlenendothese (Krenkel et al., 1988)<br />

abgestützt werden. Der Nachteil dieser Verfahren liegt in der nicht<br />

auszuschließenden Schädigung der Kieferhöhlenschleimhaut durch die 12 bis 14<br />

Tage liegenden Materialien (Lentrodt, 1991).<br />

Für die Rekonstruktion des Orbitabodens bei einfachen Orbitabodenfrakturen<br />

oder geringfügigen Defektfrakturen hat sich die subperiostale Einlagerung von<br />

resorbierbaren Membranen (z. B. Ethisorb ® , PDS ® ) bewährt. Bei ausgedehnten<br />

Defekten, bis hin zu vollständigen knöchernen Orbitabodenverlust, sind den


Frakturen der Orbita - 31 -<br />

Membranen wegen ihrer mangelnden Festigkeit und der fehlenden knöchernen<br />

Abstützungsmöglichkeiten jedoch Grenzen gesetzt. Es empfiehlt sich dann eine<br />

Rekonstruktion mit autologem Knorpel oder Knochen, der von der<br />

Kieferwinkelregion oder aus der Tabula externa des Schädels gewonnen werden<br />

kann. In jüngster Zeit kommen auch alloplastische, nicht resorbierbare Implantate<br />

aus dichter, biokompatibler Aluminiumoxid (Biolox ® ) oder Hydroxylapatit-<br />

Keramik bzw. resorbierbare Implantate aus Polidioxanon (PDS ® ) oder Poliglaktin<br />

(Vicryl ® ) bei ausgedehnten Orbitabodendefektfrakturen zur Anwendung (Horch<br />

& Herzog, 1990). Bei weitgehenden Verlust des knöchernen Orbitabodens hat<br />

sich auch die Verwendung eines 0.3mm dicken Micromesh, der mit einer<br />

Fixierung durch Mikroschrauben stabilisiert werden kann, bewährt (Luhr, 1990;<br />

Lendrodt, 1991).


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 32 -<br />

5<br />

<strong>VERMESSUNG</strong> <strong>VON</strong><br />

<strong>ORBITA</strong>WAND<strong>FRAKTUREN</strong><br />

Österreichische Patentanmeldung A837/2001, Ploder, Klug & Innovationsagentur<br />

Im Rahmen einer Studie wurde von uns eine neuartige Methode entwickelt, bei<br />

der Frakturen der Orbita (besonders Orbitaboden und mediale Wand) direkt aus<br />

den CT-Daten vermessen werden können.<br />

Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die Fläche, z.B. einer<br />

Orbitabodenfraktur, aus den koronalen Schichtbildern des CT gewonnen wird.<br />

Bei dieser Meßmethode werden somit die koronalen CT-Schichten Bild-für-Bild<br />

vermessen und die Einzeldaten der Flächen- und Volumenberechnung zugeführt.<br />

Durch diese schichtweise Vermessung der Fraktur werden einzelne Trapezflächen<br />

pro CT-Schicht bestimmt. Zur Berechnung der Frakturfläche wird<br />

zweckmäßigerweise eine Mittelung der Trapezflächen durchgeführt, wobei die<br />

arithmetischen Mittelwerte von den Längenangaben von jeweils zwei<br />

benachbarten Schichtbildern für die Flächenberechnung herangezogen werden.<br />

Diese Trapez-Teilflächen werden für die Ermittlung des Frakturbereichs ebenso<br />

wie für die Berechnung der Fläche des gesamten Orbitabodens herangezogen.


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 33 -<br />

In der Praxis hat sich gezeigt, daß bei streng koronaler Schichtung der<br />

Computertomographie des Gesichtsschädels der Orbitaboden im wesentlichen als<br />

planar angenommen werden kann; in Ausnahmefallen ist eine leichte konkave<br />

Krümmung vorhanden, wobei entsprechend dieser Krümmung eine Korrektur der<br />

Längenmaße, die aus den einzelnen CT-Bildern abgenommen wurde,<br />

vorgenommen werden kann.<br />

Die mögliche konkave Konfiguration des Orbitabodens wurde in einer<br />

Berechungsformel berücksichtigt (Abb. 3), indem die Krümmung als Kreisbogen<br />

angenommen wurde. Die gewonnenen Teilflächen werden ebenso wie die<br />

Gesamtfläche in Tabellen ausgewertet. Zusätzlich wird eine grafische Darstellung<br />

des betroffenen Orbitabodens und des darin gelegenen Frakturbereichs angeboten,<br />

wobei diese grafische Darstellung de facto einer schematischen Draufsicht auf<br />

diesen Knochenbereich samt Frakturbereich entspricht (Abb. 2). Eine derartige<br />

Draufsicht ist bisher nur mit Hilfe von aufwendigen 3D-Rekonstruktionen<br />

möglich.<br />

Bei der Berechnung der Volumina (Herniationsvolumen) wird ebenso Schicht-<br />

für-Schicht vorgegangen, wobei für jede CT-Schicht in Teilvolumen berechnet<br />

wird. Diese Teilvolumina werden auf Basis der ermittelten Teilflächen und der<br />

bekannten Schichtdicke des CT-Datensatzes berechnet. Im folgenden Abschnitt<br />

wird das Vermessungsverfahren anhand einer schematischen Zeichnung erklärt.


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 34 -<br />

Abb. 13. Schema-<br />

zeichnung eines Schä-<br />

dels mit den Vermes-<br />

sungspunkten für die<br />

rechte (5) und die linke<br />

(10) Orbita.<br />

Die Schemazeichnung in Abb. 13 zeigt einen transversalen Schnitt durch einen<br />

Schädel, die einer koronalen CT-Schicht entspricht. Im Bereich des linken Orbita<br />

(10) ist eine Fraktur (11) schematisch dargestellt.<br />

Die Vermessung wird an der Workstation des CT-Gerätes (Philips Easy Vision<br />

4.3, Philips, Best, Niederlande) mit dem darauf vorhandenen<br />

Vermessungswerkzeug folgendermaßen durchgeführt:<br />

Die in jeder CT-Schicht identifizierbare Sutura ethmoidomaxillaris (8’) ist der<br />

Referenzpunkt für sämtliche Vermessungen (Abb. 13). Zur Bestimmung der<br />

Orbitabodenfläche (O) wird in jeder CT-Schicht die Länge des Orbitabodens (L)<br />

gemessen. Dabei wird mit einem Cursor die Distanz vom Referenzpunkt 8’ zum


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 35 -<br />

Punkt 7’ (Abb. 13) abgenommen. Die Software des Programms zeigt die<br />

vermessene Länge direkt in einem Fenster an. Diese Vermessung wird vom<br />

Margo infraorbitalis beginnend bis zum Apex der Orbita durchgeführt.<br />

Zur Bestimmung der Frakturfläche (F) wird in allen CT-Schichten mit einer<br />

erkennbaren Fraktur die Distanz vom Referenzpunkt 8’ zur medialen (Distanz X<br />

vom Punkt 8’ zu Punkt 16 in Abb. 13) und zur lateralen Frakturbegrenzung<br />

(Distanz Y vom Punkt 8’ zu Punkt 17 in Abb. 13) vermessen.<br />

Zur Berechnung des Herniationsvolumens (V) wird in allen CT-Schichten mit<br />

erkennbarem prolabiertem Gewebe die Herniationsfläche (H) mit dem Cursor<br />

umfahren und diese Fläche (gekennzeichnet durch die Punkte 17, 18 und die Linie<br />

16 in Abb. 13) mit der Polygon-Funktion der Software berechnet.<br />

Diese Maße für die Orbitabodenfläche (L), die Frakturfläche (X und Y) und das<br />

Herniationsvolumen (H) werden in eine Excel-Tabelle (Microsoft ® Excel 2000,<br />

Microsoft Corp., USA) exportiert, um die erhaltenen Werte L, X, Y für jede CT-<br />

Schicht (allgemein Ln sowie Xn und Yn, mit n = Nummer der CT-Schicht) in<br />

Tabellenform auszugeben (Tabelle 1).


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 36 -<br />

Abb. 14. Diagramm eines linken<br />

Orbitabodens nach erfolgter<br />

Vermessung.<br />

Zur besseren Veranschaulichung der vermessenen Längen ist in Abb. 14 eine<br />

Orbitabodenfraktur als Diagramm gezeigt, wobei die Bezeichnungen wie in Abb.<br />

13 dargestellt sind und das Diagramm ebenso einen linken Orbitaboden abbildet.<br />

Daraus ist nun ersichtlich, wie die einzelnen CT-Schichten (n) mit den Nummern,<br />

z.B. 11 bis 21, zu den abgenommenen Längenmaßen Ln, Xn und Yn führen, wobei<br />

konkret die Referenzpunkte 811' und 812' sowie die lateralen Begrenzungen des<br />

Orbitabodens (711' und 712') in Abb. 13 eingezeichnet sind. Die Punkte 8n', die am<br />

Orbitaboden einen leicht bogenförmigen Verlauf einnehmen (Abb. 4), sind


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 37 -<br />

idealisiert als Gerade im kartesischen Koordinatensystem (y-Koordinate)<br />

aufgetragen. Der laterale Rand des Orbitabodens (6') ist in Abb. mit 7' bezeichnet.<br />

Der Frakturbereich (11) ist in Abb. 14 schraffiert gekennzeichnet. Die einzelnen<br />

CT-Schichten sind gemäß der koronalen Ebene parallel zur x-Achse dargestellt,<br />

wobei die Nummern der CT-Schichten (n = 11 bis 21) gemäß dem Pfeil (n) in<br />

Abb. 13 zu denken sind.<br />

Im Diagramm von Abb. 14 sind weiters die Punkte 17 und 18 (aus Abb. 13) als<br />

laterale Begrenzungen für den Frakturbereich (11) zu den Schichten mit den<br />

Nummern 14, 16 und 18 eingezeichnet; daraus resultierend die Punkte 1714, 1716,<br />

1718 bzw. 1814, 1816 und 1818. Für die CT-Schicht (Nr. 14) sind dabei auch die<br />

Längenmaße X14 und Y14 veranschaulicht, die vom Referenzpunkt 8’ gemessen<br />

wurden. Der Frakturbereich (11) innerhalb des Orbitabodens (6’) ergibt sich somit<br />

zunächst als Reihe von Rechtecken, jeweils entsprechend der Schichtdicke (s) der<br />

CT-Untersuchung. Diese Rechtecke ergeben nur eine relativ grobe Annäherung<br />

des Frakturbereichs (11), so daß von CT-Schicht zu CT-Schicht eine weitere<br />

Annäherung durch schräge Geraden unter Bildung von Dreiecken vorgenommen<br />

wird, wie z.B. das Dreieck 19 in Abb. 14. Diese Dreiecke führen dazu, daß für<br />

jede CT-Schicht (n) als Teilfläche eine Trapezfläche erhalten wird, deren Fläche<br />

durch Mittelung der Längenmaße entsteht. Jede Teilfläche des Frakturbereichs<br />

(11) kann somit wie folgt angeschrieben werden:


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 38 -<br />

Die Gesamtfläche (F) für den Frakturbereich (11) wird somit durch die Summe<br />

der Teilflächen Fn erhalten:<br />

In ähnlicher Weise werden auch die Flächen für die einzelnen Rechtecke des<br />

gesamten Orbitabodens (6') ermittelt, wobei ebenfalls als Teilflächen<br />

Trapezflächen mit der Schichtdicke der CT-Untersuchung (s) als Tiefe der<br />

Trapezflächen zu Grunde gelegt werden. (Die entsprechenden Dreiecke zur<br />

Bildung der Trapezflächen sind in Abb. 14 mit strichlierten Linien<br />

veranschaulicht.)<br />

Zum Ausgleich des sogenannten ‚partiellen Flächen- bzw. Volumendefektes’<br />

wird das erste Längenmaß bzw. Flächenmaß zur Gesamtberechnung<br />

herangezogen,<br />

wobei an das erste relevante Längenmaß repräsentiert (gemäß Abb. 14 wäre dies<br />

a14).<br />

In der Tabelle 3 sind die entsprechenden Werte für die Vermessung der in Abb.<br />

14 dargestellten Orbitabodenfraktur veranschaulicht, wobei die Gesamtfläche für<br />

den Orbitaboden (O = 5.42 cm²) und für den Frakturbereich (F = 1.11 cm²)<br />

abgebildet sind.<br />

Zur Berechnung des in der nachfolgenden Tabelle ebenfalls enthaltenen<br />

Herniationsvolumens (V) werden schichtweise die bereits oben angesprochenen


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 39 -<br />

Einzelvolumina (Vn) auf Basis der abgenommenen Herniationsflächen (Hn) unter<br />

Berücksichtigung der Schichtdicke (s) der CT-Untersuchung ermittelt:<br />

In der Regel kann der Orbitaboden (6' in Abb. 14) als plan angenommen werden;<br />

für eine höhere Präzision bzw. für jene Falle, wo der Orbitaboden (6') eine<br />

konkave Konfiguration (b) aufweist, kann eine Korrektur für die jeweilige<br />

Längenabmessung (L) vorgenommen werden. Die Grundlage zur Berechnung<br />

einer eventuellen konkaven Konfiguration ist in Abb. 15 veranschaulicht, wobei<br />

die Punkte 6’, 7’ und 8’ in Abb. 13 erläutert sind.<br />

Abb. 15. Berechung der konkaven Konfiguration<br />

(b) des Orbitabodens.<br />

Wenn die Krümmung des Orbitabodens (6') sich in einer CT-Schicht konkav<br />

darstellt, kann diese annäherungsweise im Schnitt kreisbogenförmig angenommen<br />

werden (Abb. 15). Die Länge des Orbitabodens (6’) ist durch den Referenzpunkt<br />

(8’), die laterale Begrenzung (7’) und den Kreisbogen (b) gekennzeichnet. Der<br />

zugehörige Radius ist mit R dargestellt. Die Abweichung von einer Ebene ist im<br />

Maximum gleich dem Maß d und der Winkel α ist der zum Kreisbogen 6' zu-


Vermessung von Orbitawandfrakturen - 40 -<br />

gehörige Bogenwinkel. Die halbe Länge (L/2) zwischen den Punkten 7' und 8'<br />

kann somit angeschrieben werden zu<br />

Hieraus läßt sich weiters ableiten, daß<br />

Der Winkel α /2 kann ferner wie folgt angeschrieben werden:<br />

Für den Kreisbogen b ergibt sich somit auf Basis der bekannten Gleichung und<br />

für den Kreisbogen entsprechend dem Bogenwinkel α folgende Beziehung:<br />

Die Korrektur der Berechung ist dann für jede CT-Schicht (n) vorzunehmen, in<br />

der der Orbitaboden eine konkave Konfiguration einnimmt.


Experimentelle Studie - 41 -<br />

5.1. Experimentelle Genauigkeitsuntersuchung<br />

Veröffentlicht im Journal of Oral and Maxillofacial Surgery 59:1437 (2001)<br />

5.1.1. Vorbereitung der Humanpräparate<br />

Die experimentelle Untersuchung umfaßte 22 Augenhöhlen in trockenen<br />

anatomischen Humanpräparaten. Geschlecht und Alter konnten den Schädeln<br />

nicht zugeordnet werden. Der Orbitaboden wurde mit einem Titaniumdraht<br />

(Durchmesser: 0.4 mm, Leibinger, Tutlingen, Deutschland) ausgelegt, der mit<br />

Klebstoff (Loctite, Bühl, Deutschland) auf den Knochen befestigt wurde. Die<br />

vordere Schädelbasis und das Orbitadach wurden bei allen Humanpräparaten vor<br />

den weiteren Bearbeitungsschritten mit einer Säge entfernt. Anschließend wurden<br />

mit einem Osteotom Frakturen von unterschiedlicher Größe in den Orbitaboden<br />

(n = 22) gesetzt.<br />

Zur Simulation einer Weichgewebsverlagerung (Herniationsvolumen) wurde ein<br />

definiertes Volumen von Silikonabformmaterial (Optosil P, Kulzer, Dormagen,<br />

Deutschland) in sämtliche Augenhöhlen mit gesetzten Frakturen (n = 22)<br />

eingebracht und mit Klebeband (Tixo, Kores, Wien, Österreich) fixiert.<br />

5.1.2. Anatomische (direkte) Messung (Goldstandard)<br />

Der experimentelle Teil dieser Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />

für I. Anatomie (Vorstand: Univ. Prof. Dr. W. Firbas) durchgeführt.


Experimentelle Studie - 42 -<br />

Auf jeden Orbitaboden wurde ein Millimeterpapier (25 x 5 mm) gelegt und mit<br />

einer Digitalkamera (DCF 330, Kodak, Rochester, NY, USA) fotografiert. Die<br />

Aufnahmeachse wurde dabei so gewählt, daß der Orbitaboden rechtwinkelig<br />

abgebildet wurde (Richtung III in Abb. 13 ). Die dabei erhaltenen Bilder wurden<br />

im ‚Tiff’-Format auf einem Laptop (Apple G3 mit Mac OS D2-9.1 Software,<br />

Apple Computer Inc., USA) abgespeichert und anschließend wurde die Bildgröße<br />

(13 x 10 mm, 300 dpi) mit Photoshop 6.0 nachbearbeitet. Eine vom ‚National<br />

Institute of Health’ (Bethesda, Maryland, USA) erhältliche Standardsoftware<br />

(Scion Image 1.26c, Scion Corp., Maryland, USA) wurde für die Vermessung des<br />

Orbitabodens und der Fraktur verwendet. Die Kalibrierung des digitalen Bildes<br />

wurde mit Hilfe des Millimeterpapiers erzielt (Abb. 16).<br />

Abb. 16. Der Orbitaboden<br />

(Schädel Nr. 1) ist mit einem<br />

Titaniumdraht aus-gelegt<br />

(Pfeil) und die Fraktur ist mit<br />

einer weißen Linie markiert.<br />

Das Silikonmaterial (Si) ist<br />

innerhalb der Frakturfläche<br />

sichtbar.<br />

Zur Vermessung des Orbitabodens und der Fraktur wurde der Umriß des Drahtes<br />

bzw. der Fraktur mit einem Cursor umfahren (Abb. 16) und mit der Software<br />

Scion Image 1.26c berechnet (Abb. 17). Dieser Vermessungsvorgang wurde für<br />

jede Orbitaboden- bzw. Frakturfläche dreimal von derselben Person durchgeführt


Experimentelle Studie - 43 -<br />

und der Mittelwert daraus gebildet. Die daraus gemittelte Größe für die<br />

Orbitaboden- und Frakturfläche stellte nun den Goldstandard für die weitere<br />

statistische Auswertung dar.<br />

Das Volumen des Silikons wurde vor dem Anbringen an den Schädel von der<br />

gleichen Person mit einem Präzisionsgefäß (Siebert, Wien, Österreich) mittels der<br />

Wasserverdrängungsmethode drei Mal vermessen und der daraus berechnete<br />

Mittelwert als Goldstandard für das verwendete Silikonvolumen bestimmt.<br />

Abb. 17. Vermessung eines<br />

rechten Orbitabodens (Schädel<br />

Nr. 1) mit Scion Image. Der mit<br />

dem Draht ausgelegte Orbita-<br />

boden ist mit einem Pfeil mar-<br />

kiert. Die Frakturfläche (weiße<br />

Linie) wurde mit dem Cursor um-<br />

fahren und das Ergebnis in einem<br />

zusätzlichen Fenster dargestellt.


Experimentelle Studie - 44 -<br />

5.1.3. Computertomographie<br />

In Zusammenarbeit mit der Univ. Klinik für Radiodiagnostik/Osteologie (Leiter:<br />

Univ. Prof. Dr. H. Imhof) wurde von allen Humanpräparaten eine CT-<br />

Untersuchung (Philips Secura, Best, Niederlande) in der koronalen Ebene<br />

durchgeführt. Als Abbildungsparameter wurden bei allen Schädeln folgende<br />

Werte gewählt: 120 kV, 150 mAs, FOV 25 cm, kontinuierliche Schichtdicke 3.0<br />

mm. Die CT-Daten wurden über das lokale Netzwerk (‚Token Ring’) an die<br />

Workstation (Philips Easy Vision 4.3, Philips, Best, Niederlande) weitergeleitet.<br />

5.1.4. ‚Interobserver’ und ‚Intraobserver’ Genauigkeit<br />

Veröffentlicht im Journal of Oral and Maxillofacial Surgery 59:1437 (2001)<br />

Dieser Teil der Arbeit wurde von 3 unabhängigen Untersuchern (1 Radiologe und<br />

2 Kieferchirurgen) anhand der Vermessung der Orbitaboden- und Frakturgröße<br />

von 14 Augenhöhlen durchgeführt (Abb. 18), um die Übereinstimmung der 2D-<br />

ROI-Methode mit der direkten Vermessung zu überprüfen. Die Augenhöhlen<br />

wurden - wie in Kapitel 5.1 beschrieben - vorbehandelt und im CT koronal<br />

geschichtet. Die anatomische Vermessung diente als Goldstandard für die<br />

Auswertung (Abb. 19). Die Vermessungszeit wurde für jeden Untersucher<br />

aufgezeichnet und die Daten (Tabelle 1) für die weitere statistische Auswertung in<br />

einen Laptop (Apple G3 mit Mac OS D2-9.1 Software, Apple Computer Inc.,<br />

USA) eingegeben (Tabelle 1).


Experimentelle Studie - 45 -<br />

Abb. 18. Vermessung des<br />

Schädels 12 mit der Soft-<br />

ware. Das Fenster (‚Results’)<br />

zeigt die Ergebnisse für die<br />

Vermessung der Kalib-<br />

rationsfolie (1), des Orbita-<br />

bodens (2, Pfeil) und der<br />

Fraktur (3). Et, Ethmoid; Zy,<br />

Jochbein; F, Fraktur.<br />

Abb. 19. Vermessung der<br />

koronalen CT-Schichte Nr.<br />

20 (Schädel 12) von<br />

Untersucher 1. Die Werte für<br />

den Orbitaboden (weiße<br />

Pfeile) und die Fraktur sind<br />

in mm dargestellt.


Experimentelle Studie - 46 -<br />

Statistische Auswertung<br />

Die Konkordanz der Orbitabodenvermessungen mit der direkten und der 2D-ROI-<br />

Methode wurde mit Übereinstimmungsmaßen (Reproduzierbarkeit) für<br />

kontinuierliche Ergebnisvariablen bemessen. Der Lin’s Konkordanz-Korrelations-<br />

Koeffizient (ρc) wurde gemeinsam mit dem Positionsabweichungsparameter (u)<br />

und dem Skalenabweichungsparameter (v) (Lin, 1989 und 1992) bestimmt. Mit<br />

dem Positionsabweichungsparameter (‚location-shift’) werden systematisch<br />

höhere (u > 0) oder niedrigere (u < 0) Messergebnisse als der Goldstandard und<br />

mit dem Skalenabweichungsparameter (‚scale shift’) werden mehr (v > 1) oder<br />

weniger (v < 1) streuenden Meßergebnisse erfaßt.


Experimentelle Studie - 47 -<br />

Tabelle 1. Vermessung des Schädels Nr. 12 (rechte Orbita) von den koronalen<br />

CT-Schichten (Untersucher 1)<br />

Orbitaboden<br />

Fraktur<br />

CT-Schicht (3 mm) L X Y<br />

12 2.6 - -<br />

13 10.0 - -<br />

14 15.3 - -<br />

15 20.7 - -<br />

16 23.7 - -<br />

17 25.1 7.7 10.5<br />

18 26.0 3.3 12.2<br />

19 27.3 2.2 15.1<br />

20 26.7 0.0 16.1<br />

21 24.0 0.0 15.7<br />

22 20.3 0.0 15.1<br />

23 16.7 0.0 15.5<br />

24 13.8 0.3 13.4<br />

25 11.7 0.4 9.6<br />

26 9.7 0.3 8.0<br />

27 6.8 1.0 5.0<br />

28 3.0 - -<br />

29 1.0 - -<br />

Abkürzungen L, X und Y sind in Abb.13 erklärt.


Experimentelle Studie - 48 -<br />

5.1.4.1. Ergebnisse<br />

Für den Orbitaboden von 14 Augenhöhlen wurde mit der direkten Meßmethode<br />

(Goldstandard) eine Größe (M ± SD) von 5.21 ± 0.39 cm 2 und mit der 2D-ROI-<br />

Methode eine Größe von 5.30 ± 0.52 cm 2 bestimmt (Tabelle 2). Die Frakturfläche<br />

(M ± SD) betrug mit der direkten Meßmethode 1.05 ± 0.64 cm 2 und 1.01 ± 0.62<br />

cm 2 mit der 2D-ROI-Methode. Die mittlere Differenz zwischen den Methoden<br />

(direkte Meßmethode minus 2D-ROI-Methode) betrug -0.09 cm 2 (oder 1.7% der<br />

mittleren Orbitabodenfläche) für die Orbitabodenfläche und 0.04 cm 2 (oder 3.8%<br />

der mittleren Frakturfläche) für die Frakturfläche. Die Konkordanz zwischen den<br />

Methoden war für die Orbitabodenfläche geringer (ρc = .925) als für die<br />

Frakturfläche (ρc = .988). Diese Differenz in der Konkordanz bei der<br />

Orbitabodenvermessungen war eher dem Positions- (u = -0.197) als dem<br />

Skalenabweichungsparameter (v = 0.983) zuzuschreiben. Für die Frakturfläche<br />

waren sowohl der Positions- als auch der Skalenabweichungsparameter<br />

vernachlässigbar (u = 0.064 und v = 1.032). Die ‚Interobserver’-Genauigkeit der<br />

2D-ROI-Methode war für die Vermessung der Orbitaboden- und Frakturfläche<br />

wie folgt vernachlässigbar: für Untersucher 1, 2 und 3: ρc = .883, .884 und .903<br />

für die Orbitabodenvermessung und .988, .986, und .993 für die<br />

Frakturvermessung. Der mit der 2D-ROI-Methode benötigte Zeitaufwand betrug<br />

(M ± SD) 6.4 ± 2.1 Minuten (3 bis 12 Minuten).


Experimentelle Studie - 49 -<br />

Tabelle 2. CT-Vermessung der Orbitaboden- und Frakturflächen mit der 2D-ROI-<br />

Methode (Schädel Nr. 12, rechte Orbita).<br />

Methode<br />

Goldstandard Mittelwert<br />

Fläche (cm 2 )<br />

Orbitaboden Fraktur<br />

5.39<br />

2.43<br />

2D-ROI-Methode Mittelwert 5.69 2.31<br />

Untersucher 1<br />

5.65<br />

2.38<br />

Untersucher 2 5.73 2.28<br />

Untersucher 3 5.68 2.26


Experimentelle Studie - 50 -<br />

5.1.5. Vermessung mit verschiedenen Methoden<br />

Veröffentlicht im Journal of Cranio-Maxillofacial Surgery 30:159 (2002)<br />

In diesem Teil der Arbeiten wurden die Genauigkeit von drei in der Literatur<br />

angegebenen Vermessungsverfahren verglichen, die in den nächsten Kapiteln im<br />

Einzelnen dargestellt sind.<br />

5.1.5.1. 2D-Methode<br />

Die Flächen- und Volumenberechnung dieser Methode beruht auf der Annahme,<br />

daß Frakturen im Bereich der Orbita eine elliptische Fläche und das darin<br />

verlagerte Gewebe ein sogenanntes ‚Hemi-Ellipsoid’ beschreiben (Abb. 20).<br />

Abb. 20. Die 2D-Methode<br />

dargestellt bei der Vermessung<br />

einer medialen Orbita-<br />

wandfraktur. Die Distanz a be-<br />

schreibt die größte Distanz der<br />

Fraktur in der koronalen CT-<br />

Schicht und die Distanz b die<br />

größte Distanz in der axialen<br />

CT-Schicht (aus J Oral<br />

Maxillofac Surg; Jin et al.,<br />

2000).


Experimentelle Studie - 51 -<br />

Zur Berechnung der Frakturfläche (n = 22) wurde die größte Distanz (X),<br />

entsprechend der Distanz a in Abb., in einer repräsentativen koronalen CT-<br />

Schicht gemessen. Die Distanz (Y), entsprechend der Distanz b in Abb., wurde<br />

aus der Anzahl der betroffenen CT-Schichten und der Schichtdicke (s) berechnet.<br />

Diese beiden Distanzen wurden nun in die mathematische Formel zur Berechnung<br />

einer elliptischen Fläche eingefügt (Jin et al., 2000).<br />

Zur Berechung des Herniationsvolumens (n = 22) wurde zusätzlich zu den beiden<br />

Distanzen (X und Y) die Tiefe der Gewebsverlagerung (Distanz Z) gemessen und<br />

in die Formel zur Berechnung eines ‚Hemi-Ellipsoids’ eingefügt (Jin et al., 2000).<br />

Mit dieser Meßmethode ist eine Vermessung und Berechnung der<br />

Orbitabodenfläche nicht möglich, da diese Methode nur zur Berechnung von<br />

idealisierten Frakturflächen bzw. Herniationsvolumina durchgeführt werden kann.<br />

Die Vermessung wurde von einem Untersucher durchgeführt und sämtliche Daten<br />

(Zeitaufwand, Längen- und Flächenmaße) wurden in eine Excel-Tabelle<br />

(Excel:mac 2001, Microsoft Corp., USA) zwecks späterer statistischer<br />

Auswertung übertragen.


Experimentelle Studie - 52 -<br />

5.1.5.2. 2D-ROI-Methode<br />

Bei dieser Methode werden sämtliche Meßdaten jeder Schichte unter<br />

Berücksichtigung der Schichtdicke in einer neuartigen Formel zur Berechnung<br />

der Frakturfläche und des Herniationsvolumens aus koronalen CT-Bildern<br />

eingesetzt (Ploder et al., 2001). Die Grundlagen und die Vorgehensweise dieser<br />

Vermessungsmethode ist in Kapitel 5 ausführlich erklärt.<br />

Ein immanentes Meßwerkzeug der Workstation (Philips Easy Vision 4.3, Philips,<br />

Best, Niederlande) wurde von drei unabhängigen Beobachtern (ein Radiologe und<br />

zwei Kieferchirurgen) zur Vermessung verwendet.<br />

Zur Vermessung der Orbitabodenfläche (n = 22) (Distanz X in Abb. 21) wurde<br />

mit dem Cursor die Distanz zwischen dem erkennbaren Querschnitt des<br />

Titaniumdrahtes im Bereich der Sutura ethmoidomaxillaris und dem Querschnitts<br />

des Drahtes im lateralen Bereich des Orbitabodens herangezogen (Abb. 23).<br />

Dieser Vorgang wurde vom Margo infraorbitalis beginnend bis zur Fissura<br />

orbitalis inferior in jeder einzelnen CT-Schicht wiederholt.<br />

Zur Vermessung der Frakturfläche (n = 22) wurde mit dem Cursor die Distanz<br />

zwischen dem Referenzpunkt (derselbe Punkt wie bei der<br />

Orbitabodenvermessung) und dem medialen Frakturrand (Distanz Z in Abb. 21)<br />

einerseits und dem Referenzpunkt und dem lateralen Frakturrand (Distanz Y in<br />

Abb. 21) andererseits herangezogen (Abb. 23). Dieser Vorgang wurde in jeder<br />

CT-Schicht mit erkennbarer Fraktur wiederholt.<br />

Zur Vermessung des Herniationsvolumens (n = 22) wurde der Umriß des<br />

Silikonmaterials mit dem Cursor umfahren und die Fläche bestimmt (Fläche A in


Experimentelle Studie - 53 -<br />

Abb. 21) und in jeder CT-Schicht mit erkennbarem Silikon wiederholt. Mit der<br />

Kenntnis der CT-Schichtdicke wurde aus den einzelnen Flächen ein daraus<br />

resultierendes Volumen (Herniationsvolumen) berechnet.<br />

Abb. 21. Die Sutura ethmoidomaxillaris (Pfeil) gilt als<br />

Referenzpunkt für die Vermessung des Orbitabodens<br />

(X), des medialen (Z) und des lateralen Frakturrandes<br />

(Y). Das Silikonvolumen stellt sich als Fläche (A) in<br />

einer CT-Schicht dar. Mx, Maxilla; NH, Sinus<br />

maxillaris; Et, Sinus ethmoidalis.<br />

Anhand dieser Vermessungen wurde die Fraktur in medio-lateraler und in antero-<br />

posteriorer Ausdehnung bestimmt. Die Dauer des Vermessungsvorgangs (in<br />

Minuten) wurde mit den gewonnenen Vermessungsdaten (cm 2 und cm 3 ) für jeden<br />

Untersucher in eine Excel-Tabelle zur späteren Berechnung eingegeben.<br />

Aus den gewonnenen Vermessungsdaten (siehe Tabelle 3) wurden die<br />

Orbitaboden- und Frakturfläche sowie das Herniationsvolumen berechnet (siehe<br />

Kapitel 5) und diese Daten mit der direkten Meßmethode (Abb. 22) verglichen.<br />

Abb. 22. Vermessung der Schädels Nr. 3<br />

(linke Orbita). Digitales Foto des<br />

Orbitabodens nach Entfernung des<br />

Orbitadachs. Dient zur direkten Ver-<br />

messung; zyg, Jochbeinregion;<br />

Silikonmaterial (weißer Pfeil).


Experimentelle Studie - 54 -<br />

Abb. 23. Die Vermessung der<br />

koronalen CT-Schichten; X, Länge<br />

des Orbitabodens; Y, Distanz vom<br />

medialen Referenzpunkt (Sutura<br />

ethmoidomaxillaris) zum lateralen<br />

und medialen Rand der Fraktur (Z).<br />

Die Fläche des Silikonmaterials (Si)<br />

wurde mit dem Cursor umfahren.<br />

Die in Tabelle 3 eingetragenen Werte werden zur besseren Veranschaulichung in<br />

einem Excel-Diagramm als Graphik dargestellt (Abb. 24).<br />

Abb. 24. Graphische Darstellung der Vermessung- und Berechungsdaten von Schädel Nr. 3 (linke<br />

Orbita). Die y-Achse repräsentiert die Sutura ethmoidomaxillaris, die als Referenzwert bei der<br />

Vermessung herangezogen wurde. Die in Abb. 23 bezeichneten Distanzen (x, y und z) sind zur<br />

besseren Veranschaulichung für die CT-Schicht Nr. 19 dargestellt.


CT-Schicht<br />

Experimentelle Studie - 55 -<br />

Tabelle 3. Vermessung und Berechung des CT-Bildes von Schädel Nr. 3 (linke<br />

Orbita).<br />

Orbitaboden Fraktur Herniation<br />

X (mm)<br />

Einzelfläche (mm 2 )<br />

11 6.2 30.60<br />

12 14.2 44.25<br />

13 15.3 52.35<br />

14 19.6 64.05<br />

Z (mm)<br />

Y (mm)<br />

Länge (mm)<br />

15 23.1 70.80 4.5 12.1 7.6 11.40 18.50 27.75<br />

16 24.1 69.60 3.0 12.5 9.5 25.65 44.60 94.65<br />

17 22.3 66.00 3.6 14.0 10.4 29.85 71.60 173.85<br />

18 21.7 59.85 3.5 11.8 8.3 28.05 56.20 191.25<br />

19 18.2 43.95 6.0 8.3 2.3 15.90 14.20 105.60<br />

20 11.1 28.80<br />

21 8.1 12.15<br />

Orbitaboden 5.42 cm 2 Frakturfläche 1.34 cm 2 Volumen 0.59 cm 3<br />

Die Bezeichnungen sind in Abb. 23 erklärt.<br />

Einzelfläche (mm 2 )<br />

Einzelfläche Si (mm 3 )<br />

Einzelvolumen (mm 3 )


Experimentelle Studie - 56 -<br />

5.1.5.3. 3D-Methode<br />

Die im DICOM-Format (‚Digital Imaging and Communications in Medicine’)<br />

vorhandenen CT-Daten wurden über das LAN-Netzwerk (‚Local Area Network’)<br />

an den Server des Instituts für Biomedizinische Technik und Physik (Vorstand:<br />

Univ. Prof. Dr. H. Bergmann) geschickt. Mit dem 3D-Visualisierungsprogramm<br />

Analyze ® (Biomedical Imaging Resource, Mayo Klinik, Rochester MN, USA)<br />

wurde unter der Verwendung der Sun-Ultra-2-Workstation (Sun Microsystems,<br />

Mountain View, CA, USA) zuerst eine 3D-Rekonstruktion des Schädels erzeugt<br />

(Abb. 25). Der 3D-Schädel wurde anschließend am Monitor so rotiert, daß der<br />

Orbitaboden in Aufsicht abgebildet war.<br />

Abb. 25. 3D-Rekonstruktion des<br />

Schädels (Nr. 1) in Frontansicht<br />

(Analyze ® -Software). Die<br />

Silikonmaterialien des rechten<br />

(rot) und des linken (grün)<br />

Orbitabodens sind in Farbe<br />

dargestellt.<br />

In der rotierten Position wurde mit dem Cursor die Frakturfläche (n = 22)<br />

umfahren und mit der Software berechnet. Die berechnete Fläche (in Pixel) wurde<br />

unter Einbeziehung der bekannten Pixelgröße in cm 2 konvertiert.<br />

An acht zufällig ausgewählten Humanpräparaten wurde zusätzlich eine<br />

Vermessung der Orbitabodenfläche durchgeführt. Dabei wurde mit dem Cursor


Experimentelle Studie - 57 -<br />

der erkennbare Umriß des Titaniumdrahtes umfahren und somit die<br />

Orbitabodenfläche bestimmt und nach dem Umrechnen in cm 2 konvertiert.<br />

Zur Berechnung des Silikonvolumens (Herniationsvolumen) (n = 22) wurde eine<br />

interaktive Methode zur dreidimensionalen Darstellung des Volumens verwendet.<br />

Da sich die Pixelintensität des Silikonmaterials deutlich von jener der<br />

Knochenstruktur unterschieden hatte, wurde ein kontrastabhängiger Algorithmus<br />

verwendet, um das Silikonvolumen zu segmentieren. Nachdem die Intensität des<br />

Silikonmaterials mit dem Cursor bestimmt wurde (‚seed point’), konnten die<br />

obere und untere Grenze des ‚Thresholds’ festgelegt und somit das<br />

Silikonmaterial farbig markiert werden (Abb. 25). Die Pixel des farbig<br />

identifizierten Silikonvolumens wurden mit dem ‚Region-of-interest’-Werkzeug<br />

der 3D-Analyze ® -Software bestimmt und unter Einbeziehung der bekannten<br />

Pixelgröße in cm 2 konvertiert. Dieser Vorgang wurde bei allen Humanpräparaten<br />

von zwei Untersuchern (ein Kieferchirurg und ein Physiker) durchgeführt und der<br />

dabei notwendige Zeitaufwand dokumentiert.<br />

Statistische Auswertung<br />

Die Konkordanz der CT-Vermessungen (2D-, 2D-ROI und 3D-Methode) wurde<br />

mit dem Lin’s Konkordanz-Korrelations-Koeffizient (ρc) (siehe Kapitel 5.1.4.)<br />

beurteilt (Lin, 1989 und 1992). Den Unterschied im benötigten Zeitaufwand<br />

wurde mit dem ‚Student’s t-Test’ berechnet.


Experimentelle Studie - 58 -<br />

5.1.5.4. Ergebnisse<br />

Bei allen Augenhöhlen (n = 22) wurde die Größe des Orbitabodens mit der 2D-<br />

ROI-Methode bestimmt und ergab (M ± SD) 5.27 ± 0.42 cm 2 . Bei acht zufällig<br />

ausgewählten Augenhöhlen wurde die Orbitabodenfläche zusätzlich mit der 3D-<br />

Methode vermessen. Die Orbitbodenfläche (M ± SD) von diesen Augenhöhlen<br />

ergab 5.19 ± 0.44 cm 2 für die direkte Messung (digitales Photo), 5.33 ± 0.58 cm 2<br />

für die 2D-ROI und 5.41 ± 0.51 cm 2 für die 3D-Methode (Abb. 26). Der<br />

Positions- (u) und Skalenabweichungsparameter (v) für beide Methoden (2D-ROI<br />

und 3D) sind in Tabelle dargestellt. Die größere Differenz der Konkordanz für die<br />

Vermessung der Orbitabodenfläche mit der 3D-Methode war eher dem Positions-<br />

(u = -0.467) als dem Skalenabweichungsparameter (v = 0.859) zuzuschreiben.<br />

Abb. 26. Korrelation<br />

zwischen dem Gold-<br />

standard und der je-<br />

weiligen Methode bei<br />

der Vermessung der<br />

Orbitabodenfläche.


Experimentelle Studie - 59 -<br />

Die Frakturfläche (M ± SD) von 22 Augenhöhlen betrug bei der direkten<br />

Messung 1.46 ± 0.67 cm 2 , bei der 2D-Methode 1.19 ± 0.59 cm 2 , bei der 2D-ROI-<br />

Methode 1.44 ± 0.62 cm 2 und bei der 3D-Methode 1.56 ± 0.64 cm 2 (Abb. 27).<br />

Die Positions- (u) und Skalenabweichungsparameter (v) für die jeweiligen<br />

Methoden sind in Tabelle 4 dargestellt. Für die 2D-Methode ergab sich die größte<br />

Differenz der Konkordanz sowohl für den Positions- (u = 0.418) als auch für den<br />

Skalenabweichungsparameter (v = 1.131). Bei der 2D-ROI- und der 3D-Methode<br />

wurden ein geringerer Positions- (u = 0.019 und -0.162) und Skalenabweichungs-<br />

parameter (v = 1.077 und 1.034) festgestellt.<br />

Die berechneten Flächenwerte (Orbitaboden- und Frakturfläche) wurden in einem<br />

Diagramm veranschaulicht (Abb. 24).<br />

Abb. 27. Korrelation<br />

zwischen dem Gold-<br />

standard und der je-<br />

weiligen Methode bei<br />

der Vermessung der<br />

Frakturfläche (cm 2 ).


Experimentelle Studie - 60 -<br />

Die Vermessung des Silikonvolumens (M ± SD) bei 22 Augenhöhlen betrug bei<br />

der direkten Messung (Wasserverdrängungsmethode) 0.83 ± 0.27 cm 3 , bei der<br />

2D-Methode 1.17 ± 0.35 cm 3 , bei der 2D-ROI-Methode 0.88 ± 0.30 cm 3 und bei<br />

der 3D-Methode 0.96 ± 0.32 cm 3 (Abb. 28).<br />

Bei der 2D-Methode ergab sich die große Differenz der Konkordanz durch einen<br />

hohen Positionsabweichungsparameter (u = -1.113). Mit dieser Methode wurden<br />

die gemessenen Volumina systematisch überschätzt. Die größte Übereinstimmung<br />

war bei der 2D-ROI-Methode mit einem geringen Positions- (u = -0.179) und<br />

Skalenabweichungsparameter (v = 0.913) gegeben.<br />

Der für die jeweilige Methode zur Flächen- und Volumenbestimmung benötigte<br />

Zeitaufwand betrug für die 2D-Methode 1.7 ± 0.7 Minuten, für die 2D-ROI-<br />

Methode 6.1 ± 1.5 Minuten und für die 3D-Methode 27.0 ± 4.3 Minuten.<br />

Abb. 28. Korrelation<br />

zwischen dem Gold-<br />

standard und der je-<br />

weiligen Methode bei<br />

der Vermessung des<br />

Silikonvolumens (cm 3 ).


Experimentelle Studie - 61 -<br />

Tabelle 4. Vergleich von Flächen- und Volumenvermessung zwischen den<br />

Methoden.<br />

Skalen-<br />

abweichung<br />

Positions-<br />

abweichung<br />

Orbitabodenfläche Frakturfläche Silikonvolumen<br />

n = 8 n = 22 n = 22<br />

2D-ROI 3D 2D 2D-ROI 3D 2D 2D-ROI 3D<br />

0.750 0.859 1.131 1.077 1.034 0.787 0.913 0.871<br />

-0.278 -0.467 0.418 0.019 -0.162 -1.113 -0.179 -0.450<br />

Lin’s ρc .909 .598 .781 .983 .972 .566 .950 .861<br />

Pearson’s r .982 .670 .855 .986 .985 .933 .969 .956


Klinische Studie - 62 -<br />

5.2. Klinische Studie<br />

5.2.1. Vermessung von Orbitabodenfrakturen im CT<br />

In Druck im Journal of Oral and Maxillofacial Surgery (2002)<br />

präsentiert am ‚European Trauma Congress’, Vienna 2002<br />

In diesem Teil der Arbeit wurden von 38 Patienten (11 weiblich und 27<br />

männlich), die in der Zeit von 1997 bis 2000 an der Klinik für Mund-, Kiefer- und<br />

Gesichtschirurgie des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien wegen einer<br />

isolierten Orbitabodenfraktur behandelt wurden, die gespeicherten CT-Datensätze<br />

und Untersuchungsdaten retrospektiv ausgewertet.<br />

Das Alter der Patienten (M ± SD) betrug 38.50 ± 19.1 Jahre (von 11 bis 81 Jahre).<br />

Das mittlere Zeitintervall der CT-Untersuchung nach dem Trauma betrug 2.7<br />

Tage (von 1 bis 10 Tage). Die in der koronalen Schichtebene durchgeführten CT-<br />

Untersuchungen (Philips Secura, Best, Niederlande) waren bei allen Patienten auf<br />

einer Optikal Disk (OD) abgespeichert und im Archiv der Univ. Klinik für<br />

Radiodiagnostik/Osteologie gelagert. Bei drei Patienten war zusätzlich noch eine<br />

axiale CT-Untersuchung vorhanden. Bei den Bildparametern waren bei allen<br />

Patienten folgende Einstellungen gewählt: 120 kV, 150 mAs, FOV 25 cm. Bei 31<br />

Patienten wurde die CT-Untersuchung mit 3-mm, bei 7 Patienten mit 2-mm<br />

Schichtdicke durchgeführt. Die CT-Datensätze wurden zur weiteren Vermessung<br />

von der OD auf die Workstation (Philips Easy Vision 4.3, Philips, Best,<br />

Niederlande) der Univ. Klinik für Radiodiagnostik/Osteologie gespielt. Ein


Klinische Studie - 63 -<br />

Untersucher führte ohne Kenntnis der Patientendatei bei voreingestellten<br />

Knochen- (Fensterweite: 3000; Fensterzentrum: 600) und<br />

Weichteilfensterparametern (Fensterweite: 350; Fensterzentrum: 50) die<br />

Vermessung mit dem immanenten Werkzeug der Workstation durch.<br />

Die Vermessungen der CT-Bilder wurde wie in Kapitel 5.1.5.2. beschrieben<br />

durchgeführt. Bei zwei Vermessungen wurde die vorhandene konkave<br />

Konfiguration des Orbitabodens in die Flächenberechung mitberücksichtigt (Abb.<br />

15). Bei drei Frakturen konnte der mediale Referenzpunkt (Sutura<br />

ethmoidomaxillaris) aufgrund der größeren Ausdehnung der Fraktur nicht<br />

eindeutig identifiziert werden. Bei diesen Vermessungen wurde daher nur die<br />

absolute Größe der Fraktur vermessen und das prozentuelle Verhältnis zum<br />

Orbitaboden nicht berücksichtigt.<br />

Zur Vermessung der CT-Bilder wurden wie in Kapitel 5 dargestellt die Distanzen<br />

L, X und Y und die Fläche A von den einzelnen CT-Schichten (Abb. 29 und Abb.<br />

30) in eine Excel-Tabelle übertragen (Tabelle 5). Für die Archivierung der Daten<br />

sowie zur Berechnung der Vermessungsdaten wurde ein Laptop (Apple G3,<br />

Apple Computer Inc., USA) verwendet. Nach Berechung der Orbitaboden- und<br />

Frakturfläche sowie des Herniationsvolumens wurden für jeden Patienten ein<br />

zwei-dimensionales Diagramm ausgedruckt (Abb. 31).


Klinische Studie - 64 -<br />

Abb. 29. A, Vermessung einer Fraktur im Bereich des mittleren Drittels des Orbitabodens (Patient<br />

Nr. 23). Die Distanzen (mm) der Orbitaboden- und Frakturvermessung sind von der CT-Schicht<br />

Nr. 12 (Knochenfenster) dargestellt. B, In der korrespondierenden CT-Schicht des<br />

Weichteilfensters ist die Fläche (cm 2 ) des hernierten Gewebes markiert.<br />

Abb. 30. A, Vermessung der Orbitabodenfraktur im posterioren Drittel (Patient Nr. 23). Die<br />

Distanzen (mm) der Orbitaboden- und Frakturvermessung sind von der CT-Schicht Nr. 14<br />

(Knochenfenster) dargestellt. B, In der korrespondierenden CT-Schicht des Weichteilfensters ist<br />

die Fläche (cm 2 ) des hernierten Gewebes markiert.


Klinische Studie - 65 -<br />

Abb. 31. 2D-Diagramm des vermessenen Orbitabodens (Patient Nr. 23) und die berechneten<br />

Flächenwerte für die Orbitaboden- (OF) und Frakturgröße (F). Die Längenmessungen (x-Achse)<br />

werden für jede CT-Schicht von der y-Achse (repräsentiert die Sutura ethmoidomaxillaris)<br />

aufgetragen. Die Flächenmaße der Fraktur sind zusätzlich nach der Drittelung des Orbitabodens<br />

ausgewertet.<br />

Von der Univ. Klinik für Augenheilkunde (Vorstand: Univ. Prof. Dr. H. Freyler)<br />

wurden folgende ophthalmologische Daten von den Patientendateien ausgehoben:<br />

die Messung des horizontalen Bulbusstandes mit dem Exophthalmometer nach<br />

Hertel, das Auftreten von Doppelbildern (ja/nein Antwort), das Vorhandensein<br />

einer eingeschränkten Bulbusbeweglichkeit (ja/nein Antwort) und der<br />

Untersuchungszeitpunkt. Bei 17 Patienten wurden keine Einträge bei der<br />

Vermessung mit dem Exophthalmometer gefunden. Der durchschnittliche<br />

Untersuchzeitpunkt nach dem Trauma betrug 4.6 Tage (von 2 bis 9 Tage).


Klinische Studie - 66 -<br />

Tabelle 5. Vermessung der koronalen CT-Schichten von Patient Nr. 23 mit einer<br />

isolierten Fraktur des rechten Orbitabodens.<br />

CT-Schicht Orbitaboden Fraktur Herniation<br />

(3 mm) X (mm) Z (mm) Y (mm) A (cm 2 )<br />

6 7.8 - - -<br />

7 8.6 - - -<br />

8 16.3 - - -<br />

9 20.3 - - -<br />

10 21.7 - - -<br />

11 23.1 0.0 11.9 0.36<br />

12 22.5 0.0 12.1 0.51<br />

13 21.0 0.0 10.7 0.74<br />

14 14.3 0.0 9.4 0.89<br />

15 8.3 0.0 7.0 0.85<br />

16 7.5 0.0 7.5 0.74<br />

17 6.5 - - -<br />

Berechnung 5.22 cm 2 1.65 cm 2 1.17 cm 3<br />

Abkürzungen (X, Y, Z und A) sind in Abb. 21 beschrieben.


Klinische Studie - 67 -<br />

Statistische Auswertung<br />

Die linearen Zusammenhänge zwischen zwei Variabeln wurden mit dem Pearson<br />

Korrelationskoeffizienten (r) ausgewertet. Unterschiede im Mittelwert von<br />

kontinuierlichen Variabeln zweier Gruppen wurden mit dem t-Test für<br />

unabhängige Stichproben berechnet. Die Seitenpräferenz (links/rechts) beider<br />

Augenhöhlen wurde mit dem binominal Test getestet. Das statistische<br />

Signifikanzniveau wurde mit p < .05; das statistische Trendniveau mit p < .10<br />

festgelegt. Die statistischen Berechnungen wurden mit SPSS für Windows<br />

(Version 10) durchgeführt.


Klinische Studie - 68 -<br />

5.2.1.1. Ergebnisse<br />

CT-Vermessung<br />

Bei der Vermessung der isolierten Orbitabodenfrakturen (n = 38) waren bei 13<br />

Patienten die rechte und bei 25 Patienten die linke Augenhöhle betroffen (diese<br />

Seitenpräferenz war statistisch signifikant; exakt p = .04). Die Vermessung der<br />

CT-Bilder wurde ausschließlich mit der 2D-ROI-Methode durchgeführt.<br />

Die mittlere Fläche (± SD) für den Orbitaboden betrug 5.72 ± 1.07 cm 2 (von 3.43<br />

bis 7.69 cm 2 ). Die Vermessung der Frakturfläche ergab eine mittlere Fläche (±<br />

SD) von 2.63 ± 1.20 cm 2 (von 0.40 bis 5.77 cm 2 ). Bei beiden Flächen wurde kein<br />

signifikanter Seitenunterschied (links/rechts) festgestellt. Der durchschnittliche<br />

Anteil (%) der Frakturfläche innerhalb des Orbitabodens betrug 45.3 ± 17.6%.<br />

Die Berechnung des prolabierten Gewebes ergab ein mittleres<br />

Herniationsvolumen (± SD) von 1.15 ± 0.91 cm 3 (von 0.14 bis 4.56 cm 3 ).<br />

In antero-posteriorer Ausdehnung waren 28 Frakturen im anterioren Drittel<br />

(mittlere Frakturgröße (± SD): 0.43 ± 0.44 cm 2 ), 36 Frakturen im mittleren Drittel<br />

(1.64 ± 0.69 cm 2 ) und 33 Frakturen im posterioren Drittel (0.62 ± 0.43 cm 2 ) des<br />

Orbitabodens lokalisiert. Der durchschnittliche Anteil (%) der Fraktur im<br />

Orbitaboden betrug für das anteriore, mittlere und posteriore Drittel wie folgt:<br />

14.4 ± 10.8%, 62.7 ± 12.1% und 22.9 ± 13.3%.


Klinische Studie - 69 -<br />

Ophthalomologische Auswertung und Korrelationen<br />

Die Frakturfläche (A) und das Ausmaß des Enophthalmus korrelierten signifikant<br />

(r = 0.69; p < .001) (Abb. 32). Die mittlere Frakturfläche (± SD), die mit einem<br />

klinisch relevanten (≥ 2 mm) Enophthalmus (n = 9) assoziiert war, betrug 4.08 ±<br />

1.09 cm 2 . Aus der linearen Regressionsgeraden (A = 1.980 + 0.698 *<br />

Enophthalmus) wurde die zu erwartende Frakturfläche, bei der ein 2-mm<br />

Enophthalmus auftrat, mit 3.38 cm 2 berechnet. Die Flächen- und<br />

Volumenberechnungen der Patienten mit fehlenden Hertel-Messungen (n = 17)<br />

unterschieden sich nicht von den Patienten mit vorhandener Hertel-Messungen.<br />

Die Frakturfläche war signifikant größer bei Patienten mit Diplopie (n = 21) (p =<br />

.04). Beim Auftreten von Motilitätsstörungen (n = 17) konnten keine statistischen<br />

Unterschiede festgestellt werden. Die Aufteilung der Fraktur in Drittel ergab<br />

keine weiteren statistischen Unterschiede.<br />

Abb. 32. Verhältnis zwischen<br />

der Frakturfläche und En-<br />

ophthalmus.


Klinische Studie - 70 -<br />

Das Herniationsvolumen (V) und das Ausmaß des Enophthalmus korrelierten<br />

signifikant (r = 0.64; p = .002) (Abb. 33). Das mittlere Herniationsvolumen (±<br />

SD), das mit einem klinisch relevanten (≥ 2 mm) Enophthalmus assoziiert war,<br />

betrug 1.89 ± 1.19 cm 3 . Aus der linearen Regressionsgeraden (V = 0.660 + 0.478<br />

* Enophthalmus) wurde das zu erwartende Herniationsvolumen, bei der ein 2-mm<br />

Enophthalmus auftrat, mit 1.62 cm 3 berechnet. Beim Auftreten von Doppelbildern<br />

(Diplopie) wurde ein statistischer Trend bei größeren Herniationsvolumina<br />

nachgewiesen (p = .07). Bei den Motilitätsstörungen konnten keine statistischen<br />

Unterschiede festgestellt werden.<br />

Abb. 33. Verhältnis zwischen<br />

dem Herniationsvolumen und<br />

Enophthalmus.


Klinische Studie - 71 -<br />

5.2.2. Objektive Vermessung von Orbitabodenfrakturen<br />

Submitted im Plastic and Reconstructive Surgery (2002)<br />

präsentiert am ‚European Trauma Congress’, Vienna 2002<br />

Es wurden 30 Patienten (8 weiblich, 22 männlich) ausgewertet, die im Zeitraum<br />

von 2000 bis 2001 an der hiesigen Klinik wegen einer isolierten<br />

Orbitabodenfraktur entweder konservativ oder chirurgisch mit einem<br />

Ballonkatheter behandelt wurden. Das mittlere Alter (± SD) der Patienten lag bei<br />

45.3 ± 16.7 Jahren (von 22 bis 70 Jahren).<br />

Das mittlere Zeitintervall der CT-Untersuchung nach dem Trauma betrug 3.1 ±<br />

3.0 Tage (von 1 bis 6 Tage). Bei 26 Patienten wurde die CT-Untersuchung mit 3-<br />

mm, bei 4 Patienten mit 2-mm Schichtdicke durchgeführt. In Zusammenarbeit mit<br />

der Univ. Klinik für Radiodiagnostik und Osteologie wurden die auf einer Optikal<br />

Disk (OD) abgespeicherten CT-Daten (Philips Secura, Best, Niederlande;<br />

Bildparameter: 120 kV, 200 mAs, FOV 25 cm, koronale Schichtebene) auf eine<br />

CD-ROM gebrannt. Nach dem Einlesen der ‚DICOM-Files’ auf einen Laptop<br />

(Apple G3, Apple Computer Inc., USA) wurden diese mit der 2D-ROI-Methode<br />

ausgewertet (siehe Kapitel 5.1.5.2). Ein Untersucher führte ohne Kenntnis der<br />

Patientendatei bei voreingestellten Knochen- (Fensterweite: 3000;<br />

Fensterzentrum: 600) und Weichteilfensterparametern (Fensterweite: 350;<br />

Fensterzentrum: 50) die Vermessung mit der Programm ImageJ (National<br />

Institute of Health, Boston, MA) durch. Die Berechnung der vermessenen Daten<br />

wurde mit dem Programm Image Analyze 1.0 (PTS Corp., Vienna, Austria)


Klinische Studie - 72 -<br />

durchgeführt (siehe Kapitel 5.3). Bei drei Frakturen war die Bildqualität durch<br />

Metallartefakte (dentale Amalgamfüllungen) beeinträchtigt. Bei einem Patienten<br />

wurde eine Inkarzeration des periorbitalen Gewebes festgestellt.<br />

Die Therapie der Orbitabodenfrakturen richtete sich bei der damaligen<br />

Beurteilung nach dem subjektiv geschätzten Ausmaß der Fraktur im CT und dem<br />

klinischen Beschwerdebild. Bei im CT klein erscheinenden Frakturen und<br />

geringer bzw. keiner klinischen Symptomatik wurde ein konservatives Vorgehen<br />

gewählt (Gruppe I; n = 10). Bei mittelgroß und keiner bzw. geringer klinischer<br />

Symptomatik wurde eine chirurgische Revision des Orbitabodens über einen<br />

transantralen Zugang mit Einlage eines Ballonkatheters nach Krenkel ® (Invotec<br />

Intern.. Inc., Jacksonville, Fl, USA) durchgeführt (Gruppe II; n = 11). Bei<br />

größeren Frakturen und deutlicher klinischer Symptomatik wurde die chirurgische<br />

Revision des Orbitabodens von transantral (Ballonkatheter) und transkonjunktival<br />

(resorbierbares Implantat, Ethisorb ® , Johnson und Johnson Intl., Brüssel, Belgien)<br />

angewandt (Gruppe III; n = 9). Der chirurgische Eingriff wurde durchschnittlich<br />

5.3 Tage nach dem Trauma in Allgemeinnarkose und die Entfernung des<br />

Ballonkatheters durchschnittlich nach 4.3 Wochen in Lokalanästhesie<br />

durchgeführt.<br />

Die ophthalmologischen Daten (Doppelbilder, Motilität, horizontaler und<br />

vertikaler Bulbusstand) wurden präoperativ und postoperativ im Zeitraum von 1,<br />

4 und 12 Wochen von einem Augenarzt an der Univ. Klinik für Augenheilkunde<br />

und Optometrie erhoben. Dabei wurden die Doppelbilder und Motilitätsstörungen<br />

mit einem Prismen-Abdecktest und an der Tangententafel in der Primärposition


Klinische Studie - 73 -<br />

und allen Sekundär- und Tertiärpositionen (bis 30° von der Sehachse) überprüft.<br />

Nach dem Schweregrad wurden diese Störungen in keine (0), leichte (1 Punkt),<br />

mittlere (2 Punkte) und schwere (3 Punkte) unterteilt. Der Schweregrad richtete<br />

sich nach den Winkelgraden der auftretenden Störungen: beim Auftreten der<br />

Störung bei mehr als 20° Abweichung vom Geradeaus-Blick wurden diese als<br />

leicht, zwischen 20° und 10° als mittel und bei weniger als 10° als schwer<br />

klassifiziert. Bei einem Patienten in der Gruppe III wurde eine<br />

Oculomotoriusparese vom Augenarzt festgestellt. Dieser Patient wurde bei der<br />

statistischen Evaluierung der Doppelbilder und der Motilitätsüberprüfung<br />

ausgenommen.<br />

Die Messungen des horizontalen Bulbusstands wurden mit dem<br />

Spiegelexophthalmometer nach Hertel (Hertel, 1905) und die des vertikalen<br />

Bulbusstands mit der Rasterbrille nach Haase (Dosch Corp. Heidelberg,<br />

Deutschland) zu den vorhin erwähnten Untersuchungszeitpunkten durchgeführt<br />

(Ergebnisse im mm).<br />

Statistische Auswertung<br />

Die Behandlungsgruppen I – III wurden in Hinblick auf die CT-Vermessung und<br />

den ophthalmologischen Daten miteinander verglichen und statistisch<br />

ausgewertet. Das Signifikanzniveau wurde bei α = .05 mit p < .05 und der<br />

statistische Trendlevel mit p < .10 festgelegt.


Klinische Studie - 74 -<br />

5.2.2.1. Ergebnisse<br />

Klinische Ergebnisse<br />

Die Ursache für die Fraktur waren bei 12 Patienten ein Faustschlag, bei 8 Patient<br />

Sturz, bei 5 Patienten Sport, bei 3 Patienten ein Verkehrsunfall und bei 2<br />

Patienten andere Ursachen. Die häufigsten Symptome, die mit der<br />

Orbitabodenfraktur assoziiert waren: Schwellung und Ecchymose (28 Patienten),<br />

Motilitätsstörungen (20), Doppelbilder (18), Hypästhesie (16), Emphysem (14),<br />

Enophthalmus (9), subkonjunktivale Blutung (3) und Tiefstand des Bulbus (1).<br />

Fünfzehn Patienten mit der chirurgischen Behandlung (Gruppe II und III) und ein<br />

Patient mit der konservativen Behandlung gaben eine gestörte Sensibilität im<br />

Bereich des Nervus infraorbitalis an; dieser Unterschied war statistisch<br />

signifikant (p = 0.001; Fisher’s Exakt Test).<br />

CT-Vermessung<br />

Bei 11 Patienten war der rechte und bei 19 Patienten der linke Orbitaboden<br />

frakturiert (diese Seitenpräferenz erreichte das Signifikanzniveau; exakt p = .10,<br />

Binomial Test).<br />

Die mittlere Orbitabodenfläche (± SD) betrug für alle Patienten 6.04 ± 0.98 cm 2<br />

(von 4.17 bis 7.46 cm² reichend); für die Gruppe I (konservativ) 5.67 ± 0.81 cm 2 ,<br />

die Gruppe II (Ballon) 6.30 ± 1.02 cm 2 und die Gruppe III (Ballon und Implantat)<br />

6.15 ± 1.06 cm 2 . Der Unterschied zwischen den Gruppen war statistisch nicht<br />

signifikant.


Klinische Studie - 75 -<br />

Die mittlere Frakturfläche (± SD) betrug für alle Patienten 2.85 ± 1.11 cm 2 (von<br />

0.40 bis 4.85 cm² reichend); für die Gruppe I 2.42 ± 0.57 cm 2 , die Gruppe II 2.80<br />

± 1.07 cm 2 und die Gruppe III 3.40 ± 1.46 cm 2 . Der Unterschied zwischen den<br />

Gruppen war statistisch nicht signifikant.<br />

Das mittlere Herniationsvolumen (± SD) betrug für alle Patienten 1.34 ± 0.81 cm 3<br />

(von 0.14 bis 3.72 reichend); für die Gruppe I 0.87 ± 0.39 cm 3 , die Gruppe II 1.67<br />

± 1.01 cm 3 und die Gruppe III 1.48 ± 0.68 cm 3 (Abb. 34). Das durchschnittliche<br />

Herniationsvolumen (± SD) beider chirurgischer Gruppen (II und III) betrug 1.66<br />

± 0.81 cm³; kein statistischen Unterschied konnte zwischen diesen beiden<br />

Gruppen festgestellt werden. Der Unterschied zwischen den chirurgischen<br />

Gruppen und der konservativen Gruppe war statistisch marginal signifikant (p =<br />

.08). Ein Patient mit der Einklemmung des periorbitalen Gewebes hatte 0.33 cm³<br />

Herniationsvolumen<br />

Abb. 34. Das Herniations-<br />

volumen der Behandlungs-<br />

gruppen I – III (Plastic<br />

Reconstr Surg 2002)


Klinische Studie - 76 -<br />

Ophthalmologische Ergebnisse:<br />

Der mittlere Schweregrad (± SD) der Doppelbilder (0 – 3) ergab abhängig vom<br />

Untersuchungszeitpunkt für die Gruppe I, II und III folgende Werte: für den<br />

präoperativen Zeitpunkt 1.00 ± 1.15, 1.00 ± 1.18 und 1.89 ± 0.93, für 1 Woche<br />

0.80 ± 1.13, 1.18 ± 1.08 und 1.22 ± 1.09, für 4 Wochen 0.60 ± 0.84, 1.00 ± 0.89<br />

und 0.89 ± 0.78 und für 12 Wochen postoperativ 0.10 ± 0.32, 0.91 ± 0.83 und<br />

0.56 ± 0.53 (Abb. 35). Die Verteilung der Doppelbilder für den präoperativen<br />

bzw. posttraumatischen und dem Untersuchungszeitpunkt nach 12 Wochen ist in<br />

Tabelle 6 und 7 dargestellt.<br />

Abb. 35. Verlauf des<br />

durchschnittlichen Schwere-<br />

grads der Doppelbilder im<br />

Untersuchungszeitraum (bis<br />

12 Wochen postoperativ)<br />

Der mittlere Schweregrad (± SD) der Motilitätsstörung (0 – 3) ergab abhängig<br />

vom Untersuchungszeitpunkt für die Gruppe I, II und III folgende Werte: für den<br />

präoperativen Zeitpunkt 0.90 ± 0.99, 1.55 ± 0.93 und 1.44 ± 0.73, für 1 Woche<br />

0.70 ± 1.06, 0.91 ± 0.94 und 0.78 ± 1.20, für 4 Wochen 0.20 ± 0.42, 0.73 ± 0.65<br />

und 0.22 ± 0.44 und für 12 Wochen postoperativ 0.10 ± 0.32, 0.45 ± 0.52 und<br />

0.33 ± 1.00.


Klinische Studie - 77 -<br />

Die mittlere Differenz (± SD) des horizontalen Bulbusstands (in mm) ergab<br />

abhängig vom Untersuchungszeitpunkt für die Gruppe I, II und III folgende<br />

Werte: für den präoperativen Zeitpunkt 0.71 ± 1.25, -0.93 ± 1.64 und -1.13 ±<br />

1.36, für 1 Woche 0.01 ± 0.19, -0.14 ± 0.24 und -0.19 ± 0.37, für 4 Wochen -0.14<br />

± 0.24, 0.01 ± 0.19 und -0.19 ± 0.37 und für 12 Wochen postoperativ -0.01 ±<br />

0.19, -0.01 ± 0.19 und -0.19 ± 0.37 (Abb. 36).<br />

Abb. 36. Verlauf des durch-<br />

schnittlichen horizontalen<br />

Bulbusstands im Unter-<br />

suchungszeitraum (bis 12<br />

Wochen postoperativ).<br />

Die mittlere Differenz (± SD) des vertikalen Bulbusstands (in mm) ergab<br />

abhängig vom Untersuchungszeitpunkt für die Gruppe I, II und III folgende<br />

Werte: für den präoperativen Zeitpunkt 0.28 ± 0.49, 0.25 ± 0.46 und -0.14 ± 0.38,<br />

für 1 Woche 0.00 ± 0.00, 0.00 ± 0.00 und 0.00 ± 0.00, für 4 Wochen 0.00 ± 0.00,<br />

0.13 ± 0.35 und 0.00 ± 0.00 und für 12 Wochen postoperativ 0.00 ± 0.00, 0.00 ±<br />

0.00 und 0.00 ± 0.00.<br />

Die ophthalomologische Auswertung (Diplopie, Motilität und Bulbusstand) ergab<br />

keinen signifikanten Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen. Die<br />

deskriptiven Daten sind in Tabelle 6 veranschaulicht.


Klinische Studie - 78 -<br />

Tabelle 6. Anzahl der Patienten mit präoperativen Doppelbildern.<br />

Gruppe kein leicht mittel schwer<br />

I n = 10 5 (50.0%) 1 (10.0%) 4 (40.0%) 0<br />

II n = 11 6 (54.5%) 0 5 (45.5%) 0<br />

III n = 8* 1 (11.1%) 1 (11.1%) 5 (55.7%) 1* (11.1%)<br />

Gesamt n = 29 12 (40.0%) 2 (6.7%) 13 (43.3%) 2 (10.0%)<br />

* Ein Patient mit Oculomotoriusparese ist in dieser Tabelle nicht berücksichtigt. Gruppe I<br />

(konservativ), Gruppe II (Ballon) und Gruppe III (Ballon und Implantat)<br />

Tabelle 7. Anzahl der Patienten mit Doppelbildern 12 Wochen postoperativ.<br />

Gruppe kein leicht mittel schwer<br />

I n = 10 9 (90.0%) 1 (10.0%) 0 0<br />

II n = 11 4 (36.4%) 4 (36.4%) 3 (27.2%) 0<br />

III n = 8* 4 (50.0%) 4 (50.0%) 0 0*<br />

Gesamt n = 29 17 (56.7%) 9 (33.3%) 3 (10.0%) 0<br />

* Ein Patient mit Oculomotoriusparese ist in dieser Tabelle nicht berücksichtigt. Gruppe I<br />

(konservativ), Gruppe II (Ballon) und Gruppe III (Ballon und Implantat)


Datenbank - 79 -<br />

5.3. Datenbank (CT-based Measurement 1.0)<br />

5.3.1 Weiterentwicklung des Vermessungsprogramms<br />

Präsentiert am Dept. of Oral and Maxillofacial Surgery, University of North Carolina,<br />

USA, (September 2001)<br />

Mit der Weiterentwicklung der Software Scion Image 1.26c zur Version 1.25<br />

(neuer Name des Programms: ImageJ) konnte eine Vereinfachung des Einlesens<br />

und der Vermessung der DICOM-Daten erzielt werden. Das Programm wird als<br />

‚Open Source’ von Wayne Rasband (Research Services Branch, National Institute<br />

of Mental Health, Bethesda, Maryland, USA) unter der Internetadresse<br />

(http://rsb.info.nih.gov/iJ/) zur Verfügung gestellt und kann somit den<br />

individuellen Ansprüchen angepaßt werden. Die neue Oberfläche des Programms<br />

erlaubt es nun, die Vermessung der DICOM-Daten schneller und einfacher<br />

durchzuführen. In Abb. 37 ist die Oberfläche des Programms Scion Image 1.26c<br />

abgebildet.<br />

Abb. 37. Oberfläche der Software Scion<br />

Image 1.62c. Die Ergebnisse der<br />

Längenmessung sind in der Tabelle<br />

(‚Results’) dargestellt. Die Länge des<br />

rechten Orbitabodens ist für die CT-Schicht<br />

Nr. 11 (Patient Nr. 23) abgebildet.


Datenbank - 80 -<br />

Die Schwierigkeiten der älteren Version bestanden hauptsächlich in der<br />

Übertragung der vermessenen Längenwerte (Daten x, y und z, siehe Abb. 23) und<br />

Flächenwerte (A siehe Abb. 23) in die Excel-Tabelle, um die Flächen (für<br />

Orbitaboden- und Frakturfläche) und Volumina (für das Herniationsvolumen) zu<br />

berechnen. Die Werte mußten einzeln in die Tabelle eingetragen werden. Weiters<br />

mußten die Längenabmessungen für jede Distanz (x, y und z) in den einzelnen<br />

CT-Schichten mit dem Cursor durchgeführt werden (Längenabnahme für die<br />

Distanz x ist in Abb. 37 dargestellt).<br />

Im der neuen Version des Programms (ImageJ) werden nun keine Längen<br />

vermessen, sondern die x- und y-Koordinaten der jeweiligen Eckpunkte<br />

abgespeichert (Abb. 38). Somit erhält man für die Orbitaboden- (Punkt O1 und O2<br />

in Abb. 38) und Frakturvermessung (Punkt F1 und F2 in Abb. ) jeweils zwei<br />

Punkte pro CT-Schicht. Diese Punkte sind unter Kenntnis der Schichtdicke (z-<br />

Koordinate) und der Schichtnummer in einem kartesischen Koordinatensystem<br />

eindeutig definiert. Zwischen den Punkten F1 und F2 können n-beliebig viele<br />

Punkte (Fn, Fn+1, etc.) zur Markierung des hernierten Gewebes (zur späteren<br />

Berechnung des Herniationsvolumens) gesetzt werden (Abb. 38). Um das<br />

Weichgewebe beurteilen zu können, muß jedoch für die Bestimmung des<br />

hernierten Gewebes das Weichteilfenster der jeweiligen CT-Schicht im Programm<br />

ImageJ geöffnet werden. Die Bestimmung der ‚ossär’ definierten Punkte (z.B. O1,<br />

O2, F1 und F2) erfolgt im Knochenfenster.


Datenbank - 81 -<br />

Abb. 38. Vermessung einer<br />

Orbitabodenfraktur mit dem Programm<br />

ImageJ aus der koronaren<br />

Computertomographie. Die medialen und<br />

lateralen Vermessungspunkte für die<br />

Orbitaboden- (O1 und O2), und<br />

Frakturfläche (F1 und F2) sind mit Pfeilen<br />

markiert. Das verlagerte periorbitale<br />

Gewebe ist mit mehreren Punkten Fn<br />

zwischen F1 und F2 gekennzeichnet.<br />

Abb. 39. Berechnung der Orbitaboden- (A_B),<br />

absoluten (A_F) und relativen Frakturflächen<br />

(A_F in %) sowie des Herniationsvolumens<br />

(V_F) mit dem Programm Image Analyze. Die<br />

mit Abb. 38 korrespondierenden Koordinaten sind<br />

mit einem Pfeil markiert.


Datenbank - 82 -<br />

Die Raumpunkte werden in allen CT-Schichten bestimmt und als Datei (im txt-<br />

Format) exportiert. Dabei werden die Raumpunkte (O1, O2, F1, Fn und F2) zu der<br />

jeweiligen CT-Schicht zugeordnet (Abb. 39).<br />

Mit einer neu entwickelten Windows Applikation (‚Image Analyze 1.0’), die in<br />

Zusammenarbeit mit der Biomedizinischen Technik und Physik (Vorstand: Univ.<br />

Prof. Dr. H. Bergmann) mit Dipl. Ing. Dr. Martin Reichel erarbeitet und<br />

programmiert wurde, werden die vom ImageJ exportierten Daten automatisch zur<br />

Flächen- und Volumenberechnung zugeführt. Dieses zusätzliche Tool wurde mit<br />

Hilfe der Programmierumgebung ‚Borland Delphi 6.0’ in der<br />

Programmiersprache ‚Turbo Pascal’ erstellt. Die Ausgangsdaten werden aus dem<br />

Programmpaket ‚ImageJ’ in Form einer Textdatei (txt.file) gewonnen. Pro<br />

coronaler CT-Schicht werden die Punkte O1 und O2 zur Begrenzung des<br />

Orbitabodens und - soweit eine Fraktur in der betrachteten CT-Schicht sichtbar ist<br />

- die Punkte F1 und F2 (mit dazwischen n-beliebig vielen Punkten Fn) zur<br />

Begrenzung der Fläche des Frakturrandes markiert. Die daraus resultierenden<br />

Daten (x und y-Koordinaten) werden mit den zugehörigen Nummern der CT-<br />

Schichten abgespeichert.<br />

Das Programm ‚Image Analyze 1.0’ berechnet unter Verwendung der in Kapitel 5<br />

angegebenen Formel aus diesen Daten die Fläche des Orbitabodens und der<br />

Fraktur sowie das Volumen des hernierten Gewebes (=Herniationsvolumen).<br />

Diese berechneten Daten sind in einem Ausgabefeld des Programms sichtbar und<br />

können als ‚txt.file’ abgespeichert werden. Die Frakturfläche wird mitunter auch<br />

relativ (in Prozent) zur Orbitabodenflächen ausgegeben.


Datenbank - 83 -<br />

5.3.2 Erstellen einer Datenbank (CT-based Measurement 1.0)<br />

Zur besseren Erfassung der Patienten und der dabei erhobenen Daten wurde eine<br />

Datenbank (CT-based Measurement 1.0) im File Maker 6.0 erstellt. Die<br />

Anamnese des Patienten/in, der chirurgische Eingriff und die Verlaufskontrolle<br />

werden in einem vorgefertigten Protokoll dokumentiert. Die erhobenen Daten<br />

(kieferchirurgische, radiologische und opthalmologische Daten) werden in dieser<br />

Datenbank („CT-based Measurement 1.0“) anonymisiert erfaßt und ausgewertet.<br />

Die Einhaltung des Datenschutzes und der Datenqualität sind gewährleistet.<br />

Diese Datenbank ist aus mehreren Formularen aufgebaut:<br />

Patient’s Chart: zur Erfassung der Stammdaten und der Anamnese: für Ursache,<br />

Diagnose und Datum der wichtigsten Untersuchungen (Erstuntersuchungs-, CT-<br />

und Operationsdatum) (Abb. 40)<br />

Abb. 40. Bildschirmfoto der<br />

Datenbankoberfläche. 1, Erfas-<br />

sung der Stammdaten; 2, For-mular<br />

für die Anamnese; 3, Erfassung der<br />

Untersuchungsdaten, Diagnose,<br />

Lokalisation etc. Ein ‚Information<br />

Desk’ bietet dem Anwender<br />

jederzeit Hilfe aus einem Submenü<br />

an.


Datenbank - 84 -<br />

Ophthalmology: Erfassung der augenärztlichen Befunde (Abb. 41)<br />

Abb. 41. Bildschirmfoto des Formblatts<br />

‚Ophthalmology’. Die Ergebnisse für die<br />

einzelnen Untersuchungen (Diplopie,<br />

Motilität, Hertel- und Kesten-<br />

baummessung) werden nach dem<br />

erfolgten Intervall (prä- oder<br />

postoperativ) erfaßt. Die Status-zelle<br />

(Status: ‚OK’ oder ‚missing’) zeigt<br />

eventuell fehlende Daten an.<br />

In Zusammenarbeit mit der Univ. Klinik für Augenheilkunde und Optometrie<br />

werden 1, 4, 12 und 25 Wochen nach dem Unfall, bzw. der Operation<br />

ophthalmologische Untersuchungen durchgeführt. Bei den Kontrollen werden von<br />

einem Orthoptisten/in und einem Facharzt/in für Augenheilkunde und Optometrie<br />

ein ophthalmologischer und orthoptischer Status erhoben, der in diese Datenbank<br />

eingegeben wird. Diese Untersuchungen umfassen einen Auf- und Abdecktest,<br />

ein Prismencovertest, eine Motilitäts-, und Doppelbildprüfung, einen<br />

Dunklrotglaskonfusionstest an der Tangententafel nach Harms, eine<br />

Augendruckmessung, eine Messung des horizontalen (Spiegelexophthalmometer<br />

nach Hertel) und vertikalen Bulbusstands (Rasterbrille nach Haase), sowie ein


Datenbank - 85 -<br />

Beurteilung des vorderen Augenabschnitts an der Spaltlampe und eine<br />

Fundoskopie.<br />

Measurement: Erfassung der Vermessungswerte (Abb. 42)<br />

Abb. 42. Bildschirmfoto des<br />

Formblatts ‚Measurement’. Die<br />

berechneten Flächen- und<br />

Volumenwerte (1) sind in einem<br />

Auswertungsfeld abgebildet. Die<br />

Eingabefelder für die CT-<br />

Schichtdicke (2) und die<br />

Vermessungsdaten (3) werden aus<br />

dem Programm ImageJ importiert<br />

oder manuell übertragen.


Datenbank - 86 -<br />

Treatment: Details zur konservativen oder chirurgischen Versorgung (Abb. 43)<br />

Abb. 43. Bildschirmfoto des<br />

Formblatts ‚Treatment’. Die<br />

wichtigsten Daten der Behandlung<br />

sind in diesem Datenblatt erfaßt.<br />

Zusätzlich erwähnenswerte Informationen (Vermessungsprobleme, Zweiteingriff,<br />

Fotodokumentation etc.) werden in dem Formular ‚Note’ erfaßt.<br />

Als Beispiel einer Vermessung mit der 2D-ROI-Methode sind in Abb. 44 die<br />

einzelnen CT-Schichten mit den gemessenen Distanzen abgebildet. Diese Werte<br />

werden in das Formular ‚Measurement’ manuell übertragen und sind als<br />

Wertetabelle abrufbar (Tabelle 8). Dieser Schritt wird bei der neuen Version der<br />

Datenbank durch das Programm ‚Image Analyze 1.0’ automatisch durchgeführt<br />

(Abb. 39).


Datenbank - 87 -<br />

Abb. 44. Beispiel einer<br />

CT-Vermessung bei<br />

Patient Nr. 70. Der Pfeil<br />

markiert die Sutura<br />

ethmoidomaxillaris, die in<br />

jeder koronalen Schichte<br />

zu sehen ist.


Datenbank - 88 -<br />

Tabelle 8. Vermessungen einer rechten Orbitabodenfraktur (Patient Nr. 70) aus<br />

einem koronalen CT des Gesichtsschädels (Abkürzungen sind in Abb. 21<br />

beschrieben).<br />

CT-Schicht Orbitabodenfläche Frakturfläche Herniation<br />

(1 mm) X (mm) Z (mm) Y (mm) A (cm 3 )<br />

8 8.0 - - -<br />

9 9.3 - - -<br />

10 14.8 - - -<br />

11 15.8 5.6 7.5 14.3<br />

12 17.9 3.6 12.2 20.0<br />

13 19.1 2.0 13.4 20.2<br />

14 20.4 1.7 14.0 26.1<br />

15 22.1 4.5 19.0 24.4<br />

16 23.6 3.0 18.4 19.7<br />

17 23.7 2.5 18.6 28.1<br />

18 23.0 3.1 18.1 31.9<br />

19 23.4 0.0 17.0 42.1<br />

20 21.9 0.0 14.1 45.6<br />

21 20.3 0.0 13.9 42.7<br />

22 18.3 3.0 13.1 31.1<br />

23 10.2 4.7 10.2 21.0<br />

24 10.1 5.4 10.1 23.1<br />

25 9.8 4.5 9.8 15.4<br />

Gesamt 6.15 cm 2 3.28 cm 2 0.83 cm 3


Datenbank - 89 -<br />

5.3.3 CT-basierte Berechnung von Orbitafrakturen und deren Korrelation mit<br />

ophthalmologischen Daten<br />

Präsentiert am 5. Europäischen Unfallkongreß, Hofburg Wien, (Mai 2002)<br />

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, submitted 2003<br />

In diesem Teil der Arbeit wurden 82 Patienten (29 Frauen, 53 Männer)<br />

ausgewertet, die im Zeitraum von 1999 bis 2002 an der Univ.-Klinik für Mund-,<br />

Kiefer- und Gesichtschirurgie wegen einer medialen Orbitawand- oder<br />

Orbitabodenfraktur behandelt wurden. Das mittlere Alter der Patienten lag bei<br />

45.3 Jahren (SD: 16.7 Jahre; Spannweite: 22 - 70 Jahre). Zur Erfassung aller<br />

anamnestischen Daten (Stammdaten, Ursache, zusätzliche Verletzungen) und der<br />

Untersuchungsergebnisse wurde die Datenbank (CT-based Measurement, siehe<br />

Kapitel 5.3.2.) verwendet.<br />

CT Vermessung<br />

Bei 70 Patienten wurden die CT-Untersuchungen an einem Secura Scan der Firma<br />

Philips in Bauchlage mit folgenden Parametern durchgeführt: koronare<br />

sequentielle Schichtführung von Os nasale bis Sella turcica, Tischvorschub und<br />

Schichtdicke 3 mm, 120 kV, 100 mA, Röhren-Rotationszeit 2 s, Matrix 512 x 512<br />

und FOV 250 mm. Bei 12 Patienten wurde die CT-Untersuchung (Fa. Siemens,<br />

Erlangen) von einem auswärtigen CT-Institut durchgeführt. Dabei wurde bei 3<br />

Patienten die Schichtdicke der CT mit 1.5 mm und bei 9 Patienten mit 2 mm<br />

gewählt. Das mittlere Zeitintervall der CT-Untersuchung nach dem Trauma<br />

betrug 3.1 Tage (SD: 3.0 Tage; Spannweite: 1 - 6 Tage).


Datenbank - 90 -<br />

Die auswärtigen Bilddatensätze (DICOM-Format) wurden auf einer CD-ROM der<br />

Klinik übermittelt. Die Bilddatensätze der klinikinternen CT-Untersuchungen<br />

wurden auf einer Philips Easy Vision Workstation im DICOM-Format auf eine<br />

CD-ROM gebrannt. Nach Überspielen der gesammelten CT-Daten auf einen<br />

Auswerte-PC (IBM PC, 300 MHz, 128 MB RAM) führten ein erfahrener<br />

Radiologe und ein Kieferchirurg im Konsensusverfahren ohne Kenntnis der<br />

Patientendatei bei voreingestellten Knochen-Fensterparametern (Fensterweite:<br />

3000; Fensterzentrum: 600) und Weichteil-fensterparametern (Fensterweite: 350;<br />

Fensterzentrum: 50) die Vermessung der Frakturen mit dem Programm ImageJ<br />

(National Institute of Health, Boston, MA) durch. Bei 8 Frakturen war die<br />

Bildqualität durch Metallartefakte (dentale Amalgamfüllungen) beeinträchtigt.<br />

Bei der Vermessung der Orbitabodenfrakturen wurden pro koronarer CT-Schicht<br />

zwei Punkte (O1 und O2) zur medialen und lateralen Begrenzung des<br />

Orbitabodens und – soweit eine Fraktur in der betrachteten CT-Schicht sichtbar<br />

war – zwei Punkte (F1 und F2) zur medialen und lateralen Begrenzung der<br />

Fraktur markiert (Abb. 38). Zur Definition des verlagerten periorbitalen Gewebes<br />

wurden beliebig viele Punkte markiert, die zwischen den beiden<br />

Frakturbegrenzungspunkten lagen. Bei der Vermessung der medialen<br />

Orbitawandfrakturen wurde mit dieser Methode die Frakturgröße und das<br />

Herniationsvolumen, nicht jedoch die Größe des Orbitabodens bestimmt (Abb.<br />

45). Bei kombinierten Frakturen (mediale Wand und Orbitaboden) wurden die<br />

Frakturfläche und das Herniationsvolumen gesamt vermessen. Alle vermessenen


Datenbank - 91 -<br />

Punkte wurden mit der zugehörigen Nummer der CT-Schichte (z-Koordinate) als<br />

dreidimensionale Koordinaten abgespeichert.<br />

Abb. 45. Vermessung einer medialen<br />

Orbitawandfraktur aus der koronaren<br />

Computertomographie. Die Begrenzung der<br />

Frakturfläche (F1 und F2) ist mit Pfeilen und<br />

die Ausdehnung des verlagerten periorbitalen<br />

Gewebes mit mehreren Punkten markiert.<br />

Die Umwandlung der definierten Raumkoordinaten in Flächen und Volumen<br />

erfolgte anschließend auf dem gleichen PC mit dem Programm Image Analyze<br />

1.0, das für diese Studie mit der Programmierumgebung Borland Delphi 6.0 (Fa.<br />

Borland, Scotts Valley, CA) in der Programmiersprache Turbo Pascal vom<br />

Institut für Biomedizinische Technik und Physik entwickelt wurde. Unter<br />

Verwendung einer Formel wurden aus diesen Daten die Orbitaboden- und<br />

Frakturflächen, sowie das Volumen des verlagerten periorbitalen Gewebes<br />

(Herniationsvolumen) berechnet (Ploder et al., 2001 und 2002). Diese Werte<br />

wurden zusätzlich mit der relativen Frakturfläche (prozentueller Anteil zum<br />

Orbitaboden) in einem Auswertefeld angezeigt (Abb. 39).


Datenbank - 92 -<br />

Die ophthalmologischen Daten (Motilitätsstörungen, Diplopie sowie horizontale<br />

und vertikale Bulbusposition) wurden durchschnittlich nach 2.7 Tagen<br />

posttraumatisch (SD: 2.2 Tage; Spannweite: 0 - 8 Tage) von einem Augenarzt an<br />

der Univ.-Klinik für Augenheilkunde und Optometrie erhoben. Dabei wurde der<br />

Schweregrad der Motilitätsstörungen und der Diplopie mit einem Prismen-<br />

Abdecktest und an der Tangententafel in der Primärposition und in allen<br />

Sekundär- und Tertiärpositionen (bis 30° von der Sehachse) beurteilt. Eine<br />

Kategorisierung wurde nach dem Winkelgrad der auftretenden Störung<br />

durchgeführt: bei mehr als 20° vom Geradeaus-Blick wurden diese als leicht (1<br />

Punkt), zwischen 20° und 10° als mittel (2 Punkte) und bei weniger als 10° als<br />

schwer (3 Punkte) klassifiziert. Die Messungen der horizontalen Bulbusposition<br />

wurden mit dem Spiegelexophthalmometer nach Hertel (1905) und die der<br />

vertikalen Bulbusposition mit der Rasterbrille nach Haase (1976) durchgeführt.<br />

Die Differenz der Position des traumatisierten Bulbus in der jeweiligen Ebene<br />

wurde in Millimetern erfaßt.<br />

Statistische Auswertung<br />

Der lineare Zusammenhang zwischen zwei Variablen wurde mit dem<br />

Produktmoment-Korrelationskoeffizienten (Pearson’s r) erfaßt. Unterschiede im<br />

Mittelwert von kontinuierlichen Variabeln zweier Gruppen wurden mit dem t-<br />

Test für unabhängige Stichproben berechnet. Die Seitenpräferenz (links/rechts)<br />

beider Augenhöhlen wurde mit dem Binominal-Test ausgewertet. Das statistische<br />

Signifikanzniveau (p-Wert) wurde mit < .05; das statistische Trendniveau mit


Datenbank - 93 -<br />

.10 festgelegt. Die statistischen Berechnungen wurden mit SPSS für Windows,<br />

Version 10.0 (SPSS, Chicago, IL) durchgeführt.<br />

5.3.3.1. Ergebnisse<br />

Bei 68 Patienten war der Orbitaboden, bei 6 Patienten die mediale Wand und bei<br />

8 Patienten die mediale Wand und der Orbitaboden von der Fraktur betroffen. Bei<br />

35 Patienten (42.7%) lag die Verletzung auf der linken und bei 47 Patienten<br />

(57.3%) auf der rechten Seite; diese Seitenpräferenz war statistisch nicht<br />

signifikant. Sensibilitätsstörungen im Bereich des Nervus infraorbitalis traten bei<br />

40 Patienten mit einer Orbitabodenfraktur auf und waren statistisch signifikant<br />

mit der Größe der Fraktur assoziiert (p = 0.019), nicht jedoch mit dem<br />

Herniationsvolumen.<br />

Die mittlere Fläche für den Orbitaboden betrug 6.32 cm² (SD: 1.05 cm²;<br />

Spannweite: 3.62 bis 8.77 cm²). Die Berechnung der Frakturfläche ergab eine<br />

mittlere Fläche von 2.59 cm² (SD: 1.14 cm²; Spannweite: 0.40 – 4.85 cm²) für die<br />

Orbitabodenfrakturen und 1.47 cm² (SD: 0.52 cm²; Spannweite: 0.94 – 2.30 cm²)<br />

für die isolierten medialen Orbitawandfrakturen. Der durchschnittliche Anteil der<br />

Frakturfläche innerhalb des Orbitabodens betrug 40.6% (SD: 15.9%; Spannweite:<br />

8.5 – 77.7%). Für die Flächenberechnungen wurde kein signifikanter<br />

Seitenunterschied (links/rechts) festgestellt.<br />

Die Berechnung des verlagerten periorbitalen Gewebes ergab ein mittleres<br />

Herniationsvolumen von 1.16 cm³ (SD: 0.80 cm³; Spannweite: 0.07 - 3.95 cm³)<br />

für die Orbitabodenfrakturen und 0.75 cm³ (SD: 0.53 cm³; Spannweite: 0.28 -<br />

1.58 cm³) für die isolierten medialen Orbitawandfrakturen. Bei 7 Patienten wurde


Datenbank - 94 -<br />

eine Einklemmung des periorbitalen Gewebes in der CT festgestellt. Das<br />

durchschnittliche Herniationsvolumen betrug bei diesen Patienten 1.24 cm³ (SD:<br />

0.46 cm³).<br />

Die statistischen Zusammenhänge der berechneten Werte mit den<br />

ophthalmologischen Daten sind für die Orbitabodenfrakturen in Tabelle 9 und für<br />

die isolierten medialen Orbitawandfrakturen in Tabelle 10 dargestellt. Die bei den<br />

chirurgischen Interventionen verwendeten Materialen sind in Tabelle 11<br />

aufgelistet.


Datenbank - 95 -<br />

Tabelle 9. Zusammenhang und Signifikanz von quantitativen CT- und<br />

ophthalmologischen Daten bei Orbitabodenfrakturen (n = 76)<br />

Pearson’s r<br />

p (2-seitig)<br />

Pearson’s r<br />

F_fläche -0.532 0.001 -0.359 0.003 0.230 0.054 0.209 0.080<br />

Rel. F_fläche -0.475 0.001 -0.307 0.011 0.208 0.081 0.248 0.037<br />

VDT -0.478 0.001 -0.540 0.001 0.305 0.010 0.417 0.001<br />

*F_fläche, Frakturfläche; Rel. F_fläche, relative Frakturfläche; VDT, Herniationsvolumen<br />

Tabelle 10. Zusammenhang und Signifikanz von quantitativen CT- und<br />

ophthalmologischen Daten bei isolierten medialen Orbitawandfrakturen (n = 6)<br />

Pearson’s r<br />

Horizontale<br />

Horizontale<br />

Bulbusposition<br />

Bulbusposition<br />

p (2-seitig)<br />

Pearson’s r<br />

Vertikale<br />

Vertikale<br />

Bulbusposition<br />

Bulbusposition<br />

F_fläche -0.271 0.589 0.137 0.796 0.971 0.001 0.005 0.993<br />

VDT 0.188 0.722 -0.380 0.457 0.774 0.071 0.001 1.000<br />

p (2-seitig)<br />

p (2-seitig)<br />

*F_fläche, Frakturfläche; VDT, Herniationsvolumen<br />

Pearson’s r<br />

Pearson’s r<br />

Diplopie<br />

Diplopie<br />

p (2-seitig)<br />

p (2-seitig)<br />

Pearson’s r<br />

Pearson’s r<br />

Motilitäts-<br />

Motilitäts-<br />

einschränkung <br />

einschränkung<br />

p (2-seitig)<br />

p (2-seitig)


Datenbank - 96 -<br />

Behandlung: 50 Patienten wurden chirurgisch, 32 Patienten konservativ versorgt.<br />

Die Auflistung der verwendeten Materialien bei den chirurgisch versorgten<br />

Patienten ist in Tabelle 11 dargestellt.<br />

Tabelle 11. Auflistung der verwendeten Materialien.<br />

n = 50<br />

PDS<br />

Lyodura<br />

PDS 5 2<br />

Lyodura 3<br />

Tamponade<br />

Tamponade 3<br />

Ethisorb 7 1 1 10<br />

Knochen 1 4 1<br />

Ethisorb<br />

Knochen<br />

Algipore<br />

Algipore 1 1<br />

Ballon 2 10 1 12<br />

Gesamt 7 3 3 19 5 1 12<br />

Ballon


Diskussion - 97 -<br />

6<br />

DISKUSSION<br />

Nach einem Trauma im Mittelgesicht werden Patienten routinemäßig mit einem<br />

bildgebenden Verfahren (Röntgen und Computertomographie) abgeklärt. Zur<br />

Beurteilung einer ‚Blow-out’-Fraktur wird dabei vorzugsweise die Computer-<br />

tomographie durchgeführt, die eine detaillierte Darstellung der anatomischen<br />

Strukturen ermöglicht. Bei der radiologischen Beurteilung trägt das Ausmaß der<br />

Fraktur, die Lage der Fraktur innerhalb des Orbitabodens und das Ausmaß der<br />

Gewebsverlagerung zur Entscheidungsfindung bei, ob ein konservatives oder<br />

chirurgisches Vorgehen gewählt wird (Mathog, 2000). Die Beurteilung der CT<br />

erfolgt anhand der einzelnen Schichten, indem der Untersucher die Fraktur<br />

subjektiv in eine große, mittlere oder eine kleine Fraktur einteilt und zusätzlich<br />

die Art (Einklemmung) und das Ausmaß der Gewebsverlagerung beurteilt. Zu der<br />

Information der CT wird das klinische Beschwerdebild zur Beurteilung des<br />

weiteren Vorgehens herangezogen (Horch & Herzog, 1990). Bei den klinischen<br />

Symptomen sind vor allem Funktionsstörungen des Bulbus oculi<br />

(Motilitätsstörungen) und das Vorhandensein von Doppelbildern (Diplopie) von<br />

Bedeutung (Gilbard et al., 1985; Bite et al., 1985; Manson et al., 1986; Charteris<br />

et al., 1993). Je nach Ausmaß der Fraktur im CT und dem Schweregrad des


Diskussion - 98 -<br />

klinischen Beschwerdebildes entscheidet der Chirurg über das weitere<br />

therapeutische Vorgehen. Bei welcher Frakturgröße bzw. bei welchem<br />

Herniationsvolumen ein chirurgischer Eingriff angezeigt ist, wurde in der<br />

Literatur bisher nicht angegeben. Bei einer geringen klinischen Symptomatik ist<br />

diese Entscheidung hauptsächlich von der subjektiven Beurteilung der CT und<br />

von der Erfahrung des Chirurgen abhängig (Charteris et al., 1993). Stark<br />

ausgeprägte Funktionsstörungen, die durch eine Inkarzeration des periorbitalen<br />

Gewebes oder der Augenmuskulatur, wie z.B. des Musculus rectus inferior,<br />

hervorgerufen werden können, werden unabhängig von der Frakturgröße als<br />

absolute Indikation für eine chirurgische Intervention gewertet (Roth, 1999).<br />

Nachdem eine Fraktur als operationswürdig eingestuft wurde, muß weiters die<br />

optimale Operationsmethode (Zugang und Art des Materials) ausgewählt werden.<br />

Dabei richtet sich der Zugangsweg (kranial über das Unterlid, transantral oder<br />

kombiniert) und die Art des verwendeten Materials nach der Größe des<br />

Frakturdefektes und den chirurgischen Möglichkeiten des behandelten Arztes<br />

(Mayer et al., 1996; Charteris et al., 1993). Da der Prozeß der Erstellung des<br />

Behandlungskonzepts starken individuellen Einflüssen unterliegt, haben sich in<br />

den letzten Jahren vermehrt Autoren mit der Einteilung und Vermessung von<br />

Orbitafrakturen befaßt.<br />

Gilbard et al. (1985) haben ‚Blow-out’-Frakturen in einer einzelnen<br />

repräsentativen CT-Schicht nach der Relation des verlagerten Knochenfragments<br />

zum ursprünglichen Orbitaboden beurteilt. Im Vergleich dazu haben Harris et al.<br />

(1998) ‚Blow-out’-Frakturen anhand von koronalen CT-Schichten beurteilt und


Diskussion - 99 -<br />

die Form des Knochenfragments und das Ausmaß der Weichgewebsverlagerung<br />

als Unterscheidungs-merkmal der Orbitabodenfrakturen herangezogen. Milewski<br />

(1991) hingegen unterscheidet Orbitabodenfrakturen in medial oder lateral vom<br />

Canalis infraorbitalis gelegene Frakturen. Frakturen mit vollständiger Beteiligung<br />

des Orbitabodens werden einer dritten Gruppe zugeordnet. Da diese Einteilungen<br />

durch die Beurteilung jeweils einzelner CT-Schichten starken subjektiven<br />

Einflüssen unterliegen, können die Frakturen nur schwierig eindeutig zugeordnet<br />

werden. Da eine quantitative Analyse der Frakturen mit diesen Einteilungen nicht<br />

möglich ist, wurden in den letzten Jahren verschiedene Methoden zur<br />

quantitativen Erfassung der Augenhöhle beschrieben (Whitehouse et al., 1994;<br />

Raskin et al., 1998; Deveci et al., 2000; Jin et al., 2000; Ploder et al., 2001). Im<br />

Gegensatz zum Orbitadach, das durch die Arbeiten von Lang (1982) und Lang &<br />

Roth (1984) genau beschrieben und vermessen wurde, gibt es nur wenige<br />

Literaturangaben, die sich mit der quantitativen Vermessung des Orbitabodens<br />

befaßt haben<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine neu entwickelte Software (2D-ROI) zur<br />

quantitativen Vermessung von Orbitawandfrakturen vorgestellt, mit der Frakturen<br />

aus koronalen Schichten der CT vermessen werden können. Im experimentellen<br />

Teil der Arbeit wurde die Genauigkeit dieser Methode zur direkten anatomischen<br />

Vermessung (siehe Kapitel 5.1.4) und zu anderen in der Literatur beschrieben<br />

Vermessungsmethoden (siehe Kapitel 5.1.5) überprüft. Im klinischen Teil wurde<br />

diese 2D-ROI-Methode zur Vermessung von isolierten Orbitabodenfrakturen


Diskussion - 100 -<br />

angewandt (siehe Kapitel 5.2.1 und Kapitel 5.2.2) und mit klinischen Daten<br />

korreliert.<br />

Zum Kapitel ‚Interobserver’ und ‚Intraobserver’ Genauigkeit (Kapitel 5.1.4)<br />

In diesen experimentellen Teil der Arbeit wurde die Genauigkeit der 2D-ROI-<br />

Methode anhand von Schädelpräparaten überprüft. Es konnte gezeigt werden, daß<br />

mit dieser Methode die Flächenvermessung des Orbitabodens und der Fraktur aus<br />

koronalen CT-Schichten präzise durchgeführt werden kann. Der Vorteil dieser<br />

Methode liegt im geringen zeitlichen Aufwand für die Vermessung und<br />

Berechnung des CT-Datensatzes (3 bis 12 Minuten), welches für einen<br />

routinemäßigen Einsatz von großer Bedeutung ist. Ein Nachteil der ersten Version<br />

des Programms war die manuelle Übertragung der Vermessungsdaten von der<br />

Easy Vision auf den Laptop, um diese Daten der Berechung der Flächenwerte<br />

zuzuführen. Eine Weiterentwicklung wurde mit den später verwendeten<br />

Programmen ‚ImageJ’ und ‚Image Analyze 1.0‘ erzielt, bei dem dieser zusätzliche<br />

Schritt der Datenübertragung automatisch durchgeführt wird (siehe Kapitel 5.3).<br />

Bei der Genauigkeitsüberprüfung der 2D-ROI-Methode zeigten<br />

interessanterweise die Werte für die Orbitabodenfläche systematisch höhere<br />

Werte als mit der direkten Vermessung der Schädelpräparate. Die systematische<br />

Überschätzung bei der Vermessung der Orbitabodenfläche war hauptsächlich<br />

durch die schwierige Identifizierung des tangentialen Querschnitts des Drahtes im<br />

anterioren und posterioren Anteils des Orbitabodens bedingt. Da jedoch diese<br />

Abweichung vernachlässigbar waren, spielt dieser Effekt bei einem klinischen<br />

Einsatz eine untergeordnete Rolle. Bei den kleineren Frakturflächen konnte eine


Diskussion - 101 -<br />

hohe Übereinstimmung zwischen den Untersuchern und ein geringer Skalen- und<br />

Positionsabweichungsparameter festgestellt werden.<br />

Bei dieser erstmals beschriebenen quantitativen Vermessung von<br />

Orbitabodenfrakturen aus koronalen CT-Daten wurden anatomische<br />

Referenzpunkte zur Definition des medialen und lateralen Randes des<br />

Orbitabodens bestimmt. In Abb. 45 ist die Übereinstimmung des vermessenen<br />

Drahtes mit den anatomischen Referenzpunkten illustriert. Unter Verwendung<br />

dieser Referenzpunkte, besonders der Sutura ethmoidomaxillaris, sind die<br />

Distanzen zur medialen und lateralen Begrenzung der Fraktur in jeder CT-Schicht<br />

definiert. Dadurch läßt sich zusätzlich die Größe der Fraktur in Relation zum<br />

Orbitaboden bestimmen. Obwohl in der vorgestellten Formel für die<br />

Flächenberechnung eine Korrekturmöglichkeit bei einer konkaven Konfiguration<br />

des Orbitabodens berücksichtigt wurde, wurde diese Korrekturberechnung in der<br />

Studie nicht benötigt. Vielmehr zeigte sich, daß bei einer optimalen Ausrichtung<br />

des Schädels bzw. der Orbitabodenfläche zur Untersuchungsebene, diese als<br />

Gerade im koronalen Schichtbild abgebildet war.<br />

Die hohe Übereinstimmung dieser Vermessungsmethode mit der anatomischen<br />

direkten Vermessung und der geringe ‚Interobserver’ und ‚Intraobserver’-Fehler<br />

rechtfertigen einen klinischen Einsatz. Die 2D-ROI-Methode kann auf einem<br />

herkömmlichen PC verwendet und ohne großen Zeitaufwand in der<br />

diagnostischen Abklärung von Orbitafrakturen, insbesondere<br />

Orbitabodenfrakturen, eingesetzt werden.


Diskussion - 102 -<br />

Zum Kapitel ‚Vermessung mit verschiedenen Methoden’ (Kapitel 5.1.5)<br />

Wie anfänglich in der Diskussion erwähnt, haben sich in den letzten Jahren<br />

vermehrt Autoren mit der quantitativen Vermessung der Orbita befaßt. Im<br />

Hinblick auf den Orbitaboden kann eine Vermessung mit Hilfe von zwei-<br />

dimensionalen (Jin et al., 2000; Ploder et al., 2001) oder drei-dimensionalen CT-<br />

Bildern (Bite et al., 1985; Forbes et al., 1985; Gilbard et al., 1985; Manson et al.,<br />

1986, Deveci et al., 2000) durchgeführt werden. Ein weiteres<br />

Unterscheidungsmerkmal betrifft das Endprodukt der Auswertung; es können<br />

entweder Flächen (Jin et al., 2000; Ploder et al., 2001) oder Volumina (Bite et al.,<br />

1985; Forbes et al., 1985; Gilbard et al., 1985; Manson et al., 1986) bestimmt<br />

werden. Mit den drei-dimensionalen Methoden werden im 3D-CT anatomische<br />

Strukturen oder Körper definiert und daraus Volumina berechnet (Bite et al.,<br />

1985; Deveci et al., 2000). Diese Methoden wurden hauptsächlich zur<br />

Bestimmung der Volumendifferenz zwischen zwei Augenhöhlen verwendet, um<br />

bei einem vorhanden posttraumatischen Enophthalmus die Volumendifferenz zu<br />

quantifizieren. Diese Information ermöglicht es dem Chirurgen, das Volumen der<br />

betroffenen Orbita dem der ‚normalen’ Seite anzupassen. Der größte Nachteil<br />

dieser ‚Volumetrie’ der Orbita aus einer 3D-CT besteht in der individuell<br />

unterschiedlichen Größe zweier Augenhöhlen. Diese Seitendifferenz wurde von<br />

Forbes et al. (1985) und Parson & Mathog (1988) mit 7 bis 8% angegeben. Ein<br />

weiteres Problem stellt die anteriore Öffnung der Orbita dar, die vom Untersucher<br />

für jede CT-Schicht festgelegt werden muß, um das Volumen der Orbita<br />

definieren zu können. Dies kann zu einer möglichen Über- bzw. Unterschätzung


Diskussion - 103 -<br />

des Ergebnisses führen (Marsh, 2000). Durch den hohen Bearbeitungs- und<br />

Zeitaufwand wurden diese 3D-Methoden bisher hauptsächlich bei speziellen<br />

Fragestellungen, wie z. B. Korrektur eines posttraumatischen Enophthalmus oder<br />

bei Planungen von Wachstumsassymmetrien, eingesetzt (Charteris et al., 1993).<br />

Bei den zwei-dimensionalen Methoden werden Längen- und Flächenmaße von<br />

den einzelnen CT-Schichten (axial oder koronal) abgenommen und daraus<br />

Flächen und Volumina berechnet. Dazu wurden kürzlich in der Literatur zwei<br />

Studien veröffentlicht, die Frakturen der Orbita anhand von koronalen oder<br />

axialen CT-Schichten vermessen haben (Jin et al., 2000; Ploder et al. 2001). Bei<br />

der von Jin et al. (2000) vorgestellten Methode (2D-Methode) wurden Frakturen<br />

der medialen Orbitawand aus axialen und koronalen CT-Schichten vermessen.<br />

Dieser Methode liegt die Annahme zugrunde, daß eine Frakturfläche ein Ellipsoid<br />

beschreibt und daß das dabei verlagerte Gewebe einem Hemi-Ellipsoid entspricht.<br />

Aus den zwei-dimensionalen CT-Bildern (axial und koronal) wurden die jeweils<br />

längsten Abmessungen der Fraktur bzw. des verlagerten Gewebes in einer<br />

repräsentativen CT-Schicht zur Berechnung von Frakturfläche und<br />

Herniationsvolumen abgenommen. Die von Ploder et al. (2001) vorgestellte<br />

Methode (2D-ROI-Methode) verwendet im Gegensatz dazu sämtliche CT-<br />

Schichten, die den Orbitaboden bzw. die Fraktur abbilden (siehe Kapitel 5.1.5.2).<br />

Durch die unterschiedliche Grundlage der Methoden wurden in diesem Teil der<br />

Arbeit die beiden zwei-dimensionalen Berechnungsmethoden (2D und 2D-ROI-<br />

Methode) mit einer repräsentativen drei-dimensionalen Visualisierungsmethode


Diskussion - 104 -<br />

(3D-Methode; Analyze ® ) verglichen und die Vor- und Nachteile jeder einzelnen<br />

Methode dargestellt.<br />

Bei der Frakturflächenvermessung zeigten die 2D-ROI- und die 3D-Methode die<br />

größte Übereinstimmung mit der direkten Vermessung (Goldstandard) der<br />

Humanpräparate (ρc = .983 und .972). Bei der 2D-Methode kam es zu einer<br />

systematischen Überschätzung (ρc = .781) der vermessenen Frakturflächen, die<br />

durch einen hohen Positionsabweichungsparameter (u = 0.418) zum Ausdruck<br />

kam. Diese Überschätzung läßt sich dadurch begründen, daß die artifiziell<br />

zugefügten Frakturen nicht immer eine elliptische Fläche umschrieben haben. Da<br />

jedoch auch Frakturen in-vivo nicht unbedingt eine elliptische Fläche darstellen,<br />

ist eine Ungenauigkeit dieser Vermessungsmethode auch im klinischen Einsatz<br />

möglich.<br />

Beim Vergleich der Vermessung der Orbitabodenflächen zeigte die 2D-ROI-<br />

Methode (ρc = .909) eine größere Übereinstimmung mit der direkten Messung als<br />

die 3D-Methode (ρc = .598). Dieser Unterschied war einerseits durch die deutliche<br />

Abweichung eines einzelnen Wertes (siehe Abb. 13) und andererseits durch die<br />

schwere Erkennbarkeit des Titaniumdrahtes beim Vermessen des dreidimensional<br />

rekonstruierten Orbitabodens erklärbar (siehe Abb. 12). Durch die geringe<br />

Knochendicke des Orbitabodens wird dieser Teil bei den 3D-Rekonstruktionen<br />

häufig ungenau bzw. mit vielen artifiziellen Defekten dargestellt.<br />

Interessanterweise zeigte die Vermessung der größeren Orbitabodenflächen einen<br />

größeren Positionsabweichungsparameter als die Vermessung der kleineren<br />

Frakturflächen. Diese Abweichung läßt sich dadurch erklären, daß der tangentiale


Diskussion - 105 -<br />

Anschnitt des Titaniumdrahts im anterioren und posterioren Bereich des<br />

Orbitabodens von den Untersuchern unterschiedlich bestimmt wurde und daraus<br />

eine geringe Überschätzung der Flächen resultierte. Dieses Ergebnis hat jedoch<br />

für die klinische Verwendung der 2D-ROI-Methode keine erwähnenswerte<br />

Relevanz.<br />

Beim Vergleich der Vermessung des Silikonvolumens zeigten die 2D-ROI- und<br />

3D-Methode die größte Übereinstimmung mit der direkten Messung<br />

(Wasserverdrängungsmethode) (ρc = .950 bzw. .861). Bei der 2D-Methode kam es<br />

zu einer systematischen Unterschätzung der vermessenen Volumina, welches<br />

durch einen größeren Positionsabweichungsparameter (u = -1.113) zum Ausdruck<br />

kam. Dies traf jedoch im geringeren Ausmaß auch für die 2D-ROI- und 3D-<br />

Methode zu (u = -0.179 bzw. -0.450). Diese generelle Unterschätzung läßt sich<br />

am ehesten dadurch begründen, daß eventuelle Lufteinschlüsse im Silikon bei der<br />

Volumenbestimmung nicht berücksichtigt werden konnten. Bei einem klinischen<br />

Einsatz der CT-Vermessungsmethoden ist weiters zu berücksichtigen, daß<br />

posttraumatische Veränderungen des Weichgewebes, z.B. Hämatom, Ödem oder<br />

Emphysem, die Volumenvermessung beeinflussen können. Der<br />

Untersuchungszeitpunkt der CT nach einem Trauma kann daher je nach<br />

Schweregrad des Hämatoms oder Emphysems einen Einfluß auf die Aussagekraft<br />

dieser vermessenen Daten haben. Trotzdem haben Jin et al. (2000) bei medialen<br />

Orbitawandfrakturen einen signifikanten Zusammenhang zwischen den<br />

posttraumatisch vermessenen Werten (Frakturfläche und Herniationsvolumen)<br />

und dem horizontalen Bulbusstand beschrieben. Zu ähnlichen Ergebnissen sind


Diskussion - 106 -<br />

Ploder et al. (2002) in Rahmen ihrer retrospektiven Studie gekommen, in der eine<br />

positive Korrelation zwischen den im CT vermessenen Werten (Frakturfläche und<br />

Herniationsvolumen) und den opthalmologischen Werten (horizontaler<br />

Bulbusstand und Diplopie) nachgewiesen wurde (siehe nächstes Kapitel in der<br />

Diskussion).<br />

Beim Vergleich des benötigten Zeitaufwands waren die schneller durchführbare<br />

2D- (Mittelwert: 1.7 Min.) und 2D-ROI-Methode (Mittelwert: 6.1 Min.) der 3D-<br />

Methode (Mittelwert: 27.0 Min.) deutlich überlegen. Der systembedingte<br />

Mehraufwand (Datentransfer und -bearbeitung, 3D-Rekonstruktion und<br />

Vermessung) der 3D-Methode ist somit ein deutlicher Nachteil. Obwohl die<br />

Humanpräparate am besten mit der 3D-Methode visualisiert werden konnten, ist<br />

diese Methode aufgrund des hohen Bearbeitungsaufwandes für einen<br />

routinemäßigen Einsatz zur quantitativen Evaluierung von Orbitafrakturen nicht<br />

geeignet. Diese Methode wird deshalb hauptsächlich bei Planungs- oder<br />

Korrekturoperationen (z.B. Korrektur eines posttraumatischen Enophthalmus)<br />

verwendet, bei denen eine drei-dimensionale Visualisierung der anatomischen<br />

Strukturen erwünscht ist. Im Gegensatz dazu bietet die 2D-ROI-Methode durch<br />

ihre zeitsparende Datenverarbeitungs- und Berechnungszeit (3 bis 12 Minuten)<br />

den Vorteil, daß der Untersucher diese zusätzlichen Information auch bei<br />

Routineuntersuchungen hat. Trotz des etwas höheren Zeitaufwands im Vergleich<br />

zu der 2D-Methode ist ein Einsatz dieser Methode im klinischen Routineeinsatz<br />

in jedem Fall durch die wesentlich höhere Genauigkeit dieses Verfahrens<br />

gerechtfertigt. Da sich die 2D-ROI- und die 3D-Methode in ihrer Genauigkeit


Diskussion - 107 -<br />

kaum unterschieden haben, ist die 2D-ROI-Methode der 3D-Methode durch den<br />

wesentlich geringeren Zeitaufwand deutlich überlegen.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß mit diesen Methoden die Vermessung<br />

der Frakturfläche bzw. des Herniationsvolumens aus koronalen CT-Schichten<br />

durchgeführt werden kann. Durch den hohen Zeitaufwand (3D-Methode) und die<br />

größere Ungenauigkeit (2D-Methode) ist die 2D-ROI-Methode die sinnvollste<br />

Anwendung für den klinischen Routinebetrieb. Die 3D-Methode wird weiterhin<br />

dann eine klinische Verwendung finden, wenn eine drei-dimensionale<br />

Visualisierung wie z.B. bei Planungen von posttraumatischen Korrekturen oder<br />

postpartalen Mißbildungen im Vordergrund steht. Die 2D-ROI-Methode, die sich<br />

auch durch eine hohe Genauigkeit zwischen verschiedenen Untersuchern<br />

auszeichnet (siehe voriges Kapitel in der Diskussion), ist daher ein günstiges und<br />

zeitsparendes Werkzeug zur quantitativen Vermessung von Orbitawandfrakturen.<br />

Damit können in Zukunft Frakturen der Orbita, insbesondere des Orbitabodens,<br />

nach der vermessenen Frakturgröße und dem Herniationsvolumen eingeteilt<br />

werden. Diese Vermessungsdaten können zur Klassifikation von Orbitaboden-<br />

und medialen Orbitawandfrakturen verwendet werden. Das weitere Vorgehen<br />

(chirurgisch oder konservativ) bzw. die Auswahl der geeigneten chirurgischen<br />

Therapie (Art des Zugang und Art und Größe des Materials) kann von dieser<br />

Einteilung abhängig gemacht werden.


Diskussion - 108 -<br />

Zum Kapitel ‚Vermessung von Orbitabodenfrakturen’(Kapitel 5.2.1)<br />

In diesem klinischen Teil der Arbeit wurden die CT-Datensätze von Patienten mit<br />

einer isolierten Orbitabodenfraktur retrospektiv mit der 2D-ROI-Methode<br />

vermessen. Mit dieser Vermessungsmethode konnte erstmals die Frakturfläche<br />

und das Herniationsvolumen bei Orbitabodenfrakturen quantifiziert und den<br />

ophthalmologischen Daten (horizontaler Bulbusstand, Diplopie und<br />

Motilitätsstörungen) gegenübergestellt werden. Diese Faktoren (Größe der<br />

Fraktur und ophthalmologische Daten) sind von entscheidender Bedeutung für<br />

das weitere therapeutische Vorgehen (Sachs et al., 1987; Harris et al., 1998;<br />

Biesman et al., 1999; Mathog et al., 2000). In unserer Studie konnte gezeigt<br />

werden, daß die Größe der Fraktur als auch das Herniationsvolumen signifikant<br />

mit dem Ausmaß des Enophthalmus und dem Auftreten von Doppelbildern<br />

(Diplopie) korrelierten. Diese Ergebnisse bestätigen früher veröffentliche Studien<br />

(Gilbard et al., 1985; Manson et al., 1986; Whitehouse et al., 1994; Harris et al.,<br />

1998; Biesman et al., 1999), die einen Zusammenhang von Frakturgröße und<br />

klinischen Symptomen vermutet haben. Bei unserer Studie fiel auf, daß die<br />

Vermessungsdaten nicht mit dem Auftreten von Motilitätsstörungen assoziiert<br />

waren.<br />

Die Aufgliederung der Frakturfläche in die jeweiligen Drittel des Orbitabodens<br />

(anteriores, mittleres und posteriores Drittel) und die Korrelation dieser Werte mit<br />

den ophthalmologischen Daten ergaben keinen signifikanten Unterschied zu den<br />

Ergebnissen, welche die absolute Frakturgröße berücksichtigt haben. Das kann


Diskussion - 109 -<br />

damit begründet werden, daß die meisten Frakturen fast die Hälfte des<br />

Orbitabodens betrafen und somit in allen Dritteln lokalisiert waren.<br />

Ein Nachteil bei der Vermessung von Weichgewebe ist im Allgemeinen die<br />

posttraumatische Veränderung des Gewebes durch Ödem, Hämatom oder<br />

Emphysem. Das kann bei der Verwendung einer CT-gestützten<br />

Weichgewebsvermessung zu einer Überschätzung des tatsächlich vorhandenen<br />

Gewebsvolumens führen. Die Aussagekraft einer Weichgewebsvermessung ist<br />

weiters von dem unterschiedlichen Zeitpunkt einer CT-Untersuchung nach dem<br />

Trauma abhängig (posttraumatische Zunahme der Schwellung). Trotz dieser<br />

Einschränkungen konnte in dieser Studie gezeigt werden, daß das vermessene<br />

Herniationsvolumen statistisch signifikant mit den klinischen Symptomen<br />

(Enophthalmus und Diplopie) korrelierte.<br />

Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Faktoren, welche die Genauigkeit einer<br />

CT-Vermessung im Allgemeinen beeinträchtigen können, von denen hier nur<br />

einige genannt seien: beim Partialvolumeneffekt werden zwei Volumina mit<br />

unterschiedlichem Absorptionskoeffizienten in einem einzelnen Voxel<br />

zusammengefaßt, was nicht den Tatsachen entspricht. Optisch erkennt man<br />

fließende Konturen anstelle von harten Übergängen. Metallartefakte bewirken<br />

durch ihren hohen Absorptionskoeffizienten eine Aufhärtung der Strahlen. Das<br />

bedeutet, daß weniger energiereiche Strahlen stärker absorbiert werden als höher<br />

energetische Strahlen. Dies führt zu einer unterschiedlichen Abschwächungen des<br />

gleichen Materials - abhängig davon, ob der Strahl erst auf das Material mit dem<br />

hohen Absorptionskoeffizienten und dann auf das Gewebe trifft oder umgekehrt.


Diskussion - 110 -<br />

Damit wird die Konditionierung verschlechtert und es können Reflexionen<br />

entlang einer starken Änderung des Absorptionskoeffizienten auftreten. Diese<br />

Artefakte können besonders im Gesichtsbereich durch Amalgamfüllungen zu<br />

Beeinträchtigungen der Bildqualität führen. Bewegungsartefakte entstehen, wenn<br />

sich der Patient zwischen zwei Messungen bewegt. Dabei kommt es zu Sprüngen<br />

im CT-Datensatz. Dieser Störfaktor kann jedoch bei Aufnahmen im<br />

Gesichtsbereich durch eine sorgfältige Lagerung des Patienten während der<br />

Untersuchung ausgeschaltet, oder wenigstens auf ein Minimum reduziert werden.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß mit der Verwendung der 2D-<br />

ROI Vermessungsmethode klinisch relevante Daten zur diagnostischen<br />

Abklärung von Patienten mit Orbitabodenfrakturen gewonnen werden können.<br />

Der behandelnde Arzt erhält erstmals objektive Daten, die bei der Behandlung<br />

von Orbitafrakturen von Bedeutung sind.<br />

Zum Kapitel ‚Objektive Vermessung von Orbitabodenfrakturen’ (Kapitel 5.2.2)<br />

In diesem Teil der Arbeit wurden unterschiedlich behandelte<br />

Orbitabodenfrakturen (konservativ, Ballon oder Ballon und Implantat) nach den<br />

klinischen Daten (Doppelbilder, Motilität, vertikaler und horizontaler<br />

Bulbusstand) und den im CT vermessenen Daten ausgewertet.<br />

Die CT-Vermessung zeigte, daß die Gruppe I (konservativ behandelte Frakturen)<br />

trendmäßig ein geringeres Herniationsvolumen als die chirurgisch versorgten<br />

Frakturen (Gruppe II und III) aufwies. Zwischen der Gruppe II (Ballon) und III<br />

(Ballon und Implantat) war jedoch kein signifikanter Unterschied feststellbar. Bei<br />

der Größe der Frakturfläche konnten interessanterweise keine Unterschiede


Diskussion - 111 -<br />

zwischen den einzelnen Gruppen festgestellt werden. Da zwischen der<br />

chirurgischen Gruppe und der konservativen Gruppe kein signifikanter<br />

Unterschied in den ophthalmologischen Daten festgestellt werden konnte, dürfte<br />

der subjektive Eindruck des Ausmaßes des Hernationsvolumens die Entscheidung<br />

über ein konservatives oder chirurgisches Vorgehen bestimmt haben. Bei der<br />

Entscheidung für ein chirurgisches Vorgehen haben sich die beiden Gruppen (II<br />

und III) in der präoperativen Phase lediglich durch das Auftreten der Doppelbilder<br />

und Motilitätsstörungen unterschieden. Bei geringerer Symptomatik wurde ein<br />

einseitiger Zugang (transantral) und bei stärkerer Symptomatik ein zweiseitiger<br />

Zugang (transantral und transkonjunktival) für die chirurgische Sanierung des<br />

Orbitabodens gewählt. Bei dem Patient, der ein restriktive Motilitätsstörung<br />

aufgrund einer Einklemmung von periorbitalem Gewebe zu Beklagen hatte,<br />

wurde das Herniationsvolumen mit 0.33 cm³ bestimmt. Dieses geringe<br />

Herniationsvolumen läßt sich mit dem Mechanismus der Einklemmung erklären,<br />

bei dem der frakturierte Knochenteil des Orbitabodens wieder ‚zurückklappt’ und<br />

dabei Anteile der Periorbita einklemmt. Die Einklemmung von Muskel- oder<br />

Weichgewebe der Orbita wurde von verschiedenen Autoren als altersabhängig<br />

(Manson, 2002) und selten (1 bis 10%) (Hammerschlag, 1982; Manson, 2002)<br />

beschrieben und ist trotz eines geringen Herniationsvolumens eine absolute<br />

Indikation für einen raschen chirurgischen Eingriff (Jordan et al., 1998; Manson,<br />

2002).<br />

Einen signifikanten Unterschied im präoperativen Hernationsvolumen zwischen<br />

konservativ und chirugisch-versorgten Patienten wurde von Charteris et al. (1993)


Diskussion - 112 -<br />

beschrieben. Das Herniationsvolumen bei den konservativ-behandelten Patienten<br />

reichte von 0.7 bis 4.3 cm³, das der chirurgisch-behandelten Patienten von 0.2 bis<br />

8.2 cm³. Interessanterweise war das größte Herniationsvolumen in unserer Studie<br />

3.72 cm³. Der Unterschied zwischen den beiden Studien dürfte mit der von<br />

Charteris et al. (1993) verwendeten Methode der Volumetrie der Orbita erklärbar<br />

sein. Bei dieser Methode muß der Untersucher die anteriore Begrenzung der<br />

Orbita in den entsprechenden CT-Schichten definieren und führt, wie von Marsh<br />

(2000) beschrieben, zu Über- oder Unterschätzung des tatsächlichen Volumens<br />

der Orbita. Ein weiteres Problem stellt die von Forbes et al. (1985) angegebene<br />

Volumendifferenz (bis zu 8%) zwischen den beiden Orbitae in einem Individuum<br />

dar. Daher scheint es naheliegend, daß eine sogenannte ‚Region-of-interest’<br />

Methode, welche nur einen Anteil der Orbita (in diesem Fall den Orbitaboden)<br />

vermißt, genauere Ergebnisse erzielt als eine Methode, die das gesamte<br />

Orbitavolumen mitberücksichtigt.<br />

Im Gegensatz zu unserer Studie haben Mayer et al. (1996) die schlechtesten<br />

Ergebnisse bei Behandlungen mit Ballonkatheter und Implantat nachgewiesen.<br />

Die besten Ergebnisse wurde erzielt, wenn bei kleinen oder mittelgroßen<br />

Frakturen nur ein Ballonkatheter verwendet wurde. Weiters empfahlen die<br />

Autoren auch bei kleinsten Frakturen einen chirurgische Intervention. Da in der<br />

Studie von Mayer et al. (1996) die vom Operateur geschätzte Frakturgröße<br />

retrospektiv aus den Operationsaufzeichnungen ausgewertet wurden, können die<br />

Ergebnisse von beiden Studien nicht miteinander verglichen werden.


Diskussion - 113 -<br />

Ikeda et al. (1999) beschrieb die Versorgung des Orbitabodens durch einen<br />

intranasalen Zugang mit Zuhilfenahme eines Endoskops. Dabei wurde der<br />

frakturierte Orbitaboden unter endoskopische Sicht von kaudal reponiert und<br />

anschließend mit einem Ballonkatheter abgestützt. Obwohl sich in unserer Studie<br />

die ophthalomologischen Daten in allen Gruppen verbesserte, zeigten nur noch<br />

Patienten mit Ballonbehandlung moderate Doppelbilder (27.2%) nach 12 Wochen<br />

(siehe Tabelle 7). Dies scheint die Annahme zu bestätigen, daß eine Revision des<br />

Orbitabodens ‚unter Sicht’ bzw. über das Unterlid einer alleinigen Abstützung<br />

von kaudal vorzuziehen ist. Eine transantrale Einlage eines Ballons ist weiters nur<br />

als zusätzliche Abstützung der Fraktur zu sehen. Vielmehr können bei einer<br />

Reposition von kaudal (transantral oder transnasal) Anteile der Periorbita durch<br />

die zurückverlagerten Knochenfragmente eingeklemmt werden. Bei Verwendung<br />

eines Ballonkatheters zur Behandlung von Orbitabodenfrakturen sollte somit ein<br />

kombinierter Zugang durchgeführt werden, um eine bessere Übersicht bei der<br />

Repostion zu Gewähr leisten.<br />

Die in dieser Studie verwendeten Vermessungsdaten aus dem CT stellen eine<br />

wertvolle Hilfe für die weitere Planung von Frakturen dar. Der zusätzliche<br />

Parameter, das sogenannte Herniationsvolumens, kann im Behandlungskonzept<br />

von isolierten Orbitabodenfrakturen mitberücksichtigt werden und eine<br />

Therapieentscheidung (konservativ oder chirurgisch) als auch die Art der<br />

Therapie (Art und Größe des Materials) objektivieren. Weitere Studien, welche<br />

die Behandlung von Orbitabodenfrakturen mit verschiedenen Implantate unter


Diskussion - 114 -<br />

Berücksichtigung der Vermessungsparameter miteinander vergleichen, sind<br />

sinnvoll, um den Qualitätsstandard bei der Behandlung zu verbessern.<br />

Zum Kapitel ‚Datenbank’ (Kapitel 5.3)<br />

Mit dem Schaffen dieser Datenbank werden nun Daten zentral verwaltet und<br />

können jederzeit zu statistischen Zwecken ausgewertet werden. Im Sinne der<br />

‚Evidence based Medicine’ lassen sich damit in Zukunft genaue Einteilungen und<br />

Therapievorschläge für Orbitafrakturen erstellen. Durch die Zusammenarbeit mit<br />

mehreren Fachgebieten (Augenheilkunde, Kieferchirurgie und Radiologie) wird<br />

ein neues Konzept für die Indikation und Therapie von Orbitafrakturen in naher<br />

Zukunft erarbeitet werden. Das Ziel der prospektiven Studie ist es, einen neuen<br />

Therapiestandard bei der Evaluierung von Orbitafrakturen zu definieren. Durch<br />

die quantitative Bestimmung von Frakturgröße und Herniationsvolumen ist es<br />

erstmals möglich, eine exakte Einteilung der Orbitafrakturen durchzuführen und<br />

die weitere Behandlung mit Hilfe dieser Daten zu definieren. Weiters kann durch<br />

die standardisierte Erhebung der Daten (ophthalmologische und radiologische) ein<br />

Vergleich von verschiedenen Therapien durchgeführt werden. Das ermöglicht<br />

eine zusätzliche Qualitätskontrolle des therapeutischen Vorgehens.<br />

Zum Kapitel ‚ CT-basierte Berechnung von Orbitafrakturen und deren<br />

Korrelation mit ophthalmologischen Daten’ (Kapitel 5.3.3)<br />

Mit dieser Vermessungsmethode konnte erstmals die Frakturfläche und das<br />

Herniationsvolumen bei isolierten medialen Orbitawand- und<br />

Orbitabodenfrakturen quantifiziert und den ophthalmologischen Daten (Diplopie,


Diskussion - 115 -<br />

Motilitätsstörungen und Bulbusposition) gegenübergestellt werden. Diese<br />

radiologischen und klinischen Parameter werden als die entscheidenden Faktoren<br />

zur Beurteilung des therapeutischen Vorgehens gesehen (Biesman et al., 1996;<br />

Harris et al., 1998; Mathog, 2000). In unserer Studie konnte bei der Auswertung<br />

der Orbitabodenfrakturen gezeigt werden, daß die aus der CT vermessenen Werte<br />

mit den ophthalmologischen Werten assoziiert waren. Diese Ergebnisse<br />

bestätigen früher veröffentliche Studien (Gilbard et al., 1985; Manson et al., 1986;<br />

Samek et al., 1991; Whitehouse et al., 1994; Biesman et al., 1996; Harris et al.,<br />

1998), die einen Zusammenhang von Frakturgröße und klinischen Symptomen<br />

vermutet haben. Bei unserer Studie fiel jedoch auf, daß das Herniationsvolumen<br />

mit den ophthalmologischen Werten deutlicher assoziiert war als die<br />

Frakturfläche. Obwohl ein stärkerer Einfluß der relativen Frakturfläche auf<br />

ophthalmologische Werte vermutet wurde (Mathog, 2000), konnte bei unseren<br />

Ergebnissen kein relevanter Unterschied zwischen der relativen und der absoluten<br />

Frakturgröße festgestellt werden.<br />

Die posttraumatischen Volumenveränderung bei einer Orbitafraktur kann<br />

entweder mit einer Berechnung der Volumendifferenz beider Orbitae<br />

(Volumetrie) oder mit einer Berechnung des verlagerten Gewebes im Bereich der<br />

Fraktur (ROI-Methode) bestimmt werden. Unter Verwendung der Volumetrie<br />

wurde in einer Studie das posttraumatische Herniationsvolumen bei<br />

Orbitabodenfrakturen berechnet und reichte von 0.2 bis 8.2 cm³ (Charteris et al.,<br />

1993). Interessanterweise betrug in unserer Studie unter Verwendung der ROI-<br />

Methode das größte Herniationsvolumen 3.72 cm³. Der Unterschied zwischen den


Diskussion - 116 -<br />

beiden Studien dürfte mit den Nachteilen der Volumetrie der Orbita erklärbar<br />

sein. Zusätzlich zu der Vermessung des Frakturareals muß der Untersucher die<br />

anteriore Begrenzung der Orbita in den entsprechenden CT-Schichten manuell<br />

definieren. Dies führt zu Fehlern in der Berechnung des tatsächlichen Volumens<br />

der Orbita (Marsh, 2000). Ein weiteres Problem stellt die Volumendifferenz (bis<br />

zu 8%) zwischen den beiden Orbitae in einem Individuum dar (Forbes et al.,<br />

1985). Daher scheint es naheliegend, daß eine ROI-Methode, welche nur einen<br />

Anteil der Orbita (in diesem Fall die mediale Wand oder den Orbitaboden)<br />

vermißt, genauere Ergebnisse erzielt als eine Methode, die das gesamte<br />

Orbitavolumen mitberücksichtigt.<br />

Bei den isolierten medialen Orbitawandfrakturen war nur die berechnete<br />

Frakturgröße mit dem Vorhandensein von Doppelbildern assoziiert. Das<br />

Herniationsvolumen hatte keinen Einfluß auf die ophthalmologischen Daten. Im<br />

Gegensatz dazu wurde in einer Studie bei der Vermessung von medialen<br />

Orbitawandfrakturen (n = 9) ein signifikanter Zusammenhang von Frakturgröße<br />

und Herniationsvolumen mit der horizontalen Bulbusposition beschrieben (Jin et<br />

al., 2000). Bei dieser Studie wurden anhand einer Ellipsenformel aus jeweils einer<br />

koronaren und axialen CT-Schicht die Frakturgröße und das Herniationsvolumen<br />

bestimmt. Diese Methode ist jedoch durch die näherungsweise Berechnung dieser<br />

Werte einer – wie in unserer Studie verwendeten – Schicht-für-Schicht-<br />

Vermessung unterlegen. Durch die geringe Anzahl der Patienten in beiden<br />

Studien (9 und 6) dieser seltenen Frakturen ist die Aussagekraft der statistischen<br />

Auswertungen begrenzt.


Diskussion - 117 -<br />

Durch die Einführung der Spiral- und der Mehrschichttechnik hat sich die CT von<br />

einem einfachen Querschnittverfahren zu einem dreidimensionalen<br />

diagnostischen Werkzeug entwickelt. Im Bereich der dünnen Orbitawände ist<br />

jedoch durch Artefakte und Pseudoforamina eine geeignete dreidimensionale<br />

Darstellung dieser anatomischen Strukturen nur bedingt möglich (Marsh, 2000).<br />

Ein Nachteil bei der Vermessung von Weichgeweben aus der CT ist im<br />

Allgemeinen die posttraumatische Veränderung des Weichgewebes durch Ödem,<br />

Hämatom oder Emphysem (Charteris et al., 1993). Dies kann bei der Bestimmung<br />

des Herniationsvolumens zu einer Überschätzung des tatsächlich vorhandenen<br />

Gewebsvolumens führen (Marsh, 2000). Die Aussagekraft einer<br />

Weichgewebsvermessung ist auch durch die posttraumatische Zunahme der<br />

Schwellung vom unterschiedlichen Zeitpunkt einer CT-Untersuchung nach einem<br />

Trauma abhängig. Trotz dieser Einschränkungen konnte in unserer Studie gezeigt<br />

werden, daß vor allem das Herniationsvolumen einen statistischen<br />

Zusammenhang mit den klinischen Symptomen zeigte.<br />

Im Sinne der Strahlenreduktion bietet diese neue CT-Vermessungsmethode mit<br />

einer effizienten Auswertung von zweidimensionalen koronaren CT-Bildern eine<br />

sinnvolle Alternative zu den aufwendigen dreidimensionalen Bildern, zumal die<br />

dreidimensionale Darstellung der dünnen Orbitawände nur ungenügend gelingt<br />

(Luka et al., 1995).<br />

Als langfristiges Ziel wird der Einsatz dieser Software in der klinischen Routine<br />

zur CT-basierten Vermessung und quantitativen Erfassung von Orbitafrakturen<br />

angestrebt, um dem Chirurgen mit diesen Werten eine hilfreiche


Diskussion - 118 -<br />

Zusatzinformation für die weitere therapeutische Entscheidung zur Verfügung zu<br />

stellen.


Zusammenfassung - 119 -<br />

Zusammenfassung (deutsch):<br />

Mit dieser computer-unterstützten Methode können erstmals Frakturen der Orbita<br />

quantitativ aus zwei-dimensionalen CT-Bildern bestimmt werden. In unseren<br />

Untersuchungen konnte ein Zusammenhang von klinischen Untersuchungsdaten<br />

(Doppelbilder, Motilität und Bulbuslage) und quantitativen<br />

Vermessungsparametern (absolute und relative Frakturfläche sowie das<br />

Herniationsvolumen) festgestellt werden. Als langfristiges Ziel wird der Einsatz<br />

dieser Software in der klinischen Routine zur CT-basierten Vermessung von<br />

Orbitafrakturen angestrebt, um dem Chirurgen prospektiv eine hilfreiche<br />

Zusatzinformation für die weitere therapeutische Entscheidung (konservatives<br />

oder chirurgisches Vorgehen; Größe und Art des Materials) zur Verfügung zu<br />

stellen. Mit der quantitativen Bestimmung von Orbitafrakturen können in Zukunft<br />

auch verschiedene Studien besser miteinander verglichen werden.<br />

Conclusion:<br />

This computer-based method enables for the first time quantitative assessment of<br />

orbital fractures from two-dimensional CT-sections. In our studies a relation<br />

between the clinical findings (motility, diplopia, and globe position) and the<br />

quantitative parameters (absolute and relative fracture area, as well as volume of<br />

displaced tissue) was found. A long-term aim is the implementation of the<br />

software into the clinical routine for CT-based measurement of orbital fractures,<br />

in order to supply the surgeon with valuable additional therapy-related<br />

information (conservative or surgical treatment; size and kind of material). With<br />

quantitative assessment of orbital fractures studies can be better compared<br />

with each other.


Literaturverzeichnis - 120 -<br />

7<br />

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Mitarbeiter der Studie - 130 -<br />

8<br />

MITARBEITER <strong>DER</strong> STUDIE<br />

Dr. Clemens Klug<br />

Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (Vorstand: Univ.<br />

Prof. DDr. R. Ewers)<br />

DDr. Michael Öckher<br />

Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (Vorstand: Univ.<br />

Prof. DDr. R. Ewers)<br />

Univ. Prof. Dr. Christian Czerny<br />

Universitätsklinik für Radiodiagnostik/Osteologie (Leiter: Univ. Prof. Dr. H.<br />

Imhof)<br />

Univ. Prof. Dr. Franz Kainberger<br />

Universitätsklinik für Radiodiagnostik/Osteologie (Leiter: Univ. Prof. Dr. H.<br />

Imhof)


Mitarbeiter der Studie - 131 -<br />

MMag. Dr. Martin Voracek<br />

Universitätsklinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie, Bereich<br />

Statistik und Dokumentation (Vorstand: Univ. Prof. Dr. M. Springer-Kremser)<br />

Dr. Georg Burggasser<br />

Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie (Vorstand: Univ. Prof. Dr.<br />

H. Freyler)<br />

Univ. Prof. Dr. Manfred Tschabitscher<br />

1. Anatomisches Institut der Universität Wien (Univ. Prof. Dr. W. Firbas)<br />

Dipl. Ing. Dr. Werner Backfrieder<br />

Institut für Biomedizinische Technik und Physik (Vorstand: Univ. Prof. Dr. H.<br />

Bergmann)<br />

Dipl. Ing. Dr. Martin Reichel<br />

Institut für Biomedizinische Technik und Physik (Vorstand: Univ. Prof. Dr. H.<br />

Bergmann)<br />

Fr. Sonja Plischke und Team (Ebene 8F)<br />

Universitätsklinik für Radiodiagnostik/Osteologie (Leiter: Univ. Prof. Dr. H.<br />

Imhof)


Mitarbeiter der Studie - 132 -<br />

Fr. Fangl und das Team der Sehschule<br />

Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie (Vorstand: Univ. Prof. Dr.<br />

H. Freyler)


Curriculum Vitae - 133 -<br />

9<br />

CURRICULUM VITAE<br />

PERSÖNLICHES<br />

Familienstand<br />

Wohnadresse<br />

Dienstadresse<br />

SCHULBILDUNG<br />

1973–1976<br />

1976–1978<br />

1978–1985<br />

Juli 1981<br />

HOCHSCHULSTUDIUM<br />

1985–1991<br />

24. Mai 1991<br />

geboren am 22. September 1966 in Baden, Schweiz<br />

Österr. Staatsbürgerschaft<br />

verheiratet mit Mag. Anita Ploder-Theissl<br />

Khevenhüllerstraße 19/6/4, 1180 Wien<br />

Tel.: +43 (1) 440 64 68<br />

Univ. Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

Währinger Gürtel 18-20, A-1090 Wien<br />

Tel: +43 (1) 40 400 4252 Fax: +43 (1) 40 400 4253<br />

Email: oliver.ploder@univie.ac.at<br />

Volksschule Birrfeld<br />

Volksschule Murau<br />

Bundesrealgymnasium Tamsweg<br />

Auslandsaufenthalt<br />

Summer School, Wimbledon<br />

Medizin, Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Promotion an der Universität Graz (Dr. med. univ.)<br />

Schweiz<br />

Steiermark<br />

Salzburg<br />

London,<br />

England<br />

Graz


Curriculum Vitae - 134 -<br />

Mai 1986<br />

Juli 1991<br />

AUSBILDUNG<br />

1991<br />

1992–<br />

1993<br />

1993–<br />

1995<br />

1995–<br />

1997<br />

24. Sept.<br />

1997<br />

März-<br />

Mai 1998<br />

30. Aug.<br />

1998<br />

30. Mai<br />

2001<br />

Okt.<br />

1993<br />

Juli 1995<br />

August<br />

1995<br />

April<br />

2000<br />

Auslandsaufenthalte<br />

Diabetes Research, Juvenile Diabetes Foundation<br />

Dept. of Oral Surgery, Hospital Lund<br />

Präsenzdienst (8 Mo), Belgierkaserne Graz<br />

Allgemein Chirurgie (6 Mo) und Innere Medizin (3 Mo) im LKH<br />

Knittelfeld<br />

Fachausbildung für Kiefer- und Gesichtschirurgie AKH Wien<br />

Zahnärztliche Ausbildung an der Universität Wien,<br />

mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen<br />

Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Inneren Medizin (3 Mo) im LKH Stolzalpe<br />

Facharzt für Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

Diplomprüfung Zahnmedizin (Dr. dent.)<br />

Auslandsaufenthalte<br />

Forschungsaufenthalt (2 Wo), University of Utah<br />

Dept. of Oral and Maxillofacial Surgery (5 Wo), University of<br />

North Carolina, Chapel Hill<br />

Institute of Plastic and Reconstructive Surgery (4 Wo), NYU<br />

Hospital, New York<br />

Plastische Chirurgie (2 Wo), USP Hospital, Sao Paolo<br />

Rom, Italien<br />

Malmö,<br />

Schweden<br />

Graz<br />

Knittelfeld<br />

Wien<br />

Wien<br />

Wien<br />

Stolzalpe<br />

Wien<br />

Wien<br />

USA<br />

USA<br />

USA<br />

Brasilien


Curriculum Vitae - 135 -<br />

FORSCHUNGSFÖR<strong>DER</strong>UNGEN<br />

1995 - 1998<br />

2000<br />

PATENTANMELDUNG<br />

FWF Förderung (1995) (Projekt Nr. OEME-P10245)<br />

Förderung von Tecma Innovationsagentur (Projekt Nr.<br />

T000133)<br />

29. Mai 2001 Verfahren und Einrichtung zum Gewinnen von<br />

Information über eine Knochenfraktur (Ploder, Klug &<br />

Innovationsagentur)<br />

PCT Anmeldung A837/2001<br />

Wien, am 19. September 2002 ____________________________<br />

DDr. Oliver Ploder<br />

€ 63.125<br />

€ 4.360<br />

Wien

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