Maserati - BiTurbo Club Deutschland
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„BB“ und andere Wunschträume<br />
die irgendwann einmal stehengeblieben war, standen.<br />
Die Fotos zeigten eine ältere Frau, zwei junge<br />
Männer und eine junge Frau mit einem Kind..<br />
Aldo betrat wieder den Raum mit einer riesigen Salami<br />
unter dem Arm. In den Händen hielt er ein<br />
Weißbrot und eine Flasche Wein. Er legte alles auf<br />
den Tisch und holte aus dem Buffetschrank Teller,<br />
Gläser und ein großes Messer. Während er die Flasche<br />
öffnete erklärte er: „Questo vino è fatto in<br />
casa. Un Dolcetto cosi, non si puo comperare“.<br />
(„Dieser Wein ist selbst gemacht. Einen solchen<br />
Dolcetto kann man nicht kaufen). „Mangi e bevi.<br />
Dopo ti faccio vedere le mie machine“. („Trink und<br />
iss. Später zeige ich dir meine Autos“).<br />
Aus der Art, wie er mich dutzte, entnahm ich eine<br />
natürliche Sympatie, die er mir entgegen brachte<br />
und fühlte mich nach so kurzer Zeit sehr behaglich<br />
in seinem Haus.<br />
Während wir aßen und den wirklich vorzüglichen<br />
Wein tranken, erzählte er von seinen Autos, die er in<br />
vielen Jahren gesammelt hatte. Durch Verkäufe, die<br />
er hin und wieder tätige, könne er sich nach und<br />
nach die Autos anschaffen, die er dann nie mehr<br />
verkaufen würde. Seine Sammlung sollte irgendwann<br />
einmal nur noch aus Lancia-Martini und Fiat-<br />
Abarth Modellen bestehen.<br />
Er redete ohne Unterbrechung und ich versuchte<br />
ein guter Zuhörer zu sein. Ab und zu steuerte ich<br />
ein erstauntes A oder ein verwundertes O zu der<br />
Unterhaltung bei. Ich erfuhr, in diesem einseitigen<br />
Dialog, sehr viel aus seinem Leben. - Hof vom<br />
Vater übernommen - ein Leben lang geschuftet -<br />
Frau vor fünf Jahren verstorben - zwei Söhne schon<br />
groß und aus dem Haus - ein Enkelkind, welches er<br />
viel zu selten zu sehen bekomme. Seit zwei Jahren<br />
lebe er allein mit drei Hunden einigen Katzen und<br />
diversen Hühnern.<br />
Je mehr er mir aus seinem Leben erzählte, desto<br />
klarer wurde mir, dass dieser Mann sehr einsam<br />
war. Er genoss es, mit einem Fremden zu reden,<br />
dem er all das erzählen konnte, was seine Freunde<br />
und Nachbarn wohl schon zu oft gehört hatten und<br />
deshalb nicht mehr zuhörten. Als ich verstohlen auf<br />
meine Uhr sah, war ich überrascht, wie schnell<br />
drei Stunden verflogen waren. Es war bereits 21<br />
Uhr. Draußen trommelte der Regen gegen das kleine<br />
Fenster. Es war einer dieser naßkalten November-Abende,<br />
an dem sich selbst die drei Hunde in<br />
die Scheune verkrochen hatten. In der Küche dagegen<br />
war es wohlig warm und gemütlich, Dank des<br />
großen Kachelofens, den Aldo ab und zu mit Holzstücken<br />
fütterte.<br />
59<br />
Er hatte meinen Blick zur Uhr bemerkt und schien<br />
etwas verlegen. Vielleicht dachte er daran, warum<br />
ich eigentlich gekommen war und dass er drei<br />
Stunden erzählt hatte und ich nicht ein Auto zu Gesicht<br />
bekommen hatte. Als wenn er meine Gedanken<br />
gelesen hätte, sagte er mit verlegener Stimme:<br />
„ è gia tardi e buio. Le machine ti faccio vedere<br />
domani. Ormai nel capannone non c`e` la luce, e<br />
non si puo vedere bene le machine“. („es ist schon<br />
spät und dunkel. Die Autos zeige ich dir morgen.<br />
Außerdem ist in der Scheune kein Licht und man<br />
kann die Autos nicht gut sehen“).<br />
Natürlich war ich einverstanden. Es blieb mir ja<br />
auch keine andere Wahl, wenn ich seine Autos<br />
sehen wollte und eventuell das fand, weswegen ich<br />
zu ihm gekommen war.<br />
Also fragte ich Aldo nach einem Hotel in der Nähe<br />
und wie ich zu einem Taxi kommen könnte. Er zog<br />
ein beleidigtes Gesicht und meinte: das Haus sei<br />
groß genug für Zwei. Er würde mich nicht gehen<br />
lassen, denn Taxi und Hotel sei alles zu umständlich.<br />
Zumal das nächste Hotel in Cuneo, ca 40 Km,<br />
entfernt sei. Dankend nahm ich seine Einladung<br />
an, obwohl ich mich dabei nicht wohl fühlte.<br />
Aldo brachte mit Zeitungspapier und kleineren<br />
Holzstücken den Herd in Gang. Ein großer Topf mit<br />
Wasser wurde zum kochen gebracht und in eine<br />
ebenso große, alte Eisenpfanne gab Aldo Olivenoel<br />
und zerbröselte einige Peperoncini. Er entnahm<br />
dem Knoblauchzopf zwei Zehen, die er auf einem<br />
Holzbrett, mit einem großen Messer zerdrückte und<br />
dann ebenfalls in die Pfanne gab. Das kochende<br />
Wasser wurde gesalzen und mit einem Schuß Olivenoel<br />
versehen, bevor er dann die Spaghetti<br />
hineintat. Nach einigen Minuten fischte Aldo die<br />
Spaghetti aus dem Topf und gab sie in die heiße<br />
Pfanne. Geschickt wendete er die Nudeln im<br />
Knoblauch-Peperoncini-Olivenoel und füllte zwei<br />
Teller damit. Zu den scharfen Nudeln wurde natürlich<br />
eine weitere Flasche Dolcetto geleert und eine<br />
Episode, aus Aldo`s Leben, folgte der Anderen.<br />
Weit nach Mitternacht zeigte Aldo mir das Zimmer,<br />
in dem ich schlafen sollte. Das Bett war schmal und<br />
hart - das Zimmerchen klamm und kalt. Trotzdem<br />
fiel ich sofort in einen Dolcetto-Tiefschlaf, aus dem<br />
ich, durch heftiges Klopfen an der Tür, jäh gerissen<br />
wurde..<br />
„ La colazione è pronta“ („das Frühstück ist fertig“)<br />
vernahm ich Aldos Stimme. Mühsam blinzelte ich<br />
auf meine Uhr und konnte kaum glauben, dass es<br />
erst 6 Uhr früh war. Ja ist den dieser Aldo total verrückt,<br />
mitten in der Nacht aufzustehen???