PERSONALIA - KV
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<strong>KV</strong>_01_2006 23.02.2006 15:54 Uhr Seite 20<br />
AGV<br />
Deutschland braucht Studenten<br />
– keine Studiengebühren Bericht: Timo Hirte (Cb)<br />
Die Umstellung vieler Studiengänge auf Bachelor- und Masterabschlüsse<br />
ist nur eines der auffälligsten Merkmale des Bologna-<br />
Hochschulreformprozesses. Die zweite gemeinsame Hochschulpolitische<br />
Tagung von CV, <strong>KV</strong> und UV setzte sich im Oktober unter Federführung<br />
des UV im Franz-Hitze-Haus in Münster mit den Auswirkungen<br />
des Bologna-Prozesses auf das deutsche Hochschulsystem<br />
auseinander. In einem Einführungsvortrag zu den „Reformen im<br />
deutschen Hochschulwesen“ legte Prof. Dr. Hubert Braun (UV) die<br />
Grundlage für die anschließende Podiumsdiskussion, in der Vertreter<br />
aus der Politik, der Wissenschaft und der Studentenschaft unter<br />
der Leitung des Geschäftsführers des Forums Hochschule und Kirche<br />
der Deutschen Bischofskonferenz (FHuK), Dr. Lukas Rölli, die<br />
Chancen und Risiken des Bologna-Prozesses diskutierten. Für die<br />
Studentenschaft nahm der stellvertretende AGV-Vorsitzende<br />
Matthias Belafi (<strong>KV</strong>) auf dem Podium Stellung zu dem Reformprozess.<br />
Braun stellte den Bologna-Prozess als Fortsetzung und Wiederbelebung<br />
von Reformbestrebungen im deutschen Hochschulwesen dar.<br />
Er nannte drei maßgebliche Gründe für die Reformbedürftigkeit der<br />
Hochschulen: die weiter steigenden Studierendenzahlenden, die<br />
knappen Finanzen und die Sicherung des Wirtschaftsstandorts<br />
Deutschland durch optimale Erschließung der Ressource Wissen<br />
und Bildung. Gleichzeitig stellte Braun einige verbreitete Vorurteile<br />
20 AM<br />
AGV diskutiert Bologna-Prozess<br />
über das deutsche Hochschulwesen in Frage: Zunächst seien die<br />
Studienabbrecherzahlen in Deutschland als eine normale Entwicklung<br />
bei Lebensentscheidungen einzustufen und keineswegs ein<br />
Alarmzeichen. Weiterhin wandte er sich gegen das Vorurteil, die<br />
Hochschulen bildeten für die Arbeitslosigkeit aus. Vielmehr bewahre<br />
ein Hochschulstudium vor Arbeitslosigkeit, wie die mit vier Prozent<br />
vergleichsweise geringe Akademikerarbeitslosigkeit zeige.<br />
Ganz im Gegenteil benötige der Wirtschaftsstandort Deutschland<br />
10 Prozent mehr Hochschulabsolventen als derzeit. Schließlich<br />
lehnte Braun auch Studiengebühren als „Akademikersteuer“ ab.<br />
Als gravierende Mängel im deutschen Hochschulwesen nannte<br />
Braun die zu langen Studienzeiten und eine Überlastung des Lehrkörpers.<br />
So sei bei gleichbleibender Zahl der Lehrenden die Zahl<br />
der Studierenden seit den 70er Jahren geradezu explodiert. Mitverantwortlich<br />
für schlechte Ergebnisse der Absolventen machte<br />
Braun eine mangelnde Qualität der Lehre an den deutschen Hochschulen.<br />
Für die Zukunft des Hochschulwesens stellte Braun drei entscheidende<br />
Reformstrategien in den Vordergrund: das binäre deutsche<br />
Hochschulsystem aus Universitäten und Fachhochschulen, die Einführung<br />
von Marktelementen in das Hochschulwesen und schließlich<br />
die formale und inhaltliche Erneuerung des Hochschulwesens<br />
durch den so genannten „Bologna-Prozess“. Er bezeichnete die<br />
Fachhochschulen als unverzichtbar für die erfolgreiche Entwicklung<br />
des deutschen Hochschulwesens und forderte eine Steigerung des<br />
Anteils der dort Studierenden auf 40 Prozent und mehr.