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PERSONALIA - KV

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<strong>KV</strong>_01_2006 23.02.2006 15:54 Uhr Seite 26<br />

AUS DEM <strong>KV</strong><br />

26 AM<br />

Unter der Überschrift „Männerbündchen“ erschien in der<br />

„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 21. Dezember 2005 eine<br />

Bericht von Andreas Rosenfelder über einen Besuch der Kölner<br />

Burschenschaft „Germania“. Anlass war der Antrag des Juso-<br />

Unterbezirksvorstands Göttingen an den SPD-Parteitag vom<br />

November 2005, in dem es hieß: „Die Sozialdemokratische<br />

Partei Deutschlands erklärt die Mitgliedschaft in einer studentischen<br />

Burschenschaft oder Corporation unvereinbar mit der<br />

Mitgliedschaft in der SPD.“ In der Begründung war von „Eliteförderung<br />

und Seilschaften“, von der „Ungleichbehandlung“<br />

von Frauen und Männern, vom „Untertanenprinzip“ und „Geschichtsrevisionismus“<br />

sowie von einem „Brauchtum“ die Rede,<br />

mit dessen Hilfe „die Individualität des/der Einzelnen untergraben“<br />

würden. Was der Journalist bei der Kölner Korporation, an<br />

deren Weihnachtskneipe er teilnahm, vorfand, war nichts mehr<br />

als harmlose Folklore. Deshalb die ironische Headline. Er warnte<br />

vor einer Verschwörungstheorie, „die Burschenschaft als<br />

rechte Geheimlogen mit weitreichenden Einflüssen“ zu verdammen.<br />

Er würde das Gefühl nicht los, dass Jusos versuchten, mit<br />

ihren „Lieblingsfeinden aus alten Asta-Tagen“ abzurechnen.<br />

Doch stände „deren Bedeutung in keinem Verhältnis zum nun<br />

angestrengten Schauprozeß.“ Andreas Rosenfelder riet schließlich<br />

der SPD, in einer freien Gesellschaft mit Gemeinschaften,<br />

„die eigenartige Werte kultivieren, anders umzugehen … als<br />

durch Verbannung.“<br />

Dabei ist es geradezu ein Treppenwitz der Geschichte, dass der<br />

Vater des Kommunismus, Karl Marx, Mitglied der schlagenden<br />

„Der Herr Professor<br />

aus Heidelberg“<br />

Als der verflossene Bundeskanzler im vergangenen Sommer vergeblich<br />

nach einem Wahlkampfschlager gesucht habe, hätte ihm<br />

Angela Merkel Kb Paul Kirchhof (Rh-P, Sx, Arm) beschert, meinte<br />

kürzlich die „Welt“. Da habe sich die Möglichkeit geboten, ihn als<br />

„Pseudo-Visionär“ und „weltfremden Theoretiker“ darzustellen.<br />

Zum Jahresende hat nun Paul Kirchof mit der Politik abgerechnet.<br />

Er habe im Wahlkampf „menschliche Niedertracht erlebt“, sagte er<br />

dem „Stern“. Das sei für ihn „ein erdrückendes Erlebnis“ gewesen.<br />

Schröders Behauptung, er, Kirchhof, wolle die Deutschen zu Versuchkaninchen<br />

machen, habe ihn tief verletzt. „Das schlimmste<br />

Wort war das von den Menschenversuchen.“ Aber nicht nur mit<br />

dem ehemaligen Kanzler ging Kirchhof scharf ins Gericht. Medien<br />

hätten seine Konzepte nicht geprüft und die unsachliche Kritik „einfach<br />

so nachgeplappert“. Er sei außerdem erstaunt gewesen, wie<br />

einige Politiker aus der Union zu ihm auf Distanz gegangen seien.<br />

Viele Sozialdemokraten hätten sich übrigens bei ihm entschuldigt<br />

(vermutlich nach der Wahl).<br />

PS. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8. Februar hat sich<br />

Kb Kirchhof noch einmal ausführlich zum Thema geäußert.<br />

Männerbündchen<br />

Parteien und Studentenverbindungen<br />

Landsmannschaft der Trierer in Bonn gewesen ist und der Mitgründer<br />

der SPD, Ferdinand Lassalle, einer Bonner Burschenschaft<br />

angehört hat. Korporiert waren auch, um nur zwei Sozialdemokraten<br />

aus der Zeit der Bundesrepublik zu nennen, der<br />

Regierende Bürgermeister Berlins Ernst Reuter und der niedersächsische<br />

Ministerpräsident Georg Diederichs. Schließlich ist<br />

der der SPD angehörende Präsident des Europäischen Parlaments<br />

von 1994 bis 1997, Klaus Hänsch, ein „bekennender“<br />

Corpsier (Corps Silingia Breslau zu Köln). Auf weitere Namen<br />

kann man hier verzichten. Als der Sturm der entrüsteten Korporierten<br />

losbrach – der CV wies u.a. auf seine Mitglieder Thomas<br />

Gottschalk, von der FAZ als „Ulknudel“ bezeichnet, Claus Kleber,<br />

Chef des „Heute-Journals“, den Bundestagsabgeordneten<br />

Friedrich Merz und den Papst hin, der zwar nur Ehrenbandträger<br />

ist – beeilte sich die SPD zurückzurudern. Ihr neuer Generalsekretär<br />

Hubertus Heil versicherte gegenüber der Katholischen<br />

Nachrichtenagentur, sein Partei wolle „weiter die Parteizugehörigkeit<br />

für Mitglieder katholischer deutscher Studentenverbindungen<br />

nicht untersagen.“ Es dürfe aber kein Mitglied einer<br />

rechtsextremistischen Burschenschaft Mitglied der SPD sein.<br />

Sie grenze sich mit aller Entschiedenheit von deren menschenverachtenden<br />

Gedankengut ab. Das hat der <strong>KV</strong> übrigens schon<br />

2001 getan. Inzwischen hat der Parteivorstand beschlossen,<br />

im Einzelfall zu entscheiden, ob ein Burschenschafter Mitglied<br />

werden kann. Die Antragsteller sind enttäuscht.<br />

W. L.<br />

Konkurrenz für<br />

Konrad Adenauer<br />

Zu den bekanntesten Deutschen, die zugleich <strong>KV</strong>er sind, zählt neben<br />

Konrad Adenauer seit kurzem Papst Benedikt XV!. (Li, E d Is,<br />

Ale). „Als er gewählt wurde,“ schreibt dazu Gustav Seibt in der<br />

„Süddeutschen Zeitung“, „gab es einen markanten Rülpser der<br />

Bild-Zeitung („Wir sind Papst“) – und danach? Besorgte Fragen, ob<br />

dieser Papst auch „liberal“ und „ökumenisch“ sei. Dabei ist schon<br />

seine äußere Erscheinung – der huschende Gang, die elegante verschliffene,<br />

syntaktisch nie beirrte Sprache, das süddeutsch eingefärbte<br />

Kirchenitalienisch, die eichenhörnchenhafte Geschwindigkeit<br />

der Reaktionen – von größtem Reiz. Dazu ist er ein zeitgenössischer<br />

Intellektueller von umfassender Informiertheit, dessen Stellungnahmen<br />

zu Habermas und Derrida gewiss nicht den Rückhalt<br />

des kirchlichen Lehramts brauchen. Und er verkörpert einen alten<br />

historischen Typus: den katholischen Weltmann mit den weichen<br />

Umgangsformen und der durch untrüglichen Scharfsinn gestählten<br />

geistigen Härte.“ Kb Winfried Hartmann (Ra, Bsg) machte die Redaktion<br />

darauf aufmerksam, dass schon die erste deutsche Gemeinde<br />

einen Platz nach unserem Kartellbruder benannt hat. Das<br />

zeige, „geradezu exemplarisch auf, dass sich auch auf anderer und<br />

von manchem <strong>KV</strong>er vielleicht nicht vermuteter Stelle Landsleute<br />

über unseren neuen Papst“ freuten und „sogar stolz“ auf ihn seien.

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