PERSONALIA - KV
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<strong>KV</strong>_01_2006 23.02.2006 15:54 Uhr Seite 30<br />
EUROPÄISCHER KARTELLVERBAND (E<strong>KV</strong>)<br />
Geld von EU-Kommission, Europarat<br />
oder europäischen Stiftungen?<br />
30 AM<br />
Und was die<br />
Aufnahme von<br />
Studentinnen<br />
damit zu tun hat<br />
Wer nach Zuschüssen von europäischen Institutionen für den<br />
Europäischen Kartellverband (E<strong>KV</strong>) ruft, denkt zumeist an die EU, an<br />
den Europarat oder an europäische Stiftungen als potentielle Donatoren.<br />
Zur Information der Verbandsmitglieder und Spitzenfunktionäre<br />
sowie als allgemeiner Diskussionsbeitrag sei an dieser<br />
Stelle auf folgende Zusammenhänge hingewiesen:<br />
(1.) Der Europarat stellt externen Institutionen keine Finanzmittel<br />
zur Verfügung. Er organisiert aber selber themengebundene Anlässe,<br />
Tagungen und Projekte, an denen Einzelmitglieder und Delegierte<br />
(z.B. des E<strong>KV</strong>) zu vergünstigten Konditionen oder kostenlos teilnehmen<br />
können. Die diesbezüglichen Möglichkeiten und Informationen<br />
werden vom Europaratsdelegierten ausgelotet und regelmässig<br />
kommuniziert. In manchen Fällen tritt der Europarat auch<br />
als Ko-Organisator von Anlässen und Projekten in Erscheinung.<br />
(2.) Die Europäische Union d.h. die Europäische Kommission kann<br />
externe Organisationen und Institutionen nicht direkt unterstützen.<br />
Dagegen bestehen zahlreiche Programme und Aktionen, die teilweise<br />
mit namhaften Finanzmitteln ausgestattet und immer themen-<br />
oder zweckgebunden sind (z.B. Rassismus-Bekämpfung, Förderung<br />
der Multikulturalität, Stärkung des Demokratieverständnisses,<br />
Unterstützung von Bürgerinitiativen etc.). Diese Programme<br />
werden öffentlich ausgeschrieben und haben eine mehrjährige<br />
Laufzeit. Externe Partner (auch der E<strong>KV</strong>) können sich in diesem Rahmen<br />
mit Projekten um Fördermittel bewerben, müssen aber einen<br />
Grossteil der Budgets über Eigen- oder Drittmittel finanzieren. Die<br />
Eingabe der entsprechenden Gesuche bei der Kommission, die Betreuung<br />
der eingegebenen Projekte und das Networking vor Ort<br />
sind sehr aufwändige Tätigkeiten. Weil der diesbezügliche Personalaufwand<br />
sehr hoch ist, unterhalten viele grosse NGOs in Brüssel<br />
ein permanentes Sekretariat, ein Fund-Raising-Büro oder einen directeur<br />
des relations extérieures. Der E<strong>KV</strong> kennt einen derartigen<br />
Posten (noch) nicht.<br />
(3.) Alle Eingaben für EU-Projektfinanzierungen (im NGO-Bereich,<br />
im staatlichen Sektor, in der Wissenschaft etc.) müssen ausserdem<br />
dem standardmässig evaluierten Kriterium des Gender-Mainstrea-<br />
ming genügen. Das bedeutet, dass die gerechte, proportionale oder<br />
gleichwertige Integration und Beteiligung der beiden Geschlechter<br />
auf allen Ebenen des Projekts möglichst optimal (und im Rahmen<br />
des Sinnvollen) gewährleistet sein muss. Hier liegt denn auch das<br />
ganz grosse Handicap für den E<strong>KV</strong>. Der Dachverband ist zwar selbst<br />
nicht direkt betroffen, denn er macht bei der Aufnahme keinen Unterschied<br />
zwischen Landesverbänden und Verbindungen, die sowohl<br />
Studenten als auch Studentinnen aufnehmen, und solchen,<br />
die nur männlichen oder nur weiblichen Studierenden offen stehen.<br />
Es wird aber äusserst negativ bewertet, dass die Mehrheit unserer<br />
Mitgliedsverbände (notabene die grössten und wichtigsten) noch<br />
heute nur Männer als Aktivmitglieder aufnehmen und Frauen ausdrücklich<br />
ausschliessen. Dieser Umstand wurde Vertretern des E<strong>KV</strong><br />
verschiedentlich und ganz klar bedeutet - von amtlicher Seite, wie<br />
auch beim Vorsprechen vor privaten und halb-privaten Stiftungen<br />
auf europäischer Ebene. Es wäre sehr nützlich und äusserst lobenswert,<br />
wenn sich die betroffenen Verbände in Deutschland und in<br />
Österreich in nicht allzu ferner Zukunft zu einer sanften Öffnung<br />
durchringen könnten und ihren Verbindungen/Sektionen die Aufnahme<br />
von Frauen ermöglichen würden. Selbstverständlich können<br />
der E<strong>KV</strong> und seine Organe hier nicht subsidiär eingreifen, denn die<br />
Mitgliedsverbände bleiben in dieser Frage souverän. Genauso, wie<br />
auch in einem Verband, der gemischte Sektionen zulässt, jede Verbindung<br />
souverän über die Aufnahme von Studentinnen zu befinden<br />
hätte. Das Beispiel der EU-Förderbeiträge zeigt aber, dass es<br />
gute (pragmatische und undogmatische) Gründe für diesbezügliche<br />
Reformen gibt. Doch solche Begründungen bräuchte es angesichts<br />
der viel fundamentaleren Elemente eigentlich gar nicht: Die Gleichbehandlung<br />
und Anerkennung von Studentinnen und Akademikerinnen<br />
sollte in der heutigen Zeit – insbesondere für couleurstudentische<br />
Verbände – eine Selbstverständlichkeit sein. Dass damit das<br />
gepflegte, historische Brauchtum weder Schaden nimmt noch zugrunde<br />
geht, zeigen die Verhältnisse im Schweizerischen Studentenverein,<br />
im Katholischen Flämischen Hochschulstudentenverband<br />
oder in Verbindungen wie der KaV Norica/Norica Nova in Wien.<br />
Bernhard Altermatt v/o Nemesis (E<strong>KV</strong> Europaratsdelegierter und<br />
altVizepräsident, Mitglied der GV Zähringia, AV Berchtolida, SA Sarinia)