PERSONALIA - KV
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<strong>KV</strong>_01_2006 23.02.2006 15:54 Uhr Seite 32<br />
<strong>PERSONALIA</strong><br />
Minister in Rheinland-Pfalz<br />
und in Mecklenburg-Vorpommern: Rudi Geil<br />
32 AM<br />
„Eine großartige Persönlichkeit, die sich nicht nur um seine<br />
Heimatstadt; sondern auch um das Land Rheinland-Pfalz in<br />
seiner langiährigen politischen Karriere verdient gemacht<br />
hat" – so nannte der CDU-Politiker Christoph Böhr unseren<br />
Kartellbruder Rudi (Rudolf) Geil (Stf), als diesem am 21. November<br />
2005 die Ehrenbürgerwürde seiner Vaterstadt Lahnstein<br />
verliehen wurde.<br />
Das „fachliche Allroundtalent und der<br />
Allzweckprofi“, wie zwei Tage vor ihrer<br />
Wahl zur Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel ihn nannte, Rudi Geil, wurde<br />
geboren am 25. April 1937 in Lahnstein.<br />
Er legte 1957 die Abiturprüfung ab und<br />
studierte ab demselben Jahr in Bonn<br />
und Frankfurt Wirtschaftspädagogik. In<br />
Frankfurt wurde er Mitglied des KStV<br />
Staufia-Straßburg; die Korporation befand<br />
sich damals auf dem Höhepunkt<br />
ihrer Nachkriegsentwicklung. Das Studium<br />
beendete er 1961 als Diplom-<br />
Handelslehrer. Er trat in den rheinlandpfälzischen<br />
Schuldienst ein. Rudi Geil<br />
heiratete Inge Sarholz, und aus der Ehe<br />
gingen die Söhne Linus (1967) und<br />
Dominik (1969) hervor. 1971 schied er als Oberstudienrat<br />
aus dem Schuldienst aus, weil er in jenem Jahr zum ersten<br />
Mal ein Mandat für den Landtag in Mainz erlangt hatte.<br />
Schon als Student, 1960, war Rudi Geil Mitglied der CDU<br />
geworden, und bald begann die parteipolitische und parlamentarische<br />
„Ochsentour“, bei der sich der junge Mann<br />
Rüstzeug und Erfahrung für den späteren politischen Werdegang<br />
erwerben konnte. Sein Weg sollte exorbitante<br />
Höhen erreichen.<br />
Von 1964 bis 1978 gehörte er dem Lahnsteiner Stadtrat an,<br />
ab 1965 als Fraktionsführer. Seit 1969 war und ist er Mitglied<br />
des Kreistags Rhein-Lahn. 1971 wurde er Kreis-, 1980<br />
Bezirksvorsitzender seiner Partei. 1973, zwei Jahre nach<br />
Einzug in den Landtag, wurde er dort Stellvertretender Fraktionsvorsitzender,<br />
1976 Vorsitzender. Es konnte kaum ausbleiben,<br />
dass der erfahrene Parlamentarier von der Legislative<br />
in die Exekutive wechselte. Von 1981 bis 1985 – in<br />
der Regierungszeit von Ministerpräsident Bernhard Vogel –<br />
war Rudi Geil in Mainz Minister für Soziales, Gesundheit<br />
und Umwelt, von 1985 bis 1987 war er dort Minister für<br />
Wirtschaft und Verkehr, anschließend Minister des Innern<br />
und für Sport. Er diente dem Land Rheinland-Pfalz als<br />
Minister zehn Jahre lang. Nach der sogenannten Wende<br />
stellt er seine immense Erfahrung als Landespolitiker im<br />
äußersten Nordosten der erweiterten Bundesrepublik zur<br />
Verfügung: In Mecklenburg-Vorpommern mit seinen innen-<br />
politisch schwierigen Verhältnissen wurde Rudi Geil für vier<br />
weitere Jahre erneut Innenminister. Er wertet sie als eine<br />
„aufregende, unwiederholbare Zeit“. Die bundespolitische<br />
Ebene schließlich erreichte er gegen Ende der Ära Kohl, als<br />
Kb Geil zum Beauftragten der Bundesregierung für den Aufbau<br />
Ost ernannt wurde. Dieses Amt übte er 1997/98 aus.<br />
Rudi Geil hat seinen Wohnsitz immer in Lahnstein gehabt.<br />
Er hielt bisher auch Kontakt zum dortigen <strong>KV</strong>-Ortszirkel<br />
„Silbernes Mondlicht“. Er besuchte ihn auch in seinen<br />
Politikerjahren, wann immer er nach Lahnstein kam. Auch<br />
der eingangs zitierte Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz,<br />
Christoph Böhr, betonte in seiner Laudatio am 21. November<br />
2005, dass sich Geil seiner festen Wurzeln in Rheinland-Pfalz<br />
immer bewusst gewesen ist. Bei der Feier zur<br />
Verleihung der Ehrenbürgerwürde Lahnsteins an Rudi Geil<br />
ehrten ihn mit ihrer Anwesenheit unter vielen anderen auch<br />
die ehemaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel (Rheinland-Pfalz<br />
u. Thüringen), Carl Ludwig Wagner (Rheinland-<br />
Pfalz) und Bernd Seite (Mecklenburg-Vorpommern).<br />
Auf Grund einer schweren Erkrankung hatte Rudi Geil, der<br />
Lehrer aus Lahnstein, im Sommer 2005 alle politischen Ämter<br />
niedergelegt, ein einziges jedoch behalten – das Kreistagsmandat<br />
Rhein-Lahn. Wir wünschen unserem Kartellbruder<br />
noch lange den Genuss seiner Tage.<br />
Der obige Text über die Verleihung der Ehrenbürgerwürde<br />
im November 2005 wurde geschrieben im Dezember. Er<br />
war vorgesehen für die vorliegende AM-Ausgabe Januar/<br />
Februar 2006. Die Glückwünsche am Schluss des Textes erreichten<br />
Kb Geil nicht mehr. Er erlag am 11. Februar 2006<br />
seinem Krebsleiden. R.i.p.<br />
Staatstrauerakt<br />
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck<br />
(SPD) ordnete für Rudi Geil einen Staatstrauerakt an.<br />
Unser Kartellbruder habe sich „als Parlamentarier<br />
und in Regierungsämtern für die Bürger … engagiert<br />
und Anerkennung erworben.“ Der Landes- und Fraktionsvorsitzende<br />
der CDU Rheinland-Pfalz, Christoph<br />
Böhr, äußerte sich ähnlich: „Rudi Geil hat sich<br />
als Landtagsabgeordneter und … als Staatsminister<br />
große Anerkennung über alle Parteigrenzen hinweg<br />
erworben.“ Der Staatstrauerakt fand statt am 18. Februar<br />
2006 in der St. Martinskirche in Lahnstein.<br />
S. Koß