MZ - Sonderveröffentlichung - 600 Jahre Kreishandwerkerschaft
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<strong>Sonderveröffentlichung</strong><br />
Graveur-,<br />
Galvaniseur-,<br />
Metallbildner- und<br />
Metall und<br />
Glockengießer-<br />
Innung Münster<br />
Sieben Betriebe gehören der<br />
Graveur-, Galvaniseur-, Metallbildner-<br />
und Metall und<br />
Glockengießer-Innung Münster<br />
derzeit an.<br />
www.graveur-innung-muenster.de<br />
„Ein Metallbildner braucht<br />
den Blick für das Schöne sowie<br />
Kombinationsvermögen,<br />
da er verschiedene Arbeitstechniken<br />
miteinander verbinden<br />
muss. Körperlich anstrengend<br />
ist die Arbeit nicht,<br />
aber ohne Kopfarbeit geht in<br />
diesem Beruf überhaupt<br />
nichts“, sagte der Obermeister<br />
der Graveur-, Galvaniseur-,<br />
Metallbildner- und Metall<br />
und Glockengießer-Innung<br />
Münster, Stefan Volkmer,<br />
über seine Wunschprofession.<br />
Dabei habe sich das<br />
Tätigkeitsfeld eines Metallbildners<br />
in der Vergangenheit<br />
immer wieder gewandelt.<br />
„Die Anforderungen sind mit<br />
der Zeit gewachsen“, sagte<br />
Volkmer. Sein Großvater, der<br />
1960 den heimischen Familienbetrieb<br />
in Rheine aufbaute,<br />
startete mit sakralen Fertigungen<br />
wie Kelchen oder<br />
Monstranzen. „Irgendwann<br />
hatte die Kirche dann aber<br />
auch kein Geld mehr. Also haben<br />
wir uns in den 70er <strong>Jahre</strong>n<br />
auf Möbel aus Messing fokussiert“,<br />
schmunzelt der Metallbildnermeister.<br />
Als in den<br />
80er <strong>Jahre</strong>n dann verstärkt<br />
Möbel aus Italien und Asien<br />
Absatz in der Region fanden,<br />
konzentrierte sich das Familienunternehmen,<br />
das Stefan<br />
Volkmer 1998 nach seiner erfolgreichen<br />
Meisterprüfung<br />
Edelmetall, Messing oder Kupfer – edle Materialien in unterschiedlich bearbeiteten Oberflächen sind das Handwerkszeug der Metallbildner,<br />
hier Stefan Volkmer, der Obermeister der münsterschen Graveur-, Galvaniseur-, Metallbildner- und Metall und Glockengießer-Innung.<br />
Fotos Stein<br />
„Den Blick für das Schöne“<br />
Metallbildner haben den „schönsten Metallberuf, den es gibt“<br />
Auch Edelboutiquen zählen zu den Kunden der heimischen Metallbildner-Betriebe.<br />
übernahm, unter anderem<br />
auf Treppengeländer, Schriftzüge<br />
und Theken.<br />
Im Gegensatz zum Berufsfeld<br />
des Metallbauers komme<br />
es beim Metallbildner gesondert<br />
auf die Optik an. „Für<br />
unsere Produkte verwenden<br />
wir vorrangig edle Metalle<br />
wie Messing, Edelstahl oder<br />
Kupfer. Geschliffen, poliert<br />
oder brüniert ergibt das letztendlich<br />
eine besonders schöne<br />
Oberfläche, die beispielsweise<br />
noch verchromt oder<br />
versilbert werden kann“, erzählte<br />
Volkmer.<br />
Der hohe optische Anspruch<br />
spiegelt sich natürlich in seiner<br />
Kundschaft wieder, zu<br />
der unter anderem Edel-Boutiquen<br />
wie Coco Chanel und<br />
Christian Dior oder private<br />
Yachtbesitzer zählen.<br />
In erster Linie seien die Produkte<br />
der heimischen Metallbildner<br />
für den internationalen<br />
Markt bestimmt. Allein 70<br />
Prozent gehen laut Innungs-<br />
Obermeister Volkmer in den<br />
Export.<br />
Die Erzeugnisse eines Metallbildners<br />
sind also damals<br />
wie heute gefragt, dennoch<br />
sieht der Obermeister der Innung<br />
einem schwerwiegenden<br />
Problem entgegen: Nachwuchsmangel.<br />
Gute Bewerber<br />
mit mittlerer Reife seien laut<br />
Volkmer alles andere als<br />
leicht zu finden. „Und das obwohl<br />
der Metallbildner der<br />
schönste Metallberuf ist, den<br />
es gibt.“<br />
Und noch dazu ein traditionsreicher.<br />
Denn bis vor drei<br />
<strong>Jahre</strong>n waren die Metallbildner<br />
noch unter der Berufsbezeichnung<br />
Gürtler unterwegs.<br />
Und die gab es bereits im Mittelalter,<br />
dort sorgten sie für<br />
die maßgefertigten Rüstungen<br />
der Ritter.<br />
Damals wie heute ist Handarbeit<br />
gefragt, zudem aber<br />
auch gestalterische Fähigkeit.<br />
„Wir sind heute Innenarchitekten,<br />
Ladenbauer, Schiffsausstatter<br />
und Hoteleinrichter<br />
zugleich“, hat laut Obermeister<br />
Volkmer auch Kreativität<br />
einen hohen Stellenwert<br />
erhalten.<br />
So sollten Interessenten am<br />
Beruf des Metallbildners vor<br />
allen Dingen handwerkliches<br />
Geschick mitbringen. Aber<br />
auch fundierte Kenntnisse in<br />
Mathe, Raumlehre und Geometrie<br />
sind wichtig. Während<br />
der dreijährigen Ausbildung<br />
lernen sie unterschiedliche<br />
Ver- und Bearbeitungstechniken<br />
kennen. Um das interessante<br />
Berufsbild kennen zu<br />
lernen, empfiehlt Obermeister<br />
Stefan Volkmer Interessierten<br />
den Weg über ein<br />
Praktikum. Dabei kann der<br />
Nachwuchs das Tätigkeitsfeld<br />
Individuelle<br />
Produkte<br />
2<br />
Fragen an<br />
Stefan Volkmer, Obermeister<br />
der Graveur-, Galvaniseur-, Metallbildner-<br />
und Metall und Glockengießer-Innung<br />
Münster:<br />
�<br />
Was macht das Handwerk<br />
der Metallbildner<br />
aus?<br />
„Wir machen keine Fließbandarbeit.<br />
Als kleine Handwerksunternehmen<br />
haben<br />
wir unsere Stärken in der Fertigung<br />
individueller Produkte.“<br />
�<br />
Ist dabei noch viel<br />
Handarbeit angesagt?<br />
„Natürlich haben wir heute<br />
auch zahlreiche Maschinen<br />
im Einsatz. Ohne die könnten<br />
wir die bisweilen extrem engen<br />
Termine auch gar nicht<br />
einhalten. Viel Handarbeit ist<br />
dennoch vonnöten. Schließlich<br />
sollen unsere Produkte<br />
nicht nur funktionieren sondern<br />
auch schön aussehen.“<br />
kennen lernen, die Betriebe<br />
zugleich aber auch erkennen,<br />
ob die Interessenten ein<br />
Händchen für den „schönsten<br />
Metallberuf“ besitzen. des