MZ - Sonderveröffentlichung - 600 Jahre Kreishandwerkerschaft
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<strong>Sonderveröffentlichung</strong><br />
Als<br />
Gemeinschaft<br />
stark<br />
„Rotes Buch“ als erstes Zeugnis<br />
Als Gemeinschaft lässt sich<br />
mehr erreichen. Das sagten<br />
sich im <strong>Jahre</strong> 1410 auch die<br />
damals 17 Handwerksgilden<br />
und schlossen sich zur „Gesamtgilde“<br />
zusammen.<br />
Ein Schritt, der bis in die heutige<br />
Zeit Bestand hat. Denn<br />
aus diesem ersten Zusammenschluss<br />
der Handwerker<br />
in der Domstadt ging die<br />
<strong>Kreishandwerkerschaft</strong> Münster<br />
hervor, die in diesem<br />
Jahr ihr <strong>600</strong>-jähriges<br />
Bestehen feierte.<br />
Ein „außergewöhnlichesJubiläum“,<br />
wie Hauptgeschäftsführer<br />
Bernd Pawelzik betont.<br />
Denn nicht alle<br />
<strong>Kreishandwerkerschaft</strong>en<br />
können<br />
ihren Ursprung so<br />
eindeutig belegen<br />
wie die<br />
münstersche.<br />
Deren Vorgänger<br />
nämlich legten<br />
im so genannten<br />
„Roten<br />
Buch“ – benannt<br />
nach den roten<br />
Kapitelüberschriften<br />
– die Grundzüge<br />
des geschäftlichen Miteinanders<br />
fest. Zwar wurde das<br />
„Rote Buch“ in der Wiedertäuferzeit“<br />
zerstört, im Jahr<br />
1565 jedoch vom Maler Hermann<br />
tom Ring aus den noch<br />
vorhandenen alten Resten in<br />
schöner bunter Buchschrift<br />
neu erstellt. Dieses „Rote<br />
Buch“ wird heute wie ein<br />
Schatz im münsterschen<br />
Stadtarchiv gehütet.<br />
Das Buch ist übrigens nicht<br />
nur ein Dokument, dass heute<br />
die Entstehung eines Gilde-<br />
Zusammenschlusses in Münster<br />
eindeutig belegt. Vielmehr<br />
sicherte der Zusammenschluss<br />
den heimischen<br />
Handwerkern in der<br />
Folgezeit auch beträchtlichen<br />
Einfluss<br />
in der Stadt. Sie entsandten<br />
bald eigene<br />
Vertreter in den Stadtrat.<br />
Und ihre obersten<br />
Repräsentanten, die<br />
„Alderleute“, erlangten<br />
in wichtigen<br />
gerichtlichen<br />
Fragen sogar ein<br />
Vetorecht. Im Laufe<br />
der Zeit gelang es<br />
den Gilden sogar,<br />
die Position der<br />
alteingesessenen<br />
Städtischen Führungsschicht,<br />
der<br />
Erbmänner, in den Verfassungsorganen<br />
der Stadt zu<br />
übernehmen.<br />
Wie stark sich der Einfluss<br />
der Handwerkergilden auf<br />
das politische Leben der Stadt<br />
vergrößerte macht das „Schohues“<br />
deutlich. Der gemeinsame<br />
Sitz der Gilden am Alten<br />
Fischmarkt 27 wurde zeitweise<br />
als „zweites Rathaus“ bezeichnet.<br />
Das Gebäude fiel<br />
1945 Fliegerbomben zum Opfer.<br />
Im letzten Jahrhundert ging<br />
die Entwicklung der <strong>Kreishandwerkerschaft</strong><br />
rasant weiter.<br />
1900 wurde aus der Gesamtgilde<br />
der so genannte Innungsausschuss<br />
gegründet,<br />
der am 14. Mai 1918 beschloss,<br />
eine hauptamtlich besetzte<br />
Geschäftsstelle einzurichten.<br />
Die befand sich zunächst<br />
in zwei Räumen des<br />
„Handelshofes“, ehe bereits<br />
nach drei Monaten der Umzug<br />
an die Loerstraße 1 erfolgte.<br />
Einem alten Gewerbehaus,<br />
das der Stadt Münster<br />
gehörte.<br />
Die Gildenfahne der münsterschen <strong>Kreishandwerkerschaft</strong>. Fotos MünsterView.de/Heiner Witte<br />
Im „Roten Buch“ wurden die Grundsätze des Miteinanders festgehalten. Es belegt die Gründung<br />
einer „Gesamtgilde“ in Münster vor nunmehr <strong>600</strong> <strong>Jahre</strong>n. Fotos Stadtarchiv Münster<br />
Doch auch diese Räumlichkeiten<br />
wurden bald zu klein.<br />
Denn als zum 1. September<br />
1934 die <strong>Kreishandwerkerschaft</strong><br />
Münster-Stadt und<br />
-Land eingerichtet wurde und<br />
im Zuge der Neuorganisation<br />
auf etwa die doppelte Größe<br />
wuchs, reichte der Raum in<br />
der Loerstraße nicht mehr<br />
aus. Die <strong>Kreishandwerkerschaft</strong><br />
zog in das Doppelhaus<br />
Königsstraße 56 / 57, das<br />
1943 ausbrannte. Nach zahllosen<br />
Zwischenstationen –<br />
zeitweise gar in Greven –<br />
fand die <strong>Kreishandwerkerschaft</strong><br />
1949 eine neue Heimat<br />
im so genannten „Pelsterhaus“<br />
am Alten Steinweg 36-<br />
39. Als die münstersche<br />
Handwerkskammer 1954 an<br />
den Aasee umzog, baute auch<br />
die <strong>Kreishandwerkerschaft</strong><br />
neu – in direkter Nachbarschaft<br />
an der Weseler Straße.<br />
1998 schließlich wurde das<br />
neue Gebäude an der Ossenkampstiege<br />
bezogen.<br />
Dort lagern auch heute<br />
noch wichtige Erinnerungsstücke<br />
an die lange Gesichte.<br />
So etwa Innungsfahnen und<br />
Banner, aber auch die Amtskette<br />
des Kreishandwerksmeisters<br />
(kleines Bild im<br />
Text). Sie wurde hergestellt<br />
im Jahr 1927, zum 70. Geburtstag<br />
des Altermanns der<br />
Gesamtgilde, Carl Encke. Die<br />
handmontierte Kette aus Silber<br />
wird oberhalb des Anhängers<br />
von einem Zwischenstück<br />
mit dem traditionsreichen<br />
Ausspruch „Allen Gilden<br />
– Eine Gilde“ zusammengefasst.<br />
Der Anhänger in Dreiecksform<br />
zeigt die hohe Fassade<br />
des Schohues und daneben<br />
mit den <strong>Jahre</strong>szehalen<br />
1410 und 1900 die Gründungsdaten<br />
der alten und<br />
neuen Gesamtgilde. pi / pd<br />
Der Handwerkerbrunnen als<br />
Kunstobjekt im Rahmen der<br />
SkulpturProjekte 2007.<br />
Foto MünsterView / Tronquet<br />
Ein Geschenk<br />
an die Stadt<br />
Ein Geschenk machte die<br />
<strong>Kreishandwerkerschaft</strong> Münster<br />
1995 der Stadt Münster.<br />
Sie errichtete auf dem Harsewinkelplatz<br />
im Herzen der<br />
Domstadt den bekannten<br />
Handwerkerbrunnen.<br />
Und dieser Brunnen wurde<br />
im Rahmen der SpulpturProjekte<br />
2007 noch bekannter.<br />
Künstler Thomas Schütte<br />
überbaute das Werk für den<br />
Zeitraum der internationalen<br />
Skulpturenausstellung mit einem<br />
viel bestaunten und diskutierten<br />
Glassockel.<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
Verlag Lensing-Wolff<br />
GmbH & Co. KG,<br />
Neubrückenstraße 8-11,<br />
48143 Münster<br />
Druck:<br />
LW-Druck GmbH & Co. KG,<br />
Redaktion:<br />
Kirsten Hüls, Melanie Steur,<br />
Peter Imkamp<br />
Anzeigen:<br />
Ulf Spannagel