3 | 2008 - Schiffahrt und Technik
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TITELTHEMA | INTERMODALER TRANSPORT IN EUROPA – CHANCEN FÜR HÄFEN, SCHIFF & BAHN<br />
Das französische Staatsbahnunternehmen SNCF will seinen<br />
Frachtbereich endlich aus den roten Zahlen manövrieren<br />
<strong>und</strong> strebt auf den europäischen Markt. Nach dem Vorbild<br />
der Deutschen Bahn <strong>und</strong> Schenker hat die SNCF eine<br />
komplette Übernahme der Straßentransport- <strong>und</strong> Logistikgruppe<br />
Geodis angekündigt <strong>und</strong> will zu einem führenden<br />
europäischen Logistikunternehmen wachsen.<br />
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Statt internationaler Kooperation ist Wettbewerb angesagt<br />
SNCF wird mit Geodis<br />
zum Logistiker<br />
Fret SNCF stellt die Weichen nach Europa <strong>und</strong> sieht vor allem im deutschen Bahnmarkt gute Chancen | Bilder: Klingsieck<br />
Der Anfang März neu ernannte SNCF-Präsident Guillaume<br />
Pepy will seinen Frachtbereich Fret SNCF <strong>und</strong> Geodis mit den<br />
anderen SNCF-Filialen wie dem Autotransportunternehmen<br />
STVA, dem KV-Unternehmen Naviland Cargo, dem Waggonverleiher<br />
Ermewa <strong>und</strong> dem Betriebsbahnunternehmen VFLI bündeln <strong>und</strong> daraus<br />
einen erstrangigen internationalen <strong>und</strong> multimodalen Gütertransport<br />
<strong>und</strong> –logistikoperateur bilden, in dem sich die Potenzen<br />
aller Beteiligten ergänzen, alle möglichen Synergien genutzt <strong>und</strong><br />
den K<strong>und</strong>en komplette Leistungen „aus einem Guss“ <strong>und</strong> zu wettbewerbsfähigen<br />
Konditionen angeboten werden können. Die Bündelung<br />
aller Frachtaktivitäten der Staatsbahn <strong>und</strong> ihrer Filialen, die<br />
aber juristisch selbständig bleiben, würde – nach den Zahlen für<br />
2007 – einen Gesamtumsatz von 7,7 Mrd. Euro bedeuten <strong>und</strong> aus<br />
ihr die Nummer 4 in Europa machen nach DHL/Deutsche Post mit<br />
39,6 Mrd. Euro, Schenker/DB mit 17,9 Mrd. Euro <strong>und</strong> Kühne & Nagel<br />
mit 12,8 Mrd. Euro, vor TNT (6,6 Mrd. Euro) <strong>und</strong> Panalpina (6,4 Mrd.<br />
Euro). Für <strong>2008</strong> visieren Geodis, Fret SNCF <strong>und</strong> die anderen Partner<br />
zusammen einen Umsatz von 8,5 Mrd. Euro an.<br />
Fret SNCF hat das europäische Ausland <strong>und</strong> insbesondere den deutschen<br />
Markt als aussichtsreichstes Feld ausgemacht, um zur Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Rentabilität zurückzufi nden. „Auf der Karte<br />
des europäischen Güterbahntransports ist auf den ersten Blick zu<br />
sehen, dass die großen Güterströme nicht bei uns fl ießen, sondern<br />
von Deutschland <strong>und</strong> den Beneluxländern über die Schweiz nach<br />
Norditalien oder zwischen Ost- <strong>und</strong> Westeuropa“, schätzt Mathias<br />
Emmerich, der für den internationalen Verkehr zuständige stellver-<br />
tretende Generaldirektor von Fret SNCF. „Des weiteren müssen wir<br />
feststellen, dass der traditionellen Kooperation unter den historischen<br />
Operateuren angesichts der Entwicklungen auf dem Markt<br />
‚der Atem ausgegangen’ ist.“ Für Fret SNCF gehöre zu den wichtigsten<br />
Schlussfolgerungen das Ende der bisherigen Kooperation<br />
mit der DB, zumindest bei Komplettzügen <strong>und</strong> im Kombiverkehr.<br />
Schuld daran ist Emmerich zufolge eindeutig die DB. „2007 war in<br />
dieser Hinsicht ein Jahr der Wende. Als die DB das britische Unternehmen<br />
EWS gekauft hat, um uns im eigenen Land Konkurrenz zu<br />
machen, war das für uns das deutliche Zeichen, unsere bisherige<br />
Zurückhaltung aufzugeben.“ <strong>2008</strong> wird Fret SNCF über den Rhein<br />
vorstoßen. Mit der Erteilung des beantragten Sicherheitszertifi kats<br />
für das deutsche Netz rechne man bis Ende Februar. Die Filiale Fret<br />
SNCF Deutschland in Frankfurt habe längst Kontakt zu interessierten<br />
K<strong>und</strong>en aufgenommen. „Vom zweiten Quartal an treten wir im<br />
Verkehr zwischen unseren beiden Ländern als Alleintransporteur<br />
auf.“ Das Potenzial sei angesichts des bilateralen Handels gewaltig.<br />
Dass hier der Anteil der Bahn auf heute 8 % zusammenschrumpft<br />
ist, sei „Folge der ewigen Rivalitäten zweier Unternehmen, die einander<br />
hinsichtlich ihres Ego sicher in nichts nachstehen“.<br />
Fret SNCF rechnet sich gute Chancen aus, verfügt man doch bereits<br />
über 62 moderne Loks, die technisch für beide Netze ausgelegt sind,<br />
<strong>und</strong> über mehr als 60 Lokführer mit Deutschkenntnissen. Die Kooperation<br />
mit der DB soll durchaus fortgesetzt werden, aber nur dort, wo sie<br />
sich wirtschaftlich rechtfertigt – für beide Seiten. Vorwiegend will Fret<br />
SNCF in Deutschland mit interessierten privaten Bahnunternehmen<br />
zusammenarbeiten <strong>und</strong> sie als Subunternehmer in ihr eigenes Angebot<br />
einbinden. In diesem Zusammenhang sei nicht ausgeschlossen, dass<br />
man ein Unternehmen in Deutschland aufkauft, wenn sich das anbietet.<br />
„Doch die Verantwortung für den Transport von Anfang bis Ende,<br />
für die Verfolgung in Echtzeit <strong>und</strong> die Gewährleistung der Qualität trägt<br />
ganz <strong>und</strong> gar Fret SNCF“, unterstreicht Emmerich. Dieses Angebot von<br />
durchgehenden Langstreckentransporten über Ländergrenzen hinweg<br />
sei um 15-20 % wirtschaftlicher <strong>und</strong> damit wettbewerbsfähiger als<br />
die bisherige Kooperation, bei der in der Regel die Zuständigkeit der<br />
Partner an der Grenze endete, wo es meist einen durch den Wechsel<br />
der Lok <strong>und</strong> des Personal bedingten Bruch des Flusses gab. „Vor allem<br />
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