Hauptamt - Stadt Wettin-Löbejün
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Seite - 50 - Amtsblatt der VGem Saalkreis Nord Nr. 4 1. April 2009<br />
Jahrgang 5<br />
Bärbel Thormann, Einlagen von langjährigen Besuchern aus Bernburg<br />
und der Beitrag unseres Jumbos Wolfgang Becker als Bauer<br />
Heinrich mit seinen beiden Cheerleadern Diethardt Kiesling und<br />
Roland Valentin sorgten für gute Unterhaltung.<br />
Nicht zu vergessen ein<br />
Dankeschön an unsere<br />
Gemeinde für die Bereitstellung<br />
der Turnhalle. Auch<br />
im nächsten Jahr wird wieder<br />
ein Sportlerfasching in<br />
Rothenburg stattfinden.<br />
Im Auftrag der Sportgruppe<br />
Jumbos<br />
Horst Sämisch<br />
500 Jahre Industriegeschichte<br />
Rothenburg a. d. Saale<br />
Im Februar 2009 erschien die fünfte Ausgabe der Rothenburger<br />
Geschichte(n) zum Thema „Das Waisenhaus - die<br />
Grell’sche Stiftung“. Grundlage sind die Aufzeichnungen der früheren<br />
Rothenburger Pastoren Hieronymus Grell (1671 - 1748)<br />
„An- und fortgehende sonderbare Güte Gottes ...“. Halle/S. 1709<br />
mit vier Fortsetzungen (1709 - 1710, 1710 - 1711, 1711 - 1712,<br />
1712 - 1713) und Dr. Ferdinand Wilcke „Chronik des Hüttenortes<br />
Rothenburg“, Rothenburg 1832 sowie die Ausführungen des<br />
Rothenburger Bürgers Alfred Friemel „Rothenburger Geschichte“,<br />
Rothenburg 1998.<br />
Nachdem Rothenburg noch jahrzehntelang an den Folgen des<br />
Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) gelitten hatte (fast völlige<br />
Verwüstung des Dorfes, begleitet von mehrmaligen Ausbrüchen<br />
der Pest), begann sich der Ort zum Ende des 17. Jahrhunderts<br />
zu erholen.<br />
Grundlage waren die Wiederherstellung des Bergwerks und die<br />
Eröffnung der Schifffahrt dank des Schleusenbaus 1698.<br />
Um 1700 gab es einflussreiche und angesehene Persönlichkeiten<br />
in Rothenburg, die zu ihren Lebzeiten oder in ihren Testamenten<br />
sozial Schwache unterstützten. Zu diesen gehörte Pfarrer<br />
Hieronymus Grell, geboren am 23.10.1671 in Ribbeck bei Brandenburg,<br />
Pfarrer seit 1706 in Rothenburg und dort am 23.09.1748<br />
gestorben. In Rothenburg ist er in der Erinnerung geblieben mit<br />
seiner, der Grell’schen Stiftung. Sein Vorbild war die 1695 von seinem<br />
berühmtem Zeitgenossen August Hermann Francke (1663<br />
- 1724) in Halle/S. gegründete Armenschule mit Waisenhaus, die<br />
den Grundstein der Francke’schen Stiftungen bildete. Damit hatte<br />
der Pietismus (Strömung im Protestantismus des 17./18. Jahrhunderts,<br />
der in seiner Prägung durch Francke auf christliche Praxis<br />
und Armenfürsorge setzte) auch in Rothenburg seine Wirkung<br />
entfaltet.<br />
Unter erheblichen (v. a. finanziellen) Schwierigkeiten ließ Pastor<br />
Grell in den Jahren 1708 bis 1712 unmittelbar neben dem Rothenburger<br />
Kirchplatz auf einem von der Domäne überlassenen Gartengrundstück<br />
ein größeres Wohnhaus errichten (heute stehen<br />
dort die Container des Entsorgungsservice). 1720 traf er eine Vereinbarung<br />
darüber, wie nach seinem Tode mit diesem Hause zu<br />
verfahren sei. Damit wurde die Grundlage für die Grell’sche Stiftung<br />
gelegt. Die Vereinbarung sah eine soziale Einrichtung für<br />
Pastorenwitwen (freies Wohnrecht) sowie die Unterstützung der<br />
Kinder armer Leute (Schulgeld und Schulbücher) vor. In ihr war<br />
weiterhin festgelegt worden, dass weder kirchliche noch andere<br />
Institutionen sich dieser Einrichtung bemächtigen sollten. Leider<br />
hatte es Pastor Grell bei der Ausfertigung der Satzung seiner Stiftung<br />
(23 Punkte) versäumt, einen „Fonds anzuweisen, aus welchem<br />
das Haus im baulichen Stande erhalten werden könnte“ (F.<br />
Wilcke, S. 161).<br />
Das war der Hauptgrund dafür, dass die Grell’sche Stiftung nicht<br />
ihren Zweck im gedachten Umfang erfüllen konnte.<br />
Über die genaue Nutzung des Haus liegen bis zum Jahre 1789<br />
keine Angaben vor.<br />
Die Rothenburger Schmelzhütte ließ im genannten Jahr das<br />
Gebäude sanieren und richtete eine Dienstwohnung sowie einen<br />
Klassenraum ein. Im Jahre darauf nahmen die ersten 45 in Pastor<br />
Wilckes Chronik namentlich erwähnten Schülerinnen (18) und<br />
Schüler (27) ihren Klassenraum im ‘Waisenhaus’ (vom Volksmund<br />
inzwischen so benannt) in Besitz. Unter ihnen befanden sich solche<br />
für Rothenburger geläufige Namen wie Bosse, Dietzsch, Naumann,<br />
Kersten, Gensow, Müller, Thiele. Nach dem späteren Bau<br />
des kleinen<br />
Schulgebäudes neben der Kirche wurde das ‘Waisenhaus’ ausschließlich<br />
als Wohnhaus, und zwar für mehrere Familien mit<br />
jeweils getrennten Wohnungen, genutzt. Im Jahre 1971 wurde<br />
das Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen.<br />
Dr. Birgit Fröhlich (Vorstand)