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Selbstwirksamkeit durch Selbststeuerung und kooperatives Lernen ...

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Reize sei, welche <strong>durch</strong> systematische Beobachtung von Modellverhalten ebenso wirksam gelöschtwerden könne, wie sie einmal erlernt worden sei. Dieser Lernerfolg jedoch stellte sich wider Erwartennicht immer in gleicher Weise <strong>und</strong> nicht bei jedem/-r Probanden/-in wie gewünscht ein. Soführte BANDURA eine "mediative Variable" in seine Theorie ein, die gewissermaßen die subjektiveVariation des erhofften Lernerfolgs erklären sollte: eine individuell unterschiedliche Einschätzungder Erfolgswahrscheinlichkeit eines möglichen Verhaltens in einer furchterregenden Situation.BANDURA selbst hat diese Logik bald von seinem ursprünglichen Betätigungsfeld, der Behandlungvon Phobien (z. B. Schlangenphobien, Platzangst, Panik vor öffentlichen Auftritten), auf dieLeistungsbereitschaft im Kontext der Schule (z. B. Mathematikaufgaben) übertragen <strong>und</strong> zu einerallgemeinen "sozial-kognitiven Lerntheorie" generalisiert: Sofern irgendeine Verhaltensanforderung<strong>und</strong> hinreichende Fähigkeiten <strong>und</strong> Anreize gegeben sind, gibt es für BANDURA einen wesentlichenintervenierenden Faktor, der entscheidet, ob eine Person das vorbildliche <strong>und</strong> erwünschteVerhalten imitiert oder in sogenannten "Vermeidungsreaktionen" verharrt. Es ist einegewohnheitsmäßige Selbstbeurteilung, welche die eigenen Erfolgschancen vorweg kalkuliert <strong>und</strong>die aktuelle Anforderung entsprechend einstuft. Ist das Resultat positiv, so stellt sich der/die Proband/-inder Aufgabe. Ist sie negativ, so bleibt er/sie passiv <strong>und</strong> bewältigt die Aufgabe nicht. Ein/-eerfolgsgewohnte/-r Schüler/-in erfüllt also jede Leistungsanforderung eben infolge hoher <strong>Selbstwirksamkeit</strong>serwartung;ein/-e Phobiker/-in dagegen vermeidet die gefürchtete Situation um jedenPreis, denn seine/ihre <strong>Selbstwirksamkeit</strong>serwartung sagt ihm/ihr, dass er/sie die Situation nicht bewältigenkann.BANDURAs Konzept hat sich neben konkurrierenden Theorien des <strong>Lernen</strong>s <strong>und</strong> der Motivation inder pädagogischen Psychologie fest etabliert, <strong>und</strong> es besitzt als Denkgewohnheit auch in den Diskursenpädagogischer Laien hohe Popularität. Denn BANDURA hat seiner Annahme einer psychischenAktivität der Selbstbeurteilung, die sich immer neue Bestätigungen in der Lebenswirklichkeitverschafft, eine konstruktive Folgerung beigefügt: Wenn die letzte handlungsleitende Instanz desIndividuums die persönliche <strong>Selbstwirksamkeit</strong>serwartung ist, dann muss <strong>und</strong> kann sie selbst zumObjekt pädagogischer Intervention werden, sobald sie unerwünschtes Verhalten generiert.Um das gewünschte Verhalten zu erhalten, ist daher gegen die eigentlich unerschütterliche Gewissheitder <strong>Selbstwirksamkeit</strong>serwartung folgende Strategie anzuwenden. Man verschafft dem/derProbanden/-in sorgfältig arrangierte Erfolge. Erfolge aber, das war die Prämisse, erhöhen die Erfolgserwartung<strong>und</strong> verringern die Angst vor Misserfolg. Erwartungswidrige Erfolge also widerlegeneine zu skeptische <strong>Selbstwirksamkeit</strong>serwartung <strong>durch</strong> praktische Erfahrung, so dass, dies diepädagogische Idee, der/die Proband/-in das Niveau seiner Erwartung korrigieren muss <strong>und</strong> anschließenddieser neuen, größeren Erwartung zur Wirklichkeit verhilft, indem er/sie schwierigereAufgaben löst als bisher. Diese Strategie lässt sich ergänzen <strong>durch</strong> das Vorzeigen guter Beispiele(Verhaltensmodelle) <strong>und</strong> <strong>durch</strong> gutes Zureden (Fremdbewertung oder Selbstinstruktion), doch dieentscheidende Wirkung bleibt dem zwar arrangierten, aber realen Erfolg vorbehalten (Handlungsergebnisse).Benachteiligte Jugendliche haben bisher oftmals ausschließlich negative Erfahrungen bei der Bewältigungvon insbesondere schulischen Anforderungen gemacht. Diese Spirale negativer Erfahrungenhat dazu geführt, dass sie sich kaum noch etwas zutrauen, sie erleben sich als selbstunwirksam.Diese Spirale soll unterbrochen werden. Sie soll umgekehrt werden, indem in den Lernprojektenreale Erfolgserfahrungen auf den verschiedenen Handlungsebenen stattfinden. In einemzweiten ebenso wichtigen Schritt werden diese positiven Erfolgserfahrungen der Reflexion zugänglichgemacht, damit sie eine evtl. vorhandene skeptische <strong>Selbstwirksamkeit</strong>serwartung verändernkönnen.Gemeinsame Prämisse der verschiedenen Lernprojekte in SESEKO ist die Annahme eines spezifischenDefizits in der Lernbiografie benachteiligter Jugendlicher: Es fehlt ihnen an der Fähigkeit<strong>und</strong> Gewohnheit, einen zweckmäßigen Lernprozess selbstständig zu planen <strong>und</strong> zu steuern, Beratung<strong>und</strong> Informationsquellen nach Bedarf in Anspruch zu nehmen <strong>und</strong> diesen Prozess auch imVerb<strong>und</strong> einer Arbeitsgruppe mit divergenten persönlichen Qualitäten <strong>und</strong> Interessen zu einem erfolgreichenEnde zu bringen. Insbesondere fehlt es ihnen an einer tauglichen Reflexion eigener26

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