27.11.2012 Aufrufe

Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung

Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung

Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kinderrechte in Deutschland ist das Gesetz zur Ächtung<br />

der Gewalt in der Erziehung vom November 2000. Seitdem<br />

haben Kinder auch im Verhältnis zu <strong>den</strong> eigenen Eltern ein<br />

Recht auf gewaltfreie Erziehung. Die nun geltende Neufassung<br />

von § 1631 Absatz 2 BGB lautet: „Kinder haben ein<br />

Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen,<br />

seelische Verletzungen <strong>und</strong> andere entwürdigende Maßnahmen<br />

sind unzulässig.“<br />

Das 1991 in Kraft getretene Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz<br />

(KJHG, Sozialgesetzbuch VIII) benennt Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

ausdrücklich als Träger eigener Rechte. Nach § 8 SGB VIII<br />

haben sie das Recht, sich in allen Angelegenheiten der Erziehung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung an das Jugendamt zu wen<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />

dort auch ohne Kenntnis ihrer Eltern beraten zu wer<strong>den</strong>.<br />

Gemäß § 36 SGB VIII sind Kinder <strong>und</strong> Jugendliche an der Planung<br />

von Erziehungshilfen (z.B. einer Erziehungsberatung)<br />

zu beteiligen.<br />

Auch in europäischen <strong>und</strong> internationalen Übereinkommen<br />

haben die Kinderrechte einen festen Platz. Gemäß Artikel 24<br />

der Charta der Gr<strong>und</strong>rechte der Europäischen Union<br />

(EU-Gr<strong>und</strong>rechtecharta) haben Kinder Anspruch auf Schutz,<br />

Fürsorge <strong>und</strong> Beteiligung an <strong>den</strong> sie betreffen<strong>den</strong> Angelegenheiten.<br />

In Artikel 24 Absatz 3 heißt es: „Jedes Kind hat<br />

Anspruch auf regelmäßige persönliche Beziehungen <strong>und</strong><br />

direkte Kontakte zu bei<strong>den</strong> Elternteilen, es sei <strong>den</strong>n, dies<br />

steht seinem Wohl entgegen.“<br />

In der auch von Deutschland verabschiedeten Kinderrechtskonvention<br />

der Vereinten Nationen (UN-Kinderrechtskonvention)<br />

sind rechtliche Mindeststandards festgelegt, die<br />

weltweit die Entwicklung <strong>und</strong> das Wohl von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen sichern <strong>und</strong> schützen sollen.<br />

In Artikel 9 der UN-Kinderrechtskonvention ist das<br />

Recht des Kindes auf <strong>Umgang</strong> mit bei<strong>den</strong> Elternteilen<br />

geregelt. Im Absatz 3 heißt es: „Die Vertragsstaaten<br />

achten das Recht des Kindes, das von einem oder<br />

bei<strong>den</strong> Elternteilen getrennt ist, regelmäßige persönliche<br />

Beziehungen <strong>und</strong> unmittelbare Kontakte zu<br />

bei<strong>den</strong> Elternteilen zu pfl egen, soweit dies nicht dem<br />

Wohl des Kindes widerspricht.“<br />

Kindeswohl: Was ist<br />

das eigentlich?<br />

Was wann dem Wohl des Kindes am besten entspricht,<br />

darüber gehen die Meinungen oft auseinander. Wenn<br />

es um Entscheidungen geht, die das Wohl von Kindern<br />

betreffen, muss häufi g zwischen mehreren Alternativen<br />

gewählt wer<strong>den</strong>. Hier sind nicht selten schwierige Abwägungen<br />

notwendig mit dem Ziel, diejenige Alternative<br />

zu wählen, die das Kind möglichst wenig beeinträchtigt.<br />

Ein Kind entwickelt sich dann am besten, wenn seine<br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>den</strong> körperlichen, seelischen, geistigen <strong>und</strong><br />

sozialen Bedürfnisse ausreichend befriedigt <strong>und</strong> seine<br />

Rechte geachtet wer<strong>den</strong>.<br />

Ein am Wohl des Kindes ausgerichtetes Handeln<br />

achtet die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>rechte von<br />

Kindern <strong>und</strong> wählt bei mehreren Möglichkeiten diejenige<br />

Alternative, die dem Kind am wenigsten schadet.<br />

Ziele des <strong>Umgang</strong>s<br />

aus Sicht des Kindes<br />

Aus Sicht des Kindes ist es am besten, wenn sich durch die<br />

<strong>Umgang</strong>sregelung im Alltag so wenig wie möglich verändert.<br />

Dies gilt besonders <strong>für</strong> kleine Kinder. Die Rituale bei<br />

Tisch oder beim Zubettgehen, die Spielsachen, der Kontakt<br />

zu Freun<strong>den</strong>, Tagesmutter, Kindertageseinrichtung oder<br />

Schule, Sportverein oder Musikunterricht, die Besuche bei<br />

<strong>den</strong> Großeltern oder anderen <strong>für</strong> das Kind bedeutsamen<br />

Personen – je mehr Kontinuität dem Kind erhalten bleibt,<br />

desto weniger eingreifend wird es die <strong>Trennung</strong> der Eltern<br />

<strong>und</strong> die <strong>Umgang</strong>sregelung <strong>für</strong> sich erleben.<br />

Die Art der Betreuung durch Mutter <strong>und</strong> Vater sollte verlässlich<br />

<strong>und</strong> so weit wie möglich auf die altersentsprechen<strong>den</strong><br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Aktivitäten (Kindergarten, Schule,<br />

Vereine, Fre<strong>und</strong>schaften) der Kinder abgestimmt sein.<br />

Die Eltern sollten <strong>für</strong> ihre Kinder eine Lebensform fi n<strong>den</strong>,<br />

die sozial, zeitlich <strong>und</strong> örtlich möglichst große Stabilität<br />

gewährleistet. Ziel der <strong>Umgang</strong>sregelung sollte sein,<br />

dem Kind einen möglichst leichten Zugang zu bei<strong>den</strong><br />

Eltern zu erhalten <strong>und</strong> zugleich das Pendeln<br />

zwischen <strong>den</strong> zwei Zuhause auf ein Minimum zu<br />

reduzieren.<br />

Inga, 28 Jahre, mit Marie, fünf Jahre: „Bei mir darf Marie<br />

kaum Fernsehsendungen gucken, bei ihrem Vater<br />

läuft der Fernseher <strong>den</strong> ganzen Tag. Ihr Vater gibt<br />

ihr kaum Süßigkeiten, bei uns steht immer eine<br />

Schale Plätzchen auf dem Tisch. Deshalb gab es<br />

zwischen meinem Ex-Mann <strong>und</strong> mir <strong>nach</strong> jedem<br />

Besuchswochenende Stress.<br />

Jetzt versuchen wir aufzuhören, darüber so oft<br />

zu streiten, <strong>den</strong>n Marie kommt eigentlich ganz<br />

gut damit klar, dass bei ihrem Vater einfach<br />

einiges anders läuft als bei mir.“<br />

Kinder können sich unterschiedlich gut an unterschiedliche<br />

Lebensbedingungen anpassen, unter anderem in Abhängigkeit<br />

von ihrem Alter. Die Qualität der Zuhause ist dann<br />

gut, wenn das Kind die meiste Zeit zufrie<strong>den</strong> <strong>und</strong> ausgeglichen<br />

ist, sich <strong>für</strong> seine Umgebung interessiert, die Leistungen,<br />

zu <strong>den</strong>en es fähig ist, erbringen kann <strong>und</strong> ein gutes<br />

Selbstwertgefühl besitzt.<br />

<strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> / Der <strong>Umgang</strong> aus Sicht des Kindes 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!