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Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung

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Lebensrealität <strong>und</strong><br />

Wünsche der Eltern<br />

Neben der Beziehung zum Kind, seinen Bedürfnissen <strong>und</strong><br />

seinem Willen, sind die realen Möglichkeiten der Eltern<br />

in die Überlegungen einzubeziehen. Diese Möglichkeiten<br />

wer<strong>den</strong> unter anderem durch die individuellen Lebensbedingungen<br />

der Eltern <strong>nach</strong> <strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong><br />

bestimmt.<br />

Diese Bedingungen ändern sich im Zuge der Aufl ösung<br />

der Partnerschaft. Nicht immer können <strong>und</strong> wollen<br />

Eltern(teile) <strong>nach</strong> der <strong>Trennung</strong> am bisherigen Wohnort<br />

bleiben. Erfolgt ein Umzug in einen anderen Ort, in eine<br />

andere Stadt oder in ein anderes Land, dann haben diese<br />

Veränderungen erheblichen Einfl uss auf die Überlegungen<br />

zum <strong>Umgang</strong>. Nicht nur Fragen der Entfernung, der Reisemöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> das Kind, sondern auch spontane Besuche<br />

des Kindes oder Begleitung zu Kindergarten- oder<br />

Schulaktivitäten müssen anders berücksichtigt wer<strong>den</strong>,<br />

wenn die Wohnorte beider Eltern weit auseinander liegen.<br />

Aber nicht nur der Wohnort kann Einschränkungen mit<br />

sich bringen, auch eine Erwerbsarbeit z.B. im Schichtdienst.<br />

Unregelmäßige Arbeitszeiten verlangen von allen ein hohes<br />

Maß an Anpassungsfähigkeit. Dies gilt <strong>für</strong> die berufl ichen<br />

Belange beider Eltern (z.B. bei der Vereinbarung von Besuchswochenen<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> Ferienaufenthalten). Wechselnde<br />

Arbeitszeiten dürfen aber nicht zu <strong>Umgang</strong>sregelungen<br />

führen, die mit dem Kindeswohl nicht zu vereinbaren sind.<br />

Die geforderte Flexibilität darf auch nicht nur zu Lasten<br />

eines Elternteils gehen oder als Argument missbraucht<br />

wer<strong>den</strong>, sich einer verbindlichen Absprache ganz zu entziehen.<br />

Ferien in Kindertagesstätten <strong>und</strong> Schulen machen<br />

zudem häufi g frühzeitige verbindliche Zusagen der Partner<br />

erforderlich.<br />

Erst wenn die gegenseitigen Erwartungen <strong>und</strong> die Handlungsspielräume<br />

der Eltern geklärt sind, kann festgelegt<br />

wer<strong>den</strong>, was welcher Elternteil konkret leisten kann. Diese<br />

Möglichkeiten sollten mit <strong>den</strong> Wünschen <strong>und</strong> dem Willen<br />

des Kindes verglichen <strong>und</strong> tragfähige Lösungen gesucht<br />

wer<strong>den</strong>. <strong>Umgang</strong>sregelungen, die an der Lebensrealität der<br />

Elternteile vorbei gehen, wer<strong>den</strong> unter Umstän<strong>den</strong> dazu<br />

führen, dass zahlreiche Termine nicht eingehalten wer<strong>den</strong><br />

können. Dadurch entstehen häufi g erhebliche Belastungen<br />

<strong>für</strong> Eltern <strong>und</strong> Kind.<br />

Soweit dies möglich ist, sollten die <strong>Umgang</strong>sregelungen<br />

auch die Wünsche der Eltern berücksichtigen.<br />

Dies kann z.B. die Teilnahme an Veranstaltungen mit dem<br />

Kind betreffen. Eine gute <strong>Umgang</strong>sregelung sollte ebenso<br />

Ausnahmeregelungen bei besonderen Anlässen zulassen<br />

(z.B. Tausch der Besuchswochenen<strong>den</strong>). Schließlich ist die<br />

Zufrie<strong>den</strong>heit der Eltern mit der getroffenen <strong>Umgang</strong>sregelung<br />

auch <strong>für</strong> das Kind wichtig. Unrealistisch sind hingegen<br />

Wünsche, die <strong>den</strong> Partner <strong>und</strong> dessen Lebensstil <strong>und</strong><br />

Ansichten, z.B. einen bestimmten Erziehungsstil, die Ernährung<br />

(soweit sie nicht aus medizinischen Grün<strong>den</strong> geboten<br />

ist) oder die Freizeitgestaltung betreffen.<br />

Monika, 42 Jahre: „Ich hatte immer auf ganz<br />

feste <strong>Umgang</strong>stermine gedrängt. Björns<br />

Vater fand das dagegen sehr lästig.<br />

Er wollte nicht so festgelegt sein. Seit<br />

kurzem habe ich eine neue Stelle in<br />

einer Zeitungsredaktion <strong>und</strong> muss oft<br />

noch abends weg oder habe kurzfristige<br />

Wochenendtermine. Jetzt bin ich sehr<br />

froh, dass diese Arbeitsbedingungen<br />

kein Problem sind <strong>und</strong> er meistens einspringen<br />

kann.“<br />

<strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> / Überlegungen im Vorfeld 31

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