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Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung

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<strong>Trennung</strong> vermei<strong>den</strong>?<br />

<strong>Trennung</strong>en sind nicht an sich schädigend. Risiken <strong>und</strong> Gefahren<br />

ergeben sich erst durch das Zusammenspiel einer Reihe<br />

von Faktoren, die im Einzelfall unterschiedlich zu gewichten<br />

sind. Neben der persönlichen Empfi ndlichkeit des Kindes zum<br />

Zeitpunkt der <strong>Trennung</strong> sind Alter <strong>und</strong> Entwicklungsstand<br />

bedeutsam. Während bei einem Säugling bereits die kurzzeitige<br />

Abwesenheit der Mutter oder einer anderen Bindungsperson<br />

zu einem Gefühl großer Hilfl osigkeit <strong>und</strong> Verlassenheit<br />

führen kann, erweitert sich mit zunehmendem Alter das<br />

Zeitverständnis <strong>und</strong> damit die Toleranz <strong>für</strong> überschaubare<br />

<strong>Trennung</strong>en. Besonders empfi ndlich <strong>für</strong> <strong>Trennung</strong>en<br />

sind Kinder im Alter zwischen etwa sechs Monaten<br />

<strong>und</strong> drei Jahren. In dieser Zeit bin<strong>den</strong> sie sich in der<br />

Regel intensiv an eine oder mehrere Hauptbindungspersonen.<br />

Zugleich ist ihr Verständnis <strong>für</strong> Zeit, Dauer <strong>und</strong><br />

die Gründe von <strong>Trennung</strong>en noch nicht sehr entwickelt.<br />

Ein zweiter Faktor betrifft die Intensität der Bindung <strong>und</strong><br />

damit die emotionale Nähe zu der Person, von der das Kind<br />

getrennt wird. Wenn seine Hauptbindungsperson z.B. die<br />

Großmutter ist, wird die Reaktion auf eine <strong>Trennung</strong> von<br />

Mutter oder Vater weniger schwerwiegend sein. Auch der<br />

Erhalt oder Verlust vertrauter Gegenstände (Bett, Kleidung,<br />

Spielzeug), Gewohnheiten (Essensrituale, Schlafl ied) <strong>und</strong> der<br />

gewohnten Umgebung (Kindertageseinrichtung, Schule,<br />

Fre<strong>und</strong>eskreis) kann einem Kind die <strong>Trennung</strong> erleichtern<br />

oder erschweren.<br />

Weiterhin spielen die Vorgeschichte des Kindes insbesondere<br />

im Hinblick auf frühere <strong>Trennung</strong>en eine Rolle. Ängste<br />

aufgr<strong>und</strong> zurückliegender, nicht verarbeiteter <strong>Trennung</strong>en<br />

können in der aktuellen Situation erneut auftreten <strong>und</strong><br />

verstärkt wer<strong>den</strong>. Schließlich ist wichtig, ob dem Kind Erinnerungen<br />

an die Personen oder Dinge, von <strong>den</strong>en es getrennt<br />

ist, „erlaubt“ sind oder ob sie missbilligt oder sogar mit<br />

einem Tabu belegt wer<strong>den</strong>. Eltern unterstützen ihr Kind<br />

bei der Verarbeitung einer (teilweisen) <strong>Trennung</strong> von<br />

vertrauten Personen oder Gegenstän<strong>den</strong>, wenn sie<br />

<strong>den</strong> Verlust <strong>für</strong> das Kind so gering wie möglich<br />

halten <strong>und</strong> die Abwesenheit des anderen<br />

Elternteils so erträglich wie möglich gestalten;<br />

mit dem Kind über sein Erleben der <strong>Trennung</strong><br />

<strong>und</strong> über seine Ängste sprechen;<br />

dem Kind erlauben, Erinnerungsstücke an die<br />

Zeit vor der <strong>Trennung</strong> zu behalten.<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken der Kinder<br />

<strong>nach</strong> <strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong><br />

<strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong> der Eltern sind <strong>für</strong> jedes Kind eine<br />

Belastung. Kinder können normalerweise diese Belastung<br />

gut überstehen. Den mit dem Wechsel der Familiensituation<br />

verbun<strong>den</strong>en Risiken stehen neue Chancen gegenüber.<br />

Gewöhnlich führen <strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong> zu vorüberge-<br />

Hanne, 40 Jahre: „Es brach mir manchmal das<br />

Herz, wenn ich sah, wie Lukas abends ein<br />

Foto von seinem Papa mit ins Bett nahm<br />

<strong>und</strong> an sich drückte. Wenn ich ihm „Gute<br />

Nacht“ sagte, wollte er oft noch mit mir<br />

darüber sprechen, was sein Papa jetzt<br />

wohl macht <strong>und</strong> ob er sich wohl <strong>nach</strong> ihm<br />

sehnt. Mir liefen oft die Tränen über das<br />

Gesicht, wenn ich versuchte, auf seinen<br />

Wunsch einzugehen. Erst später ist mir klar<br />

gewor<strong>den</strong>, wie wichtig diese Gespräche <strong>für</strong><br />

ihn waren.“<br />

<strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> / <strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong>: Chancen <strong>und</strong> Risiken 47

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