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Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung

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mehrere Stun<strong>den</strong> oder sogar ein Wochenende allein bei<br />

sich zu haben. Auch <strong>für</strong> das Kind ist die Situation neu.<br />

Viele Elternteile sorgen sich, ob sich das Kind auch bei ihnen<br />

wohlfühlt. Aus dieser Ängstlichkeit heraus bieten sie viel<br />

Abwechslung an wie Besuche in Kino, Schwimmbad oder<br />

Zoo etc. Andere vermei<strong>den</strong> das Alleinsein mit dem Kind auf<br />

andere Weise <strong>und</strong> mel<strong>den</strong> sich regelmäßig zu Besuch bei<br />

Großeltern, Verwandten oder Freun<strong>den</strong> an.<br />

Hinter diesen Aktivitäten steckt die Unsicherheit des<br />

Anfangs, die sich jeder Elternteil zugestehen sollte. Um<br />

Kind <strong>und</strong> Elternteil das Miteinander zu erleichtern, können<br />

die beschriebenen Aktivitäten ein guter Einstieg in die<br />

neue gemeinsame Zeit sein. Gr<strong>und</strong>sätzlich aber brauchen<br />

Kinder nicht ständig besondere Ereignisse,<br />

um sich wohl zu fühlen. Sie schätzen es vielmehr, wenn<br />

sie spüren, wie sich Vater oder Mutter auf sie freuen <strong>und</strong><br />

wenn sie gemeinsam überlegen können, wie die vor ihnen<br />

liegen<strong>den</strong> Stun<strong>den</strong> oder Tage verbracht wer<strong>den</strong>.<br />

Dabei sollte sich kein umgangsberechtigter Elternteil<br />

scheuen, klar zu benennen, dass bestimmte Dinge wie<br />

Haushalt, Einkaufen, berufl iche Arbeiten etc. Zeit benötigen<br />

<strong>und</strong> erledigt wer<strong>den</strong> müssen. Das Kind wird unter<br />

Umstän<strong>den</strong> nörgeln, sich deswegen aber nicht weniger<br />

geliebt fühlen. Umgekehrt sollte das Kind auch seine<br />

eigenen Pflichten, wie z.B. Hausaufgaben, einen Brief<br />

schreiben oder auf seinem Musikinstrument üben, mitbringen<br />

<strong>und</strong> erledigen können. So erleben beide – Elternteil<br />

<strong>und</strong> Kind – ein Stück Alltag miteinander. Der Besuch im<br />

Kino oder bei <strong>den</strong> Großeltern wird dann zu etwas Besonderem,<br />

das beide genießen können.<br />

Eine weitere Hürde <strong>für</strong> <strong>den</strong> umgangsberechtigten<br />

Elternteil kann der Informationsaustausch mit<br />

dem/der ehemaligen Partner(in) über das Kind<br />

sein. Die Kommunikation ist oft seit langem<br />

gestört <strong>und</strong> erfordert dann einen großen Kraftaufwand.<br />

Selbst das Gespräch mit dem Kind über die Situation vor<br />

<strong>und</strong> <strong>nach</strong> der <strong>Trennung</strong> wird vom umgangsberechtigten<br />

Elternteil dann als schwierig erlebt, wenn im Vorfeld die<br />

Eltern keine Absprachen hierzu getroffen haben. Kinder<br />

nehmen die <strong>Trennung</strong> der Eltern auf ihre Weise wahr <strong>und</strong><br />

entwickeln hierzu eigene Ansichten <strong>und</strong> Gefühle. Diesen<br />

Gefühlen müssen sich die Eltern stellen, um so eine Bewältigung<br />

der <strong>Trennung</strong> <strong>für</strong> das Kind leichter zu machen.<br />

Unterschiedliche Aussagen der Eltern über ihre <strong>Trennung</strong><br />

verwirren das Kind <strong>und</strong> verzögern seine Anpassung an die<br />

neue Lebenssituation.<br />

Neue Partnerschaften<br />

In jedem Ende steckt ein neuer Anfang. Dies kann durchaus<br />

auch auf die Aufnahme einer neuen Beziehung <strong>nach</strong><br />

<strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong> übertragen wer<strong>den</strong>. Gerade wenn<br />

die vorausgegangene <strong>Trennung</strong> vom anderen Elternteil als<br />

persönliches Scheitern erlebt wurde, kann eine neue Beziehung<br />

als Bestätigung der eigenen Person erlebt wer<strong>den</strong>.<br />

Der Gedanke daran, dass Liebe, Vertrauen, Zuneigung<br />

<strong>und</strong> Intimitäten wieder ausgetauscht <strong>und</strong> erlebt wer<strong>den</strong><br />

können, stärken diesen Elternteil. Haben sich beide Eltern<br />

neuen Partner(inne)n zugewandt, können sie in vielen<br />

Fällen entspannter mit <strong>den</strong> Änderungen in der Lebensführung<br />

des jeweils anderen umgehen.<br />

Deutlich schwieriger erleben Elternteile diese Situation,<br />

sofern nur eine(r) der ehemaligen Partner(innen) eine neue<br />

Beziehung eingegangen ist. Zusätzlich erschwert wird diese<br />

Konstellation in der Regel dann, wenn der neue Partner<br />

bzw. die neue Partnerin der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Auflösung der<br />

Gemeinschaft war.<br />

Stephan, 37 Jahre, Vater von Kyra, zehn Jahre:<br />

„Am vergangenen Wochenende fand ich Kyra<br />

anders als sonst. Irgendwie total aufgedreht,<br />

unruhig. Sie konnte auch nicht einschlafen <strong>und</strong><br />

war dann morgens um 5.30 Uhr schon wieder<br />

wach. Ich hab’ zwar mal gefragt, ob irgendwas<br />

ist, aber sie meinte nur, sie hätte Stress mit<br />

ihrer Fre<strong>und</strong>in. Mehr erzählen wollte sie nicht.<br />

Jetzt überlege ich, ob ich ihre Mutter mal anrufe<br />

<strong>und</strong> <strong>nach</strong>frage. Aber wir haben schon Ewigkeiten<br />

nicht mehrvernünftig miteinander gesprochen<br />

Wahrscheinlich fühlt sie sich wieder angegriffen,<br />

wenn ich frage, ob Kyra ein Problem hat ...“<br />

<strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> / Die neue Lebenssituation <strong>und</strong> der <strong>Umgang</strong> mit dem Kind 21

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