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Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung

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Wenn Kinder <strong>nach</strong> einer <strong>Scheidung</strong> „schwierig“ wer<strong>den</strong>,<br />

so liegen die Gründe da<strong>für</strong> in der Regel in <strong>den</strong> Lebensbedingungen<br />

r<strong>und</strong> um die <strong>Trennung</strong>. Diese können dazu<br />

führen, dass ein Kind in seinen gr<strong>und</strong>legen<strong>den</strong> Bedürfnissen<br />

beeinträchtigt ist.<br />

Ob es einem Kind gelingt, sich an die neuen Bedingungen<br />

anzupassen <strong>und</strong> die <strong>Scheidung</strong> der Eltern zu akzeptieren,<br />

ist nicht eine Frage von Zufall oder Schicksal. In erster<br />

Linie sind es die Eltern selbst, die durch ihr Verhalten dazu<br />

beitragen, dass ihr Kind die Situation bewältigt <strong>und</strong> daran<br />

reift. Viel hängt davon ab, ob es <strong>den</strong> Eltern gelingt, in der<br />

<strong>für</strong> sie neuen Situation der <strong>Trennung</strong> die Bedürfnisse der<br />

Kinder wahrzunehmen <strong>und</strong> angemessen zu erfüllen. Denn<br />

wenn das Kind sich wohl fühlt, dann geht es auch <strong>den</strong><br />

Eltern besser.<br />

Der wichtigste Vorsatz sollte daher sein, bei<br />

allen Entscheidungen das Wohl der Kinder in<br />

<strong>den</strong> Mittelpunkt zu stellen. Dazu gehört auch,<br />

die Kinder aus <strong>den</strong> Paarkonfl ikten herauszuhalten<br />

<strong>und</strong> <strong>den</strong> anderen Elternteil vor dem Kind nicht<br />

zu beschimpfen oder schlecht zu machen. Kinder<br />

brauchen eine möglichst ungetrübte Beziehung<br />

zu bei<strong>den</strong> Eltern <strong>und</strong> sie haben ein Recht darauf.<br />

Aus Sicht des Kindes ist es besonders wichtig, wie der<br />

<strong>Umgang</strong> mit bei<strong>den</strong> Eltern geregelt wird. Auch Kontakte<br />

zu Geschwistern, Großeltern <strong>und</strong> anderen im bisherigen<br />

Leben des Kindes wichtigen Personen sind von großer<br />

Bedeutung. Wenn es <strong>den</strong> Eltern gelingt, die <strong>für</strong> das Kind<br />

bedeutungsvollen Beziehungen zu erhalten <strong>und</strong> zu pfl egen,<br />

wird sich das Kind geachtet <strong>und</strong> wertgeschätzt fühlen.<br />

Für die Eltern ist es eine große Herausforderung, die <strong>Umgang</strong>sregelung<br />

an <strong>den</strong> Bedürfnissen des Kindes auszurichten.<br />

Versagensgefühle, Schuldgefühle <strong>und</strong> Vorstellungen<br />

über die vermeintlich negativen Auswirkungen der <strong>Scheidung</strong><br />

können sie daran hindern, die Bedürfnisse ihres Kindes wahrzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu verstehen. Außerdem fällt es ihnen oft<br />

nicht leicht, mit dem anderen Elternteil zu kommunizieren.<br />

Es ist wichtig, dass Eltern in dieser Situation Orientierung<br />

<strong>und</strong> Hilfe suchen. Der <strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> soll<br />

diese Orientierung bieten. Er richtet sich an beide Eltern<br />

<strong>nach</strong> <strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong>, unabhängig davon, ob sie in<br />

einem Haushalt zusammen gelebt haben. Er geht dabei auf<br />

die Situation des hauptbetreuen<strong>den</strong> Elternteils ein, auf die<br />

des umgangsberechtigten Elternteils <strong>und</strong> auf die anderer<br />

Bezugspersonen des Kindes.<br />

Der <strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> gibt Eltern darüber hinaus<br />

ein Basiswissen an die Hand, das auf <strong>den</strong> ersten Blick wenig<br />

mit dem Thema <strong>Umgang</strong> zu tun zu haben scheint. Über<br />

die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse des Kindes, über Kinderrechte <strong>und</strong><br />

Elternrechte oder über die Bindungsbereitschaft des Kindes<br />

Bescheid zu wissen, kann jedoch helfen, <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> in<br />

einem größeren Zusammenhang zu sehen. Dieses Wissen<br />

kann Eltern dazu anregen, ihre persönliche Befi ndlichkeit hin<br />

<strong>und</strong> wieder ein Stück zur Seite zu stellen. Es ist zusätzlich<br />

eine gute Argumentationsgr<strong>und</strong>lage, solange Eltern noch<br />

darum ringen, welches Verhalten <strong>und</strong> welche Regelungen<br />

<strong>für</strong> ihr Kind am besten sind.<br />

Wenn ersichtlich ist, auf welcher wissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lage<br />

die Empfehlungen des <strong>Wegweiser</strong>s beruhen, lassen<br />

sich diese sicher auch leichter <strong>nach</strong>vollziehen. Die Orientierung<br />

an fachlichen Standards kann jedoch gleichzeitig dazu<br />

führen, dass sich Eltern darin überfordert fühlen, das in<br />

diesem <strong>Wegweiser</strong> zusammengestellte Fachwissen in ihren<br />

Alltag zu übertragen. An dieser Stelle sei deshalb darauf<br />

hingewiesen, dass sich alle Vorschläge <strong>und</strong> Anregungen an<br />

einem Idealzustand orientieren. Sie sind eine Zielvorgabe.<br />

Anspruchsvolle Aufgabe der Eltern ist es, sich vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> Schritt <strong>für</strong> Schritt zu erarbeiten, was <strong>für</strong> sie<br />

<strong>und</strong> ihre Kinder zum jeweiligen Zeitpunkt das Mögliche<br />

ist. Gerade kurz <strong>nach</strong> <strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong>, wenn es<br />

emotional noch drunter <strong>und</strong> drüber geht, sollten sich<br />

Eltern nicht mit zu hohen Ansprüchen noch mehr belasten,<br />

sondern auf die Zeit vertrauen. Solange noch jedes<br />

Gespräch mit Schuldvorwürfen endet, reicht es, sich kurz<br />

<strong>und</strong> knapp über Eckdaten des <strong>Umgang</strong>s zu verständigen.<br />

Aber es ist gut, als Ziel vor Augen zu haben, wie sich<br />

der <strong>Umgang</strong> zum Wohle des Kindes <strong>und</strong> aller Beteiligten<br />

entwickeln kann.<br />

Im Mittelpunkt dieses <strong>Wegweiser</strong>s steht das Kind. Auf sein<br />

Wohl richten sich die Wünsche der Mutter <strong>und</strong> des Vaters.<br />

Der <strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> baut auf der Überzeugung<br />

auf, dass beide Eltern nicht nur das Beste <strong>für</strong> ihr Kind<br />

möchten, sondern in der Lage sind, auch <strong>nach</strong> <strong>Trennung</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Scheidung</strong> die Elternrolle auszufüllen <strong>und</strong> das Beste<br />

<strong>für</strong> ihr Kind zu tun.<br />

<strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> / Einführung 5

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