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<strong>Der</strong> <strong>Rote</strong> <strong>Faden</strong> <strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> vor Ort Seite 12<br />
Die Lebenserwartung und die Rentenbezugsdauer steigen, die Geburtenzahlen sind rückläufig, die<br />
Zahl der durchschnittlichen Beitragsjahre ist es aufgrund längerer Ausbildung und früheren<br />
Ausscheides auch — „da musste was geschehen". Bei der Rente mit 67 allein dürfe es jetzt aber<br />
nicht bleiben. Bildung und Qualifizierung müssten Älteren zugänglich gemacht werden. Es brauche<br />
Regelungen für altersgerechtes Arbeiten und flexible Übergänge in den Ruhestand. Und es<br />
brauche vor allem ein „uneingeschränktes Ja für ein längeres Arbeitslosengeld I", so <strong>Kramme</strong>. Sie<br />
sei nie eine Befürworterin dieses Teils der Arbeitsmarktreformen<br />
„Ohne die Rente mit 67 Würden wir ins offene Messer laufen", erklärte auch die Bundestagsabgeordnete<br />
der Grünen, Elisabeth Scharfenberg. Das Anheben der Lebensarbeitszeit sei ein<br />
Prozess, der nicht Knall auf Fall, sondern über Jahre hinweg einsetze. „Darauf kann man sich<br />
einstellen und von denen, die es betreffen wird, spricht kaum einer über die Rente mit 67." Die seien<br />
nämlich damit beschäftigt, einen Studienplatz oder einen Job zu finden, um ihren Beitrag zur<br />
Solidargesellschaft leisten zu können.<br />
So recht befriedigt hat das alles die Betroffenen und die Experten im Publikum nicht VdK-<br />
Bezirksgeschäftsführer Konrad Scharnagel etwa zitierte Studien, nach denen ein 65-Jähriger im<br />
Jahr 2030 nach 37 Beitragsjahren eine Rente auf Sozialhilfeniveau erhalten werde. Wo bleibt da<br />
die soziale Gerechtigkeit, fragt Scharnagel. Und warum kann sich die Politik nicht zu einer<br />
Sockelrente entschließen?<br />
Gegenrede bekam Scharnagel von der Landesvorsitzenden seines Verbandes, Ulrike Maschen Sie<br />
warne vor vermeintlichen Verlockungen. Eine Grundrente werde immer nahe am<br />
Sozialhilferegelsatz liegen. Und sie biete dem Staat die Gelegenheit, sich endgültig von einer<br />
Arbeitsmarktpolitik für Ältere zu verabschieden.<br />
Keine klare Antwort bekam eine Frau aus dem Publikum, die aufstand und ihren konkreten Fall<br />
schilderte: 45 Jahre hat sie gearbeitet, zwei Kinder großgezogen „und Gott sei Dank war ich keinen<br />
Tag arbeitslos". Jetzt wolle sie vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze in den Ruhe- -stand<br />
gehen. Das bringe ihr 18 Prozent Abschlag und eine Rente ein, die knapp über dem Sozialhilfeniveau<br />
liegt. „Ich erwarte aber nach all der Zeit eine Rente ohne Abschläge." Ihr Fall sei bitter,<br />
bekam die Frau von manchem Politiker auf dem Podium zu hören. Ein einzelner Härtefall aufgrund<br />
einer Stichtagsregelung eben, den man leider nicht vermeiden könne.